Sisilias magische Seiten
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.


Geschichten, Fanfictions und vieles mehr
 
PortalStartseiteSuchenGalerieNeueste BilderAnmeldenLogin

 

 Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman

Nach unten 

Wie findet ihr diese Story?
Super, macht Lust auf mehr!
Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman I_vote_lcap0%Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman I_vote_rcap
 0% [ 0 ]
Ganz nett, (werd mal weiter lesen.)
Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman I_vote_lcap0%Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman I_vote_rcap
 0% [ 0 ]
Weiß nicht, (mal sehen was noch kommt.)
Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman I_vote_lcap0%Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman I_vote_rcap
 0% [ 0 ]
Na ja ... gibt besseres!
Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman I_vote_lcap0%Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman I_vote_rcap
 0% [ 0 ]
Nicht mein Ding!
Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman I_vote_lcap0%Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman I_vote_rcap
 0% [ 0 ]
Stimmen insgesamt : 0
 

AutorNachricht
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 9:28 pm

Wunsch nach Frieden

1. Ein Retter und Gentleman





Wieder einmal saß Cathreen McRowley in der Kutsche, die sie zu einer dieser vielen schrecklichen und langweiligen Gesellschaften bringen sollte, zu denen ihr Vater sie geschickt hatte, seit sie siebzehn Jahre alt geworden war. Bereits die Allererste hatte sich nach anfänglicher Vorfreude als absolute Enttäuschung entpuppt, und in den seither vergangenen gut fünf Jahren war es nicht wirklich besser geworden.
Resigniert seufzte sie auf und starrte aus dem kleinen Fenster der Kutsche. Die karge und öde Landschaft zog langsam an ihr vorbei, ohne dass sie wirklich Notiz davon nahm. Immer weiter ruckelte ihr Gefährt durch kleine, dunkle Wäldchen und vorbei an Feldern, auf denen das Korn schon hoch aufragte. Der unebene, ausgewaschene Weg, über den die Kutsche rollte, schaukelte die beiden Frauen immer wieder mächtig hin und her. Amelie, ihre Gouvernante, oder vielleicht besser gesagt, ihre Anstandsdame, plapperte die ganze Zeit aufgeregt vor sich hin, ohne auch nur einmal Luft zu holen. So kam es Cathreen wenigstens vor.
Doch schon lange hörte sie nicht mehr, was die inzwischen schon in die Jahre gekommene Dame ihr erzählte, denn immer wieder ging es nur um das gleiche leidige Thema: Heiratsfähige junge Männer, die sie auf dem Ball treffen würde und von denen sie sich doch endlich einen erwählen sollte. Mindestens schon zum hundertsten Male hatte sie die Bitten von Amelie gehört, die ständig Cathreens Vater nach dem Munde redete, dass sie doch diesmal einen der jungen Herren mit ihrer Gunst beglücken solle.
Im selben Augenblick, als Cathreen schroff ihre Hand hob, um Amelies Redefluss zu stoppen, ging ein heftiger Ruck durch die Kutsche, welche dann abrupt in leichter Schieflage zum Stehen kam. Glücklicherweise schafften es die beiden Frauen gerade noch, sich festzuhalten, sonst wären sie hart von ihren Sitzen geworfen worden.
Von draußen konnten sie die überaus wütenden und nicht gerade für feine Ohren bestimmten Worte des Kutschers vernehmen, der nur kurze Zeit später die Tür öffnete und mit einem zerknirschten Blick zu ihnen hereinschaute.
„Es tut mir schrecklich Leid, Mylady, eines der Räder ist gebrochen. Ich habe dieses verdammte Schlagloch nicht bemerkt“, entschuldigte sich der Mann. Er war fast so breit wie ein Bär, aber das schlechte Gewissen ließ ihn förmlich schrumpfen. Seine blauen Augen, die aus dem bärtigen Gesicht herausleuchteten, blickten fast verzweifelt auf die beiden Frauen.
„Leider wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als ins nächste Dorf zu laufen und entweder ein neues Rad oder eine andere Kutsche zu besorgen, Miss Cathreen“, erklärte er reumütig und sah sich kurz nach rechts und links die Straße entlang um.
„Worauf wartet er dann noch?“, fragte Amelie barsch und scheuchte den Kutscher mit einer Handbewegung fort, der hastig die Türe schloss und sich in Fahrtrichtung davon machte.
„Aber beeile er sich, wir wollen hier in der Kutsche ja nicht übernachten und sei er zurück, bevor es ganz dunkel ist“, rief sie dem Mann hinterher.
Er brummte noch etwas wie er könne doch nicht fliegen, dann hörten sie, wie sich seine Schritte rasch von der fahruntüchtigen Kutsche entfernten.
Cathreen lehnte sich erneut seufzend zurück. Das konnte ja heiter werden. Nicht nur, dass man sie zwang, auf dieses grässliche Feste zu gehen, jetzt saßen sie auch noch mitten in einem kleinen Waldstück in einer menschenleeren Gegend fest und mussten warten, bis ihr Kutscher einen Ersatz gefunden hatte.
Nach einigen Minuten hatte Amelie ihrer Wut über den Kerl und seine Unfähigkeit, eine Kutsche zu lenken, Luft gemacht, und sie kehrte wieder zu ihrem Lieblingsthema zurück. Doch das war zuviel für Cathreen, deren Geduld ohnehin schon erschöpft war. Sie wollte nur noch weg, einfach raus, ein wenig an die frische Luft, und griff nach dem Türknauf.
„Miss Cathreen, Ihr könnt doch nicht mitten in dieser verlassenen Gegend aus der Kutsche steigen. Das gehört sich nicht für eine Dame!“, protestierte ihre Gouvernante sofort. Doch unbeeindruckt von diesen Worten öffnete Cathreen die Türe und verließ das Gefährt. Sie musste sich unbedingt die Beine vertreten, denn sie hielt es dort drin keine Sekunde länger aus und wollte vor allem für ein paar Minuten ihrer geschwätzigen Begleiterin entkommen.
Es dämmerte schon, und langsam neigte sich der Tag seinem Ende entgegen. Die Schatten der Bäume breiteten sich inzwischen über die ganze Straße aus und hüllten alles in ein unheimlich düsteres Licht.
Dennoch wollte Cathreen nicht die ganze Zeit wartend in der Kutsche sitzen bleiben, sie hatte im Grunde auch keine Angst vor der Nacht, also ging sie ein kleines Stück den Weg entlang, bis sie plötzlich im Wald ein Reh und dessen Kitz bemerkte, welche dort auf einer kleinen Lichtung grasten. Neugierig schlich sie sich leise näher an die beiden heran, um sie besser betrachten zu können. Dabei verließ sie den Weg, trat direkt in den Wald hinein und verschwand sogleich zwischen den Bäumen.
Sie war kaum ein paar Schritte gegangen, da hörte sie plötzlich vom Weg her einen Schrei, der ihr durch Mark und Bein ging, und sofort danach einen lauten Knall, der sich anhörte wie ein Schuss. Während die Rehe davon stoben, wirbelte Cathreen erschrocken und mit wild klopfendem Herzen herum und konnte durch die Bäume hindurch erkennen, wie sich mehrere heruntergekommen wirkende Fremde daran machten, ungestüm die Kutsche zu durchsuchen – sie zählte insgesamt fünf. Doch alles, was für die ungehobelten Mannsbilder keinen Wert zu haben schien, warfen sie einfach achtlos auf die Straße. Mit zitternden Händen und vor Angst zugeschnürter Kehle drückte sich Cathreen eng gegen einen dicken Baumstamm und versteckte sich dahinter. Ihr Gesicht war leichenblass, und selbst wenn sie es gewollt hätte, wäre sie in diesem Moment nicht fähig gewesen, sich auch nur einen einzigen Zentimeter weit zu bewegen. So konnte sie nur stumm und zitternd beobachten, was sich da vor ihr bei der Kutsche abspielte.
Plötzlich zuckte sie erneut zusammen, als ein Pferd im Galopp die Straße heraufgesprengt kam. Ein großer, dunkelhaariger Mann, der auf einem prachtvollen Rapp-Schecken saß, riss zwei Pistolen aus seiner Satteltasche und richtete diese auf die Männer, welche gerade anfangen wollten, das Gefährt auseinander zu nehmen.
„Hände weg von der Kutsche!“
Seine kräftige, männliche Stimme hallte durch den ganzen Wald, und die Banditen, welche nun angstvoll auf die Pistolen in seinen Händen blickten, wichen einige Schritte vor ihm zurück, bis eine der schäbigen Gestalten, ein Mann mit wirrem, dunklen Haar und finsteren Augen, einen seiner Kumpanen am Ärmel packte und ihn mit sich zog.
„Lass uns verschwinden, da drin ist sowieso nichts, was sich lohnen würde“, brummte der räudigste von den Fünfen, ging noch einen Schritt rückwärts, drehte sich dann um und rannte so schnell ihn seine Beine trugen gegenüber in den Wald hinein, gefolgt von den anderen. Innerhalb von wenigen Sekunden war von ihnen nichts mehr zu sehen, so, als hätte sie der Erdboden verschluckt.
Kurz warf Cathreen einen Blick zu der Kutsche und dem Mann, der noch immer auf seinem Pferd saß und in die Richtung starrte, in der die Kerle verschwunden waren. Ihr fiel auf, dass er um einiges besser gekleidet war als die anderen, jedoch war er bewaffnet, was ihn auch nicht gerade Vertrauenerweckend machte, zumal sie ihn auch bis jetzt nur von hinten sehen konnte. So blieb sie stehen und beobachtete ihn weiter.
Nach, wie ihr schien einer halben Ewigkeit schwang sich der Mann aus seinem Sattel und steckte eine der Pistolen zurück die Satteltasche, während er die andere immer noch in der Hand behielt. Langsam trat er auf die Kutsche zu, musterte sie von außen und trat mit seinem Fuß leicht gegen das gebrochene Rad. Dann warf er einen kurzen Blick in das Innere des Wagens, doch kopfschüttelnd wandte er sich gleich wieder ab und drehte sich um, aufmerksam die Gegend absuchend.
Das war das erste Mal, dass sie sein Gesicht sehen konnte, so gut es eben in der Dämmerung möglich war. Er hatte ebenmäßige Züge, und seine dunklen Augen wirkten sehr lebendig in seinem markanten, männlichen Gesicht, auch wenn er jetzt sehr betroffen dreinschaute. Seine langen, kräftigen schwarzen Haare hatte er im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden, und auf seinem Kopf trug er einen edlen Dreispitz.
Immer noch ängstlich zögernd blieb Cathreen hinter dem Baumstamm stehen. Was hatte der Mann jetzt vor? Würde er die paar Wertgegenstände, die sich in der Kutsche befanden, für sich haben wollen? Hart schluckend beobachtete sie weiter, wie er sich noch einmal in der Gegend umsah, dann aber seine Waffe in seinen Gürtel steckte, wohl um beide Hände frei zu haben. Wieder wandte er sich zu der Kutsche und beugte sich erneut hinein.
Weil ein dicker Ast ihr jetzt den Blick versperrte, machte sie einen Schritt zur Seite, um besser sehen zu können, was er tat. Doch sie hatte das trockene Holz zu ihren Füßen nicht bemerkt, und es gab ein lautes Knacken, als sie ihr Gewicht darauf verlagerte. Sofort versteckte sie sich wieder mit heftigem Herzklopfen hinter dem Baum und hoffte, dass er sie nicht gehört, geschweige denn gesehen hätte.
Aber als sie einige Sekunden später wieder um den Baum herumlinste, konnte sie sehen, dass der Mann die Kutsche umrundet hatte und nun bei den Pferden stand, die ein wenig nervös wirkten. Er streichelte beruhigend über ihre Hälse und schien leise zu ihnen zu sprechen.
Sollte sie es wagen, zu der Kutsche zu gehen und dort nach der Waffe des Kutschers zu suchen? Er musste sie wie gewöhnlich in der Tasche unter dem Kutschbock haben, das wusste sie.
Einen Moment lang zögerte sie noch, doch dann fasste sie allen Mut zusammen und schlich so leise sie konnte von hinten an die Kutsche heran. Unbemerkt erreicht sie diese und duckte sogleich sich an der Seite weg, schlich langsam an dem Gefährt entlang bis nach vorn und hatte dann sehr schnell den Kutschbock erreicht. Den Mann konnte sie im Moment nicht sehen, denn bei den Pferden war er nicht mehr.
Sie beugte sich hastig nach vorn und fingerte nach dem Beutel. Ihre Hand hatte sie schon in die Tasche gesteckt und starrte nun wie gebannt auf die Waffe, die sie durch die schmale Öffnung des ledernen Behältnisses sehen konnte. Nur einmal in ihrem Leben hatte sie so etwas kurz in der Hand gehabt, doch leider keine Ahnung davon, wie man das Ding richtig benutzte. Aber es half nichts, irgendwie musste sie sich verteidigen.
Sie wollte das Gewehr schon herausziehen, als sie plötzlich etwas in ihrem Rücken spürte, von dem sie annahm, dass es der Lauf einer Pistole sei, und sofort hörte sie auch schon die Worte des Mannes hinter sich.
„Das würde ich besser sein lassen!“, drohte er.
Es war ihr, als würde ihr Herz einen Moment lang aussetzen, mit einem leisen Aufschrei fuhr sie erschrocken zurück, wobei die Waffe aus der Tasche auf den Boden fiel.
Mit einem panischen Blick auf den Mann wich sie jetzt angstvoll weiter vor ihm zurück.
„Entschuldigt, Mylady. Ich hatte nicht vor, Euch zu erschrecken. Ich fürchtete nur, einer der Kerle von vorhin ...“, unvermittelt stockte er und hob beschwichtigend seine Hände.
„Habt keine Angst. Ich habe nicht vor, Euch etwas zu tun“, versuchte er sie zu beruhigen. „Wart Ihr etwa auch in der Kutsche?“, wollte er dann wissen und deutete darauf.
Cathreen wusste nicht, was sie von dem Mann halten sollte. Sie wich aus Furcht noch einen weiteren Schritt zurück, bis sie mit dem Rücken hart gegen den Kutschbock stieß.
„Kommt ja nicht näher, ich warne Euch ... ich ...“, ihr Blick fiel wieder zu der Waffe, die nun vor ihren Füßen auf dem Boden lag. Dann sah sie erneut in das Gesicht des fremden Mannes, das jetzt leicht im Schatten lag, so dass sie in der eingetretenen Dunkelheit seine Gesichtszüge schlecht erkennen konnte.
„Mylady. Beruhigt Euch. Ich werde Euch sicherlich nichts tun. Ich gehöre nicht zu diesen Gaunern. Ich möchte Euch wirklich nur helfen! Seht her, meine Waffe ist nicht einmal geladen“, erklärte er mit eindringlicher Stimme und hielt ihr seine Waffe hin, so dass sie diese genau sehen konnte. Cathreen musterte ihn aber weiterhin misstrauisch, denn auch wenn die Waffe nicht geladen war, beruhigte sie dies nicht wirklich.
„Ich denke, es wäre besser, wenn ich Euch von hier fort brächte, es ist nicht auszuschließen, dass die Männer noch einmal zurück kehren, vielleicht mit Verstärkung. Und wenn sie diesmal herausfinden sollten, dass meine Waffen nicht geladen sind, haben wir ein gewaltiges Problem.“
Seine Stimme hatte etwas Ehrliches an sich, aber dennoch konnte sie doch einem Fremden, der nicht einmal den Anstand besaß, sich vorzustellen, nicht einfach so vertrauen!
„Ihr seid keiner von diesen ...?“, begann sie.
Da ihr jedoch in dieser Sekunde Amelie wieder einfiel, rauschte sie unvermittelt an ihm vorbei und glitt sofort zu der immer noch offen stehenden Türe der Kutsche. Ein entsetztes Keuchen entfuhr ihr, als sie das Bild sah, welches bis dahin in der Kutsche verborgen geblieben war. Ruckartig drehte sie sich wieder um, presste ihre Finger auf die Lippen, und fast panisch huschten jetzt ihre Augen hin und her.
„Es tut mir leid um Eure Begleiterin“, sagte er leise und ging auf sie zu.
Cathreen redete weiter, ohne wirklich realisiert zu haben, was sie gerade gesehen hatte.
„Aber ..., ich kann nicht mit Euch gehen. Ich kenne Euch doch nicht einmal! Ganz zu schweigen davon, habt Ihr Euch mir noch nicht einmal vorgestellt!“
Ihre Gedanken wirbelten im Kreis. Amelie war ihr zwar immer auf die Nerven gegangen, doch das hier hatte sie nicht verdient. Geschockt hob sie die Hände vor das Gesicht und kämpfte mit den Tränen, die in ihr aufstiegen. Was wäre gewesen, wenn sie auch noch in der Kutsche gesessen hätte? Hätten die Männer sie auch getötet oder noch Schlimmeres mit ihr getan? Ihre Hände begannen zu zittern, in ihrem Kopf begann sich alles zu drehen und sie fürchtete, dass ihre Beine womöglich gleich nachgeben würden. Was waren das nur für abscheuliche Verbrecher?
Cathreen sah erst wieder auf, als der Mann vor ihr sich räusperte.
„Entschuldigt. Es war ungehörig von mir. Mein Name ist Ashley Sinclair!“, antwortete er ihr, nahm kurz seinen Hut ab und deutete eine Verbeugung an. „Würdet Ihr mir auch Euren Namen verraten?“, fragte er vorsichtig nach.
„Cathreen McRowley“, sagte sie, immer noch geschockt und ohne ihn anzusehen. Erst nach einer kurzen Weile wurden ihr seine Worte bewusst und sie musterte ihn unauffällig. Nun wich ihre Trauer über den Tod von Amelie, einer gewissen Angst und um diese vor ihm zu überspielen, hob sie einfach trotzig den Kopf an und versuchte mit fester Stimme zu sprechen.
„Nichtsdestotrotz, ich kenne Euch nicht, und es ist vollkommen inakzeptabel, dass ich mit Euch gehe. Das geht nicht ..., allein schon, dass ich mit Euch hier alleine bin, wird meinen Ruf völlig ruinieren“, erklärte sie nun sehr aufgebracht.
„Andererseits habt Ihr wohl keine andere Wahl. Und ich kann Euch doch auch nicht hier zurücklassen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn die Verbrecher wieder zurück kämen und Euch vielleicht auch noch töteten!“, sagte er in einem strengen Tonfall, und sein Blick wurde dabei sehr ernst.
„Wenn Ihr mir erlauben würdet ...? Wo wolltet Ihr denn hin? Vielleicht kann ich Euch ...?“, begann er, doch sie unterbrach ihn brüsk
.


Zuletzt von Sisilia am Fr Aug 01, 2008 5:28 pm bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 9:29 pm

„Nein, Ihr könnt mir nicht helfen!“, erklärte sie aufgebracht. „Lasst mich alleine. Geht schon!“, befahl sie ihm in einem strengen Tonfall. „Ich bin auf Eure Hilfe nicht angewiesen“, zischte sie und versuchte ihn so hochmütig anzusehen, wie es ihr in dieser Situation nur möglich war. Ohne auf seine Reaktion zu warten, drehte sie sich dann auf dem Absatz herum und lief die Straße entlang, was in ihrem Ballkleid mit den vielen Röcken und Unterröcken gar nicht so einfach war. Auch waren die Schuhe für alles andere gemacht, als weite Strecken darin zu laufen. Dennoch hatte sie keinesfalls vor, sich auf die Hilfe eines Fremden zu verlassen.
Doch sie hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als er auch schon wieder neben ihr auftauchte und versuchte, sie zur Vernunft zu bringen.
„Lady McRowley! Seid vernünftig, ich bitte Euch. Ihr könnt mir glauben, ich habe ganz gewiss nicht vor, Euch etwas anzutun oder gar über Euch herzufallen. Ich habe weiß Gott genug mit mir selber zu tun. Ich bin schon den ganzen Tag unterwegs gewesen und freue mich einfach nur auf eine warme Mahlzeit und ein weiches Bett“, versuchte er ihr verständlich zu machen.
Cathreen blieb erneut stehen und musterte ihn voller Unbehagen.
„Das geht aber nicht. Das gehört sich nicht. Mein Vater würde ...“, sie verdrehte die Augen, als sie daran dachte, wie ihr Vater toben würde, wenn er erführe, dass sie mutterseelenallein durch einen Wald voller Strauchdiebe stolperte. „Außerdem werde ich bei einem Bekannten erwartet, und das muss hier ganz in der Nähe sein ... er gibt heute ein Fest.“ Sie verfluchte den Ball innerlich, denn ohne diese vermaledeite Einladung wäre sie jetzt nicht in dieser entsetzlichen Situation.
„Ich schaffe den Weg auch alleine. Macht Euch keine Gedanken und geht endlich!“
Ihre Stimme wurde bei ihren letzten Worten lauter, dann wandte sie sich einfach um und lief weiter. Dabei fiel ihr Blick auf den dunklen Horizont, bald würde es Nacht sein, und man würde nicht mehr viel erkennen können. Erneut blieb sie stehen und blickte auf ihr Kleid. Es würde völlig ruiniert sein, wenn sie weiter ginge.
Aber auch Sinclair gab nicht auf und folgte ihr erneut.
„Dann erlaubt mir, Euch zu Eurem Bekannten zu geleiten. Und seid versichert, Eurer Vater wäre noch mehr außer sich, wenn Euch etwas zustieße, als wenn er zu hören bekäme, dass Ihr von einem ehrenhaften Mann gerettet wurdet“, versuchte er ihr klar zu machen. Sie musterte ihn abwägend, doch wusste sie nicht, was sie darauf antworten sollte.
„Wie steht es? Erlaubt Ihr mir, Euch zu diesem Bekannten zu bringen? Ich wüsste Euch gerne in Sicherheit, bevor ich mir ein Nachtquartier suche.“
Immer noch zögerlich starrte Cathreen ihn an und sah sich dann ratlos um. Allein zurück zu bleiben, schien tatsächlich die schlechtere Alternative zu sein, und so nickte sie resignierend.
„Miss McRowley, wenn jemand meine Schwester retten würde, wäre ich ihm auch dankbar. Ich verspreche feierlich, mich Euch gegenüber wie ein Gentlemen zu benehmen“, erklärte er und zwinkerte ihr frech zu.
Ob dieser Dreistigkeit, oder wenigstens erschien es ihr als solche, straffte sie ihre Schultern und reckte das Kinn.
„Ihr seid ein Schuft!“, warf sie ihm entgegen. „Ihr könnt unmöglich aus gutem, geschweige denn aus ehrenvollem Hause sein. Aber dennoch nehme ich Eure Hilfe an“, erklärte sie und fügte dann noch leise seufzend hinzu: „Was bleibt mir denn auch anderes übrig.“
„Da gebe ich Euch Recht!“, gab er mit einem Grinsen zurück. Dann stieß er einen scharfen Pfiff aus, woraufhin sein Pferd die Straße herunter auf sie beide zugetrabt kam.
Cathreen McRowley blickte auf das große, kräftige, schwarz-weiß gescheckte Tier und ging unwillkürlich einen Schritt zurück, wobei sie mit der Hand darauf deutete.
„Ihr wollt doch nicht etwa, dass ich darauf ...“, sie beendete den Satz nicht und starrte von dem Hengst zu ihm.
„Habt keine Sorge, er ist lammfromm und folgt aufs Wort“, erklärte er daraufhin und nahm die Zügel in seine Hand.
„Aber ...“, begann sie von neuem, blickte auf ihr Kleid und wieder auf das Pferd.
„Ihr wollt, dass ich so darauf reite?“
In ihrem Blick lag offenbar eine Menge Verzweiflung, denn er lachte kurz auf.
„Bevorzugt Ihr es eher, die ganze Strecke zu laufen?“, fragte er nun, schob einen Fuß in den Steigbügel und saß im Nu im Sattel.
„Aber ... ich kann doch nicht ...“, begann sie erneut und starrte auf den Sattel. „Ihr meint ein Bein ... auf ... auf jeder Seite?“
„Dann lasst eben beide Beine auf einer Seite des Pferdes“, schlug Sinclair gutmütig vor, nahm seinen Fuß aus dem Steigbügel und streckte ihr seine Hand hin.
„Nun?“
Cathreen starrte ihn an, als ob er verrückt geworden sei, doch dann schob sie ein Bein in das Eisen und reichte ihm ihre Hand, auch wenn sie noch immer sehr misstrauisch war. Aber noch weniger wollte sie in der Dunkelheit hier alleine herumlaufen.
Sein Griff war fest, als er sie kraftvoll zu sich nach oben auf das Pferd zog und kurzerhand seinen Arm um ihre Taille legte, um sie fest zu halten. Erschrocken versteifte sie sich sofort, als sie seine Berührung spürte.
„Geht es so?“, fragte er. „Ich muss Euch schon festhalten. Ich will doch nicht, dass Ihr mir noch vom Pferd fallt und Euch ein Bein brecht“, erklärte er, und noch bevor sie darauf etwas erwidern konnte, schnalzte er mit der Zunge und trieb den Hengst an.
Ihre Hände krallten sich vor Schreck in seinen Arm, als das Tier loslief, doch als ihr bewusst wurde, was sie da tat, griff sie sofort in der Mähne des Pferdes, um sich daran festzuhalten.
Hätte sie sich jetzt umgedreht, wäre ihr das vergnügte Grinsen in Ashley Sinclairs Gesicht nicht entgangen, das mit Sicherheit wieder ihr Missfallen erregt hätte. Er trieb sein Pferd noch etwas mehr an, so dass es nun in Trab verfiel, und packte sie noch fester.
„Wenn Ihr mir jetzt noch verratet, wohin ich Euch bringen darf ...?“
Cathreen versteifte sich noch mehr, als er diese Frage stellte. Sie streckte daraufhin nur den Arm aus und deutete auf ein Anwesen, dass man nun, als sie das Waldgebiet verlassen hatten, in der Ferne erkennen konnte und in dessen Fenstern Licht brannte.
„Dort hin. Es ist ein Freund meines Vaters, sehr angesehen. Verbindungen muss man schließlich pflegen.“ Leise fügte sie noch hinzu. „Auch, wenn ich es leider bin, die das tun muss.“
„Dann haben wir ja etwas gemeinsam. Auch mich hat mein Vater hier her geschickt. Kennt Ihr Lord Williams schon lange?“, wollte er nun wissen.
„Er ist ein guter Freund meines Vaters“, erklärte sie knapp, ohne weiter auf ihn einzugehen. Auch wenn sie mehr als überrascht darüber war, dass er ebenfalls dort hin musste.
„Ich verstehe“, antwortete er ebenso knapp, und ohne noch etwas zu sagen ritten sie weiter, bis sie das Anwesen erreicht hatten.
Cathreen fragte sich, wer ihr Retter wohl war. Sie hatte zwar seinen Namen erfahren, doch war das alles, was sie von ihm wusste. Er konnte ebenso gut ein Tunichtgut sein. Aber ganz gegen ihre erste Meinung musste sie sich eingestehen, dass sie sich in seinem Arm nicht unwohl fühlte. Aber was dachte sie das? Das war unmöglich. Er war ein Mann! Sagte sie sich selber und versuchte etwas von ihm abzurücken. Doch viel konnte sie nicht weg, und außerdem hielt er sie gut fest. Dann erreichten sie endlich das Anwesen.
Es war ein typisch englisches zweistöckiges Herrschaftshaus, mit einer breiten, geschwungenen Treppe, die zum Eingang des Hauses hoch führte. Die Fenster im Erdgeschoss waren allesamt hell erleuchtet, und man konnte die Musik hören, die aus dem Ballsaal drang.
Cathreen atmete erleichtert auf, als sie vor dieser Treppe anhielten und sie niemanden draußen sehen konnte. Alle Gäste schienen sich drinnen aufzuhalten, und keiner hatte bemerkt, wie sie angekommen waren.
Als er das Pferd angehalten hatte, ließ sie sich augenblicklich aus dem Sattel rutschen, strich ihr Kleid wieder glatt und sah dann zu ihrem Retter auf, der sie überrascht anblickte. Anscheinend hatte er nicht erwartet, dass sie das tun würde.
Keine Sekunde später, ließ auch er sich aus dem Sattel gleiten und stand dann, sie anlächelnd, neben ihr.
„Vielen Dank für Eure Hilfe ...“, begann sie, nicht so recht wissend, mit welchem Titel sie ihn eigentlich anreden sollte, da er ihr keinen genannt hatte. „Nun, jedenfalls vielen Dank. Wenn ich mich noch irgendwie erkenntlich zeigen kann, so scheut Euch nicht, es mir zu sagen“, erklärte sie ihm und hob ihr Kinn noch etwas an. „Wenn Ihr mich aber jetzt bitte entschuldigen würdet“, fügte sie schnell an und rauschte sofort die Stufen hoch und dem Eingang zu.
„Das habe ich doch gern getan, Lady McRowley. Ich wünsche Euch noch alles Gute“, rief er ihr etwas verdutzt über ihre nun wieder abweisende Art hinterher.
Cathreen klopfte gegen die große Haustüre, welche sich umgehend öffnete und verschwand einen Augenblick später, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen.



***



Sir Williams Butler hatte sie eingelassen, und sobald der Lord mitbekommen hatte, was ihr widerfahren war, musste sie zu ihrem Leidwesen vor allen Anwesenden die ganze Geschichte erneut erzählen.
Nachdem ihr Gastgeber ihr dann doch noch erlaubt hatte, sich erst einmal in eines der Gästezimmer zurückzuziehen, atmete sie erleichtert auf. Aber dennoch stand sie immer noch unter dem gesellschaftlichen Druck, der ihr von ihrem Vater auferlegt worden war. Schließlich hatten sie Verpflichtungen. Da zählte es auch nicht, dass sie den Tod ihrer Gouvernante noch gar nicht wirklich verkraftet hatte. Dennoch ergab sie sich seufzend in ihr Schicksal, als keine fünf Minuten später zwei junge Dienstmädchen ein neues Kleid brachten, hellblau, wunderschön und kostspielig verarbeitet. Sie steckten sie auch sofort hinein, da ihr altes Kleid doch etwas mitgenommen ausgesehen hatte. Wenigstes konnte sie ihre Unterröcke anbehalten, worüber sie mehr als froh war.
Seufzend ließ sie sich außerdem noch die Haare wieder in Ordnung bringen, und als ihr das Mädchen die letzte ihrer schwarzen Locken am Kopf festgesteckt hatte, schaute sie noch kurz in den Spiegel.
Eigentlich war darin ein sehr angenehmes Bild zu sehen. Cathreen hatte eine gute Figur, und ihr Gesicht war ebenmäßig, auch wenn sie die Sommersprossen auf ihrer Nase überhaupt nicht ausstehen konnte. Aber mit etwas Puder und Rouge konnte man sie ja Gott sei Dank ganz gut überdecken. Ihre schwarzen Haare waren kräftig und leider auch oft sehr widerspenstig, wie deren Besitzerin selbst. Sie grinste bei diesem Gedanken, und ihre grünen Augen leuchteten ihr aus dem Spiegel entgegen.
Es half alles nichts, sie wurde unten im Festsaal erwartet und ihr blieb nichts anderes übrig, als hinunter zu gehen und gute Miene zu alledem zu machen.
Sie erhob sich mit einem leisen Murren. Warum nur verlangte ihr Vater das von ihr? Wieso ließ er sie nicht einfach in Ruhe damit, wo er doch wusste, dass sie solche Feierlichkeiten hasste? Sie wusste, dass er, wenn er jetzt hier wäre zu ihr sagen würde, dass sie die Zähne zusammen beißen müsste. Auch den Mord an Amelie würde er nicht als Ausrede dem Fest fernzubleiben gelten lassen.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 9:32 pm

Immer wieder musste sie auf solche Anlässe und es ertragen, dass die vielen jungen Männer um sie herum scharwenzelten wie Motten um das Licht und dann die vielen lächelnden Gesichter, ein Lächeln falscher als das andere. Und obendrein hatte ihr Vater ihr angedroht, sie mit einem Unbekannten zu verheiraten, wenn sie sich nicht bald selber für einen Mann entscheiden würde.
Mit einem tiefen Seufzer machte sie sich schließlich auf den Weg nach unten, jedoch ohne Hast.
Wenige Minuten später betrat sie den Saal und schritt langsam in den Raum hinein, der bereits zum Bersten mit Gästen gefüllt war. Sofort setzte sie ein höfliches und liebreizendes Lächeln auf, so wie sie es vor dem Spiegel immer wieder geübt hatte, und nickte dem einen oder anderen freundlich zu.
Rasch versammelte sich eine ganze Traube von Menschen um sie, die alle nochmals ihre Geschichte auf das Genaueste erzählt haben wollten und sie mit ihrem falschen Mitgefühl bedauerten. Um nicht unhöflich zu wirken, tat sie ihnen den Gefallen, wiederholte die schrecklichen Vorfälle wieder und wieder und beantwortete die vielen Fragen, in der Hoffnung, dass man sie dann endlich in Ruhe lassen würde.
Doch leider war diese Hoffnung vergeblich: Auch wenn man sie nach einiger Zeit endlich nicht mehr mit Fragen nach ihrer Rettung löcherte, waren es nun die jungen Männer, welche sie belagerten und ihr mit stolzgeschwellter Brust erklärten, dass sie mit diesen Mördern nicht so lange gefackelt hätten, wenn sie an der Stelle ihres Retters gewesen wären.
Sie hasste diese Angeber, die in Wirklichkeit nicht einmal fähig waren, sich längere Zeit im Galopp auf einem Pferd zu halten, geschweige denn den Mut aufbringen würden, sich mit einer ungeladenen Waffe fünf heruntergekommenen Gestalten entgegenzustellen.
Mit sehr viel Anstrengung und Geschick gelang es ihr aber immer wieder, sich von diesem oder jenem aufdringlichen Jüngling zu befreien, indem sie ihn mit dem Wunsch nach einem Getränk oder ein paar Blumen fortschickte, obwohl sie im Grunde kein Verlangen danach verspürte. Sie hatte diesen Trick im Laufe der vielen Bälle gelernt, zu deren Teilnahme sie von ihrem Vater genötigt worden war – auf diese Art konnte sie sich immer wieder etwas Luft verschaffen, auch wenn es trotzdem sehr aufreibend und anstrengend war.
Gerade hatte sie sich wieder zwei sehr anhängliche Bewunderer vom Hals geschafft und wollte für einige Minuten auf die Terrasse verschwinden, um Luft zu schöpfen, da fiel ihr Blick auf Ashley Sinclair, der mit einem Ellenbogen an den Kamin gelehnt da stand und sie unverwandt zu mustern schien.
Kurz verspannte sich Cathreen, doch dann überspielte sie ihre Überraschung mit einem aufgesetzten Lächeln und schritt gemächlich zu ihm hinüber.
„Mein Retter hält sich in vornehmen Gesellschaften auf? Wie erstaunlich“, äußerte sie zuckersüß, da sie ihn hier im Grunde gar nicht erwartet hatte.
„Gezwungenermaßen, Miss McRowley“, antwortete er ihr leise, bevor er ihr Lächeln auf dieselbe Art erwiderte.
„Hattet Ihr mir vorhin nicht angeboten, etwas für mich zu tun, wenn ich einen Wunsch hätte? Nun, ich hätte eine Bitte. Wie wäre es, würdet Ihr mich ein paar Minuten an die frische Luft begleiten?“, fragte er und deutete auf die Terrassentüre, die offen stand.
Cathreen musste ein sehr perplexes Gesicht gemacht haben, denn sofort fügte er noch einen weiteren Satz hinzu.
„Ganz ehrenhaft, versteht sich!“ Dabei deutete er eine galante Verbeugung an und musterte sie erwartungsvoll.
„Ist das Eure Forderung für meine Rettung? Ihr seid sehr bescheiden“, erklärte sie, dann drehte sie sich zu den jungen Männern um, die sich schon wieder in ihrer Nähe versammelt hatten und nur auf eine Gelegenheit warteten, um mit ihr zu reden.
„Seht ihn Euch gut an! So sieht ein Retter in der Not und ein Gentleman aus!“, rief sie ihnen laut zu und erfreute sich daran, wie sie teils neidisch, teils beleidigt ihre Gesichter verzogen, Sinclair einen vielsagenden, missgünstigen, fast bösen Blick zuwarfen, sich dann aber abwandten oder leise grummelnd davon gingen. Wieder drehte sie sich zu Sinclair um und musterte nun sein erstauntes Gesicht.
„Entschuldigt mein Verhalten, aber das musste sein ..., sonst hätten sie mich noch alle mit ihrer Zuneigung und Aufdringlichkeit erdrückt.“ Wieder schielte sie kurz zu den jungen Prahlhänsen und war erleichtert, dass diese wohl fürs Erste aufgegeben hatten. „Natürlich werde ich Euch begleiten, schließlich war es so abgemacht, Mylord“, sagte sie sehr förmlich und sah ihn abwartend an. Dabei fielen ihr seine dunklen Augen auf, die im Glanz der Kerzen ungewöhnlich leuchteten.
So eindrucksvolle Augen habe ich noch nie gesehen ... schoss es ihr in diesem Moment durch den Kopf. Doch dann rief sie sich wieder zur Ordnung: Cathreen, so etwas darfst du nicht einmal denken, das gehört sich nicht, sagte sie tonlos zu sich selber, und als Sinclair ihr seinen Arm reichte, legte sie ihre Hand darauf und ging mit ihm auf die Terrasse zu.
„Glaubt mir, ich würde es nie wagen, so etwas von Euch zu fordern. Doch ich fühle mich geehrt, dass Ihr mir inzwischen mehr vertraut. Eine Bitte hätte ich allerdings noch: Nennt mich nicht Mylord, oder was für einen Titel Ihr mir sonst geben wollt. Ich bin einfach nur Ashley Sinclair, nichts mehr und nichts weniger.“
„In Ordnung“, gab Cathreen knapp zurück und nickte. Inzwischen hatten sie die Terrasse erreicht, auf der sich noch weitere Gäste aufhielten, die ein wenig frische Luft schnappten.
Sie sah sich um, und da sie wieder etliche Blicke auf sich ruhen fühlte, drehte sich zu Sinclair um und musterte ihn fragend.
„Würdet Ihr mit mir in den Park gehen? Oder ist Euch die Gesellschaft der anderen Gäste hier lieber?“, fragte sie, auf die Menschen um sich herum deutend. Irgendwie hatte sie plötzlich ein überwältigendes Verlangen, dem ganzen Tumult hier zu entfliehen, und im Moment war es ihr auch egal, dass sie damit gegen die Etikette verstieß.
„Glaubt mir, ich würde nichts lieber tun, als der ganzen Gesellschaft hier zu entrinnen“, gab er leise, zu ihr gebeugt, zurück.
Erstaunt sah sie ihn an, denn sie hätte von ihm keine solche Antwort erwartet.
„Habe ich Euch jetzt etwa schockiert?“, wollte er mit einem vergnügten Lächeln wissen und richtete sich wieder auf.
Was für ein süßes Grübchen er doch in den Wangen hat, wenn er so lächelt, dachte sie, doch dann hörte sie erneut eine mahnende Stimme in ihrem Kopf. Einen Moment brauchte Cathreen, um sich wieder zu fangen, bevor sie ihm antworten konnte.
„Dann haben wir wohl etwas gemeinsam. Ich hasse solche Feierlichkeiten ebenfalls!“ Entsetzt über sich selber, biss sich auf die Zunge. Wie konnte sie so etwas nur sagen, wo sie doch wusste, dass sich das nicht geziemte.
„Entschuldigt! Ich meine ...“, sie wandte verlegen den Blick ab, „ich meinte, ich bin nicht besonders angetan von solchen Festen.“
Sie merkte, dass diese versuchte Verbesserung ihres Satzes die Sache auch nicht wirklich wieder in Ordnung brachte, und langsam wurde es ihr doch peinlich.
„Schon gut, ich werde Euch nicht verraten und es auch niemandem erzählen“, gab er zurück, und ein Schmunzeln huschte über seine Augen. Doch er schien zu bemerken, wie unangenehm ihr die ganze Situation war, daher wechselte er kurzerhand das Thema, wofür sie ihm sehr dankbar war.
„Ich habe übrigens einen Knecht losgeschickt, der den Sheriff und Euren Kutscher über die Geschehnisse in Kenntnis setzten soll“, erklärte er, und sie sah ihn etwas verwundert an.
„Das war wirklich nett von Euch. Ich danke Euch“, sagte sie überrascht und lächelte schüchtern.
„Schon gut, das war keine große Mühe. Aber ich vermute, der Sheriff wird wohl morgen noch mit Euch sprechen wollen“, fügte er an.
„Das denke ich auch“, nickte sie und presste kurz die Lippen aufeinander, als sie erneut an Amelie denken musste. Das Bild der Toten schlich sich wieder vor ihr geistiges Auge und ein eiskalter Schauer, lief ihr über den Rücken, während sich ihr Magen fast schmerzhaft verkrampfte. Schnell schüttelte sie die trüben Gedanken wieder ab und deutete dann auf den Park. „Wollen wir?“, fragte sie nur knapp.
„Wenn Ihr Euch nicht fürchtet, mit mir alleine durch den Park zu gehen? Bedenkt doch die Gefahr für Euren Ruf“, warf er grinsend ein.
Kurz überlegte Cathreen, ob sie wütend sein sollte, doch dann hob sie ihr Kinn und funkelte ihn aus ihren grünen Augen an.
„Habt keine Sorge. Ich weiß mir schon zu helfen“, gab sie spitz zurück und ging los, ohne auf ihn zu warten.
Was erlaubte sich dieser Kerl eigentlich ... aber eigentlich war er auch ganz charmant ... Wieder hörte sie die warnende Stimme in ihrem Kopf, die ihr streng befahl, sich besser unter Kontrolle zu halten.
Schmunzelnd bemerkte sie, dass sie ihn doch mit ihrer Aussage überrascht haben musste, denn es dauerte ein paar Sekunden, bis er ihr folgte, obwohl er sie bald eingeholt hatte.
„Dann bin ich ja ungemein beruhigt, Lady McRowley“, betonte er etwas verspätet.
„Das könnt Ihr auch sein, wirklich!“
Während des Spaziergangs schaute sich Cathreen noch einmal kurz um, blickte zu den Menschen, die sich noch immer auf der Terrasse aufhielten, und sah auch in die erleuchteten Fenster des Hauses, aus dem immer noch Musik drang. Eigentlich hatte sie für heute mehr als genug, und war nicht im Entferntesten daran interessiert, dieser Gesellschaft noch einmal beizuwohnen, obwohl es noch früh am Abend war. Doch Ihrer Meinung nach hatte sie es für heute lange genug unter diesen scheinheiligen Gestalten aushalten müssen.
Als sie ihren Blick wieder nach vorn richtete, blieben ihre Augen kurz an der Gestalt von Ashley Sinclair hängen. Er war bestimmt einen guten Kopf größer als sie und sah in dem Dreiteiler, den er trug, gar nicht mal so schlecht aus. Jedenfalls wirkte er männlicher als all die Burschen in dem Haus hinter ihnen, die ihr für gewöhnlich nachliefen. Sinclair hielt einen kleinen Ast in der Hand, den er im Vorbeigehen von einem der Büsche abgebrochen hatte, und ließ diesen nun spielerisch in seinen Händen hin und her wandern.
Als sie nach einigen Minuten eine kleine Bank erreicht hatten, die mitten im Park vor einer wunderbar kunstvoll geschnittenen Hecke stand, ließ sie sich leise seufzend darauf nieder. Ihre Füße taten ihr Weh von dem vielen Stehen an diesem Abend, in den engen Schuhen, und deshalb war sie froh, dass sie sich wenigstens für ein Weilchen setzen konnte. Auch wenn das nicht ganz so einfach war, mit den vielen Lagen an Unterröcken, welche sie trug.
„Geht es Euch gut?“, fragte Sinclair und musterte sie besorgt. Sie hatte das Gefühl, dass er es wirklich ernst meinte und seine Frage nicht nur eine Höflichkeitsfloskel war. Deshalb beschloss sie, auch ehrlich zu ihm zu sein.
„Ja, mir geht es gut. Doch da Ihr anscheinend die gleiche Abneigung gegen solche Feste hegt wie ich, werdet Ihr es mir bestimmt nicht übel nehmen, wenn ich offen erkläre, dass ich Euch nicht mehr dahin zurückbegleiten werde. Ich habe nicht die Absicht, mich dort heute noch einmal blicken zu lassen.“ Sie sah ihm dabei fest in die Augen, seiner Reaktion auf ihr rebellisches Verhalten harrend. Doch er nickte zunächst nur knapp und sah sie dann nachdenklich an.
„Was habt Ihr statt dessen vor? Wenn ich mir erlauben darf, Euch das zu fragen“, wollte er zu ihrer Überraschung wissen. Sie hatte eigentlich eher damit gerechnet, dass er empört reagieren oder zumindest versuchen würde, sie davon abzubringen.
„Nichts habe ich vor. Ich werde wohl einfach noch einige Zeit an diesem stillen Fleckchen bleiben und die Ruhe genießen. Wir sind doch ungestört hier, oder nicht?“ Sie sah nun zu ihm auf und wieder fielen ihr seine Augen auf, die sogar hier im dunklen Park ein ungewöhnliches Leuchten zu verströmen schienen.
„Ihr habt meine Frage falsch verstanden. Ich meinte damit, dass Eure Kutsche mit Sicherheit heute nicht mehr eintreffen wird, und wenn ihr nach Hause kommen wollt, müsst Ihr Euch eine von Lord Williams ausleihen, aber dazu müsst Ihr wohl oder übel zurück zum Fest gehen“, erklärte er sich nun genauer. Mit einer Miene, die deutlich zeigte, was sie davon hielt, lehnte sich Cathreen auf der Bank zurück.
„Vergebt mir, wenn ich Euch damit zu nahe trete, doch so einfach werdet Ihr dem Fest nicht entkommen können, es sei denn ...“, er beendete seinen Satz nicht, sondern schüttelte den Kopf, so als wolle er einen Gedanken, den er gerade gehabt hatte, wieder vertreiben.
„Ich werde über Nacht hier bleiben. Der Lord war so freundlich, mir eines seiner Gästezimmer zu geben. Somit kann ich zumindest für heute dieser oberflächlichen Gesellschaft entgehen, und die nächsten Tage werden ohnehin ruhiger verlaufen. Doch was ist mit Euch? Wie lange werdet ihr Gast von Lord Williams sein?“, gab sie die Frage zurück, doch noch bevor er darauf antworten konnte, schlich sich ein schalkhaftes Blitzen in ihre Augen und sie erhob sich wieder. „Wolltet Ihr nicht auch dieser Gesellschaft entkommen? Ein einfaches Ja oder Nein würde mir genügen“, stichelte sie nun, ihre vorige Frage vergessend, und sah ihn mit offenem Blick an.
Es war unübersehbar, dass auch er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte, falls er das überhaupt versuchte, was sie langsam bezweifelte.
„Ja“, sagte er direkt heraus und schaute sie gespannt an.
„Sehr schön, dann seid so nett und wartet hier bitte einen Moment“, trug sie ihm auf und ließ ihn mit einem mehr als erstaunten Blick stehen. Sie spazierte durch einen kleinen Durchgang und verschwand hinter einer höheren blickdichten Hecke. Kurz sah sie sich noch um, bevor sie begann, sich das Kleid und die vielen Unterröcke abzustreifen. Sie warf ihm die Teile schwungvoll über die Hecke hinweg zu, nachdem sie unter den Unterröcken ein Stoffbündel und Sandalen hervor zog, welche sie geschickt verstanden hatte, darunter zu verbergen.
„Würdet Ihr wohl so nett sein und die Sachen einen Moment für mich halten?“, bat sie ihn und hätte nun einiges gegeben, um sein Gesicht sehen zu können.
Keine Minute später trat sie wieder hinter der Hecke hervor, bekleidet mit einer Hose und einem Hemd ihres Vaters. Zwar waren die Sachen ihr etwas zu groß, doch durch den geschickten Einsatz eines Gürtels fiel das kaum weiter auf. Anstatt ihrer Schuhe trug sie jetzt die Sandalen, in denen sie sich wohler fühlte, als in den engen Tanzschuhen.
„Schon immer habe ich mich von anderen Mädchen unterschieden“, begann sie zu erklären, während sie noch die letzten Spangen aus ihren Haaren herauszog, sodass ihre langen schwarzen Locken nun offen über ihren Rücken fielen.
„Meine Mutter starb kurz nach meiner Geburt, so bin ich nur unter der Hand meines Vaters aufgewachsen. Ich spielte viel in den Wäldern, tobte mit den jungen Hengsten auf der Koppel herum, und balgte und schlug mich mit meinen Vettern, die allesamt Angst vor mir hatten. Auch legte ich nie großen Wert darauf, zu Hause zu sitzen und zu sticken oder ähnliche „weiblichen Handarbeiten“ zu lernen. Nein, im Gegenteil, ich bat meinen Vater, mir das Bogenschießen beizubringen, und er nahm mich sogar mit auf die Jagd, wenn wir alleine unterwegs waren. Auf Jagdgesellschaften durfte ich leider nie mit. Nur Schusswaffen hat er mir untersagt, das sei nichts für mich, viel zu gefährlich, meinte er immer.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 9:38 pm

Erst als ich siebzehn wurde, fiel meinem Vater auf, dass er wohl in der Erziehung, wie er meinte, einen falschen Weg eingeschlagen und es versäumt hätte, mich zu einer anständigen und wohlerzogenen Dame zu formen. Also versuchte er die Jahre, in denen er es verpasst hatte, eine Lady aus mir zu machen, in wenigen Monaten in mich hinein zu prügeln.
Ach, nehmt das „Prügeln“ bitte nicht wörtlich. Mein Vater hat mich nie geschlagen“, die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus, und sie war selber überrascht, wie offen sie mit diesem ihr eigentlich fremden Mann sprach. Sie reichte ihm nun die letzte Spange aus ihrem Haar und fuhr sich mit den Fingern durch die wilden Locken, bevor sie weitersprach.
„Nun ja, ich tue ihm eben nun den Gefallen und versuche die junge Dame zu sein, die er gerne hätte. Zumindest dann, wenn er hinsieht“, beendete sie ihre Erklärung und zwinkerte ihm kurz frech zu.
Sinclair starrte die ganze Zeit fassungslos von dem Kleid zu ihr und wieder zurück. Er schien ihr zwar zuzuhören, doch machte er ganz den Eindruck, als hätte er Schwierigkeiten, das alles zu verdauen.
„Was habt Ihr, Mr. Sinclair? Also ich für meinen Teil wäre so weit, von mir aus können wir jetzt gehen. Dann werde ich Euch einmal zeigen, was ich unter einer richtigen Feier verstehe.“
Sie sah ihn abwartend an, und als er sich nicht gleich rührte, hob sie fragend eine Augenbraue.
Sinclair räusperte sich kurz, bevor er endlich antwortete.
„Das hört sich alles sehr abenteuerlich an, Miss McRowley. Doch ich denke, wenn Euer Vater Euch so zu Gesicht bekäme, würde er Euch mit Sicherheit übers Knie legen, was ich ihm ehrlich gesagt nicht verübeln könnte. Wenn ich mir vorstelle, meine kleine Schwester würde herumlaufen, wie ... wie ein dahergelaufener Stallbursche ...“, er brach den Satz hier ab, doch sein Blick haftete noch immer auf ihrer Gestalt.
„Erzählt es einfach niemandem. Ich denke, mein Vater würde mich vermutlich mit dem Nächstbesten vermählen oder mich vielleicht auch ins Kloster schicken, wenn er das wüsste“, antwortete sie ihm. Das Erstere plant er ja sowie schon, dachte sie für sich und nahm ihm das Kleid wieder ab, welches sie zusammen mit den Haarspangen hinter der dichten Hecke versteckte, in der Hoffnung, dass es dort keiner finden würde, bis sie wieder zurück wären.
Sie bemerkte seinen skeptischen Blick, zuckte aber nur mit den Schultern.
„Ihr müsst ja nicht mitkommen, es bleibt Eure Entscheidung, ob Ihr das Risiko eingehen oder lieber weiter an dieser langweiligen Gesellschaft teilnehmen wollt.“ Kurz deutete sie bei diesen Worten mit dem Kopf in Richtung des Hauses, dann drehte sie sich um und lief auf den hinteren Teil des Parks zu, ohne eine Antwort von ihm abzuwarten. Nach einem raschen Blick über die Schulter begann sie, über den Zaun zu klettern, was der einzige Weg aus dem Anwesen heraus war, andernfalls hätte sie an den Gästen vorbei gemusst.
Aus den Augenwinkeln nahm sie schließlich wahr, dass Sinclair ihr gefolgt war. Und kaum hatte sie den Zaun überwunden, sprang er behände ebenfalls darüber und blieb dann neben ihr stehen.
„Wohin habt Ihr vor zu gehen? Wenn ich das erfahren darf?“
„Einfach nur die Straße entlang zum nächsten Dorf. Dort gleich hinter dem Hügel. Man hört die Feste der ... sagen wir mal, bäuerlichen Gesellschaft, sofort und sie sind um einiges herzlicher“, erklärte sie ihm und musterte ihn nun von der Seite her, als er in die von ihr angedeutete Richtung blickte.
„Aber keine Sorge, wenn Ihr nicht wollt, werde ich Euch nicht zu solch einem ‚einfacher Leute’ Fest mitnehmen. Ich kann Euch auch nur das Dorf zeigen“, bot sie ihm an.
„Nein, nein. Es würde mich sehr interessieren“, versicherte er ihr rasch.
„Gut, aber ich habe Euch gewarnt“, schmunzelte sie. Sie marschierten die Straße entlang und keine zehn Minuten später hatten sie auch schon die ersten Häuser des Ortes erreicht, der ein ganzes Stück hinter dem Anwesen von Lord Williams lag.
Sie bemerkte wohl, dass Sinclair sie unverwandt anblickte, bemühte sich jedoch, diesen Umstand, so gut es ging, zu ignorieren.
Als sie an einer Gasse vorbeikamen, aus der laute Musik und Gelächter zu hören waren, wies sie in die entsprechende Richtung.
„Dort entlang müssen wir“, erklärte sie und machte einige Schritte in die Gasse hinein, doch dann blieb sie abrupt stehen und sah ihn nachdenklich an.
„Bitte, seid ehrlich. Nun seid Ihr schockiert, nicht wahr? Eine Dame mit Manieren eines ... wie sagtet Ihr? Stallburschen? Ja, genau, das war doch das Wort, das Ihr gebraucht hattet.“
„Nun ja. Ich würde es nicht gerade „schockiert“ nennen. Doch wenn ich ehrlich bin, und darum habt Ihr mich ja gebeten, muss ich zugeben, dass Ihr mich doch sehr verblüfft. Und ich hoffe, den „Stallburschen“ könnt Ihr mir vergeben, denn ich wollte Euch nicht beleidigen. Wenn ich es dennoch getan habe, möchte ich mich in aller Form bei Euch entschuldigen.“
„Nein, entschuldigt Euch bitte nicht. Ich glaube, irgendwie habt Ihr vielleicht sogar Recht“, winkte sie ab und trat an die Tür, aus der die Musik drang. Sie führte zu einem Hinterhof.
„Seid Ihr bereit für dieses Abenteuer?“, fragte sie ihn forsch.
„Denkt Ihr denn, ich kann in diesem Aufzug dort hingehen?“ Er deutete auf seine Kleidung, die ihm wohl etwas zu elegant vorkam für ein Dorffest.
Cathreen musterte ihn kurz und schüttelte dann den Kopf.
„Nein, Ihr habt Recht. Ich denke, das passt nicht so ganz. Aber wenn Ihr Eure Jacke und die Weste auszieht und nur mit einem einfachen Hemd ...“, schlug sie ihm jetzt vor.
Sinclair zögert keine Sekunde. Er nickte und zog beide Teile aus, die er sich dann über seinen Arm hängte. Dann nahm er seine Arme zur Seite und blickte sie abwartend an.
„Besser so?“
„Viel besser“, grinste Cathreen jetzt, denn auch wenn jeder sehen konnte, dass der Stoff feiner war, als der der Bauern, wirkte er ohne Jacke nicht mehr ganz so edel. Sie nickte ihm noch einmal zu und öffnete dann das kleine Tor. Zusammen betraten sie den Hof, auf dem sich um die dreißig oder auch ein paar mehr ausgelassene Menschen befanden. Kaum hatten sie die Tür wieder geschlossen, wurde Cathreen von einem ihrer Vettern, einem großen dunkelhaarigen Mann Ende zwanzig, stürmisch begrüßt. Dieser hatte ebenso wie sie die Angewohnheit, nur dann ein Gentleman zu sein, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Er war es auch gewesen, der sie das erste Mal vor zwei Jahren mitgenommen und sie mit den Menschen im Dorf bekannt gemacht hatte. Von da an schlich sie sich hin und wieder heimlich davon und besuchte diese Menschen, die sie inzwischen in ihr Herz geschlossen hatte. Vielleicht war dieses Ausbüchsen heute aber auch eine Art Flucht ihrerseits, um nicht mehr an das denken zu müssen, was mit ihrer langjährigen Gouvernante passiert ist.
Kurz quietschte sie auf, als Ihr Vetter Hornby seine kräftigen Hände um ihre Taille legte, sie lachend hochhob und sich mit ihr einmal um die eigene Achse drehte. Doch kaum hatten ihre Füße wieder den Boden berührt, spürte sie auch schon, wie einige kleine Kinder an ihrer Hose zerrten, die alle zugleich von ihr begrüßt werden wollten. Wie kleine Wirbelwinde rannten sie um sie herum, spielten Fangen um ihre und Sinclairs Beine, und erst als sie allen die Hand gegeben oder ihnen über ihre Köpfe gestrichen hatte, gaben sie Ruhe und verschwanden quietschend und lachend wieder in einer anderen Ecke es Hofes, wo sie vergnügt weiterspielten.
„Nun? Trifft dies eher Euren Geschmack, Mr. Sinclair?“, fragte sie strahlend. Und sie konnte sehen, wie auch über seine Lippen ein Lächeln huschte, als er die ganze Szenerie betrachtete.
„Ich muss zugeben, ja. Es gefällt mir“, antwortete er ihr, als mit einem Mal ein kleines Mädchen mit strohblonden, in alle Himmelsrichtungen abstehenden Engelslocken auf sie beide zukam.
Cathreen kniete sich sofort zu ihr hinunter. Die Kleine musterte Sinclair mit großen Kinderaugen ganz genau und wollte von Cathreen wissen, wer denn der Mann war, den sie da mitgebracht hatte. Ein Lächeln huschte erneut über ihr Gesicht, als das Mädchen danach fragte.
„Das ist Mr. Sinclair, meine süße Megan. Du musst sehr höflich zu ihm sein, er ist aus gutem Hause“, erklärte sie ihr, und die Kleine, die vielleicht fünf oder sechs Jahre alt war, sah zu ihm auf und nickte dann.
„Sag mal, hast du nicht Lust, ihn hier überall herumzuführen und mit allen bekannt zu machen? Du kannst das doch sicher schon, oder nicht?“, fragte Cathreen das kleine Mädchen jetzt, das sofort begeistert mit dem Kopf nickte, Sinclair einfach bei der Hand nahm und ihn mit sich zog.
Zuerst schaute er etwas verblüfft von der Kleinen zurück zu ihr, doch dann ließ er sich willig mitziehen, und Megan stellte ihm alle Anwesenden vor. Und das tat sie mit solcher Begeisterung, dass er sich ihr nicht entziehen konnte. Cathreen beobachtete mit einem sanften Lächeln, wie die Menschen ihn freundlich begrüßten, ihm etwas zu essen und zu trinken reichten, obwohl sie selber nicht gerade viel hatten, auf ihn einredeten und Löcher in den Bauch fragten. Als Sinclair noch einmal zu ihr sah, winkte sie ihm kurz zu und widmete sich dann nach kurzer Zeit den anderen Leuten. Angeregt unterhielt sie sich mal mit diesem, mal mit jenem, fragte sie aus, wie es ihnen ginge, und hörte sich auch die eine oder andere Sorge der Menschen an.
Immer wieder fiel ihr auf, dass Sinclair ihren Blick suchte, so als habe er Angst, dass sie verschwinden und ihn hier alleine zurück lassen würde. Er machte dadurch einen recht hilflosen Eindruck, was sie sehr amüsierte.
Nach einer ziemlich anstrengenden Runde, in der sie mit den Kleinen fangen spielen musste, war sie vollkommen erschöpft und beschloss, sich eine kleine Weile auszuruhen. Dazu entfernte sie sich ein Stückchen weit von dem Fest, ging in einen der kleinen Gärten hinein und betrachtete den sternenklaren Nachthimmel. Bewegungslos stand sie da und genoss einfach nur diesen herrlichen ruhigen Augenblick.
Auf einmal sprang Megan, das kleine Mädchen, welches sich um Sinclair gekümmert hat, auf sie zu und reichte ihr einen zierlichen bunten Blumenstrauß.
„Für dich! Von Mr. Sinclair”, sagte sie sehr schnell und rannte wie von einem Floh gebissen wieder davon. Cathreen drehte sich um und blickte ihr nach, als sie eine Gestalt langsam auf sich zu kommen sah.
Es war Ashley Sinclair.
“Vielen Dank, sie sind sehr schön“, sagt sie und deutet auf die Blumen. „Gefällt es Euch hier?”, fragte sie ihn, als er neben ihr stehen blieb.
„Oh ja, sehr sogar. Die Menschen hier sind so fröhlich. Versteht Ihr, was ich meine? Nicht dieses aufgesetzte, gespielte Lachen.“
„Das ist wohl wahr“, nickte sie und blickte dann wieder in den sternenklaren Himmel.
„Es ist wirklich traurig, wie unsereins ... Ihr versteht ... wie die sogenannte Oberschicht diese Menschen behandelt. Wie Vieh, das nur zum Arbeiten taugt. Doch jeder einzelne von ihnen hier ist mehr wert als das gesamte englische Königshaus. Jedes dieser Kinder hat wohl mehr gesehen und sein Leben intensiver gelebt, als die ältesten Monarchen, Diplomaten oder Aristokraten es haben“, sie hatte sich in Rage geredet und seufzte nun leise. „Ja, sie sind fröhlich. Obwohl es ihnen in Wirklichkeit alles andere als gut geht. Aber sie machen das Beste daraus, das weiß ich sehr zu schätzen“, endete sie und spürte wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Sie war froh, dass es dunkel war, so konnte er nicht erkennen, dass sie rot geworden war. Und sie hoffte, sich mit ihren Worten nicht zu weit vorgewagt zu haben.
Er nickte. „Auf der einen Seite gebe ich Euch vollkommen Recht. Was das Volk hier durchmachen muss, ist mehr als erbärmlich. Immer mehr Männer werden gezwungen, sich in diesem sinnlosen Krieg als Soldaten zu opfern.
Die Bauern müssen oft so viel von ihrer Ernte und ihrem Vieh abgeben, sodass ihnen kaum selber genug zum Leben bleibt. Und das nur, weil sich manche Herren da oben nicht darüber einigen können, wer nun das Land regieren darf und wer nicht. Doch wenn sie so weitermachen, werden sie bald keine Untertanen mehr haben, über die sie regieren können, denn dann sind alle tot. Ermordet auf den Schlachtfeldern oder verhungert.“ Auch aus ihm waren die Worte nur so herausgeflossen, und Cathreen sah ihn erstaunt an.
„Es tut mir leid, ich hätte so nicht sprechen dürfen, ich ...“, stockte er und drehte sich ein Stück zur Seite.
„Nein, nein. Redet nur weiter. Hier kann Euch niemand den Mund verbieten. Sagt ruhig, was Ihr denkt. Keiner dieser Menschen hier wird Euch dafür in Frage stellen, nur weil Ihr Eure Gedanken laut äußert. Und auch ich werde es nicht tun“, erklärte sie ihm und dann fiel ihr Blick auf die Blumen in ihrer Hand. „Ihr seid sehr nett ... das waren meine Gedanken und ich scheue mich nicht davor, sie auszudrücken.“ Sie hob den Kopf erneut an, und ihr Blick wanderte wieder zu den Sternen.
„Ich fürchte, es ist nicht klug, wenn ein Mann seine Gedanken zu offen auf der Zunge trägt. Es hat schon manchen unbescholtenen Bürger den Kopf gekostet, wenn er zur falschen Zeit das Falsche gesagt hat“, murmelte er, doch dann schienen ihm erst ihre letzten Worte bewusst zu werden, und er sah sie gedankenvoll an.
„Nein, ich bin nicht nett. Nun ja, ich versuche es zu sein, doch was ich damit sagen will, ist ...
Ich wollte mich im Grunde nur auf diesem Weg bei Euch bedanken, dass Ihr mich mit hier her genommen habt. Das war alles“, erklärte er etwas unsicher.
Sie hingegen fand es erfrischend, wenn Männer nicht nur die harten Kerle spielten, sondern auch zugaben, dass sie so etwas wie Gefühle hatten. Dieses Wissen zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht, und sie erwiderte nun seinen Blick.
„Ihr seid sehr hübsch, wenn Ihr lächelt“, sagte er dann unverblümt in die nun eingetretene Stille hinein.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 9:39 pm

„Danke“, antwortete sie leise, und erneut schoss ihr das Blut in die Wangen, so dass sie wieder den Kopf wegdrehte und ein Stück weiter in den Garten hinein schritt. Nach drei Schritten blieb sie jedoch erneut stehen.
„Meiner Meinung nach seid Ihr sehr nett, auch wenn Ihr das vielleicht anders seht oder ausdrücken würdet. Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Nehmt z.B. den König: Ich bezweifle, dass er ein schlechter Mensch ist. Vielleicht steht er einfach zu sehr unter dem Einfluss seiner Berater. Auch er hat zwei Seiten ... die hat wohl jeder, ich ebenfalls: Die eine Seite saht Ihr vorhin auf dem Ball, und die andere seht Ihr jetzt vor Euch. Welche Euch besser gefällt, müsst Ihr selber entscheiden.“ Ihre letzten Worte wurden immer leiser, doch dann drehte sie sich wieder zu ihm um und musterte ihn.
„Auch ich danke Euch, für Euer angenehmes Urteil über mich. Und ich glaube auch, dass Ihr Recht habt. Manchen Menschen gelingt es, ihre zweite Seite gut zu verstecken, anderen wiederum weniger. Doch was den König anbelangt ... Ich denke manchmal, dass es uns ohne seine Kriegsminister vielleicht besser gehen könnte. Ohne Männer, die über das Wohl und Wehe aller Menschen entscheiden können, allein aus einer Laune heraus“, erklärte er sehr leise und nachdenklich.
„Womöglich liegt Ihr sogar richtig.“ Auch ihr Blick blieb nachdenklich, doch dann holte sie seufzend Luft.
„Ich glaube, es ist an der Zeit, zurück zu gehen. Man wird sich schon Sorgen machen, wo wir so lange bleiben“, sagte sie mit trauriger Stimme, aber in diesem Moment machte Sinclair einen kleinen Schritt auf sie zu und nahm eine ihrer Locken zwischen seine Finger.
„Welche Seite Eurer Medaille mir gefällt, habe ich übrigens schon längst entschieden“, erklärte er, sie eindringlich musternd.
Erstaunt sah Cathreen ihn an und öffnete kurz den Mund, doch dann fiel ihr nicht mehr ein, was sie hatte sagen wollen, deshalb schloss sie ihn gleich wieder und sah Sinclair nur völlig verwirrt an.
„Ähm ... ich ... ich denke, wir gehen jetzt besser, bevor sie noch tatsächlich nach uns zu suchen beginnen“, murmelte sie unsicher und immer noch leicht konfus, drehte sich um und stakste zurück in den Innenhof, wo das Fest weiterhin in vollem Gange war.
Hätte sie sich in diesem Augenblick umgedreht, wäre ihr sein vergnügtes Schmunzeln aufgefallen, als er ihr folgte und mit ihr zusammen die anderen erreichte.
Schnell verabschiedete sich Cathreen von der kleinen Gruppe, nahm auch Megan, die sie inzwischen mit sehr müden Augen anblinzelte, noch einmal auf ihren Arm, fuhr ihr sanft durch die Haare und setzte sie dann wieder auf den Boden. Sinclair verabschiedete sich gleichfalls und bedankte sich überschwänglich bei allen. Dem Mädchen zwinkerte er noch einmal zu, während er ihr über den Kopf strich.
Cathreen war schon vorgegangen und wartete nun auf ihn, der noch seine Jacke und Weste holen wollte, die er auf einer Bank abgelegt hatte. Als er wieder auf die Straße trat und sich nach ihr umsah, kam sie ihm aus dem Schatten der Gasse heraus entgegen. „Die Kleine scheint es Euch wohl sehr angetan zu haben?“, fragte sie nun neugierig, da sie bemerkt hatte, dass die beiden sich grinsend verstohlene Blicke zugeworfen hatten.
„Sie ist wirklich zu niedlich. Sie erinnert mich sehr an meine kleine Schwester, als sie in dem Alter war. Ich war dreizehn, als sie zur Welt kam, und ich habe sie behütet wie meinen Augapfel“, erklärte er mit einem spitzbübischen Ausdruck in seinen Augen.
Schon wieder diese Augen, schoss es Cathreen durch den Kopf, ein winziges Lächeln auf den Lippen, während sie sich gemeinsam auf den Rückweg zum Herrenhaus machten. „Ja, sie ist besonders süß. Mögt Ihr Kinder?“, wollte sie dann wissen.
„Sicher. Wer mag keine Kinder. Ich finde, sie bereichern das Leben. Ich liebe es, ihr fröhliches Lachen zu hören, wenn sie herum toben“, erklärte er und zog seine Weste und Jacke wieder über, da er keine Lust hatte, sie über dem Arm zu tragen. Allerdings machte er sich nicht die Mühe, die Knöpfe zu schließen.
„Es sehen nicht alle so. Manche sehen sie nur als Erben oder als etwas Notwendiges, damit das Blut der Familien erhalten bleibt“, murmelte sie, blieb vor dem Zaun ihres Gastgebers stehen, vor dem sie inzwischen angekommen waren, und sah Sinclair an.
„Was wir heute erlebt haben, darf niemand erfahren. Ich bitte Euch also, so zu tun, als habe unser Ausflug nie stattgefunden“, beschwor sie ihn.
„Habt keine Sorge. Über meine Lippen wird kein Wort kommen. Und da ich morgen sehr früh weiter reisen muss und danach für ein oder zwei Monate nicht da sein werde, könnte ich in der nächsten Zeit nicht einmal versehentlich etwas verraten“, beruhigte er sie.
Nachdem er das gesagt hatte, kam er ein Stück näher, und sein Blick blieb an ihren Augen hängen, jedoch hielt er im nächsten Moment gleich wieder inne, so als habe er es sich noch in der Bewegung anders überlegt.
Cathreen spürte so etwas wie tiefe Enttäuschung in sich, als sie erfuhr, dass sie ihn wohl nicht wieder sehen würde. Die Tatsache, dass er ihr nah war, verboten nah, nahm sie erst wahr, als er wieder ein Stück zurückwich.
„Ihr reist morgen schon ab ... aber das ...“ Sie schloss kurz ihre Augen, bevor sie ihn dann wieder mit ihrem üblichen aufgesetzten, höflichen Lächeln ansah. Bei Licht betrachtet hatte sie überhaupt kein Recht, enttäuscht zu sein, dass er so schnell wieder aus ihrem Leben verschwinden würde und sie ihn vielleicht eine längere Zeit nicht mehr sehen konnte. Wenn sie sich überhaupt je wieder sehen würden. Aber ihr Herz krampfte sich leicht zusammen bei diesem Gedanken, und wieder ertönte die drohende innere Stimme in ihrem Kopf, die sie erneut ermahnte und an ihre gute Erziehung erinnerte.
„Natürlich ..., das weiß ich wirklich sehr zu schätzen, Mr. Sinclair. Und Ihr habt meinen Dank dafür.“ Sie versuchte ihre Stimme so neutral wie möglich klingen zu lassen und ihm ihre Niedergeschlagenheit zu verheimlichen.
Sinclair nickte nur kurz und stieg dann über den Zaun. Als er auf der anderen Seite angekommen war, streckte er ihr seine Hand hin, um ihr zu helfen.
Seine Geste ignorierend, kletterte Cathreen jedoch ohne Hilfe über das Hindernis und ging geradewegs auf die Hecke zu, an der sie ihre Kleider versteckt hatte. Ohne weitere Worte verschwand sie dahinter und quälte sich in die vielen Unterröcke hinein, zog schließlich das Kleid darüber und versuchte, ihre Haare wieder zur nach oben zusammenzustecken. Nach einiger Zeit war sie halbwegs mit ihrem Werk zufrieden, wie sie mit den Fingern ertasten konnte und trat wieder nach vorn zu Sinclair, der die ganze Zeit stumm und nachdenklich auf sie gewartet hatte.
Als sie seinen fast schon traurigen Blick sah, bevor er sie bemerkte, biss sie sich kurz auf die Lippen. Sie wusste in diesem Moment nicht, was sie sagen sollte. Bis ihr dann doch etwas einfiel und ihr ein Lächeln über ihre Lippen huschte. Ein Lächeln, wie sie es vorhin den vielen Menschen auf dem kleinen Hof geschenkt hatte.
„Es ist sehr schade, dass Ihr morgen schon abreist. Ich hätte mich gefreut, wenn Ihr noch etwas länger geblieben wärt“, begann sie, aber gleich darauf wurde ihr bewusst, was sie da gesagt hatte, und sie senkte erneut verlegen den Blick.
„Vergebt mir. So schnell von einem Wildfang zu einer Dame zu werden, ist nicht einfach. Ich bin sicher, Ihr habt Eure Gründe, warum Ihr gehen müsst, und die gehen mich auch nichts an, doch ... ich wünsche Euch jetzt schon eine angenehme Reise“, beendete sie ihren Satz, traute sich aber nicht mehr, ihn direkt anzusehen.
„Ja, allerdings gibt es Gründe. Wichtige Gründe. Und auch ich bedaure es sehr, dass ich nicht noch bleiben kann. Aber mein Auftrag erlaubt keinen Aufschub. Ich muss leider so schnell wie möglich weiter. Jedoch wird mich eines auf meiner langen Reise begleiten ...“
Langsam hob sie nun doch den Blick. Was meinte er damit? Was würde ihn auf seiner Reise begleiten? Aber sie brauchte nicht danach zu fragen, er gab ihr die Antwort sogleich.
„Euer Lächeln, dieses wunderschöne Lächeln, das Ihr mir gerade schenkt. Ich werde immer daran denken.“ Seine Worte waren fast geflüstert, und im selben Moment nahm er ihre Hand.
„Mit Eurer Erlaubnis?“ bat er und hauchte einen zarten Kuss darauf, während er eine Verbeugung andeutete.
Cathreen blickte ihn an. Ihr Ausdruck wechselte immer wieder zwischen Entsetzen und Entzücken hin und her. Sie war so verwirrt, dass sie nicht wusste, für was sie sich entscheiden sollte, doch dann blieb ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen hängen. Sie tat ja nichts Verbotenes. Und er benahm sich auch wirklich wie ein Gentleman. Als ihr jedoch das angenehme Prickeln bewusst wurde, welches nun ihre Hand entlang kroch, war sie sich nicht mehr ganz so sicher.
„Würdet Ihr länger bleiben, könntet Ihr noch mehr davon haben“, sagte sie sehr leise und neigte dann schüchtern den Kopf. Schon allein der Gedanke, dass sie noch für ein paar Tage als Gast bei Lord William sein würde und sich in dieser ganzen Zeit wie eine Lady benehmen müsste, gefiel ihr ganz und gar nicht. Wäre er geblieben, hätte sie wenigstens jemanden gehabt, mit dem sie sich „normal“ hätte unterhalten können. Ihr Gesichtsausdruck passte sich ihrer Stimmung an.
„Wir sollten wohl hinein gehen“, sagte sie mit einem leisen, traurigen Klang in ihrer Stimme.
„Ich fürchte, Ihr habt Recht“, erwiderte er, und das deutlich in seiner Antwort mitschwingende Bedauern baute sie wieder ein wenig auf. Doch dann, als sie gerade losgehen wollte, stoppte er sie noch einmal
„Einen Augenblick!“
„Ja?“, fragend hielt sie inne.
„Ihr habt da noch ein Blatt von der Hecke in Euren Haaren. Ich denke nicht, dass es sehr schicklich wäre ... Man könnte falsche Rückschlüsse ziehen“, erklärte er ihr und entfernte es, ohne auf eine Antwort von ihr zu warten.
Erstaunt sah sie ihn an, als er das tat, außer Stande, sich zu bewegen, doch dann senkte sie den Blick auf den Boden.
„Danke“, hauchte sie leise.
„Keine Ursache“, gab er genauso still zurück. Zu ihrem Bedauern ertönte in diesem Augenblick eine Stimme von der Terrasse des Hauses. Unwillkürlich trat Sinclair einen Schritt von ihr zurück, als er das laute Organ Lord Williams erkannte.
„Ah, da seid Ihr ja! Man hat Euch schon vermisst!“, begann dieser und sah Cathreen mit einem Lächeln an, das mehr als aufgesetzt wirkte. Dann fiel sein Blick auf Sinclair.
„Oh, wie ich sehe, hat Euch Euer Retter Gesellschaft geleistet?“, erkundigte sich der Lord interessiert, als er zu ihnen getreten war. Er war ein Mann in den Fünfzigern, mit roten Haaren, rundem Gesicht und einem leichten Bauchansatz, der einen krassen Gegensatz zu Sinclairs schlanker, hochgewachsener Erscheinung bot.
Cathreen konnte noch sehen, wie ihr Begleiter das Blatt, welches er ihr gerade aus dem Haaren gefischt hatte, schnell in der Westentasche verschwinden ließ, bevor er dem Lord antwortete.
„Miss McRowley war so freundlich, mir Euren wunderschönen Park zu zeigen, Lord William. Er ist wirklich beeindruckend, muss wohl auch sehr viel Arbeit gekostet haben“, erklärte er und Cathreen war absolut klar, dass dieser Satz eine reine Höflichkeitsfloskel war. Denn eigentlich war es viel zu dunkel, um genug erkennen zu können. Doch ebenso wie der Lord selber, setzte sie nun ein gekünsteltes Lächeln auf.
„Allerdings. Mr. Sinclair gab sich äußerst interessiert an den Schönheiten des Gartens“, warf sie nun ein.
„Er ist auch einmalig. Und ich muss gestehen, Lord William, dass ich Euch darum beneide. Ich wünschte, ich hätte noch die Möglichkeit, ihn bei Tageslicht zu sehen, um die Farbenpracht der Blumen richtig genießen zu können. Doch leider muss ich morgen schon sehr früh weiter. Ich werde dringend in Aberdeen erwartet“, sagte er mit einem leichten Bedauern in der Stimme.
„Das ist sehr schade“, antwortete sie nun, so als würde sie eben erst davon hören.
„Ja, in der Tat, das ist es“, erklärte er zu ihrer Verwunderung, und als er sie erneut ansah, senkte sie leicht den Kopf.
„Keine Sorge. Ich werde in nächster Zeit noch einige Feste geben, und ich bin überzeugt, dass ich es irgendwie arrangieren kann, Ihnen beiden eine Einladung zukommen zu lassen“, erklärte der Lord nun augenzwinkernd.
„Wenn es meine Zeit erlaubt, Lord William, wird es mir ein Vergnügen sein, Eurer Einladung Folge zu leisten“, antwortete Sinclair mit einer knappen Verbeugung.
„Wenn mich die Herren entschuldigen würden, ich möchte mich jetzt zurückziehen, es war ein sehr ereignisreicher Tag und ich bin wirklich schrecklich müde“, unterbrach Cathreen, ohne auf die Worte des Lords einzugehen. Und dann wandte sie sich an Sinclair.
„Seht Ihr? Das ist die andere Seite der Medaille. Auch wenn ich weiß, welche Euch besser gefällt ... leider wird es diese Seite vermutlich nicht mehr lange geben. Das werden sie ...“ Sie deutete mit der Hand auf die Terrasse, wo noch immer einige Gäste standen, bevor sie weitersprach, „... schon zu verhindern wissen.“ Ihre letzten Worte sagte sie so leise, dass nur er sie vernehmen konnte.
„Ich wünsche Euch noch einen angenehmen Abend und auch Euch, Lord William“, bemerkte sie wieder lauter, nickte den beiden noch kurz zu und rauschte zurück ins Haus. Sie marschierte mit raschen Schritten durch den Saal, ohne die Menschen um sich herum zu beachten, und begab sich direkt in ihr Zimmer, wo sie sich erneut von Kleid und Haarspangen befreite. Die Blumen, welche sie von Lord Sinclair bekommen hatte, tat sie in ein Glas mit Wasser, welches sie neben das Bett stellte und noch einige Zeit, auf dem Bett sitzend im schwachen Licht des Mondes betrachtete.
Einschlafen konnte sie noch lange nicht. So trat sie, nur mit Nachthemd und Morgenmantel bekleidet, einige Zeit später auf den Balkon ihres Zimmers und sah in die Nacht hinaus.
Ihre Gedanken waren bei den Geschehnissen des Tages, doch immer wieder kehrten sie zu diesen wunderschönen, dunklen Augen ihres Retters zurück.
Irgendwann ging sie dann doch völlig erschöpft ins Bett, aber es dauerte noch sehr lange, bis sie eingeschlafen war.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 9:42 pm

2. Noch ein kleiner Aufschub



Der nächste Morgen kam viel zu früh. Kurz blinzelte sie müde, als ein Sonnenstrahl ihr Gesicht getroffen und sie aufgeweckt hatte.
Doch dann war sie mit einem Schlag hellwach. Schnell stand sie auf, wohl wissend, dass er höchstwahrscheinlich schon weg war. Dennoch ging sie, ohne darauf zu achten, dass sie nur ihr dünnes Schlafgewand trug und ihre Haare offen über ihre Schultern hingen, hinaus auf ihren Balkon und sah hinunter in den Hof des Hauses.
Von hier hatte man eine wunderbare Aussicht auf die Ställe, wohin ihr Blick auch sofort fiel. Mit einem Male hellte sich ihre Miene auf, als sie Sinclair noch vor den Ställen herum stehen sah.
Aber dann zog sie ihre Stirn kraus, als sie beobachtete, wie er sein Pferd vor den Augen eines anderen kräftigen Mannes, wahrscheinlich war es ein Hufschmied, was sie aus dessen kräftigen Oberarmen schloss, herumführte, und sie deutlich erkennen konnte, dass es leicht lahmte. Der Rapp-Schecke zog das hintere linke Bein etwas nach. Auch schien es ihm nicht zu gefallen, dass er herumgeführt wurde, immer wieder schüttelte er seinen Kopf, dass die schwarzweiße Mähne nur so flog.
Mit neugierigem Blick verfolgte sie, wie Sinclair beruhigend sein Pferd am Hals tätschelte und dann mit einem zerknirschtem Gesicht, dem Schmied die Zügel in die Hand drückte.
Dieser nahm das Pferd mit, hinter den Stall, wo es eine kleine Schmiede gab, die zu dem Anwesen hier gehörte.
Kurz sah sie dem Pferd, welches ihr außerordentlich gut gefiel hinterher, bis sie plötzlich gewahr wurde, dass Sinclair sich umgedreht hatte und auf das Haus zukam.
Natürlich hatte er sie sofort gesehen und verbeugte sich elegant, mit gezogenem Hut vor ihr. Aber als ihr bewusst wurde, dass sie im Nachthemd draußen stand, schlich ihr eine feine Röte ins Gesicht und sie huschte, ohne ihn zu grüßen zurück in ihr Zimmer.
In Windeseile hatte sie sich angezogen, und mit Hilfe zweier Zofen, welche sie zur Eile antrieb, auch schnell ihr Haar hoch gesteckt.
So schnell es ging, machte sie sich auf den Weg nach unten, durchquerte den Salon des Hauses, in dem sich zu der Zeit keiner aufhielt, wahrscheinlich schliefen noch alle und sie lenkte ihre Schritte dann in den Hof hinaus.
Sofort sah sie sich nach Sinclair um und als sie ihn in der Sonne auf einer Bank sitzen sah, huschte ein fröhliches Lächeln über ihr Gesicht. Er hatte sich gemütlich zurück gelehnt und genoss mit geschlossenen Augen die Morgensonne, die ihm ins Gesicht schien. Erst als sie schon die halbe Distanz zwischen dem Haus und ihm hinter sich gebracht hatte, bemerkte er sie. Sofort erhob er sich und sah sie überrascht, aber dennoch mit einem Lächeln, an.
„Guten Morgen, Mr. Sinclair. Ich hatte nicht erwartet, Euch noch einmal wieder zu sehen“, sagte sie zur Begrüßung und blieb dann vor ihm stehen.
„Auch Euch einen guten Morgen. Nun das Schicksal hält mich noch mal für einige Stunden hier fest. Ein Hufeisen meines Pferdes ist locker. Es muss neu beschlagen werden“, erklärte er leicht zerknirscht.
„Oh, wie bedauerlich, das arme Tier!“, erklärte sie mitleidig.
„Auch wenn ich doch gestehen muss, das ich für meinen Teil erfreut bin Euch noch einmal sehen zu können“, erklärte sie ihm völlig offen und lächelte ihn etwas unsicher an. Doch in dem Moment, als einer der Diener, von Lord Williams vorbeiging, unterließ sie es schnell wieder. Sinclair deutet auf die Bank hinter ihnen.
„Wollt Ihr Euch nicht setzten? Es ist ein wunderbarer Morgen, findet Ihr nicht? Fast zu schade, um ihn im Haus zu verbringen“, bot er ihr an.
„Da gebe ich Euch Recht. Doch ist er nicht auch zu schön, um ihn auf einer Bank zu verbringen?“ sagte sie und neigte sich nun etwas näher zu ihm, nachdem sie sich umgesehen und sichergestellte hatte, dass keiner in ihrer Nähe war.
„Der Lord ist heute Morgen zu einer wichtigen Besprechung nach London abgereist und kommt erst gegen Abend wieder. Das haben mir die Zofen verraten. Er besitzt einige der schönsten Hengste, die ich je gesehen habe. Wenn Ihr Euren Aufenthalt noch etwas nutzen wollt, begleitet mich doch zu einem kleinen Ausritt“, sagte sie und richtete sich nun wieder auf.
„Ein Ausritt ganz auf meine Weise, versteht sich“, fügte sie zwinkernd hinzu.
„Ich bin in zehn Minuten hinter den Ställen. Überlegt es Euch“, lächelte sie ihn an und schritt mit einem knappen Nicken langsam über den Hof davon und verschwand in einer der Seitentüren, der Stallungen.
So schnell wie möglich wechselte sie wieder ihre Kleidung, holte anschließend zwei Pferde aus ihren Boxen, sattelte und zäumte sie auf. Hätte einer der Stallburschen gesehen, wie sie nun in Hosen und Hemd dabei war die Pferde herzurichten, hätte er bestimmt geglaubt, ein Pferdedieb sei in den Stall eingedrungen und versuchte gerade zwei Pferde mitsamt der Sättel zu stehlen. Schnell verließ sie mit den beiden Tieren durch das hintere Tor den Stall und versteckte sich hinter einer kleinen Baumgruppe, bis sie Sinclair am Stall entlang, immer wieder einen Blick in die offenen Boxentüren werfend, auf sich zukommen sah. Sofort stieß sie einen kurzen Pfiff aus, was auch nicht gerade ladylike war und hoffte, er würde sie hören. Und tatsächlich hatte er sie gehört und fand sie auch sofort.
„Beeindruckend. Ich muss gestehen, ich hätte Euch nicht so schnell erwartet. Sein Blick fiel zuerst wieder über ihre, für eine Dame mehr als unpassende Kleidung und musterte dann die Pferde sehr genau.
„Und ich darf mit Freuden feststellen, dass Ihr einen guten Geschmack habt, was Pferde angeht. Das sind in der Tat, wundervolle Tiere“, lobte er sie und klopfte dem einen Pferd, das näher bei ihm stand auf den Hals, während er mit der anderen Hand über seine Nüstern strich, woraufhin das Tier kurz schnaubte, so als würde es ihm eine Antwort auf sein Tun geben.
Cathreen musterte ihn, wie sanft er mit den Tieren umging, was ihr wirklich sehr gut gefiel. Fasziniert starrte sie auf seine Hände, die gefühlvoll über das Fell des Tieres strichen und in denen doch auch viel Kraft steckte, wie sie noch wusste, als er sie auf sein Pferd gehoben hatte. Doch als er sich zu ihr drehte und etwas sagen wollte, legte sie einen Finger auf ihre Lippen und näherte sich, sich kurz umsehend, seinem Gesicht.
„Psst..., wir müssen leise sein und uns beeilen. Wenn mich die Stallburschen so sehen, dann ... nun daran will ich gar nicht erst denken“, sagte sie leicht die Augen verdrehend und reichte ihm nun den Zügel des Pferdes, neben welchem er stand.
„Und Ihr habt Recht, es sind wundervolle Tiere. Jedes Einzelne von ihnen ist einzigartig. Es war nicht sehr leicht, sich so schnell für zwei von ihnen zu entscheiden“, erklärte sie leise und lächelte.
„Das glaub ich Euch. Doch seit wann fürchtet Ihr Euch vor den Worten eines Stallburschen?“, fragte er ebenso leise - doch süffisant grinsend, während er die Zügel des Pferdes nahm und sie diesem über den Kopf streifte.
Cathreen wusste zuerst nicht, was sie darauf antworten sollte und hob dann aber trotzig ihren Kopf wieder an.
„Das tue ich ganz und gar nicht“, protestierte sie mit aufgesetztem Stolz.
„Auf was wartet Ihr?“, fragte sie dann und blickte von ihm zu seinem Pferd.
„Auf Euch. Ich hoffe Ihr kommt diesmal alleine auf das Pferd?“, fragte er schmunzelnd und musterte sie.
In dem Moment musste sie auch schmunzeln.
„Ein Mädchen, das sich im jüngsten Alter mit jungen Burschen prügelt, und Ihr glaubt wirklich, ich komme nicht alleine auf ein Pferd?“, fragte sie ihn herausfordernd, schwang sich geübt in den Sattel und sah wieder wartend zu ihm.
„Nun, ich dachte wir wollten los?“
Sinclair konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen und stieg dann ebenfalls auf sein Pferd, welchem er erneut aufmunternd gegen den Hals klopfte.
„Dann mal los“, gab er ihr zur Antwort.
Langsam setzten sich die Tiere in Bewegung, und nebeneinander ritten sie gemächlich einen kleinen, aber für zwei Pferde ausreichenden breiten Weg entlang.
„Kennt Ihr Euch hier aus?“, wollte Cathreen dann von ihm wissen.
„Ich hatte gehofft, Ihr würdet das tun. Ich habe bisher nur die großen, bekannten Straßen hier genutzt“, erklärte er und sah sich etwas um, bevor er wieder zu ihr blickte.
„Nein, ich kenne mich dann wohl eben so wenig hier im Gelände aus, wie Ihr. Nun lassen wir es darauf ankommen. Wir werden schon wieder zurückfinden“, lachte sie und trieb ihr Pferd an.
„Und wenn nicht wir, dann auf jeden Fall die Pferde“, rief er hinterher und folgte ihr sofort, bis er wieder gleich auf mit ihr war.
Eine ganze Zeit ritten sie dann stumm nebeneinander her, ließen ihre Pferde gemütlich traben und betrachteten die sommerliche Landschaft und blühenden Wiesen. Dann huschten Cathreens Augen zu einem kleinen Wäldchen in ihrer Nähe und fragend deutete sie in die Richtung.
„Dort hinein?“
„Habt Ihr keine Angst, mit einem fremden Mann in einen dunklen Wald zu reiten?“, fragte er sie herausfordernd.
„Doch“, antwortete sie, „aber ich habe keine Angst, mit einem Mann, den ich zu schätzen weiß, in einen Wald zu reiten. Also?“, sie blickte ihn auffordernd an.
„Nun ja. Vielleicht kennt Ihr auch nur noch nicht meine andere Seite. Sie könnte doch düster und gefährlich sein?“, reizte er sie jetzt, doch dann trieb er sein Pferd an, das sofort in den Galopp fiel und drehte sich nach ihr um.
„Wenn Ihr den Mut habt, dann folgt mir!“
Dies ließ sich Cathreen nicht zweimal sagen. Sofort trieb sie ebenfalls ihr Pferd an, bis sie wieder auf gleicher Höhe mit ihm war. Doch als sie in den Wald hineinritten, zügelten sie die Tiere wieder, da sie doch hin und wieder einigen Ästen ausweichen mussten, und das im Trab oder gar im Galopp, sehr gefährlich werden konnte.
Im Wald angekommen war es angenehm kühl, im Vergleich zu der Hitze, die draußen herrschte. Langsam ritten sie noch ein Stück, bis Cathreen eine kleine Lichtung, eine schöne grüne Wiese mitten zwischen den Bäumen erblickte.
„Was haltet Ihr von einer kleinen Pause?“, fragte sie ihn mit einem Blick auf diese kleine Oase des Waldes.
„Warum nicht? Gerne“, antwortete er ihr und folgte ihr dann in kurzem Abstand, durch die an dieser Stelle etwas enger stehenden Bäume, unter denen sie sich immer wieder hinweg ducken mussten..
Cathreen lenkte ihr Pferd bis auf die Mitte der Lichtung, wo sie dann abstieg und es einfach grasen lies. Sinclair tat es ihr gleich und stieg nur kurz später von seinem Fuchs.
Einen Moment lang sah sich Cathreen um und entschied sich dann dafür, zu einem umgefallenen Baumstamm, im Schatten am Rande der Lichtung zu gehen, vor den sie sich ins Gras setzte und sich mit dem Rücken dagegen lehnte. Dabei ließ sie jedoch Sinclair keine Sekunde aus den Augen. Sie konnte in seinem Gesicht förmlich ablesen, was er dachte. Nachdem er sich neben ihr auf die Wiese gesetzt hatte und mit einem ausgerissenen Grashalm zwischen seinen Fingern zu spielen begann, konnte sie sich nicht mehr zurückhalten und musste aussprechen, was sie glaubte, in seinen Gedanken gelesen zu haben.
„Ich gebe zu, es ist nicht sehr schicklich für eine Dame, sich einfach so auf den Boden zu setzen. Doch es ist auch sehr unschicklich allein mit Euch auszureiten, Hosen zu tragen und so zu reiten, wie wir es eben taten ... So zu feiern, wie wir es gestern taten. Das alles ist unschicklich für eine junge Dame, und trotzdem ... Anscheinend scheint Euch das mehr zuzusagen, als wenn es anders herum wäre, oder irre ich mich da?“, fragte sie sehr direkt, so dass er mehr als überrascht zu ihr sah und ihren forschenden Blick aufnahm.
„Bin ich so leicht zu durchschauen? Ist es so offensichtlich zu erkennen? Doch ich muss gestehen, Ihr habt vollkommen Recht. Ich mache mir nichts aus diesen verwöhnten Zuckerpüppchen, die vor Scham schon im Boden versinken, wenn man sie nur eine Sekunde zu lange ansieht“, erklärte er und sah dabei den Pferden beim Grasen zu.
„Doch ...“, nun wendete er seinen Kopf und sah sie wieder direkt an, „Ihr seid anders, als die anderen Frauen ... etwas ganz besonderes“, seine Worte klangen leise und doch durchdrangen sie ihren Kopf, als hätte er sie ihr zugerufen. Hatte er das wirklich gesagt. Konnte es sein, dass es doch auch Männer gab, die sich nicht die perfekte Dame, als ... Sie wagte nicht den Gedanken zu Ende zu denken und schalt sich selber, über so etwas auch nur im Ansatz nachgedacht zu haben. Sie senkte den Blick, als ihre innere Stimme sich wieder meldete und sie widmete ihre ganze Aufmerksamkeit dem Gras unter sich.
„Entschuldigt. Ich bin wohl manchmal ... sehr oft ... zu forsch und zu direkt ... selbst wenn ich kein Zuckerpüppchen bin“, gab sie nun leise zurück, ohne ihn dabei jedoch anzusehen.
„Das hört sich an, als würdet Ihr selbst das verurteilen, was Ihr tut?“
„Nein, nein. Ganz und gar nicht. Ich weiß nur, wie die meisten Menschen darauf reagieren würden, wenn sie wüssten, was ich hier tue. Ich hatte niemals vor, Euch auf irgendeine Weise in Verlegenheit zu bringen, oder Euch sogar mit dem, was ich sage zu verärgern.“
„Das tut Ihr nicht, habt keine Sorge“, antwortete er ihr und sie spürte regelrecht seine Blicke auf sich, während sie immer noch auf den Boden vor sich starrte.
Es wurde ihr etwas leichter um die Seele, als er das sagte und sie hob mit leicht angehobenen Mundwinkeln ihren Kopf. Doch wagte sie es im Moment noch nicht ihn direkt anzusehen, stattdessen richtet sie ihren Blick auf die Umgebung um sich herum, obwohl es da nicht wirklich etwas Interessantes gab.
Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Sinclair sich mit dem Rücken gegen den Baumstamm legte, die Arme vor der Brust verschränkte und als sie vorsichtig den Kopf etwas drehte, sah sie, dass er die Augen geschlossen hatte, während er an einem langen Grashalm kaute.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 9:45 pm

„Ich glaube fast, ich muss meinem Pferd dankbar sein, dass es ein neues Hufeisen braucht“, sagte er dann, ohne die Augen dabei zu öffnen.
Nun beobachtete sie ihn mit unverhohlenem Interesse und betrachtete ausgiebig sein Gesicht.
„Ja, wirklich? Warum?“, fragte sie, ohne den Blick von ihm zu nehmen, mehr als froh darüber, dass er nicht sah, was sie tat.
„Nun ganz einfach, sonst wäre ich schon unterwegs und könnte diesen herrlichen Vormittag, nicht mit Euch hier verbringen.“
„Das habt Ihr wirklich sehr nett gesagt, Mr. Sinclair“, gab sie nun leicht lächelnd zurück. Sie ließ ihr Blicke von seinem Gesicht, über den Rest seines Körpers wandern und ihre Augen blieben einen Moment nachdenklich nur auf seiner Brust hängen, bevor sie wieder mit einem Lächeln auf ihren Lippen in sein Gesicht blickte. Doch just in dem Moment öffnete er seine Augen wieder.
„Es ist doch nur die Wahrheit“, seine Worte klangen nicht laut, aber dennoch konnte sie jede Silbe deutlich hören. Erschrocken darüber, wie ein kleines Kind, das bei etwas Verbotenem ertappt worden war, zuckte sie wenige Zentimeter zurück. Aber als sie in seine dunklen Augen blickte, konnte sie nicht mehr wegsehen, auch wenn sie es zuvor noch vorgehabt hatte.
Sie merkte, wie sich seine Mundwinkel ein wenig nach oben zogen und er sich ein Stück weiter aufrichtete, so dass er gerade mal zwei Handbreit von ihrem Gesicht entfernt war und sie nun ebenfalls ohne Scheu musterte.
„Etwas kann ich gar nicht verstehen. Wie kommt es, dass Ihr nicht schon längst eine verheiratete Frau seid. Waren denn bis jetzt alle Eure Verehrer es nicht wehrt, von Euch erhört zu werden? Denn wie ich gesehen habe, gibt es wohl genug von ihnen.“ Seine Worte waren sehr direkt und sie musste hart schlucken. Doch wohl weniger, wegen dem was er zu ihr gesagt hatte, sondern weil sie sich seiner Blicke in dem Moment, mehr als bewusst geworden war. Langsam öffnete sie die Lippen, um ihm zu antworten, doch kein Ton wollte aus ihrer Kehle dringen. Erst, nachdem sie noch einmal geschluckt hatte, konnte sie sprechen, doch tat sie es sehr zögerlich.
„Ich weiß es nicht“, begann sie leise und sehr bedächtig, „Diese Frage kann ich Euch auch nicht beantworten, vielleicht bin ich auch nur noch nicht verheiratet, weil ich Angst habe, meine Freiheit zu verlieren.“
„Das klingt in der Tat sehr einleuchtend. Doch hätte ich solche Worte, doch eher aus dem Mund eines Mannes, als aus dem einer Frau erwartet“, er rührte sich keinen Zentimeter und sah ihr immer noch in die Augen. Doch nun war sie es, die seinem Blick nicht mehr standhalten konnte und den Kopf etwas zur Seite drehte, so als würde nach den Pferden sehen.
„Ja, dort gehören solche Worte vermutlich auch hin“, sagte sie leicht resigniert.
Plötzlich spürte Cathreen seine Finger unter ihrem Kinn und wie er ihren Kopf sanft aber bestimmt zu sich drehte.
„Es sollte keine Anklage von meiner Seite aus sein. Ich kann Euch nur zu gut verstehen, glaubt es mir“, seine Worte waren inzwischen nur noch ein Flüstern und sein Gesicht war dem ihren inzwischen schon sehr nahe. Zu nahe, wenn man Anstand und Etikette beachten würde. Cathreen hatte das Gefühl, ihr Herz wollte aus ihrer Brust springen, so schnell schlug es in dem Moment. Seine Nähe brachte sie mehr durcheinander, als sie zugeben wollte und doch schlich sich langsam ein Lächeln auf ihre Lippen, als sie seine Worte hörte.
„Danke“, hauchte sie nur noch.
Noch einen Moment lang sah er sie beinahe verlangend an, so kam es ihr vor und erst als er seine Finger von ihrem Gesicht nahm, fiel ihr auf, dass sie ihren Atem angehalten hatte.
„Darf ich Euch etwas sagen?“, begann sie leise und legte den Kopf leicht schief.
„Sprecht!“, forderte er sie auf, als sie eine Pause machte.
Sie sah ihm noch einen Moment in die Augen und als sie zu reden begann, glaubte sie, eine fremde Stimme würde dies sagen.
„Nie wieder werdet Ihr abweisender und gleichzeitig anziehender sein, als in diesem Moment“, es war fast nur ein Hauchen, doch dann keuchte sie entsetzt über sich selber leise auf.
„Das ..., ich meine ..., ich hätte das nicht sagen dürfen, es tut mir leid. Verzeiht mir!“ Sie senkte erneut den Blick und schämte sich, dass sie sich in dem Moment so vergessen hatte, auch wenn es genau das war, was sie in dem Moment gedacht hatte, hätte sie es besser nicht sagen sollen. Was würde er jetzt von ihr denken?
Fast schon schüchtern blickte sie kurz in sein Gesicht und sah, wie er sie musterte und nachdenklich eine Augenbraue erhoben hatte. Fast panikartig stand sie auf und drehte ihm nun den Rücken zu.
„Vielleicht wäre es besser, wir reiten weiter“, sagte sie leise, doch sie hatte das Gefühl seine Blicke würden sich in ihr Innerstes bohren. Ihr lief es dabei heiß und kalt den Rücken hinunter und sie schloss für einen Moment die Augen.
Aber selbst so hatte sie in ihrem Gedächtnis immer noch seine dunklen fast schwarzen Augen vor sich, die so voller Sehnsucht waren und auch voller Energie. Unauffällig ballte sie ihre Hände zu Fäusten und versuchte diese unsittlichen Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen, was ihr aber nicht wirklich gelingen wollte.
„Ja, das sollten wir wohl“, hörte sie ihn hinter sich sagen. Sie nahm wahr, wie er sich ebenfalls hinter ihr erhob und im ersten Moment hatte sie den Wunsch, dass er sie berühren sollte, sie wünschte sich in dem Augenblick nichts mehr, als dass er sie in den Arm nehmen würde. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf und biss sich auf die Lippen.
Was um alles in der Welt dachte sie da nur. Sie kannte den Mann doch so gut wie gar nicht. Sie benahm sich wie eins törichtes kleines Mädchen. Sie nahm nun allen Mut zusammen und dreht sich zu ihm um und nickte.
„Ja“, sagte sie noch knapp, doch weder er noch sie bewegten sich einen Zentimeter.
„Ich fürchte, wenn wir nicht gleich weiter reiten, könnte ich doch noch zu einem Dieb werden“, sagte er leise und sie konnte das Feuer in seinen Augen sehen. Mit Gewalt zwang sie sich, das Gefühl, welches wieder in ihr aufsteigen wollte, zu unterdrücken.
„Das sollten wir doch besser verhindern, nicht wahr?“, sagte sie nun mit aufgesetzter süßer Stimme und sah sich nach ihrem Pferd um.
In dem Moment, als sie an ihm vorbei gehen wollte, ergriff er ihren Arm, hielt sie fest und drehte sie zu sich um. Kurz sah er tief in ihren Augen, beugte sich leicht nach vorn, doch dann hielt er erneut, wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht inne. Sofort begann ihr Herz mit einem Mal wie verrückt zu schlagen. Ihr Innerstes schrie geradezu danach, ihm entgegen zu kommen, doch dann von einer Sekunde zur anderen, schüttelte sie energisch den Kopf und setzte wieder ihre kühle distanzierte Maske auf, welche gleichzeitig das übliche höfliche Lächeln mit sich brachte.
„Ich denke, es ist an der Zeit zurück zu reiten, Mr. Sinclair“, mit diesen Worten entwand sie sich seinem Griff, drehte sich erneut um und ging direkt zu ihrem Pferd.
Sie hörte, wie er ihr folgte und sah dann, wie er mit einem schmunzelnden Blick und ohne ein weiteres Wort auf sein Pferd aufstieg. Cathreen tat es ihm gleich, vermied es jedoch, ihn direkt anzusehen, trieb sofort ihren Hengst an und ritt auf direktem Wege aus dem Wald hinaus.
Sinclair hatte sich die ganze Zeit etwas hinter ihr gehalten und erst als sie wieder auf dem breiten Weg waren, ritt er neben sie. Doch noch immer sprach keiner von beiden ein Wort und das blieb auch so, bis sie wieder hinter den Ställen des Anwesens ankamen.
Cathreens Gedanken wirbelten in ihrem Kopf umher, und am Ende war sie immer noch nicht fähig diese irgendwo einzuordnen. So saß sie wortlos ab und wartete, bis er dies ebenfalls tat.
Während sie den Hengst fester bei den Zügeln nahm, konnte sie sehen, wie er sich Behände von seinem Tier schwang und diesem noch einmal über den Hals strich, was der Hengst mit einem zufriedenen Schnauben quittierte.
Cathreen hielt dieses Schweigen zwischen ihnen jedoch nicht mehr aus, sie musste einfach etwas sagen.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 9:46 pm

„Mr. Sinclair? Sagt mir, gestern Abend erklärtet Ihr mir, dass Eure Forderung für meine Rettung meine Begleitung in den Park war. Aber dennoch habe ich das Gefühl, noch immer in Eurer Schuld zu stehen. Ihr habt mein Leben gerettet. Mir scheint es etwas wenig, Euch dafür nur meine Begleitung anzubieten. Wenn es also etwas geben sollte, das ich für Euch tun kann, so sagt es mir!“, forderte sie ihn auf, doch ohne auf eine Antwort zu warten, nahm sie die Zügel, der beiden Pferde, führte sie in den Stall zurück und begann ihnen Zaumzeug und Sattel abzunehmen. Er half ihr dabei und sie konnte sehen, wie er über ihre Worte nachdachte.
„Ich bitte Euch. Ihr seid mir nichts schuldig. Jeder hätte das für Euch getan. Es war meine Ehrenpflicht“, gab er ihr dann zur Antwort und nachdem Cathreen ihr Pferd auf die Weide, zu den anderen Hengsten des Lords gelassen hatte, gab auch Sinclair seinem Tier einen Klaps auf das Hinterteil, woraufhin dieser sofort davon sprengte und sich dann aber gemütlich grasend zu den anderen gesellte. Einen Moment lang sahen sie den Tieren nach, doch dann wendete er sich langsam zu ihr und musterte sie nachdenklich.
„Nein, das ist nicht wahr. Nicht jeder hätte das gemacht. Ich bin Euch wirklich sehr dankbar für das, was Ihr getan habt. Wenn Ihr schon nichts verlangen wollt, weil es Eure „Ehrenpflicht“ war, so verlangt bitte etwas, um mein Gewissen zu erleichtern. Ich stehe nicht gerne in der Schuld anderer, wenn Ihr versteht“, erklärte sie ihm.
„Ihr könnt Euch auch mit Eurer Forderung Zeit lassen. Niemand drängt Euch, jetzt eine Entscheidung zu treffen.“
„In der Tat kann ich Euch auch verstehen, glaubt mir. Doch ich wüsste nicht, um was ich Euch bitten sollte. Es ist mir schon Lohn genug, zu wissen, dass Ihr unversehrt seid. Aber wer weiß, vielleicht kommt doch noch einmal ein Tag, an dem ich Euch um etwas bitten muss“, sein Blick war sehr nachdenklich, doch während Cathreen schon fast seufzend nickte, hellte sich sein Gesicht etwas auf.
„Was haltet Ihr davon? Ich mache Euch einen Vorschlag.“
„Ich höre?“
„Ihr überlasst mir Eurer Taschentuch als Pfand“, begann er und deutete auf das kleine Tüchlein, welches ein kleines Stück aus ihrer Tasche lugte.
„Und wenn Ihr glaubt, dass Ihr Eure Schuld abgetragen habt, werde ich es Euch wieder zurückgeben.“
Mehr als verdutzt blickte Cathreen jetzt zu ihm, doch dann zog sie es aus ihrer Tasche und reichte es ihm schmunzelnd. Sofort deutet Sinclair eine leichte Verbeugung vor ihr an, und ohne sie aus den Augen zu lassen, steckte er das Tuch, nachdem er einen kurzen Blick darauf geworfen hatte in seine Hemdtasche.
„Ich bin sicher, wir werden uns wieder sehen. Euer Pferd müsste inzwischen beschlagen sein. Ich höre den Schmied nicht mehr hämmern. Doch ich hoffe, dass wir uns das nächste Mal unter glücklicheren Umständen wieder treffen werden.“ In ihrer Stimme klang nun die anerzogene Höflichkeit wieder und ihre Haltung selber war erneut steifer, als es noch bei dem Ausritt der Fall gewesen war. Langsam drehte sie sich um und schritt aus dem Stall, doch noch, bevor sie um die Ecke bog, blieb sie einen Moment lang stehen und drehte den Kopf.
„Vielleicht komme ich auch einmal dazu, Euch das Leben zu retten“, sagte sie noch und lächelte ihn an, während er sich noch einmal kurz vor ihr verbeugte. Doch dann ging Cathreen mit schnellen Schritten ins Haus zurück. Zum Glück schaffte sie es ungesehen, sogar ungesehen von der Dienerschaft, in ihr Zimmer zu gelangen, welches sie sogleich durchquerte, sich hinter dem Vorhang ans Fenster stellte und auf den Hof hinaus blickte.
Mit Bedauern musste sie feststellen, dass das Pferd tatsächlich schon beschlagen worden war, und sogar schon gesattelt zum Aufbruch bereitstand.
Sinclair überprüfte noch einmal kurz den Sitz des Sattels, zog die Gurte noch etwas fester und warf seine Satteltasche auf den Rücken des Tieres.
Als er diese fest verschnürt hatte, schwang er sich behände auf den Rapp-Schecken, warf noch einen letzten Blick zu den Fenstern des Balkons hoch, auf dem Sie heute Morgen gestanden hatte und machte sich dann, seinen Dreispitz auf dem Kopf zurechtrückend auf den Weg.
Mit einem enttäuschten Ausdruck auf ihrem Gesicht beobachtete Cathreen, das, und als er zu ihr nach oben sah, straffte sie kurz ihre Schultern, bis ihr bewusst wurde, dass er sie ja hinter den Gardinen nicht sehen konnte. Nachdem er außer Sichtweite war, ging sie zurück in ihr Zimmer, setzte erneut ihre übliche Maske auf und spielte wieder die wohlerzogene junge Dame, die sich ihr Vater immer wünschte.

Doch sehr lange hielt sie es in ihrem Zimmer nicht aus. Das Mittagessen hatte sie ausfallen lassen, denn sie hatte irgendwie keinen richtigen Appetit. So beschloss sie, noch etwas im Garten des Lords spazieren zu gehen.
Unter den mächtigen Ahornbäumen und Kastanienbäumen, die in der Mittagshitze einen angenehmen Schatten spendeten, schlenderte sie nun entlang und betrachtete die große Anzahl bunter Blumen, die sie letzte Nacht, wegen der Dunkelheit nicht hatte sehen können.
Ohne sich dessen bewusst zu sein, wohin sie eigentlich ging, stand sie plötzlich vor genau der Bank, auf der sie schon am Abend zuvor gesessen hatte, als sie mit Ashley Sinclair hier gewesen war. Leise seufzte sie auf, ließ sich auf der Bank nieder und lehnte sich zurück. Ein leichter Wind fuhr in ihr Haar und die Blätter der Bäume raschelten leise vor sich hin, was sehr beruhigend auf sie wirkte.
Für einen Moment schloss sie ihre Augen und hatte wieder sein Gesicht vor sich. Das Gesicht mit den faszinierernsten Augen, die sie je gesehen hatte ...
Aber dennoch ..., er besaß eine Art von Unverfrorenheit, die sie noch nie so erlebt hatte, die ihr aber dennoch irgendwie gefiel. Seine forsche Art, fast schon spröde, erschreckte sie jedoch trotzdem auf irgendeine Weise.
Wie auch immer, jetzt war er weg und es war sowieso fraglich, ob sie ihn je wieder sehen würde und wenn sie ehrlich war, hatte sie auch andere Probleme im Moment.
Ihr Vater hatte ihr angedroht einen Mann für sie auszusuchen, wenn sie ihm innerhalb dieses Monats nicht von sich aus einen Heiratskandidaten präsentieren würde.
Doch dies war unmöglich. Die Männer, die sie bisher getroffen hatte, waren allesamt nur einfältige, von zuhause aus vermögende junge Burschen, die keine Ahnung hatten, was in der Welt vor sich ging. Die es nicht gestatteten, wenn eine Frau eine eigene Meinung hatte, geschweige denn, sich wie in Mann benahm.
Was sollte sie nur tun? Sie wollte keinen von diesen Kerlen heiraten und schon gar keinen, der ihr von ihrem Vater ausgesucht worden war. Aber was hatte sie denn für eine andere Wahl? Was konnte sie schon tun? Sie würde sich wohl oder übel ihrem Schicksal stellen müssen.
In dem Moment, als sie tief in ihre Gedanken versunken war, vernahm sie eine leise Bewegung hinter sich. Schnell wirbelte sie herum und sah einen kleinen schmächtigen Mann in Uniform an der Hecke stehen, hinter der sie sich letzte Nacht umgezogen hatte. Dieser hob seine Hände und deutete ihr an, Ruhe zu bewahren.
„Mylady entschuldigt bitte. Ich habe nicht vor, Euch etwas zu tun. Ganz im Gegenteil. Ich kenne Eure prekäre Lage und könnte Euch ein Angebot machen, dass Euch von all Euren Problemen befreien würde“, begann er und sie sah ihn überrascht an.
„Ich verstehe nicht, was Ihr meint?“, fragte sie und blickte auf die Uniform des Mannes. Sie sah, dass er zur schottischen Armee gehörte und eigentlich sollte sie Angst haben, doch seine Worte hatten sie gleichzeitig neugierig gemacht. Sehr neugierig sogar. Was sollte er wissen, das ihr helfen konnte?
Er kam um die Bank herum und deutete dann neben sie, woraufhin sie nickte und er neben ihr Platz nahm.
„Hört zu. Ich weiß von Eurem ... sagen wir mal Problem. Ich weiß, dass Euer Vater Euch verheiraten will und auch, dass es Euch gar nicht gefällt ...“, begann er.
„Aber woher wisst Ihr ...?“, fragte sie überrascht, doch er hob seine Hand und brachte sie erneut zum Schweigen.
„Fragt besser nicht, ich weiß es einfach. Nun der Grund, warum ich hier bin, ist, weil ich Euch eine Menge Gold anbieten könnte, für einen... sagen wir kleinen Dienst für König Jakob IV“, erklärte er und sah sie abwartend an.
„Ich verstehe nicht, von was redet Ihr?“, fragte sie nun nach.
„Nein? Dann muss ich mich wohl etwas deutlicher ausdrücken... Ihr tut etwas für den König von Schottland, und er wird Euch so reich belohnen, so dass Ihr nicht mehr die Forderung Eures Vaters erfüllen müsst, sondern Euch mit dem Gold selber ein Haus und Diener leisten könnt. Ihr wärt dann unabhängig“, erklärte er und Cathreen wurde plötzlich sehr aufmerksam.
Der Mann, dessen kleine hellblaue Augen sie immerzu genau musterten, erklärte ihr knapp, was sie zu tun hätte und zuerst war sie geschockt. Doch nach einiger Zeit wurde der Gedanke, nicht mehr zwangsverheiratet zu werden immer angenehmer und am Ende willigte sie in die ganze Geschichte ein. Schließlich hatte sie nichts zu verlieren, im Gegenteil es war ihre Chance endlich ganz frei zu sein. Auch wenn sie es nur mit einem leichten Bauchweh tat.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 9:50 pm

3. Der Brief eines Verräters?




Inzwischen war Cathreen seit einigen Tagen wieder zu Hause und saß in dem kleinen blühenden Gärtchen hinter dem Haus, auf dem Gut ihres Vaters. Gelangweilt lauschte sie den Gesprächen der anderen Frauen, welche um sie herum saßen. Ihre Tante, eine der anwesenden Damen, welche auch gleichzeitig die Schwester ihres Vaters war, unterhielt sich mit ihren beiden Töchtern und zwei von deren Freundinnen, die alle vier etwas jünger waren, als sie selbst, angeregt über das Thema ‚Heiratsfähige junge Männer’. Und sie diskutierten heftig, über die best Aussehenden und Reichsten unter ihnen.
Ihre Cousine Shelly, welche nur zwei Jahre jünger war als sie, konnte sich absolut nicht entscheiden, welchem ihrer beiden Verehrer sie nun nachgeben sollte...
Doch das alles interessierte Cathreen nicht im geringsten. Stattdessen schweiften ihre Gedanken zu den letzten Tagen, welche sie bei Lord Williams verbracht hatte.
Seither waren vier Tage vergangen und inzwischen hatte sie ihr Vater erneut zu einer dieser Festlichkeiten mitgeschleift. Doch diesmal hatte sie Glück im Unglück, dass es gleich bei den Nachbarn statt gefunden hatte und sie noch am gleichen Abend nach Hause zurückkehren durfte.
Dafür waren ihre Tante und ihre beiden Cousinen mitsamt Freundinnen für ein paar weitere Tage geblieben. Sie war überzeugt davon, dass dies von ihrem Vater eingefädelt worden war, in der Hoffnung, sie würden es schaffen sie zu überreden, sich endlich für einen Mann zu interessieren und entscheiden.
Mr. McRowley hatte ihr sogar schon gedroht, wenn sie sich nicht möglichst bald entschieden hätte, würde er einen passenden Ehemann für sie auswählen und dabei hatte er auch schon ein paar Namen genannt, bei dessen Klang es ihr schon einkalt den Rücken herunter lief. Einer von ihnen war sogar schon doppelt so alt wie sie.
Sie schüttelte sich bei dem Gedanken. Warum konnte er ihr nicht einfach Zeit damit lassen, warum drängte er sie so, es war eben noch kein passender dabei gewesen. Leise stöhnte sie auf bei diesem Gedanken und ihr Blick ging in die Ferne, wobei sie ein paar Vögel beobachtete, die lustig um einen Baum herum flatterten.
Heute Abend war ihr Vater es, welcher einen Ball extra für sie geben wollte. Er hatte sogar diesen alten Kerl aus Wales eingeladen.
Was um Gottes Willen sollte sie in Wales? Sie liebte Schottland und wollte nicht weg von hier. Sie hatte gehört, dass Wales flach sein sollte wie ein Brett. Sie wollte nicht weg von ihren Schottischen Bergen.
In dem Moment vernahm sie in dem Gebüsch vor sich, ein leises Rascheln. Neugierig starrte sie auf die Hecke, als ein kleiner Junge sich nach oben streckte und über das Grün zu ihr herüber sah. Er blickte sich um, so als wollte er sicher gehen, dass die anderen Damen ihn nicht bemerkten und winkte Cathreen zu sich her, welche sich erhob und langsam und so unauffällig wie möglich zu der Hecke hinüber schritt.
Ihre Tante und die andern Mädchen achteten nicht auf sie, zu sehr waren diese in ihre Diskussion vertieft.
So trat sie unauffällig auf den kleinen Jungen zu und musterte ihn fragend, während sie sich so hin stellte, dass die andern ihn auch nicht hätten sehen können, würden sie doch noch ihre Köpfe nach ihr umdrehen. Doch der Junge legte nur seine Finger auf die Lippen, drückte ihr einen Umschlag in die Hand und war genauso schnell wie er erschienen war, wieder verschwunden.
Cathreen starrte auf das Couvert in ihrer Hand und als sie den Namen Ashley Sinclair auf der Rückseite sah, öffnete sie den Brief sehr schell, fast schon hastig.
Aus dem Umschlag, fiel ihr plötzlich das Taschentuch entgegen, welches sie Ashley Sinclair vor fast einer Woche gegeben hatte und sofort entfaltete sie den Brief.
Die Farbe wich aus ihrem Gesicht, als sie die Zeilen zu lesen begann.


Sehr verehrte Miss McRowley,

Leider habe ich keine angenehmen Neuigkeiten. Und ich muss Euch um einen Gefallen bitten. Leider weiß ich nicht, an wen ich mich sonst wenden könnte.
Ihr erinnert Euch sicherlich an Eure Worte, dass Ihr Eure Schuld begleichen wollt. Jetzt habt Ihr die Gelegenheit dazu.
Leider wurde ich, durch ein dummes Missverständnis, von den Soldaten verhaftet, und da ich keine Papiere bei mir hatte, glauben sie mir nicht. Ich weiß, ich verlange sehr viel von Euch, doch Ihr seid im Moment meine einzige Hoffnung. Könntet Ihr nicht herkommen und dem Richter bezeugen, wer ich bin? Sonst fürchte ich, werden wir uns nicht wieder sehen, denn man hat mich wegen angeblichem Landesverrat bereits zum Tode verurteilt und das Urteil soll in vier Tagen, also am Samstag vollstreckt werden.
Ich hoffe der Brief wird Euch noch rechtzeitig erreichen. Einer der Wachposten war so nett, gegen ein kleines Entgelt von mir, diesen Brief weiterzuleiten. Ich hoffe doch sehr, dass er es auch getan hat.
Nun, das werde ich spätestens dann wissen, wenn man mir den Strick um den Hals legt und ich von Euch nichts gehört habe.

Ich hoffe, es wird Euch möglich sein, mir zu helfen, diese Sache zu klären.

In hoffnungsvoller Erwartung

Euer Euch ergebener Ashley Sinclair


Ihre Hände begannen leicht zu zittern und sie untersuchte noch mal dem Umschlag, um zu sehen woher der Brief kam. Der Ort aus dem er stammte, war einen guten Tagesritt von hier entfernt, doch wenn sie gleich aufbrechen würde, wäre sie spätestens Freitagabend dort. Das war verdammt knapp, aber sie musste es versuchen, sie konnte ihn nicht seinem Schicksal überlassen. Außerdem hatte sie noch diesen Auftrag und wenn man ihn tötete, würde sie ihn nicht erfüllen können, was wiederum bedeuten würde, dass sie bald heiraten musste und das wollte sie noch weniger.
Ihren Vater brauchte sie erst gar nicht um Erlaubnis zu fragen, der würde sie nie gehen lassen. So blieb ihr nichts anderes übrig, als sich davon zu stehlen. Jedoch war ihr klar, dass sie wohl oder übel die Dämmerung abwarten musste, dann waren auch alle im Haus mit sich selber beschäftigt, um sich auf den Ball heute Abend vorzubereiten.
Dadurch würde sie dann mindestens eine, wenn nicht sogar zwei Stunden Vorsprung haben, bevor überhaupt jemand merken würde, dass sie nicht mehr im Hause war.
Unter einem Vorwand ging sie gleich ins Haus zurück und packte heimlich eine Tasche mit dem Notwendigsten. Sie selbst zog, um besser und schneller Reiten zu können, wieder eine Hose und eine weite Bluse an, über das sie dann ein noch weites Cape werfen wollte.
Nachdem sie die geschäftigen Schritte der Diener auf den Fluren vernahm, die immer wieder neue Dienste für die Damen und Herren hier im Haus zu erledigen hatten, wusste sie, dass alle andern jetzt auf ihren Zimmern waren und so konnte sie sich ohne Probleme über die Hintertüre davon schleichen.
Die Sonne war inzwischen untergegangen, nur noch ein schmaler dunkelroter Streifen war am Horizont zu sehen. Die Nacht hatte schon ihren schwarzen Mantel über das Haus und Gelände darum geworfen und so gelang es ihr ohne Probleme, sich in der Dunkelheit auf den Weg zum Stall zu machen, wo sie schnell ihr eigenes Pferd, einen schwarzen, kräftigen Araber Hengst, sattelte und es dann so leise es ging nach draußen und über den Hof führte.
Erst als sie außer Sichtweite des Hauses war, schwang sie sich auf den Rappen und verschwand in der finsteren Nacht.

Fast die ganze Strecke ritt sie in einem durch. Nur einmal, am nächsten Vormittag, machte sie eine kleine Rast, um das Pferd trinken und ein wenig grasen zu lassen, und selbst auch etwas zu essen, aus ihrem dürftigen Proviant, den sie sich mitgenommen hatte. Doch dann drängte es sie unerbittlich weiter, aus Furcht, dass sie zu eventuell doch zu spät kommen könnte.
Die Sonne verschwand schon wieder langsam am Horizont, als sie die dicke Gefängnismauer mit ihren zwei hohen Türmen in der Ferne erkennen konnte.
Ohne noch eine weitere Minute zu verschwenden machte sie sich auf die Suche nach dem Richter. Erst als sie ein paar Männer gefragt hatte, fand sie heraus, dass dieser gleich in dem Haus neben dem Gefängnis wohnte. Sie ließ ihr Pferd etwas vom Haus entfernt auf einer kleinen Wiese, am Rande des Ortes zurück und ging sofort zu ihm.
Doch als sie an dessen Haustüre klopfte, in der Hoffnung die Situation klären und Mr. Sinclair da sofort rausholen zu können, wurde sie von dem Mann, der eine edle weiße Perücke trug und dem sein beiges Jackett im Grunde viel zu eng war, nur abschätzig betrachtet und mit ein paar sehr unhöflichen und harten Worten regelrecht davon gejagt. Sein Gesicht sah sehr wütend aus und seine dunklen buschigen Augenbrauen, die überhaupt nicht zur Farbe seiner Perücke passten erzitterten, als er sie mit hochrotem Gesicht anschrie, dass sie dahin zurückgehen solle, woher sie gekommen war.
Leider hatte sie nicht daran gedacht, sich ein Kleid mitzunehmen und natürlich glaubte der Richter keiner Frau, die in Männerkleidung vor seiner Tür auftauchte und um die Freilassung eines zu Tode verurteilten bat. Leise fluchte sie in sich hinein und starrte wütend auf sich selbst, auf die Mauern des soliden und hoch gebauten Gefängnisses.
Was sollte sie denn jetzt nur tun? Sie konnte ihn doch nicht....
Mit einem Male spürte sie, wie sich ihre Kehle zuschnürte und sie fühlte sich so verdammt hilflos. Irgendetwas musste sie doch tun können.
Langsam und nachdenklich ging sie dann die dunkle Gasse entlang und suchte fieberhaft nach einer Idee, wie sie ihm helfen könnte, wie sie ihn aus der misslichen Lage befreien könnte.
Sinclair hatte ihr das Leben gerettet, sie stand in seiner Schuld und sie konnte auf keinen Fall zulassen, dass man ihn für etwas hängte, was er nicht getan hatte. Aber zu versuchen ihn aus dem Gefängnis zu befreien, wäre genauso ein Verbrechen, wie dieses, welches ihm angehängt worden war... und trotzdem…
Irgendetwas trieb sie dazu, genau das zu tun. Der Gedanke, dass man ihn morgen erhängen wollte, war für sie noch unerträglicher, wie der, dass sie etwas unrechtes tat und nur so konnte sie auch ihre eigene Zukunft retten. Wenn er tot war, wäre ihr Auftrag und somit die Chance an das Gold zu kommen hinfällig. Wenn sie ehrlich war, hatte sie keine andere Wahl. So zog sie ihren weiten Umhang noch enger um ihren Körper und streifte sich die Kapuze tief in ihr Gesicht.
Wie ein Schatten verschwand sie in einer Nebengasse und sprach dort ein paar angetrunkene Männer an, was ihr nicht leicht fiel. Sie ekelte sich vor ihnen, doch für ein paar Silbermünzen und mit einer fadenscheinigen Ausrede konnte sie diese überreden, für etwas Verwirrung und Lärm zu sorgen.
Kaum hatte sie das dunkle Seitensträßchen verlassen, hörte sie auch schon zufrieden, wie ein riesen Tumult hinter ihr losbrach, der weit über die ganzen Gassen, bis hin zum Gefängnis zu hören war.
Sich in eine dunkle Nische drückend, konnte sie sehen, wie sich die Wärter, die vor dem Gefängnistor wache hielten, sich verwirrt anblickten und dann ohne groß darüber nachzudenken, nachsehen gingen, was dort los war.
Das war ihre Chance, denn die beiden Uniformierten hatten in der Aufregung sogar den Schlüsselbund für die Zellentüren an einem kleinen Haken an der Wand hängen lassen.
Noch immer verhüllt in ihrem Umhang, schlüpfte sie ungesehen, mit den Schlüsseln in der Hand, in das Gebäude und schritt leise und vorsichtig, sehr darauf achtend kein Geräusch zu verursachen, die Zellentüren entlang, in die sie jeweils, durch ein kleines vergittertes Fenster, einen kurzen Blick warf.
Vor der letzten Zelle hielt sie dann inne, als sie ihn schließlich entdeckte und sah, wie er am Gitterfenster stand und versuchte zu erkennen, was draußen vor sich ging.
Schnell steckte sie den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Türe, die kaum merklich in ihren Angeln quietschte, als sie diese aufdrückte.
In dem Moment fuhr er erschrocken zu ihr herum und musterte sie. Er konnte sie natürlich nicht erkennen, da sie immer noch ihre Kapuze weit übers Gesicht gezogen hatte und kam deshalb nur langsam und zögerlich auf sie zu.
„Beeilt Euch! Sie werden bald zurück sein“, erklang ihre Stimme, die stark gedämpft und vertieft wirkte, durch den dicken Stoff ihrer Kapuze und auch weil ein dicker Klos in ihrem Hals saß.
Dann, selber zitternd voller Angst, dass man sie womöglich doch noch entdecken könnte und ohne eine Antwort von ihm abzuwarten, verließ sie das Gefängnis wieder sehr schnell. Fast lautlos verschwand sie in einer der kleinen dreckigen Gassen, die auf der einen Seite, durch eine gut hüfthohe Mauer abgegrenzt wurde und hinter der sich dann ein weitläufiges Gelände befand.
In dem Moment, als sie über die Mauer kletterte, hörte sie auch schon seine Schritte hinter sich. Ihr war von Anfang an klar gewesen, dass er ihr folgen würde, und als sie auf der anderen Seite der Mauer angekommen war, blieb sie mit dem Rücken zu ihm stehen und starrte mit klopfendem Herzen auf das Gelände, welches nun stockdunkel vor ihr lag. Sie hörte ihn auf sich zukommen, nahm wahr, wie er über die Mauer sprang und dann knapp hinter ihr stehen blieb.
„Wem habe ich meine Rettung zu verdanken?“, fragte er leise und ein leichter Schauer lief ihr beim Klang seiner Stimme über den Rücken.
„Ich erzählte Euch unlängst, dass jeder Mensch zwei Seiten hat. Nun frage ich mich allerdings, ist es schlimmer gleichzeitig eine Dame und ein Wildfang zu sein, oder ein Held und ein Verbrecher?“, fragte sie leise in die Nacht hinaus. Dann erst drehte sie sich um und streifte dabei ihre Kapuze zurück, so dass er sie sehen konnte.
Fragend blickte sie nun in seine Augen, als diese sich vor Überraschung weiteten.
„Lady McRowley? Mir ist vollkommen bewusst, wie das alles auf Euch wirken muss. Doch glaubt mir, dass ich des Verbrechens, das man mir vorwirft nicht schuldig bin“, versuchte er sich zu verteidigen.
Ohne sich zu rühren, sah Cathreen ihm entgegen.
„Ja, das glaube ich Euch, denn sonst wäre ich Eurem Ruf nicht gefolgt“, erklärte sie ihm,
„... oder vielleicht doch?“, fügte sie noch sehr leise und auch unsicher hinzu und senkte einen Moment lang nachdenklich ihren Blick.
„Ich weiß nicht, wie ich Euch danken soll. Ihr habt mir mein Leben gerettet und dazu noch Eure Eigenes aufs Spiel gesetzt“, seine Stimme klang nicht so fest, wie sie es normalerweise tat, das fiel ihr sofort auf.
Aber Cathreen hingegen ging nicht auf seine Worte ein, sondern sah ihn nun fest an
.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 9:53 pm

„Willkommen in der Welt des Verbrechens, Mr. Sinclair. Denn egal, ob Ihr dieses Verbrechen nun begangen habt, oder nicht, Ihr seid aus dem Gefängnis geflohen. Und das macht Euch zu einem Verbrecher... ebenso wie mich, die Euch zur Flucht verhalf“, sprach sie in einem leisen Ton weiter, drehte sich wieder um und blickte wieder in die dunkle Nacht hinaus.
„Ja, ich fürchte Ihr habt Recht. Doch wenn Ihr sofort wieder nach Hause zurückkehrt, dann wird Euch niemand etwas anhaben können und Ihr werdet in Sicherheit sein. Keiner muss je erfahren, dass Ihr es wart, die mich befreit hat.“
Langsam verstummten die lauten Stimmen in den Straßen um das Gefängnis, doch dafür machte sich nun wütendes Gebrüll breit, welches sie darauf schließen ließ, dass man wohl inzwischen seine Flucht bemerkt haben musste und ihr wurde schlagartig klar, dass sie schnellstens von hier weg mussten, doch auch ihm schien es bewusst geworden zu sein.
„Wir sollten sofort verschwinden! Habt Ihr ein Pferd?“, fragte Sinclair jetzt und sah sie besorgt, fast gehetzt an.
Nickend ging Cathreen schnell ein Stück weiter an der Mauer entlang, als in der Dunkelheit ein schwarzer Hengst vor ihnen auftauchte.
„Wir sollten uns beeilen!“, sagte sie und griff nach den Zügeln des Tieres. Plötzlich merkte sie, wie er sie kraftvoll hoch hob und auf das Pferd schob. Überrascht von dieser Aktion sah sie ihn verwundert, fast erschrocken an.
„Reitet so schnell wie der Wind und versteckt Euch, bis sich das alles hier wieder beruhigt hat“, forderte er sie nun eindringlich auf.
„Ich werde Euch nicht hier zurück lassen“, widersprach sie ihm nun energisch und musste das Pferd zurück halten, das inzwischen unruhig hin und her tänzelte.
„Wenn wir zusammen geschnappt werden, ist das Euer Tod“, warnte er sie und in seiner Stimme klang ernste Sorge mit.
„Alleine habt Ihr eine gute Chance, keiner wird Euch verdächtigen“, fügte er noch an.
„Nein“, sagte sie resolut, „Was ich angefangen habe, beende ich auch!“ Ruckartig drehte sie den Kopf, als sie die Stimmen näher kommen hörte.
„Wenn Ihr bleibt, bleibe ich auch... entscheidet Euch, ob es Euch das wert ist!“, sagte sie nun leicht gehetzt.
„Ihr habt schon genug getan!“, begann er und sah sie flehend an. Doch Cathreens Ausdruck blieb hart, so dass ihm nichts anderes übrig blieb und er dann doch nickte.
„Ihr gebt wohl nie auf“, brummt er und schwang sich dann, nachdem sie ihm einen Steigbügel frei gemacht hatte, hinter sie aufs Pferd.
Sofort als er saß, trieb sie das Tier an, welches sehr kraftvoll über das Gelände preschte, während sie hinter sich lautes und wütendes Gebrüll hörten.
Sie galoppierten quer über das Gelände und dann an einem Waldstück entlang, wobei sie sich so gut es ging im dunklen Schatten der Bäume hielten.
„Auf dem Weg hier her, hab ich eine alte Scheune gesehen, sie scheint schon lange nicht mehr benutzt worden zu sein. Ich denke, das wäre ein gutes Versteck für heute Nacht, dort werden sie uns sicher nicht vermuten. Außerdem fürchte ich, dass mein Pferd nicht mehr lange durch halten wird, da ich schon gute vierundzwanzig Stunden fast ohne Pause unterwegs bin“, warf sie nachdenklich ein.
„Gut, dann dort hin!“, gab er zurück und warf immer wieder besorgte Blicke über seine Schulter zurück, um zu sehen, ob ihre Verfolger sie nicht vielleicht schon entdeckt hatten.
Sofort lenkte Cathreen das Pferd in das kleine Wäldchen hineinen, dann vorbei an einigen Feldern und kaum hatten sie diese umrundet, sahen sie schon hinter einem Maisfeld die windschiefe, heruntergekommene Scheune, die wirklich mehr als baufällig aussah und scheinbar nur noch von Moos und Dreck zusammen gehalten wurde.
Ohne anzuhalten, dirigierte sie das Pferd direkt durch das offen stehende Tor hinein, wobei sie sich beide ducken mussten, um sich nicht ihre Köpfe zu stoßen.
„Ich hoffe, sie werden nicht mit Hunden nach uns suchen“, sagte Sinclair besorgt, während er geschmeidig vom Pferd glitt und gleich dessen Zügel ergriff. Auch Cathreen ließ sich aus dem Sattel gleiten, lief aber sofort zum Scheunentor zurück, um dieses unter einiger Anstrengung zu schließen und fest zu verriegeln. Aufatmend, als sie endlich geschafft hatte, den Riegel vorzulegen, drehte sie sich wieder zu ihm um.
„Jedenfalls nicht heute Nacht, da bin ich mir sicher. Sie müssen erst irgendwo Hunde her holen. Ich habe keine bei ihnen gesehen“, erklärte sie.
„Wollen wir es hoffen“, erwiderte er besorgt und blickte dann auf das total verschwitzte Pferd vor sich. Er bückte sich und hob ein Büschel Stroh vom Boden auf, mit dem er begann, das Pferd abzureiben.
„Wir sollten ihn besser gesattelt lassen, für den Fall, dass wir schnell weg müssen“, überlegte er laut. Sie nickte, denn er hatte Recht damit und dann tat sie es ihm gleich. Fest rieben sie, jeder auf einer Seite, über das verschwitzte Fell des Tieres und als es wieder relativ trocken war, führte Cathreen es in eine noch einigermaßen intakte Box, sammelte Heu, welches noch hier und da herum lag ein und warf es dem Pferd zum Fressen hin. Dann klopfte sie dem Tier auf die Flanke und drehte sich wieder zu Sinclair um.
Verwundert sah sie ihn an, als er genau in dem Moment an sie herantrat und ungeniert seine Hände auf ihre Oberarme legte. Auch bemerkte sie seinen besorgten Blick, als er sie ansah.
„Warum riskiert Ihr so viel für mich? Warum habt Ihr nicht einfach dem Richter erklärt, wer ich bin? Das hätte doch vollkommen genügt“, fragte er sie jetzt etwas durcheinander.
„Das habe ich versucht, doch er wollte mir nicht einmal zuhören“, begann sie zu erklären, während ihr Blick unsicher kurz zu seinen Händen ging, doch dann sprach sie weiter.
„Um es noch einmal zu versuchen, fehlte einfach die Zeit. Bevor ich das vielleicht geschafft hätte, hätte man Euch längst aufgehängt und das durfte ich nicht zulassen“, in ihrer Stimme klang deutlich Verzweiflung mit, als sie das sagte, doch dann entwand sie sich ihm und drehte sich um. Sie nahm ihren Umhang von den Schultern und breitete diesen auf den Boden aus, wo noch genug Stroh lag, um weich zu sitzen. Sogleich ließ sie sich darauf niedersinken und sah erneut zu ihm hoch.
„Ihr habt mein Leben gerettet, dasselbe tat ich gerade für Euch. Ich denke wir sind nun quitt“, erklärte sie ihm und ihr Ton sollte ihm zeigen, dass sie keinen Widerspruch hören wollte.
Sie sah seinen nachdenklichen Blick, doch als er sich schräg gegenüber von ihr, auf einen Strohballen setzte, nickte er kaum merklich.
„Ihr habt wohl schon wieder Recht. Jetzt sind wir mehr als quitt.“ Seine Stimme klang leise und irgendwie resignierend.
Cathreen seufzte bei seinen Worten, da sie glaubte, dass sie ihn wohl mit ihrer Art verletzt hatte, was im Grunde nicht ihre Absicht war.
Eine ganze Zeit lang beobachtete sie, wie er mit einem Strohhalm zwischen seinen Fingern spielte und nachdenklich zu Boden starrte.
„Außerdem... wollte ich Euch noch mal wieder sehen. Wenigstens noch einmal“, sagte sie nun sehr leise in die entstandene Stille hinein. Überrascht hob Sinclair bei ihren Worten seinen Kopf an und ein schwaches Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
„Das Gleiche habe ich auch gedacht, als ich vorhin noch in meiner Zelle lag“, erwiderte er ebenfalls sehr leise.
„Nicht der Tod war es, vor dem ich mich gefürchtet habe, sondern die Angst, nie mehr Euer Lächeln sehen zu dürfen.“
Cathreen hob erstaunt über seine Worte eine Augenbraue an und blickte ihm erstaunt und ein wenig überrascht ins Gesicht, doch dann lächelte sie matt und ihr Blick ging in den Raum hinein.
„Mein Vater hat vor, mich nach Nord Wales zu verheiraten. Ich habe den Mann, den ich heiraten soll, noch nie gesehen, aber er muss mindestens doppelt so alt sein wie ich“, begann sie nach einer kurzen Pause leise zu erzählen, ohne ihn jedoch dabei direkt anzusehen. Sie hatte ihre Hände um ihre Beine geschlungen und das Kinn auf den Knien aufgelegt.
„Versteht Ihr, er ist einer dieser Männer, die absolutes Gehorsam verlangen und ihre Fäuste einsetzten, wenn sie ihn nicht bekommen. Die Frau dieses Mannes, ist nicht mehr wert, als eine billige Sklavin. Eine Sklavin, die nur dazu da ist, ihm seine Erben schenken, die sie dann aufziehen soll.“ Sie starrte schaudernd an diesen Gedanken vor sich auf den Boden und sprach dann noch etwas leiser weiter.
„Vielleicht habe ich es auch deshalb getan, weil ich bald das verlieren werde, was mir am wichtigsten ist. Meine Freiheit und genau die habe ich jetzt. Hier. In diesem Moment. Bei Euch. Auch wenn die Umstände nicht gerade… die allerbesten sind.“
In dem Augenblick war sie sich nicht sicher, ob es gut gewesen war, so aufrichtig zu ihm zu sein. Was wenn er durch diesen Fehler hinter ihr Geheimnis kommen würde? So kaute sie jetzt auf ihrer Unterlippe und schwieg.
Zögernd und nach einer kurzen Pause, in der sie das Gefühl hatte, man könnte eine Stecknadel fallen hören, antwortete er ihr, dabei hatte sie das Gefühl, er würde erst nach den richtigen Worten ringen und als sie kurz zu ihm blickte, merkte sie, dass auch er es vermied sie direkt anzusehen.
„Das..., das tut mir sehr Leid für Euch. Ich hatte gehofft... für Euch gehofft, dass Euer Vater noch solange Geduld haben würde, bis Ihr Euch selbst einen Mann erwählt habt“, nur kurz holte er Luft, bevor er weitersprach, doch diesmal etwas schneller, so als wollte er es schnell loswerden, vor Angst, sie könnte ihn vielleicht unterbrechen oder er würde es nicht mehr fertig bringen, das auch zu sagen, was er wollte.
„Jedoch glaub ich auch nicht, dass es ein besseres Leben wäre, mit einem entflohenen Verbrecher, Tagein und Tagaus auf der Flucht zu sein. Das ist auch nicht unbedingt die Art von Freiheit, die sich ein Mensch wünscht. Und würde man Euch mit mir finden, würde das auch für Euch den Galgen bedeuten“, bei den letzten Worten, biss er sich auf die Lippen, so als würde er es bereuen diese ausgesprochen zu haben, doch sie schwieg nachdenklich einen Moment.
„Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es richtig war diesen Brief zu schreiben und Euch um Euere Hilfe zu bitten“, fügte er nun an und lugte hinter sich, durch eine Stelle in der Wand der Scheune hindurch, wo ein Stück Brett heraus gebrochen war.
„Vielleicht war es aber auch genau das, was ich gebraucht habe, bevor man mich... einsperrt. Eine Nacht bei Euch in einer alten baufälligen Scheune und sich zu verstecken, wie gemeiner Verbrecher. Vielleicht ist mir dies sogar das Risiko wert, an den Galgen zu kommen. Nein, bestimmt sogar“, auch ihre Worte waren leise, als sie das sagte und leicht nervös begann sie nun mit den Nägeln den Strohhalm in ihrer Hand zu zerkleinern.
Entsetzt fuhr Sinclair herum und sah sie ungläubig an.
„Ich bitte Euch, sagt so etwas nicht. Ich bin es nicht wert, dass Ihr Euer Leben für mich aufs Spiel setzt“, protestierte er scharf.
Langsam erhob sich Cathreen, ohne etwas auf seinen Satz zu erwidern ging sie auf ihn zu und blieb dann genau vor ihm stehen.
„Ein Held oder ein Verbrecher... sagt mir, was trifft auf Euch zu?“, fragte sie nun sanft zu seiner erneuten Verwunderung.
„Ich..., ich denke weder noch. Ich bin nur ein Mann, der für seine Sache und seine Ideale kämpft, zu denen er steht. Nicht mehr und nicht weniger“, erklärte er unsicher auf ihre Frage.
Ein Lächeln huschte auf Cathreens zartes und in der Dunkelheit fahl leuchtendes Gesicht.
„Nichts anderes wollte ich hören.“
„Ja?“, fragte er erstaunt und musterte sie, doch in dem Moment wurde ihm erst bewusst, dass er, obwohl sie aufgestanden war, immer noch saß und erhob sich schnell.
„Bleibt ruhig sitzen. Ich denke nicht, dass wir hier Wert auf irgendeine Etikette legen müssen“, konnte sie sich nicht verkneifen zu sagen, denn ihr selber waren diese Dinge nicht wichtig und sie konnte locker darüber hinwegsehen. Nein, eher waren ihr diese Vorschriften sogar oft so zu wieder, dass sie diese des Öfteren mit Absicht nicht einhielt.
„Es tut mir leid, doch zu viele Dinge gehen mir im Moment durch den Kopf, so dass ich...“, entschuldigte er sich.
„Ist schon in Ordnung“, unterbrach sie ihn und legte ihm fast tröstend eine Hand auf den Arm. Doch als ihr bewusst wurde was sie hier tat, nahm sie diese schnell wieder weg und räusperte sich verlegen.
„Sehr viele Dinge sind geschehen... vielleicht... ich denke, ich sollte mich vielleicht draußen noch einmal umsehen“, erklärte sie plötzlich, weil sie den inneren Wunsch verspürte, für einen Moment alleine zu sein. Kurz warf sie ihm noch einen Blick zu, aber nur, um sich gleich daraufhin wieder von ihm abzuwenden und sich fast schon hektisch umzudrehen.
Hinter sich nahm sie dann eine leise Bewegung wahr und es war ihr so, als hätte er einen Arm nach ihr ausgestreckt, doch dann verriet das Rascheln seines Hemdstoffes, dass er ihn wieder hatte sinken lassen.
„Das mag wohl stimmen. Ich bitte Euch aber vorsichtig zu sein, wenn Ihr hinausgeht, es gibt hier in der Gegend noch einige wilde Tiere, habe ich gehört und ich möchte nicht, dass Euch womöglich ein Wolf anfällt. Geht deshalb besser nicht zu weit von der Scheue weg“, warnte er sie.
Schnell drehte sie den Kopf bei seinen Worten zu ihm um und sah ihn geschockt an. Der Gedanke von einem Wolf angefallen zu werden, behagte ihr nun überhaupt nicht, aber dennoch wollte sich ihre Furcht nicht anmerken lassen.
„Ja, ich... ich werde vorsichtig sein. Keine Sorge“, antwortete sie ihm, jetzt nicht mehr so sicher, drehte sich um und steuerte in Richtung Scheunetor.
„Bleibt hier“, erklang seine Stimme leise und besorgt hinter ihr.
„Wenn Ihr lieber alleine sein wollt, dann gehe besser ich etwas hinaus“, bot er ihr dann an und ging hinter ihr her, doch Cathreen schüttelte nur den Kopf.
„Nein, ich möchte nicht alleine sein“, sagte sie schnell, doch dann sprach sie ruhig weiter. „Wenn Ihr mit mir in einem Raum seid, möchte ich nichts lieber, als ebenfalls in diesem Raum sein und gleichzeitig nichts lieber, als daraus zu entfliehen!“
Kurz sah sie ihn noch einmal an, doch dann senkte sie erneut verlegen den Kopf.
„Entschuldigt bitte, das hätte ich nicht sagen dürfen“, erklärte sie noch knapp, öffnete schnell die Türe und schlüpfte hinaus in die kühle Nacht.
Was hatte sie da eben getan? Sie hatte ihm ihre geheimsten Gedanken gestanden, denen sie sich selber nicht einmal wirklich bewusst gewesen war. Ihr Herz schlug heftig in ihrer Brust und ihr Magen krampfte sich leicht zusammen. Was würde er jetzt nur von ihr denken?
Dass sie eine dumme Gans ist, das würde er denken, eine dumme Pute, die sich ihm an den Hals werfen will, weil sie es zuhause nicht mehr aushält und den Wünschen ihres Vaters entfliehen will, einen wildfremden, in ihren Augen uralten Mann, heiraten zu müssen.
Seufzend schlang sie ihre Arme um sich. Am liebsten hätte sie sich irgendwo verkrochen, weit weg von allen ihren Sorgen. Jedoch war ihr klar, dass das nicht gehen würde, sie musste da durch, sie musste beenden, was sie begonnen hatte, sonst würde sie am Ende doch als Frau dieses alten sklaventreibenden Mannes enden. Nein, das wollte sie nicht, lieber würde sie sterben. Also, was hatte sie schon zu verlieren? Sie würde das jetzt durchziehen, sie musste es, es war ihre einzige Chance, ein Leben führen zu können, so wie sie es wollte.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 9:54 pm

Nach einiger Zeit spürte sie, wie der kühle Nachtwind eine Gänsehaut bei ihr erzeugte und sie merklich zu frieren begann. So blieb ihr nichts anderes übrig, als wieder in die schützende Scheune zurückzukehren.
Als sie wieder eintrat blickte sie auf einen nachdenklichen Mann, der nur kurz den Kopf hob und dann wieder durch das Loch in der Wand nach draußen spähte.
So ging sie stumm zurück zu ihrem Umhang, der immer noch auf dem Boden lag und setzte sich wieder darauf, ohne ihn dabei noch einmal anzusehen. Ihre Gedanken drehten sich immer noch im Kreis, so viel war in den letzten Tagen geschehen, und das hatte ihr ganzes Leben total über den Haufen geworfen.
„Vielleicht solltet Ihr besser versuchen zu schlafen. Ihr habt morgen einen langen Ritt vor Euch“, sagte er plötzlich in die bohrende Stille hinein.
Ohne aufzublicken schüttelte sie energisch den Kopf.
„Nein, ich kann jetzt nicht schlafen, selbst wenn ich es wollte“, entgegnete sie ihm nur knapp, denn sie war dazu tatsächlich viel zu aufgewühlt. Mit einem kaum hörbaren Seufzer ließ sie sich nach hinten auf ihren Umhang sinken und starrte an ihm vorbei zur Decke.
„Es wäre aber besser für Euch, Ihr würdet es versuchen! Ich werde Euch noch vor Sonnenaufgang aufwecken, dann wärt Ihr weg, bevor sie ihre Jagdhunde loslassen. Wenn Ihr dann den Fluss entlang reitet und ihn dann nicht gerade an der flachsten Stelle überquert, werden sie sehr schnell Eure Spur verlieren und dann seid Ihr in Sicherheit.“
„Ich werde nicht wieder zurückgehen!“, sagte sie nun langsam, jedoch so, als sei es das normalste der Welt. Aber immer noch wagte sie es nicht, ihn anzusehen, sondern starrte weiterhin nach oben.
„Aber...“, erklang seine überraschte Stimme und sie spürte seinen durchdringenden Blick auf sich, „was wollt Ihr denn dann tun?“
Cathreen wusste es ganz ehrlich gesagt nicht, so erwiderte sie nichts auf seine Frage, sondern ergriff unbewusst einen weiteren Strohhalm, mit dem sie zu spielen begann.
Da hörte sie, wie er sich erhob und zu ihr kam. Als er sich plötzlich neben sie kniete und ihre Hand nahm, sah sie ihn verdutzt an, während sie sich fast zeitgleich aufsetzte.
„Ihr solltet Euch das wirklich gut überlegen. Ihr wärt dann mittellos und Ihr könnt doch auch nicht alleine in der Welt herumreisen. Ihr wisst nicht, was für Gefahren dort draußen auf Euch lauern. Ich bitte Euch, denkt darüber noch einmal gründlich nach. Bei Eurem Vater wärt Ihr versorgt und vor allem in Sicherheit“, in seinem Blick lag wirkliche Besorgnis, das konnte sie sehen, doch ihr Entschluss stand fest, auch wenn sie noch keine Ahnung hatte, was sie tun sollte, aber sie wollte auf keinen Fall mehr zurück. Sie wollte sich nicht von ihrem Vater mit einem Mann verheiraten lassen, den sie nie lieben würde, nie lieben könnte. Mit einem heftigen Ruck, vielleicht heftiger als sie es wirklich wollte, entriss sie ihm ihre Hand und sah ihn aus blitzenden Augen an.
„Das ist mir gleich. Ich habe nicht vor, mir von meinem Vater mein Leben ruinieren zu lassen, auch wenn er nur angeblich das Beste für mich will. Nie, versteht Ihr? Niemals werde ich mich in so einem Leben glücklich fühlen“, fuhr sie ihn an und wurde dabei sogar so laut, dass er erschrocken ein Stück von ihr zurück wich.
Mit einem gequälten Ausdruck auf dem Gesicht und einer fast kraftlosen Stimme sprach sie dann weiter.
„Die können mir doch nicht mein Leben wegnehmen... das zerstört mich, versteht Ihr?“, sie sah ihn verzweifelt an und versuchte zu erraten, was er wohl in diesem Moment dachte, doch sie blickte nur in ein ebenso ratloses paar Augen, wie sie selber ratlos war.
„Wenn man mich einsperrt dann...“, sie brach ab, schüttelte den Kopf, bevor sie die Hände über ihre Gesicht legte.
„Das können sie einfach nicht machen, das...“, flüsterte sie nur noch, kaum hörbar.
Auf einmal packte er sie, zog sie zu sich heran und legte seine Arme tröstend um ihre Schultern.
„Ich kann Euch nur zu gut verstehen“, sagte er leise an ihrem Ohr, ohne weiter zu überlegen, ließ sie ich gegen ihn sinken und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. Sie fühlte sich in dem Moment so geborgen und beschützt, und als sie spürte, wie seine Hand sanft über ihre Haare strich, war ihr, als hätte ihr jemand, für einen Augenblick, die ganze Last von den Schultern genommen. Als ihr das bewusst wurde, wuchs auch ihre Hoffnung, dass er sie doch mit sich nehmen würde, so dass sie vielleicht auch noch erfahren konnte, was er vorhatte. Sie hatte sogar den ureigenen persönlichen Wunsch, noch einige Zeit mit ihm zu verbringen. Er besaß etwas, was ihr sehr gefiel und allein, wenn sie an seine Augen dachte, diese Augen, die mehr von seinen Gefühlen verrieten, als er je zugeben würde…
Doch die Vorstellung an sich war schon irgendwie absurd. Er würde das niemals tun, warum sollte er ausgerechnet sie mitnehmen. Er hatte doch seine eigenen Probleme und sie würde mit ihren wohl ganz alleine klar kommen müssen.
Mit einmal wurde ihr bewusst, wie nah sie ihm war. Erst jetzt spürte sie die von ihm ausgehende Wärme und nahm den angenehmen männlichen Geruch wahr, den er ausströmte. Sie schluckte und überlegte krampfhaft, was sie sagen könnte, da sie glaubte irgendetwas sagen zu müssen, doch irgendwie wollten ihr die richtigen Worte nicht einfallen. So hob sie nur den Kopf, um ihn ansehen zu können und als sie in seine Augen blickte, huschte ein leises Lächeln über ihre Lippen.
Auch er blickte sie an und er schenkte ihr ebenfalls ein aufmunterndes Lächeln.
„Geht es wieder?“, fragte er, doch seine Stimme klang etwas rauer als zuvor, so als würde es ihm auch nicht leicht fallen zu sprechen.
Immer noch nicht fähig zu sprechen, nickte sie nur und sah dann kurz an ihm vorbei, aber nur um gleich darauf wieder ihn anzusehen. Verwirrt von der Situation wusste sie nicht, was sie sagen sollte, geschweige denn, was sie tun sollte. Noch nie in ihrem Leben war sie einem fremden Mann so nahe gewesen und das verwirrte sie enorm, doch gleichzeitig war es ihr auch noch nie zuvor, so angenehm gewesen.
Sich selbst nicht verstehend, überkam sie das verlangende Gefühl und der unsagbare Wunsch, dass er sie nie mehr loslassen sollte und dennoch wäre sie gleichzeitig am liebsten weggelaufen.
Aber sie tat es nicht. Weiterhin blickte sie in seine Augen, diese wunderbaren dunklen Augen, die ihr in dem Augenblick noch dunkler vorkamen als sonst.
Mit einem Mal, ohne eine Vorwarnung oder eine Andeutung, senkte er seinen Kopf und legte sanft seine Lippen auf die ihren. Sie spürte seinen weichen warmen Mund und ihr Herz begann auf einmal doppelt so schnell in ihrer Brust zu trommeln, dabei hatte sie das Gefühl, ihr Blut würde kochend heiß durch ihre Adern rauschen.
Zu aller erst überkam sie der kurze Gedanke ihn panisch von sich weg zu schieben, doch dazu war sie im Grunde gar nicht mehr in der Lage. Wollte sie es überhaupt? Völlig verwirrt über die Gefühle, die dieser Kuss in ihr auslöste, neigte sie sich ihm aber dann sogar entgegen und erwiderte diesen etwas unbeholfen und dennoch verlangend.
Darauf hin verstärkte er den Druck und kurz danach öffnete er leicht seinen Mund, um sanft an ihren Lippen zu knabbern.
Erschrocken zuckte Cathreen zurück und sah ihn für eine Sekunde aus großen Augen überrascht an.
Irgendetwas hatte ihr an dieser Berührung sehr gefallen, so sehr, dass sie ihm erneut neugierig entgegen kam, in der Hoffnung, dass er dies noch einmal tun würde.
Für einen kurzen Moment legte sie ihre Hand auf seinen Arm und strich sanft darüber, doch dann zog sie ihn scheu wieder weg und lies ihn zurück auf den Boden sinken.
Sie merkte, wie auch Sinclairs Atem schneller ging, sein Brustkorb sich vor ihr hob und senkte und als er sie mit einem Male wieder losließ, sie sah ihn doch enttäuscht an.
„Es... es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun dürfen, ich habe mich vergessen“, sagte er leise, doch im Gegensatz zu seinen Worten, wich er nicht weiter zurück, sondern sah ihr immer noch in die Augen.
„Wieso nicht?“, hauchte sie etwas verwirrt und sie hatte das Gefühl, eine Fremde hätte diese Worte ausgesprochen.
„Nun weil, weil...“, er schien nach Worten zu suchen und sie glaubte, er wusste selber nicht warum. So huschten ihre Augen fragend über sein Gesicht und er hob seine Hand, um mit den Fingern kurz sanft über ihre Wange zu streichen.
„Ich bin ein gesuchter Verbrecher, schon vergessen. Ihr solltet Euch nicht auf mich einlassen“, war nun seine für sie fadenscheinige Begründung und ihr Herz krampfte sich enttäuscht zusammen.
„Ja, das sollte ich wohl nicht“, sagte sie sehr leise und resigniert, aber dann bäumte sich irgendwas in ihr gegen das auf, was er gesagt hatte.
„Warum will ich es dann? Warum...“, langsam führte sie ihre Finger zu ihren Lippen und strich darüber, „... warum spüre ich es immer noch? Warum tut es dann hier...“, zögernd nahm sie seine Hand und legte sie auf die Stelle, wo man überdeutlich ihren schnellen Herzschlag spüren konnte, „... genau hier, so weh?“
Ihre Worte waren nur mehr ein Hauchen und sie bewegte sich keinen Zentimeter mehr, als sie zu ihm hochsah, ihm in die Augen sah, die sie so verzaubert hatten.
„Vielleicht, weil Ihr mehr empfindet, als für Euch gut ist. Ich wünschte, ich könnte etwas an der Situation ändern. Wenn ich nicht gesucht werden würde, sondern frei und unbeschollten wäre, würde ich nicht zögern zu Eurem Vater zu gehen und ihn um die Erlaubnis bitten, um Euch werben zu dürfen. Doch Ihr wisst, dass das unmöglich ist. Zumindest solange, bis ich meine Unschuld beweisen kann und meine Ehre wieder hergestellt ist.“
Es dauerte einen Moment, bis sich Cathreen seiner Worte voll bewusst wurde, doch dann nickte sie leicht, drehte sich dann ruckartig um.
„Ihr habt Recht Mr. Sinclair. Entschuldigt mein Verhalten. Es ist wohl besser, wenn wir doch versuchen noch etwas zu schlafen“, sagte sie nun betont höflich, auch wenn es ihr in dem Moment mehr als schwer fiel. Doch sie glaubte verstanden zu haben, was er ihr sagen wollte.
„Ja, Ihr solltet etwas schlafen. Ich werde Wache halten“, sagte er und ging wieder zurück zu dem Loch in der Wand, durch das er augenblicklich wieder zu spähen begann.
Wieder überkam sie der Wunsch, aus der Scheune zu fliehen, doch sie wusste nicht wirklich warum. Aber diesmal riss sie sich zusammen und blieb einfach nur ruhig liegen, ohne aber ihren Blick von ihm zu nehmen.
„Bitte, versucht zu schlafen. Ich werde mich draußen umsehen, so seid Ihr ungestört“, erklärte er dann zu ihrer Überraschung und ging auf das Scheunentor zur.
„Das kann ich nicht..., jetzt nicht mehr“, gab sie leise kopfschüttelnd zurück.
„Dann ruht Euch wenigstens etwas aus. Der Tag morgen wird sehr anstrengend werden“, sagte er noch, bevor er das Tor öffnete, sich durch eine Spalt nach draußen drängte und in der Dunkelheit verschwand.

Noch einige Zeit lag Cathreen einfach nur da und starrte gedankenverloren auf die wieder geschlossene Türe, aus der er verschwunden war. Doch dann stand sie ebenfalls auf. Ihr Blick huschte kurz zu dem Pferd und dann wieder auf das Tor, aus dem Sinclair verschwunden war, dann hatte sie einen Plan gefasst.
„Es ist besser so. Ich mache Euch doch nur Schwierigkeiten“, sagte sie leise, nahm ihren Umhang, den sie sich über die Schultern warf und ging dann nach hinten in den Stall, wo sie eine schmale Öffnung fand, durch die sie sich bequem durchzwängen konnte und schlüpfte geschwind aus der Scheue. Einen Moment lang sah sie sich noch orientierend um und als ihr Blick auf den Wald hinter dem Feld fiel, überkam sie so etwas wie Angst. Doch dann schüttelte sie energisch den Kopf.
„Reiß dich zusammen, Cathreen“, mahnte sie sich selber leise, „ohne dich ist er besser dran. Wenn man ihn bei dir hier findet, wird seine Strafe noch schlimmer ausfallen. Denn es gibt noch schlimmeres, als nur den einfachen Tod.“ Kurz schloss sie die Augen, als ihre Gedanken weiter gingen. ‚Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie ihn auch noch wegen mir foltern würden. Es reicht schon, dass ich mich auf den Handel mit den Soldaten eingelassen habe. Ich habe versucht zu tun, was von mir verlangt worden war, sollen die doch den Rest machen’, mit diesen Gedanken sprach sie sich Mut zu, atmete tief durch und durchquerte dann das Feld, bis sie den dichten Wald erreicht hatte, den sie mit einem sehr flauen Gefühl im Magen betrat. Doch im Grunde wusste sie, dass dies nur unsinnige Ausreden waren, die sie da vorbrachte. Der wahre Grund, warum sie fortlief, und das tat sie, war, dass sie begann, sich in den Mann zu verlieben, den sie eigentlich ausspionieren und ans Messer liefern sollte.
Kurz erlaubte sie ihren Gedanken in diese Richtung zu wandern und sie glaubte sogar, erkannt zu haben, dass er auch etwas für sie empfinden würde. Ehrlichkeitshalber musste sie auch zugeben, dass sie für einen Moment die Vorstellung gehabt hatte, dass er sie vielleicht.... Sie schüttelte den Kopf.
Nein es war falsch, er hatte mit Sicherheit nur seinen Auftrag im Sinn und nicht das mindeste Interesse an ihr und wenn doch, dann kein Ehrliches. Immer wieder krampfte sich ihr Herz zusammen und sie schwankte zwischen dem Gefühl, welches sie überrollt hatte, als er sie in den Arm genommen und geküsst hatte, mit dem Glauben, dass er etwas für sie empfinden würde und dem, was sie nun zu wissen meinte, dass er sie nicht wollte, nicht wirklich jedenfalls. Es war bestimmt nur aus Dankbarkeit, dass er so gehandelt hatte, da sie ihn befreit und vor dem Galgen bewahrt hatte. Aber jetzt waren sie quitt und das war es auch schon. Und was wusste sie eigentlich schon von ihm? Rein gar nichts. Sie kannte seinen Namen, und konnte sehen, dass er ein Händchen für Pferde hatte und kein Feigling war…, aber das war es im Grunde auch schon. Wie konnte sie da nur annehmen, dass…
Eine einsame Träne rann über ihre Wange, unwirsch wischte sie diese mit dem Ärmel wieder ab und zwang sich erneut zur Vernunft.
Mühsam versuchte sie in der Dunkelheit etwas zu erkennen, aber die dichten Blätter der Bäume, ließen nicht mal das spärliche Licht des Mondes in den Wald hinein.
Immer wieder musste sie tief herunterhängenden Ästen ausweichen und aufpassen, dass sie nicht über eine der vielen Wurzeln am Boden stolperte, was ihr aber nicht immer gelang. Ihre Arme waren schnell mit kleinen Kratzern übersäht und auch ihr Gesicht wurde nicht von den abstehenden und herabhängenden Ästen verschont.
Ab und an sah sie sich erschrocken um, wenn sie irgendwelche Geräusche in der dunklen Nacht hörte, die sie nicht sofort einordnen konnte. Ein Uhu erschreckte sie sogar dermaßen, dass sie eine große Wurzel übersah und darüber stolperte, wobei sie sich ihr Knie und ihre Handballen hart anschlug. Sie fluchte leise, aber dennoch dachte sie nicht daran aufzugeben und ging immer weiter.
Nach einiger Zeit, lief sie immer schneller, im Grunde nicht wissend wohin sie überhaupt ging. Das Einzige, was sie wusste war, dass der nächste Ort, ca. einen Tagesmarsch von dieser Scheune entfernt lag, doch im Moment hatte sie nicht mal mehr eine Ahnung in welche Richtung sie gehen musste. Und dieses Wissen, verursachte ihr eine schreckliche Gänsehaut. Aber jetzt blieb ihr nichts anderes mehr übrig, als weiter zu gehen, denn stehen bleiben konnte sie noch weniger.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 9:55 pm

Immer wieder sagte sie sich selber, dass Sie sich hatte so entscheiden müssen, denn sie wollte auf keinen Fall, dass man ihm noch mehr Verbrechen anhängte, als sie es ohnehin schon taten.
So biss sie die Zähne zusammen und kämpfte sich weiter durch das dichte Unterholz, immer die Angst im Nacken verspürend, dass ein wildes Tier sie angreifen könnte.


Inzwischen mehr als erschöpft, kaum noch in der Lage die Augen offen zu halten, stapfte sie tapfer weiter, immer wieder einen Blick über ihre Schultern werfend. Die Angst war mittlerweile der Verzweiflung gewichen, der Verzweiflung, was nun mit ihr geschehen würde, was sie tun sollte, falls sie überhaupt noch lebend aus dem Wald herauskommen sollte.
Doch in dem Moment, als die Sonne am Horizont aufging und es langsam hell wurde, verflog die Müdigkeit sehr schnell wieder und Hoffnung keimte abermals in ihr auf. Sie wollte nicht aufgeben, nicht solange sie noch am Leben war.
Einen Augenblick lang blickte sie nach oben in den immer heller werdenden Himmel und achtete dabei eine Sekunde nicht auf ihren Weg, als ihr Fuß sich in einer großen Wurzel verhakte, sie das Gleichgewicht verlor und schwer auf den Boden stürzte. Vor Schmerz aufstöhnend, verzog sie das Gesicht und tastete keuchend nach ihrem schmerzenden, leicht verdrehten Knöchel.
„Oh nein! Das nicht auch noch!“, fluchte sie leise und versuchte sofort wieder aufzustehen. Mit der Hand stützte sie sich keuchend an einem Baumstamm ab und kam nach oben, doch als sie versuchte, den schmerzenden Fuß zu belasten, stöhnte sie erneut auf. Nachdem es ihr auch nach dem dritten Versuch nicht wirklich gelungen war, sich auf den schmerzenden Fuß zu stellen, ließ sie sich mit dem Rücken gegen den Baum hinter sich sinken und schloss für einen Moment die Augen. Tränen versuchten sich den Weg nach draußen zu bahne, Tränen der Wut und der Verzweiflung, wogegen sie mit aber mit aller Macht versuchte anzukämpfen. Sie würde nicht aufgeben! Nein!
Nach ein paar Minuten Pause, biss sie die Zähne fest zusammen und versuchte vorsichtig ein paar Schritte zu gehen und unter großen Schmerzen machte sie einen Schritt vor den andern, ihren verletzten Fuß so wenig wie möglich belastend. Sie konnte nicht hier bleiben, sie musste weiter und das wusste sie. So kämpfte sie einfach so gut sie konnte, beschloss dann aber nach einiger Zeit, lieber auf dem relativ ebenen Waldweg weiterzugehen, den sie nach einiger Zeit kreuzte.
Schritt für Schritt schleppte sie sich hinkend weiter, doch nach einer guten halben Stunde war ihr Knöchel schon sehr dick angeschwollen und schmerzt nun fürchterlich. Sie konnte einfach nicht mehr und ließ sich mitten auf dem Weg langsam auf ihre Knie sinken, während sie tief durchatmend versuchte, den pochenden Schmerz zu ignorieren, was ihr aber nicht wirklich gelang.
Auf einmal hörte sie in der Ferne den Hufschlag mehrerer Pferde. Zumindest konnte sie auf jeden Fall zwei ausmachen. Sofort richtete sie sich wieder auf und humpelte zu einer dichten Baumgruppe, hinter der sie sich versteckte. Zusammengekauert lehnte sie mit dem Rücken an einem dicken Baumstamm und hoffte, dass man sie nicht bemerken würde. Fast panisch huschten ihre Augen umher, doch ein besseres Versteck war hier weit und breit nicht zu sehen, so blieb ihr nicht anderes übrig, als zu warten und zu hoffen, dass es sich bei den Reitern, nicht um Soldaten handelte. Langsam kamen die Pferde näher und dann hörte sie plötzlich hinter sich eine raue Stimme.
„Törichtes Weib! Warum ist sie nur davon gelaufen. Wenn sie wenigstens das Pferd mitgenommen hätte“, schimpfte der Mann brummend, dessen Stimme sie sofort erkannte.
Es war kein anderer als Ashley Sinclair. Schnell richtete sie sich wieder auf und blickte auf den schmalen Waldweg hinaus.
Gerade als dieser sein Pferd wieder antreiben wollte, wurde dieses unruhig und begann leicht hin und her zu tänzeln, was ihn dazu veranlasste sich noch einmal genauer umzusehen und sie dann auch bemerkte.
„Mr. Sinclair?“, sagte sie und versuchte ihre Stimme gleichgültig klingen zu lassen, aber dennoch konnte sie ihre deutliche Erleichterung und ihre Freude ihn zu sehen nicht ganz verbergen.
Eine Moment lang überlegte sie, ob sie auf ihn zugehen sollte, doch das schmerzenden Bein, würde es nicht zulassen, so bleib sie einfach stehen und sah mit leicht schimmernden Augen auf Pferd und Reiter. Er saß auf seinem eigenen Pferd, was er wohl in der Nacht noch geholt haben musste und ihres hatte er mit einem Strick hinten an seinen Sattel festgebunden.
„Wie kommt Ihr hier her?“, flüsterte sie, als er von seinem Pferd abstieg und auf sie zuging. Erleichtert sah sie ihm entgegen, doch wusste sie nicht, was er nun tun würde. In seinen Augen konnte sie lesen, dass er sich Sorgen gemacht hatte und so senkte sie nur reuevoll den Kopf, späte aber immer wieder zu ihm auf.
„Was habt Ihr Euch dabei gedacht? Einfach so davon zu laufen und auch noch zu Fuß, mal abgesehen davon, dass es mitten in der Nacht war. Euch hätte wer weiß etwas zustoßen können. Habt Ihr schon wieder vergessen, dass es in den Wäldern Bären und Wölfe gibt?“, fuhr er sie an, so als würden sich die Sorge um sie und die Erleichterung, sie wohlbehalten wieder gefunden zu haben, in einem Moment entladen.
Erschrocken zuckte Cathreen etwas zurück, als sie seine wütende Stimme hörte.
„Es... es tut mir leid, ich wollte doch nicht...“, stammelte sie und sah schuldbewusst zu Boden.
Nach einem kurzen Zögern ging er zu ihr, um seine Hand unter ihr Kinn zu legen und ihr Gesicht anzuheben, so dass sie zu ihm aufsehen musste.
„Schon gut, die Hauptsache ist erst einmal, dass Euch nichts geschehen ist“, sagte er beruhigend, da es ihm nun doch leid tat, dass er sie eben so grob angefahren hatte.
Cathreen war sehr erstaunt über das, was er tat, doch war ihre Erleichterung in dem Moment größer, als der Wunsch sich seiner Hand zu entziehen. In Gegenteil, sie fühlte sich so froh, dass sie sich einfach gegen ihn sinken ließ, wobei er fast automatisch seine Arme um sie legte.
„Es tut mir wirklich sehr Leid. Ich wollte nicht, dass Ihr Euch Sorgen macht“, murmelte sie leise und spürte, wie er mit einer Hand beruhigend über ihren Rücken strich.
„Das fällt Euch wirklich sehr früh ein. Aber jetzt haben wir keine Zeit mehr zu verlieren, wir sollten sofort weiter reiten. Und nachdem die Soldaten mit Sicherheit jetzt meine Fährte haben, und auch die Eures Pferdes...“, erklärte er, löste sich von ihr und ergriff ihre Hand, um sie mit sich zu ihrem Pferd zu ziehen.
„Was? Aber...“, gab sie geschockt zurück und just in dem Moment, als er sie mit sich zog und sie wieder auf ihr Bein auftrat, stöhnte sie schmerzgepeinigt auf und versuchte ihm reflexartig ihre Hand zu entziehen.
Erstaunt drehte sich Sinclair wieder zu ihr um und sah sie fragend an.
„Was ist los?“
„Ich glaube, ich habe mir den Knöchel verstaucht, als ich über ein Wurzel gestolpert bin“, gab sie zerknirscht als Erklärung zurück.
„Auch das noch“, stöhnte er auf, musterte sie kurz überlegend, legte dann einen Arm unter ihre Kniekehlen, den anderen um ihren Rücken und nahm sie dann kurzerhand hoch. Erschrocken schlang sie ihren Arm um seinen Nacken, um sich an ihm festzuhalten und ließ sich zu ihrem Pferd tragen, auf das er sie dann kurzerhand hievte. Das alles ging so schnell, dass Cathreen nur kurz und überrascht aufkeuchte, dann aber leicht verwirrt und fast automatisch die Zügel ihres Pferdes aufnahm.
„Warum seid Ihr zurückgekommen? Ihr hättet längst weit weg sein können. Fern ab von den Soldaten.“
„Und Euch den Hunden des Sheriffs zu überlassen? Die hätten Euch in der Luft zerfleischt, wenn sie Eure Fährte aufgenommen hätten“, gab er fast schroff zurück.
„Aber das könnte Euch euer Leben kosten... reitet! Bringt Euch in Sicherheit. Bitte, macht Euch um mich keine Gedanken, ich komme schon zurecht“, versuchte sie ihn zu überreden, da sie Angst hatte, dass man ihn vielleicht nun wegen ihrer Torheit erwischen könnte.
Sinclair ging nach vorn zu seinem Pferd, löste den Strick, mit dem er ihres an seinen Sattel gebunden hatte und schwang sich dann ebenfalls auf den Rücken seines Hengstes, wobei er kurz leise aufstöhnte und sich leicht, kaum merklich versteifte.
„Kommt nicht in Frage, Miss McRowley. Ich bringe Euch zumindest in die nächste Stadt. Von dort könnt Ihr Eurem Vater einen Brief schicken, damit er Euch abholt“, entgegnete er ihr und zog seinen Reiseumhang, den er trug, ein Stück weiter über seine rechte Schulter.
Besorgt bemerkte Cathreen sein Aufstöhnen und ritt sogleich neben ihn, wobei sie ihn eingehend musterte.
„Was habt ihr?“
„Mir geht es gut“, antwortete er nur knapp und trieb sein Pferd an.
Heftig den Kopf schüttelnd sah sie ihm hinterher. Der Mann konnte auch ganz schön stur sein, nicht nur sie, dachte sie und folgte ihm dann.
„Wohin wollt Ihr jetzt?“, fragte sie, als sie wieder gleichauf war.
„Was haltet Ihr von Glasgow? Oder besser nach Edinburgh? Oder ist Euch das zu weit östlich?“
„Nein, ist schon in Ordnung“, gab sie resigniert zurück. Er wollte sie nicht bei sich haben, das hatte sie nun klar und deutlich verstanden, deshalb gab sie es auf, ihm zu widersprechen.
So ritt sie nun einige Zeit stumm neben ihm her, bis ihr wieder etwas einfiel. Zuerst wollte sie ihn nicht danach fragen, aber dann ließ es ihr doch keine Ruhe.
„Wie habt Ihr Eure Pferd wiederbekommen?“, fragte sie nun vorsichtig und erwiderte leicht scheu seinen Blick, als er sie überrascht über ihre Frage ansah.
„Ich habe es mir wiedergeholt. Letzte Nacht, als ich dachte Ihr würdet schlafen.“
Wieder klang ein leichter Vorwurf in seiner Stimme mit und Cathreen presste die Lippen aufeinander, teils aus Scham und teils aus Wut, dass er ihr das immer noch vorhielt. Doch zu ihrer Überraschung sprach er dann einfach weiter und erzählte ganz offen, dass er es aus dem Stall der Soldaten geholt hätte, die sich das Pferd einfach genommen hätten. Leider hätten sie ihn im letzten Moment bemerkt und noch versucht aufzuhalten. Auch hätten sie auf ihn geschossen, doch er sei ihnen zum Glück im letzten Augenblick entkommen.
„Sofort ritt ich, auf ein paar Umwegen wieder zurück zur Scheune, um Euch zu holen“, er warf ihr erneut einen vielsagenden Blick zu, worauf sie diesmal den Kopf senkte.
„Ich habe die ganze restliche Nacht die nächste Umgebung nach Euch abgesucht und mich dann heute Morgen aufs gerade wohl in Richtung Glasgow aufgemacht. Ihr hattet mehr als Glück, dass ich Euch gefunden habe. Ihr hättet Euch in diesem Wald verlaufen können. Was, wenn Ihr nicht mehr herausgefunden hättet oder Euch ein wildes Tier angefallen hätte“, sein Blick war durchbohrend, obwohl sie ihn nicht mal ansah, merkte sie dies. Sie antwortete nicht darauf, wenn auch ihr die Frage auf der Zunge brannte, warum er es riskiert hatte, sein Pferd aus dem Lager der Soldaten zu holen, blieb sie lieber stumm und so ritten sie wortlos weiter.
Nach einiger Zeit spürte sie, wie eine bleierne Müdigkeit von ihr Besitz ergriff. Ihr ganzer Körper tat ihr weh von den Strapazen der letzten Nacht. Die Geräusche um sie herum hörte sie nur noch wie durch einen dicken Nebel und langsam sank sie auf dem Pferd nach vorn, während ihr immer wieder die Augen zu fielen.
So vergingen über zwei Stunden, ohne dass sie auch nur ein weiteres Wort wechselten und sie immer mehr gegen die Müdigkeit ankämpfen musste, bis Sinclair plötzlich sein Pferd anhielt und sich umsehend in den Wald lauschte. Irgendwas schien er zu hören und im ersten Moment erschrak Cathreen leicht, was sie sofort wieder wach werden ließ.
„Wir sollten vielleicht eine Rast machen. Dort hinten höre ich irgendwo einen Bach, oder auch einen kleinen Fluss. Die Pferde könnten etwas trinken und Ihr könntet Euren verstauchten Fuß kühlen“, schlug er vor und ohne eine Antwort abzuwarten, stieg er ab und führte sein Pferd durch das dichte Unterholz, auf den keinen Fluss zu, der von dem Weg aus ziemlich versteckt lag.
Zu müde um ihm zu antworten, lenkt sie mit letzter Kraft ihr Pferd hinter ihm her und wieder drohten ihr die Augen zuzufallen. Sinclair schien dies zu bemerkt zu haben und trat nun zu ihr.
„Hey, Ihr könnt Euch gleich ausruhen, fallt mir ja nicht vom Pferd, hört Ihr“, sagte er zu ihr und ergriff die Zügel ihres Tieres und führte es ebenfalls zum Fluss.
Zwar konnte sie seine Worte noch hören, doch ihr Gehirn war nicht mehr wirklich fähig sie zu verstehen, und noch ehe sie es selber merkte, fielen ihr die Augen zu und eine Dunkelheit, die sie sanfte einhüllte brach über sie herein. Kaum noch nahm sie die leichten Bewegungen ihres Pferdes wahr und wenn, dann nur eingebettet ihn ihren Träumen.
Dass Sinclair sie vom Pferd gehoben, sie zu einer geschützten Stelle unter einem Baum, auf weiches Moos gelegt und seinen Umhang über sie gebreitet hatte, bekam sie nicht mehr mit. Ihre Ohren hörten noch seine Worte, ohne sie aber wirklich zu verstehen.
„Mein kleiner Wildfang. War wohl doch ein bisschen zu viel für dich“, sagte er mit einer sanften Stimme. Zwar versuchte sie bei seinen Worten ihre Augen zu öffnen, doch es gelang ihr nicht und sie versank erneut in einen unruhigen Schlaf.
Immer wieder träumte sie von ihrem Vater und dem Moment, als er ihr eröffnet hatte, dass er für sie einen Ehemann ausgesucht hätte. Dass sie dabei immer wieder im Schlaf vor sich hin murmelte und sich dabei in seinen Umhang kuschelte, war ihr überhaupt nicht bewusst.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 9:58 pm

4. Über Stock und Stein





Eine ganze Zeit später, wurde Cathreen von etwas geweckt, das sie an ihrer Nase kitzelte. Mit einer unwirschen Handbewegung scheuchte sie die lästige Fliege weg und öffnet langsam ihre Augen. Einen Moment brauchte sie aber dennoch, bis sie wieder wusste, wo sie war und dann richtete sich auf, um nach Sinclair zu sehen.
Er lag neben ihr, mit dem Rücken zu ihr gewandt und schlief, was sie an seinem gleichmäßigen Atem hören konnte. Seine Jacke und sein Hemd hatte er ausgezogen und sofort fiel ihr Blick auf seine Schulter, die er nur notdürftig mit einem in Streifen zerrissenen Stück Stoffs verbunden hatte.
Dann hatten ihn die Soldaten doch verwundet, als er sein Pferd geholt hatte. Zögernd streckte sie die Hand aus und wollte nach der Stelle tasten, doch dann zog sie diese wieder unsicher zurück und sah ihn nur einen Moment lang nachdenklich an.
Leise erhob sie sich, denn eigentlich war es mehr als geschickt, dass er jetzt schlief, denn sie hatte plötzlich den unsagbaren Wunsch sich in dem kühlen Fluss zu waschen und jetzt war ‚die’ Gelegenheit dazu.
So gut es mit ihrem Fuß ging, humpelte sie zum Ufer, sah sich noch einmal kurz nach ihm um. Doch dann beschloss sie, lieber gleich ein Bad zu nehmen, als nur eine Katzenwäsche zu machen.
Inzwischen war es schon gut warm geworden und es musste, nach ihrer Einschätzung auch so gegen Mittag sein, nach dem Stand der Sonne zu urteilen. Sie sah sich überlegend um und entschloss sich, hinter ein paar einigermaßen blickdichten Büschen zu verschwinden, um dort ihre Kleider abzulegen. Sie warf diese achtlos am Ufer auf den Boden und stieg in das herrlich erfrischende Wasser. Zwar war es recht kühl, aber dennoch tat es ihr gut und erweckte ihre Lebensgeister wieder. Sie schwamm genüsslich ein paar Runden in dem ruhigen Fluss, der nur eine schwache Strömung hatte, dann wurde sie mutiger und tauchte unter, um ein paar Schwimmzüge unter Wasser zu machen.
In dem Moment, als sie wieder auftauchte und sich die Haare aus dem Gesicht streifte, bemerkte sie einen Schatten neben sich. Erschrocken wich sie etwas zurück und starrte auf die Stelle.
Zu ihrer Erleichterung war es nur Sinclair, der inzwischen auch wach geworden war, nun direkt vor ihr am Ufer hockte und kühles Wasser über seine verletzte Schulter schüttete, von der er den Verband entfernt hatte.
Sie konnte eine etwa sieben Zentimeter lange Fleischwunde erkennen, die zwar ziemlich gerötet war, aber Gott sei Dank nicht mehr blutete.
Erschrocken ließ sie sich gleich wieder bis zum Hals ins Wasser sinken und schwamm auf der Stelle weiter, während sie ihn ansah.
„Guten Morgen“, sagte er und grinste zu ihr herüber. Cathreen spürte, wie die Röte auf ihre Wangen stieg.
„Guten Morgen“, gab sie leise zurück.
„Ihr seid sehr unvorsichtig. Es könnt Euch jemand sehen“, gab er süffisant zu bedenken.
Von ihm wegschwimmend erreichte sie das Ufer, wo ihre Kleidung lag, die sie nun mit sich ins Wasser zog und begann aus ihnen den Dreck heraus zu waschen.
„Ich glaube, der Einzige, der mich sehen könnte, seid ihr...“, antwortete sie und wand ihre Sachen wieder aus, die sie dann zurück ans Ufer warf.
„Würdet Ihr mir einen Gefallen tun?“, bat sie nun und sah ihn leicht unsicher an.
„Sicher. Sagt nur was Ihr wollt“, gab er zurück und stand nun auf, „Doch erlaubt mir vorher noch eine Frage. Was wollt Ihr anziehen, wenn Ihr Eure Kleidung jetzt wascht?“
„Ganz einfach. Wärt Ihr bitte so freundlich, mir aus der Satteltasche das Tuch herauszuholen und es mir zu geben?“, bat sie ihn und deutete auf ihre Pferd.
„Oh, ich verstehe. Ja natürlich“, antwortete er und ging zu ihrem Pferd. Er deutete auf die eine Seite der Tasche und sah sie fragend an, worauf hin sie den Kopf schüttelte und er dann auf die andere Seite ging, ein Bündel Stoff heraus zog und wieder zu ihr ans Wasser trat.
„Hier habe ich Euer Tuch“, schmunzelte er nun.
Unwillkürlich ließ sich Cathreen noch tiefer ins Wasser sinken, als er wieder zu ihr kam, aber dafür streckte sie die Hand nach ihrem Tuch aus.
Sie sah, dass er sich leicht nach vorn beugte um es ihr zu reichen, doch dann richtete er sich plötzlich wieder auf und sah sie mit nachdenklichem Blick an.
„Hm, also wenn ich es mir so recht überlege, weiß ich nicht, ob ich Euch das Tuch geben sollte.“
Cathreen sah ihn überrascht an und ließ ihre Hand wieder sinken.
„Warum nicht?“, fragte sie nun unsicher.
„Nun, ist doch ganz einfach. Es könnte doch sein, dass Ihr mir ohne besser gefallen würdet“, antwortete er ihr und sein Schmunzeln wurde noch breiter. Doch dann zu ihrer Verblüffung, reichte er ihr doch das Tuch und drehte sich auch sofort um, so dass sie aus dem Wasser steigen und sich das Tuch um ihren Körper schlingen konnte. Empört über seine Worte schnappte sie danach und mehr als umständlich stieg sie dann aus dem Wasser, sich in das Tuch einhüllend und versuchend, dass dieses nicht nass wurde. Doch am Ende hatte sie es nicht verhindern können und es doch an einer Stelle etwas ins Wasser getaucht.
„Jetzt könnt Ihr Euch wieder umdrehen, Mr. Sinclair“, sagte sie, als sie endlich am Ufer stand.
„Zu gütig von Euch. Doch so...“, er deutete auf sie, „könnt Ihr nicht reiten. Glaubt Ihr nicht, dass es besser gewesen wäre, mit der Wäsche noch etwas zu warten?“, fragte er.
„So lange wird es nicht dauern, bis sie trocken sind, bei der Hitze, werde ich sie bald wieder anziehen können“, erklärte sie, ging zu den Sachen hinüber und hängte sie über die Äste eines Busches so hin, dass die Sonne direkt darauf schien. Dann ging sie an ihm, der ihr dabei neugierig zugesehen hatte, vorbei und setzte sich, das Tuch gut festhaltend wieder in das weiche mit Moos durchsetzte Gras.
„Dann hoffen wir mal, dass unsere Verfolger auch die Güte haben werden, zu warten, bis die Kleider wieder trocken sind“, erklärte er leicht zerknirscht und sie merkte, dass ihm ihre Waschaktion wohl gar nicht recht war. Wahrscheinlich wäre er lieber jetzt als nachher weiter geritten.
Auch sie hoffte natürlich, dass ihre Sachen bald trocken sein würden, als sie merkte, wie nun auch das Tuch um ihren Körper feucht geworden war.
Als er sich ohne ein Wort umdrehte, einen leichten Hang am Ufer des Flusses hinaufstieg bis zu einem Gebüsch und begann, dort etwas abzupflücken, musterte sie ihn dabei. Nach wenigen Minuten kam er wieder zurück und trat vor sie hin.
„Haltet Eure Hände auf“, forderte er sie auf. Zuerst zögerte sie und blickte ihn fragend an, doch dann tat sie, was er gesagt hatte. Entzückt blickte sie dann auf die Waldhimbeeren, die er ihr in ihre offenen Hände warf.
„Das ist kein üppiges Mahl, doch es wird etwas den Hunger nehmen. Ich weiß nicht, wann wir wieder etwas Richtiges zu Essen bekommen werden“, erklärte er.
„Danke“, gab sie nur zurück und begann die Beeren zu essen, die zuckersüß schmeckten. Auch er hatte noch eine Handvoll von ihnen, welche er ebenfalls langsam aß, wobei er sich neben sie setzte.
„Wie geht es Eurem Knöchel?“, fragte er nach ein paar Minuten und deutete auf ihren Fuß.
„Besser, danke. Das kühle Wasser hat geholfen“, gab sie lächelnd zurück und verzehrte die letzte Beere.
„Sehr gut, dann können wir ja bald weiter. Ich denke Eure Kleider dürften in Kürze auch trocken...“
Er beendete den Satz nicht, da plötzlich in der Ferne Pferdegetrappel aufgeklungen war.
Ruckartig, drehte Cathreen ihren Kopf in die Richtung, aus der die Geräusche zu hören waren und Sinclair sprang auf seine Beine, ging zu den Pferden hinüber, denen er beiden seine Hände auf die Nüstern legte, etwas zuflüsterte und sie beruhigend streichelte. Scheinbar wollte er verhindern, dass sie ein Geräusch von sich gaben und sie vielleicht verrieten. Sichtlich nervös, deutete Sinclair auf ihre Kleider und ihr war klar, dass er wollte, dass sie sich anzog.
„Aber...“, begann sie und sah auf diese, die immer noch leicht feucht waren.
„Shhh“, machte er nur leise und sein Blick wirkte in dem Moment tatsächlich leicht gehetzt.
So schnell Cathreen konnte, erhob sie sich und ging zu ihren Kleidern hinüber. Da er mit dem Rücken zu ihr stand und mit den Pferden beschäftigt war, er versuchte diese ruhig zu halten, verzichtete sie diesmal darauf, sich hinter dem Gebüsch umzuziehen. Sie ließ einfach das Tuch zu Boden gleiten und schlüpfte, mit dem Rücken zu ihm, in die Kleider hinein. Ihre Hose war so gut wie trocken, doch irgendwie schien das Material der Bluse, die Feuchtigkeit nicht so schnell frei zu geben und sie verzog das Gesicht, als dieses unangenehm auf ihrer Haut klebte. Doch das musste sie wohl hinnehmen, es war ja auch ihr eigenes Verschulden. So versuchte sie, so gut es ging, es einfach zu ignorieren und trat mit ihrem Tuch in der Hand zu Sinclair hinüber, der immer noch dabei war die Pferde ruhig zu halten, was aber nicht so leicht war, denn diese tänzelten immer wieder nervös leicht hin und her.
„Ich glaube sie haben uns nicht bemerkt und sind weiter geritten. Doch es könnte sein, dass sie zurückkommen, wir sollten nichts riskieren“, flüsterte er kurze Zeit später und reichte ihr die Zügel ihres Pferdes. Er selbst ging noch einmal kurz zu dem Baum zurück, holte ihre Umhänge und steckte diese in die Satteltaschen, dann sah er zu ihr, da sie immer noch neben dem Pferd stand und ihn musterte.
„Kommt Ihr alleine auf das Pferd?“, fragte er und deutete darauf.
Sie gab ihm keine Antwort, sondern schwang sich auf ihr Pferd und ergriff die Zügel.
„Wohin wollt Ihr reiten?“, fragte sie leicht zitternd. Wobei sie nicht wusste, ob es vor Angst war entdeckt zu werden, oder weil sie in ihrer feuchten Bluse fror, aber wahrscheinlich war es beides, musste sie sich eingestehen.
„Zuerst am Flussufer wieder ein Stück zurück, in die Richtung, aus der wir gekommen sind, dann im Wasser wieder den Fluss abwärts. Ich hoffe, dass sie dann in der falschen Richtung weiter suchen. Für eine Weile jedenfalls, so dass wir einen Vorsprung bekommen“, erklärte er ihr.
„Zumindest können uns dann die Hunde nicht mehr aufspüren“, fügte er noch hinzu, stieg ebenfalls auf sein Pferd und trieb es an.
Cathreen folgte ihm eine ganze Zeit lang, bevor sie gleich auf ritt und seinen Blick suchte.
„Mr. Sinclair? Ich wollte Euch noch sagen, dass...“, doch sie brach mitten im Satz wieder ab.
Er wendete den Kopf zu ihr und sah sie fragend an.
„Ja?“
„Nein, nichts“, gab sie zurück und schüttelte den Kopf. Sie ließ sich wieder etwas zurück fallen und richtet ihren Blick in die Ferne.
Da wendete er sein Pferd und ritt neben sie, so dass sein Tier mit den Beinen im Fluss stand.
„Warum sagt Ihr nicht, was Euch bedrückt?“
„Es ist nichts... schon gut. Lasst uns weiter reiten“, leicht wütend auf sich selbst, dass sie davon angefangen hatte, biss sie sich nun auf die Lippe und trieb ihr Pferd wieder an.
„Nun gut, wenn Ihr meint“, gab er zurück, wendete sein Pferd wieder und ritt weiter ein Stück am Ufer entlang, so dass ihre Spuren dort deutlich zu erkennen waren. Erst nach einer guten halben Stunde, als sie über ein Geröllfeld geritten waren, wendet er sein Pferd erneut und führte dieses ins Wasser.
„Hier ist eine gute Stelle, denke ich. Leider wird es wieder nass werden, aber nur so haben wir eine Chance sie abzuschütteln“, erklärte er.
Langsam nickend folgte sie ihm in das kalte Wasser. Mehr als jetzt frieren konnte sie sowieso nicht mehr, dachte sie.
Doch schon sehr bald merkte sie, dass das Pferd mit den Beinen komplett im Wasser versank, denn der Fluss war um einiges tiefer, als sie zuerst angenommen hatte. Auch wenn Sinclair immer wieder versuchte, die flachsten Stellen im Fluss zu finden, standen die Pferde doch teilweise mit dem halben Körper im Wasser. Zudem waren die Steine im Flussbett sehr rutschig und die Pferde glitten immer wieder leicht auf ihnen aus, doch zum Glück nie so, dass sie ganz den Halt verloren.
Dennoch war sie innerhalb kürzester Zeit total durchnässt und fror schrecklich. Ihr ganzer Körper begann zu zittern und sie klammerte sich noch fester auf dem Pferd fest, in der Hoffnung, dass dieses sie etwas wärmen würde.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 10:00 pm

Dann endlich, nach schier endlosen Stunden, wie es ihr schien, lenkte Sinclair sein Pferd zum Ufer zurück und erleichtert, das eiskalte Wasser verlassen zu können, folgte sie ihm.
Er hielt an und musterte sie, als sie neben ihm stehen blieb.
Obwohl sie versuchte das Zittern zu unterdrücken, gelang es ihr nicht, was er auch sofort bemerkte.
„Wir sollten etwas finden, wo wir uns verstecken und unsere Kleider trocknen können“, sagte er mit einem besorgten Blick auf sie. Dann zog er ihren Umhang aus seiner Satteltasche, welche er die ganze Zeit gehalten hatte, so dass sie nicht nass werden konnte und reichte ihn ihr.
„Danke“, gab sie erleichtert zurück und legte ihn sich zähneklappernd um ihre Schultern. Doch auch nachdem sie sich darin eingewickelt hatte, wurde ihr nicht wirklich wärmer. Das Einzige, wozu er diente, war, dass er den Wind, der jetzt aufgekommen war, einigermaßen abhielt.
Sinclair schien etwas entdeckt zu haben, da er sich in seinem Sattel aufrichtete und sich genauer umsah.
„Versuchen wir es dort“, sagte er dann zuversichtlich und deutete auf ein bescheidenes Bauernhaus in der Ferne.
„Diese Pause sollten wir uns nehmen, denn ich möchte nicht riskieren, dass Ihr noch krank werdet. Unsere Verfolger werden jetzt sowieso ne ganze Zeit zu tun haben um unser Spur wieder zu finden“, erklärte er und steuerte auf das kleine Bauernhaus zu.
„Ja, denke ich auch. Ich hoffe doch, dass diese ganze fürchterliche Tortour zu etwas gut war“, gab sie zurück und nieste kurz. Mit einem besorgten Blick von Sinclair, ritten sie weiter. Vor dem Haus stieg er ab und klopfte an die Türe, als ein älterer Mann in dem Moment um die Ecke kam.
„Ja, bitte?“, fragte dieser und wischte sich seine Hände an einem dreckigen Lappen ab. Anscheinend hatte er gerade irgendetwas repariert, denn seine Finger waren vom Öl ganz schwarz. Der kleine grauhaarige Mann, der bestimmt schon Mitte fünfzig war kam auf sie zu und musterte sie mit seinen kleinen lustigen Knopfaugen, neugierig aber doch sehr freundlich.
„Entschuldigen Sie bitte, dass wir Sie so einfach überfallen. Aber das Pferd meiner Frau hatte vorhin gescheut und ist in den Fluss gelaufen. Bei dem Versuch ihr zu helfen, sind wir beide ziemlich nass geworden, und nun wollte ich Euch bitten, ob Sie vielleicht nicht ein trockenes Plätzchen für uns hätten. Nur so lange, bis unsere Kleider wieder trocken sind. Wir werden auch ganz bestimmt keinen Ärger machen, wenn wir nur vielleicht für ein paar Stunden in Ihrer Scheune...“, begann er, doch in dem Moment unterbrach ihn der Mann, indem er seine Hand hob.
Cathreen starrte Sinclair einen Moment fast geschockt an, als er dem Mann so einfach weismachte, dass sie verheiratete seinen, doch sie erwiderte nichts darauf, ihr blieb im Moment auch nichts anderes übrig, als das Spiel mitzuspielen.
„In der Scheune? Das kommt nicht in Frage“, protestierte der Mann los.
„Ihr werdet mit ins Haus kommen, da soll meine Frau euch etwas Trockenes zum anziehen geben und eine warme Suppe kochen“, erklärte dieser nun und deutete einladend auf das Haus.
„Das können wir doch gar nicht annehmen“, wollte Sinclair protestieren, doch der Bauer winkte ab.
„Wollt ihr mich beleidigen? Na los, kommt schon, ihr braucht was Trockenes zum anziehen, oder wollen Sie, dass Ihre Frau krank wird?“, fragte dieser mit einem Augenzwinkern.
Mit diesen Worten überzeugt, nickte er und trat zu Cathreen, um ihr vom Pferd zu helfen. Kurzerhand, band er die Pferde vor dem Haus fest und sie folgten dann dem Bauern, der schon vorgegangen war.
Als sie die Wohnstube betreten hatten und der Mann seiner Ehefrau, einer für ihr Alter noch recht hübschen und leicht rundlichen Person, in kurzen Worten erklärt hatte, was ihnen beiden widerfahren war, schlug diese Hände über dem Kopf zusammen und nickte nur eifrig.
„Kommen Sie Miss, ich werde Ihnen von mir ein paar Sachen geben. Sie sollten Ihre nassen Kleider schleunigst ausziehen“, sagte sie nun sehr resolut, wie eine Mutter, die mit ihrer Tochter sprach.
„Danke, aber ich bin davon überzeugt ein warmes Feuer, vor das ich mich setzten kann reicht mir schon. Die Sachen sind dann bestimmt im nu wieder trocken“, widersprach sie und warf Sinclair einen hilfesuchenden Blick zu.
„Du solltest es annehmen. Ich möchte nicht, dass du krank wirst, Liebes“, antwortete er zu ihrer Enttäuschung, da sie doch gehofft hatte, er würde sie darin unterstützten. Zuerst wollte sie ihm widersprechen, als ihr einfiel, dass sie doch in den Augen der Bauern, seine „Frau“ war, und so lächelte sie ihn nur an und nickte.
„Natürlich, ganz wie Ihr möchtet“, antwortete sie ihm, wie es sich für eine brave Ehefrau gehörte. Doch im nächsten Moment spürte sie seine Hand in ihrem Rücken, mit der er sie anstieß und erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie vergessen hatte ihn zu duzen. Doch anscheinend war es den Bauersleuten nicht weiter aufgefallen, denn die Bäuerin nahm nun einfach ihre Hand und zog sie mit sich. Sie brachte sie in ihr Schlafzimmer und ging zum Schrank, wo sie begann herumzustöbern.
„Ziehen Sie die nassen Sachen schon mal aus, ich werde gleich etwas für Sie haben. Sie müssen wissen, ich war nicht immer so gut beieinander, und von der Zeit, wo ich noch so rank und schlank war wie Sie, habe ich auch noch ein paar Dinge. Wo habe ich sie nur hingepackt...“, sie redete wie ein kleiner Wasserfall und Cathreen beobachtete, wie sie immer tiefer im Schrank zu wühlen begann. Mit einem Seufzen, nahm sie nun den Umhang ab und schlüpfte dann aus ihren klatschnassen Sachen, die sie über einen Stuhl hängte. Und dann kam die Frau auch schon auf sie zu und hielt ihr ein wollenes hellblaues Kleid gegen ihren Körper.
„Ich denke, das müsste Ihnen passen“, murmelte sie, drückte es ihr in die Hand und kramte noch nach der restlichen Wäsche, die sie noch brauchte. Dann half sie ihr beim Anziehen, doch als sie ihr auch noch eine Haube für ihre Haare geben wollte, lehnte Cathreen dankend ab.
Sie sah an sich herunter und betrachtete, das schlichte Kleid an sich. Die Frau hatte recht gehabt, es passte ihr wirklich, bis auf die Tatsache, dass es ein wenig zu kurz war.
„Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll“, sagte Cathreen, als sie wieder zurück in den Wohnraum gingen.
„Ach was, bei mir würde es nur im Schrank von den Motten gefressen werden. Ich werde da bestimmt nicht mehr reinpassen. Ich möchte, dass Sie es behalten, was soll ich denn noch damit, es wäre doch schade darum, nicht wahr?“, sagte die Frau und als Cathreen protestieren wollte, schüttelte sie energisch den Kopf und so gab sie sich dann einfach geschlagen. Mit einem erneuten ‚Danke’ auf den Lippen gingen sie zurück in die Wohnstube und begann dann, ihre nassen Kleider vor dem Kamin aufzuhängen.
Als sie zu Sinclair sah, erkannt sie, dass er sich auch umgezogen hatte, doch die Kleider, die er trug, schienen nicht dem Bauern zu gehören, denn sie passten ihm wirklich wie auf den Leib geschneidert.
Sie starrte auf sein schwarzes Hemd, was sich um seinen Muskulösen Körper schmiegte, doch das war ihr selber gar nicht wirklich bewusst in dem Moment. Erst als er sie ansprach und ihr auch eine Scheibe Brot reichte reagierte sie. Sie nahm es dankend an und setzte sich zu ihm und den andern an den Tisch, sagte aber kein Wort, während sie nachdenklich vom Brot abbiss. Immer wieder sah sie zu Sinclair und überlegte, was er wohl, dem Bauer noch so alles erzählt haben mochte.
„Ihre Frau ist nicht sehr gesprächig“, sagte der Bauer nun und sah sie fragend an.
„Verzeihen Sie, ich denke ich bin einfach nur zu sehr erschöpf von der Reise und von dem kleinen Missgeschick“, gab sie zurück und starrte auf das Brot in ihrer Hand.
„Dann sollten Sie sich jetzt erst einmal kräftig stärken“, sagte die Bauersfrau, die sich ihr mit dem Namen Margret vorgestellt hatte, und reichte ihr ein großes Stück Schinken zu ihrem Brot.
Ihr Mann legte eine Hand auf Sinclairs Schulter und beugte sich leicht zu ihm hinüber.
„Ihre Frau hat wirklich eine gute Figur, angenehme breite Hüften, genau richtig. Ich bin mir sicher, sie wird Ihnen einen ganze Stall voll prächtiger Kinder schenken“, sagte er und lachte dann auf, legte seinen Arm um die Mitte seiner Frau und zog sie zu sich heran.
„Wir haben fünf Kinder. Aber inzwischen sind sie alle aus dem Haus. Alles genauso Prachtmädels, wie ihre Frau. Und das erste Enkelkind ist auch schon unterwegs“, zwinkerte er den beiden jetzt amüsiert zu.
Cathreen verschluckte sich in dem Moment an ihrem Brot und begann heftig zu husten, als sie Worte des Bauern gehört hatte. Die Bauersfrau stimmte in das Lachen mit ein und nickte dann heftig.
Als Cathreen nun mit hochrotem Kopf zu Sinclair sah, konnte sie sehen, dass auch er sich ein Grinsen nicht hatte verkneifen können.
„Oh, das hoffe ich doch. Ich mag Kinder sehr“, antwortete er und klopfte ihr sanft auf den Rücken, worauf er dann einen bösen Blick von ihr erntete. Mit Mühe verkniff sie sich nun einen Kommentar ihrerseits und aß dann einfach weiter.
„Hören Sie, es wird bald dunkel werden. Warum bleiben Sie beide nicht einfach über Nacht hier? Ich könnte Ihnen und Ihrer Frau eine Stube herrichten. Platzt haben wir genug, seit unsere Mädchen aus dem Haus sind. Und außerdem freuen wir uns immer, wenn wir mal etwas Gesellschaft haben, vor allem wenn dieser auch noch so reizend ist. Seit die Kinder weg sind, sind wir meistens alleine.“
Fragend sah Sinclair einen Moment zu ihr und auch sie sah ihn an. Auf der einen Seite, würde sie im Moment alles für ein warmes weiches Bett geben, aber auf der anderen Seite, hatte sie Gewissenbisse, den Bauersleuten gegenüber. Mal von der Tatsache abgesehen, dass sie nicht vor hatte die Nacht zusammen mit ihm in einem Zimmer zu verbringen.
„Also, ich weiß nicht so recht. Was meint... was meinst du dazu?“, fragte sie ihn nun etwas unsicher und ihr Blick musste ihm eigentlich deutlich zeigen, was sie davon hielt.
„Eine Nacht in einem richtigen Bett würde dir mit Sicherheit gut tun, bevor wir zu unserer Verwandtschaft weiter reiten. Meinst du nicht?“
Erstaunt sah sie ihn nun an. Wie konnte er es eigentlich wagen, dies auch nur in Erwägung zu ziehen, denn sie war sich sicher, dass sie ihnen nur ein gemeinsames Zimmer geben würden und das konnte und durfte sie niemals annehmen. Sie konnte doch nicht eine ganze Nacht mit ihm alleine, zusammen in einem Zimmer...
„Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist“, gab sie nun trotzig zurück und ignorierte die erstaunten Blicke der Bauern.
Doch Sinclair, blieb hartnäckig bei seiner Meinung und ließ sich nicht davon abbringen.
„Den Pferden würde eine Pause auch gut tun. Und ob wir nun einen Tag eher oder später ankommen.... Ich denke, wir dürfen diese nette Einladung nicht ausschlagen, Darling. Und denke bitte auch an deine Gesundheit“, argumentierte er ihr gegenüber.
Kurz sah sie ihn funkelnd an und presste die Lippen aufeinander. Sie verkniff es sich, ihm noch einmal zu widersprechen und wendete sich dann an die Bäuerin.
„Wir nehmen Ihre Einladung sehr gerne an, vielen Dank“, sagte sie in einem höflichen Ton, so wie sie es gelernt hatte, warf Sinclair noch einmal einen zornigen Blick zu und sah wie er sie unbeeindruckt anlächelte und dann einfach weiter aß. Sie versuchte dann höflich das Lächeln zu erwidern, doch ihr war klar, dass es ihr nicht wirklich gelang.
Dann sah sie Margret, der Bäuerin, hinterher, welche die Wohnstube verließ, wahrscheinlich um das Zimmer herzurichten und ohne noch etwas zu sagen, aß sie fertig und trank noch einen Schluck von der Milch, die ihr der Bauer gereicht hatte und die wirklich gut schmeckte.
In dem Moment, als sie Bäuerin zurück kam stand Cathreen auf.
„Entschuldigen Sie mich bitte. Ich würde gerne schlafen gehen“, sagte sie und wandte sich schon zur Türe, als sie sah, dass Stuart sich ebenfalls erhob.
„Es war eine beschwerliche und lange Reise bisher. Ich denke es ist das Beste, wir gehen beide früh schlafen, denn der Weg morgen wird nicht gerade leichter werden“, erklärte er und nickte dem Bauer zu.
„Habt vielen Dank für Gastfreundschaft“, sagte er noch und wollte ihr folgen. Kurz sah sie ihn geschockt an, doch dann fing sie sich wieder und lächelte nur kurz. Die Bäuerin erklärte ihnen noch, wo das Zimmer lag, welches sie ihnen gerichtet hatte und dann stiegen sie die engen Stufen nach oben und betraten den Raum, der direkt unter dem Dach lag.
Er hatte ein kleines Fenster an einer Seite, von dem man über den Hof blicken konnte und auch eine gute Aussicht auf die Straße hatte. So konnten sie wenigstens gleich sehen, wenn sich jemand dem Hof nähern würde.
Cathreen hatte keine Augen für das Fenster, oder auch die anderen Dinge in dem Raum. Ihr Blick fiel nur auf das große Bett vor ihr, was für zwei Personen hergerichtet worden war.
„Das... das ist völlig unakzeptabel“, sagte sie und starrte auf dieses.
Sinclair, der neben sie getreten war, schüttelte den Kopf, so als könnte er nicht verstehen, warum sie so ein Theater machte.
„Jetzt beruhigt Euch wieder. Ich werde da drüben schlafen“, gab er zurück und deutete auf ein kleines nicht gerade einladendes Sofa in der Ecke, das allerhöchstens dafür geeignet war, um kurz darauf Platz zu nehmen, aber auf keinen Fall, um darauf zu schlafen.
Cathreen ging nun zuerst zurück zur Türe und verschloss diese, so dass man ihr Gespräch nicht mit anhören konnte, dann drehte sie sich wieder energisch um.
„Nein, das werdet Ihr nicht. Ihr habt Euch ein warmes Bett verdient. Ich werde dort schlafen“, erklärte sie sehr bestimmt und deutete auf das Sofa.
„Das kommt überhaupt nicht in Frage. Ich werde doch eine Dame nicht auf einem Sofa nächtigen lassen und selber in einem Bett schlafen. Ihr nehmt das Bett und keine Widerrede mehr. Ich werde mich noch um die Pferde kümmern, solange könnt Ihr Euch schon zu Bett begeben. Und dafür, dass ich Euch so überfahren habe, dass wir hier bleiben sollten, möchte ich mich entschuldigen, aber für Euren Knöchel ist es das Beste. Und wenn die Pferde morgen ausgeruht sind, können wir ein ganzes Stück von dem Weg schaffen“, erklärte er und ging auf die Türe zu.
Cathreen, wusste nicht warum sie das tat, doch sie versperrte ihm den Weg und widersprach ihm erneut.
„Oh, nein, das werde ich nicht tun. Ich werde hier schlafen und Ihr dort!“, dabei zeigte sie zuerst auf das Sofa und dann auf das Bett, „Und vielleicht solltet Ihr derjenige sein, der mir nicht widerspricht“, fuhr sie ihn mit blitzenden Augen an.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 10:03 pm

Nun war er es, der einen Schritt auf sie zu ging und mit drohendem Finger auf sie zeigte.
„Soll ich Euch mal etwas sagen? Der Mann, der Euch einmal zum Weibe bekommt, der tut mir jetzt schon leid. Ich kann Euren Vater langsam verstehen, warum er Euch so schnell verheiratet sehen will. Weil er keine Chance gegen Euch hat und es leid ist, Eure Launen und Widersprüche zu ertragen. Aber nicht mit mir. Es war meine Idee hier zu bleiben, also werdet Ihr das Bett nehmen und damit gut“, fuhr er sie schroff an, schob sie auf die Seite und verließ wütend das Zimmer.
Als die Türe mit einem lauten Knall ins Schloss fiel, zuckte sie kurz zusammen. Fassungslos starrte sie auf den Türknauf, als er verschwunden war.
So hatte noch nie jemand gewagt, mit ihr zu sprechen, dachte sie voller Wut und ballte ihr Hände zu Fäusten. Hätte sie jetzt etwas zum werfen gehabt, hätte sie es sicherlich an die Wand geschmissen, so wütend war sie gerade. So stampfte sie nur kurz mit dem Fuß auf und drehte sich mit einem energischen Knurren um.
Langsam ging sie auf das Bett zu und setzt sich darauf. In ihrem Kopf wiederholten sich automatisch die Sätze, die er ihr an den Kopf geworfen hatte. Und obwohl sie sehr wütend auf ihn war, wusste sie doch eines.
Er hatte Recht. Vollkommen Recht sogar.
Sie war, so wie sie sich im Moment verhielt, alles andere, als begehrenswert. Dass ihr Vater sie loshaben wollte, war ihr bisher jedoch nicht in den Sinn gekommen. Konnte es wirklich sein, dass es so war, dass er sie deshalb mit einem Mann verheiraten wollte, mit dem sie die Hölle auf Erden haben würde?
Erschüttert über diese Erkenntnis, ließ sie den Kopf sinken und starrte auf dem Boden zu ihren Füßen. Langsam schlang sie beide Arme um sich, um das Gefühl loszuwerden, auf einmal ganz alleine zu sein. Selbst Sinclair, schien sie auf die Nerven zu fallen. Und sie hatte doch tatsächlich einen Moment geglaubt, er würde sie mögen.
„Wie schrecklich naiv du doch bist“, schimpfte sie sich selber und starrte weiterhin traurig und wütend auf sich selber, vor sich hin.
Sie wusste nicht, wie lange sie so dagesessen hatte, bis die Türe zu ihrem Zimmer leise aufging. Vorsichtig warf Sinclair einen Blick herein und schien überrascht zu sein, dass sie nicht im Bett lag und schlief.
„Ich dachte, Ihr schlaft vielleicht schon“, sagte er und musterte sie nun.
„Ich bin nicht müde“, erklärte sie leise, fast tonlos und schüttelte kaum merklich dabei den Kopf.
„Aber ich dachte.... Nun gut, dann reden wir eben noch ein wenig“, schlug er ihr vor.
„Mir ist nicht nach Reden zumute“, erkläre sie fast kraftlos und schüttelte erneut ihren Kopf.
Sie spürte, wie Sinclair sie ansah, doch wich sie seinem Blick aus und starrte ins Leere.
Nach einem kurzen Moment der Pause, begann er wieder zu sprechen, zögerlich und man merkte, dass es ihm unangenehm war.
„Es ist wegen vorhin? Nicht wahr?... Es tut mir leid, ich hatte nicht vor, Euch zu beleidigen“, erklärte er leise mit einem Seufzen. „Ihr hattet mich nur so in Wut versetzt und… es war nicht in Ordnung, dass ich Euch das an den Kopf geworfen habe.“
Mit einem versuchten Lächeln, das aber kläglich misslang, sah sie zu ihm auf.
„Das habt Ihr nicht. Ihr habt mir nur die Wahrheit gesagt“, gab sie nun zurück.
„Selbst, wenn es die Wahrheit wäre, so hätte ich es nie sagen dürfen. Ich hatte nicht das Recht dazu. Ich hoffe, Ihr könnt mir meine plumpe Art verzeihen“, bat er sie und blickte sie aufrichtig an.
„Wieso? Ihr habt mir nur gesagt, was Ihr gedacht habt. Um das habe ich Euch damals auf dem Fest geben, wisst Ihr noch? Und nichts anderes habt Ihr getan. Es war Euer gutes Recht“, versuchte sie seine Worte zu entschuldigen. Dann stand sie auf und ging zum Fenster, aus welchem sie dann hinaussah.
„Ihr solltet besser schlafen“, sagte sie noch leise, doch dann hörte sie seine Schritte, wie er auf sie zukam und hinter ihr stehen blieb. Sie konnte seine Nähe förmlich spüren und es löste einen wohligen Schauer in ihr aus. Sie hatte plötzlich den Wunsch, dass er sie in seine Arme nehmen, sie halten und trösten würde. Doch dann schüttelte sie wieder innerlich den Kopf. Was für ein törichter Gedanke. Er hatte ihr doch gesagt, was er von ihr hielt. Warum sollte er sie dann, um alles in der Welt, in den Arm nehmen wollen.
„Genauso, wie Ihr auch schlafen solltet“, hörte sie ihn jetzt leise sagen. Seine Stimme klang in ihren Ohren nach und sie schloss einfach für einen Moment die Augen, während sie nur den Kopf schüttelte, denn in dem Augenblick war sie nicht fähig sprechen.
„Bin ich... wirklich so schrecklich?“, fragte sie dann nach einer Weile, nachdem sich keiner von beiden gerührt hatte. Dabei nahm sie nicht den Blick vom Fenster und starrte weiter hinaus, ohne jedoch wirklich etwas zu sehen außer vielleicht sein Gesicht, welches sich im Fenster neben dem ihren undeutlich widerspiegelte.
„Nein, nein...!“, sagte er gleich. „So würde ich das jetzt nicht ausdrücken. Sagen wir mal, Ihr habt vielleicht einen ganz schönen Hitzkopf. Doch damit will ich nicht sagen, dass mir das nicht gefällt, ich meine ...“, stockte er hier, weiter nach den richtigen Worten suchend.
„Ja, einen Hitzkopf und ein Temperament, wie man sie eher bei Stallburschen wieder findet. Ihr habt Recht, der Mann der mich zu Frau bekommen sollte, ist wirklich gestraft“, erklärte sie und kämpfte gegen die Tränen, die in ihr aufstiegen. Kurz schloss sie die Augen und spürte, wie sich ihr Herz zusammenkrampfte.
„Nur wenn der Mann ein Narr ist, und Euer wahres ‚Ich’ nicht kennt“, sagte Sinclair jetzt leise und sie hörte Stoff hinter sich rascheln und hatte das Gefühl, er würde eine Hand nach ihr ausstrecken, doch blieb die von ihr ersehnte Berührung aus und innerlich enttäuscht seufzte sie auf.
„Es lohnt sich nicht, darüber zu sprechen. Er wird es auch nie kennen lernen. Also ist das nicht relevant“, fügte sie mit einer tonlosen, fast kalten Stimme an.
„Geht schlafen. Der morgige Tag wird sicherlich anstrengend werden“, forderte sie ihn auf und deutete auf das Bett.
„Er wird auch für Euch anstrengend werden. Und ich möchte nicht, dass Ihr wieder vor Müdigkeit aus dem Sattel kippt“, war sein Kommentar dazu.
Cathreen sah ihn kurz an, vermied es aber diesmal, ihm zu widersprechen. Stattdessen ging sie auf das Sofa zu, setzte sich auf die Kante und starrte einfach vor sich auf den Boden.
Überrascht schrak sie auf, als er sich plötzlich neben sie setzte, sich nach hinten lehnte und dabei seine Arme hinter dem Kopf verschränkte.
Vorsichtig warf sie einen Blick zu ihm und musterte ein einen Moment.
„Wollt Ihr denn nicht schlafen?“, fragte sie dann erstaunt.
„Nicht, wenn Ihr auch wach seid“, erklärte er knapp.
„Aber Ihr müsst schlafen. Bitte legt Euch ins Bett und versucht es zumindest“, bat sie ihn nun mit einer leichten Verzweiflung in der Stimme.
„Nein. Ich kann genau so stur sein wie Ihr. Ihr habt den Schlaf genauso nötig.“
Cathreen konnte jetzt nicht mehr anders. Sie drehte sich zu ihm um und starrte ihn an.
„Warum tut Ihr mir weh?“, fragte sie, doch ohne eine Antwort abzuwarten, ließ sie sich nach hinten auf das Sofa sinken und schloss die Augen, in der Hoffnung, dass er vielleicht aufgeben und doch schlafen gehen würde, was er aber nicht tat.
„Weil ich nicht weiß, wie ich Euch sonst zur Vernunft bringen soll. Es ist totaler Quatsch, was wir hier tun. Wir brauchen beide unseren Schlaf. Warum teilen wir uns das Bett nicht? Es ist breit genug, und ich verspreche, dass ich Euch nicht zu Nahe kommen werde“, erklärte er noch einmal eindringlich.
Seine Worte machten sie wütend und sie sprang, ihn böse anfunkelnd, auf ihre Beine.
„Ich bin nicht müde. Verdammt, wollt Ihr das nicht verstehen?“, fauchte sie ihn an.
„In Ordnung, ist ja gut“, gab er resigniert zurück und hob aufgebend für einen Moment die Hände.
„Ich gebe mich geschlagen“, erklärte er, stand auf, streifte Hemd und Schuhe ab und legte sich auf die eine Seite des Bettes, aber so, dass er mit dem Rücken zu anderen Seite hin lag.
Einen Moment lang beobachte Cathreen ihn stumm und sah etwas hilflos zum Bett hinüber.
„Es tut mir leid. Ich wollte nicht... ich wollte nicht so mit Euch sprechen... bitte“, begann sie und ging hinüber zu ihm. Zögernd und vorsichtig setzte sich auf die Kannte des Bettes sah nun zu ihm hinunter.
„Ich wollte Euch nicht verärgern“, entschuldigte sie sich noch mal.
„Wenn Ihr doch noch schlafen wollt, und Euch ebenfalls für das Bett entscheiden solltet, dann seid gewiss, dass ich Euch nicht belästigen werde!“, erklärte er, ohne sie dabei anzusehen und in seinem Ton konnte sie hören, dass er doch wütend auf sie war.
Sie blieb immer noch auf der Bettkante sitzen, nicht wissend, wie sie das wieder gut machen sollte, denn es tat ihr sehr leid, dass sie ihn so angefahren hatte.
Ein leiser Seufzer kam über ihre Lippen, während sie auf ihn hinuntersah und sie wollte sich resigniert schon wieder erheben, als er seinen Kopf drehte und ihr entgegenblickte. Er hob seine Hand und strich völlig überraschen über ihre Wange, so dass sie nicht wusste, ob sie zurückweichen, oder sich ihm entgegenlehnen sollte.
Sie war für einen Moment so verwirrt, dass sie sich gar nicht bewegte und ihn einfach nur ansah.
„Ich bin Euch nicht böse. Nicht wirklich jedenfalls“, erklärte er nun und richtete sich auf.
„Verzeiht... verzeiht Ihr mir?“, fragte sie nun sehr leise und ihr Gesicht schmiegte sich in dem Moment fast wie automatisch gegen seine Finger, während sie ihn weiterhin fast flehend anblickte.
„Es gibt nichts, was ich Euch zu vergeben hätte. Doch wenn es Euch beruhigt, ich habe Euch schon längst verziehen“, antwortete und seine Worte klangen wie Balsam auf ihrer Seele. Ein Lächeln huschte auf wieder auf ihre Lippen und das Gefühl der Verzweiflung und der Angst, ihn für immer verloren zu haben schwanden wieder.
„Danke“, hauchte sie.
„Nichts zu danken“, gab er ebenso leise zurück und sie sah, wie sich seine Mundwinkel nun ebenfalls anhoben, während seine Finger eine Haarsträhne hinter ihr Ohr schoben. Unsicher sah sie ihn an und sie hatte plötzlich das Gefühl, dieser Situation entrinnen zu müssen.
„Ich sollte Euch jetzt besser schlafen lassen, Ihr werdet den Schlaf dringend brauchen“, sagte sie leicht durcheinander und wollte sich erheben, doch sie konnte den Blick nicht von ihm nehmen, so wie er sie in dem Moment so anschaute.
„Ihr habt wirklich wunderschöne Augen. Hat man Euch das schon gesagt? Ach, bestimmt habt Ihr das von Euren vielen Verehren schon öfter gehört“, sagte er plötzlich und sie sah, wie seine Augen über ihr Gesicht huschten. Sie spürte, wie ein dicker Klos sich in ihrem Hals breitzumachen schien.
„Ja, doch keiner hat es so glaubhaft... so nett gesagt wie Ihr“, ihre Worten waren nur mehr ein Hauchen, denn ihr Blick eingefangen von seinem, war sie zu mehr nicht mehr fähig.
„Ich meine es auch ehrlich. Eure Augen erinnern mich an zwei leuchtende Edelsteine, Smaragde, die ich einmal in London bewundern durfte, auf einem Ball des Königs. Doch diese Steine waren tot, aber Eure Augen hingegen stecken so voller Feuer und voller Leben...“, sagte er nun leise. Cathreen konnte in dem Moment nicht anders, als er mit seinen Worten ihr Herz höher schlagen ließ, als ihm ein wunderbares Lächeln zu schenken, was sich dann sogar in ein Strahlen verwandelte.
„Ihr habt das schönste Lächeln, das ich je gesehen habe“, erklärte er und auch sie sah, wie sich sein Gesicht aufzuhellen begann.
„Das... das habt Ihr wunderschön gesagt“, entgegnete sie ihm leise, sah ihn nun etwas unsicher an, doch dann hob sie ihre Hand und strich mit ihren Fingern, zögerlich über seine Wange, sie spürte, wie die Berührungen ihrer Finger auf seiner Haut, sie wie sanfte Blitze durchfuhren.
„Ihr seid bei weitem der angsteinflößenste und gleichzeitig begehrenswerteste Mann, den ich je getroffen habe“, hauchte sie jetzt kaum hörbar. Erneut richtete Sinclair sich etwas auf, hob seinen Kopf an und beugte sich gleichzeitig etwas nach vorn. Jetzt war er nur noch wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt, doch anstatt sich, wie es sich gehören würde von ihm wegzudrehen, sah Cathreen ihn nur an, und hoffte, dass er die wenigen Zentimeter auch noch überwinden würde,
„Ich hoffe doch, dass Eure Angst bisher unbegründet war“, haucht er ihr entgegen.
Nicht fähig ihren Blick von ihm zu nehmen, spürte sie seinen warmen Atem in ihrem Gesicht. Benebelt von seinen Worten, seinen Blicken und seinem Atem auf ihrer Haut, konnte sie in dem Moment nicht anders und kam ihm die letzten Zentimeter entgegen, legte sanft ihre Lippen auf die seinen und hauchte ihm einen Kuss darauf. Doch im selben Moment, wurde ihr klar, was sie da tat und erschrocken zuckt sie keine Sekunde später wieder zurück.
„Es tut mir leid, das... das wollte ich nicht, wirklich. Ich habe nur... ich...“, stotterte sie nun verwirrt herum, doch bevor sie die Chance hatte, sich wieder zu fangen, schob Sinclair seine Hand in ihren Nacken, zog sie erneut zu sich heran und küsste sie, doch diesmal etwas fordernder und noch während er das tat, nahm er wieder seine Hand herunter. Zuerst keuchte Cathreen erschrocken gegen seine Lippen und wollte sich von ihm wegdrücken. Aber irgendwas hielt sie davon ab und bevor sie wirklich begriff was sie tat, begann sie diesen wundervollen Kuss zu erwidern, wenn auch nur sanft und etwas scheu.
Zuerst leicht erschrocken zuckte sie zurück, als er seine Lippen einen Spalt breit öffnete und mit seiner Zunge sehr sanft über ihre Lippen strich. Aber gleich wieder, neugierig geworden durch diese Berührung, küsste sie ihn ebenfalls etwas fester, wenn auch immer noch leicht unsicher.
Vorsichtig, so als hätte sie Angst sich zu verbrennen, legte sie eine Hand auf seinen Oberarm und plötzlich hatte sie das Gefühl, diese Berührung würde ihn zu weiterem Tun anstacheln, denn zu ihrer Verwunderung, begann er nun immer wieder mit seiner Zunge an ihren Lippen zu stoßen und nicht wirklich wissend warum, öffnete sie ihren Mund ein klein wenig. Doch als sie dann seine forsche Zunge spürt, die kurz und sachte in den offenen Spalt zwischen ihre Lippen drang, konnte sie einen erstaunten und doch gleichzeitig entzückten Laut nicht unterdrücken. Unsicher merkte sie, wie er immer weiter küssend versuchte, mit seiner Zunge in ihren Mund vorzustoßen.
Einen Moment lang ließ sie ihn einfach gewähren, ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Viel zu angestrengt versuchte sie alle Gefühle und Empfindungen in diesem Moment auf einmal aufzunehmen, als dass sie hätte gleich darauf reagieren können.
Doch dann, durch seine forsche Art angestachelt, gab sie seinem Fordern nach, stupst dann sogar mit ihrer Zunge gegen die seine und bei diesem Gefühl, das sie vollkommen aus der Bahn warft, krallt sie ihre Hand leicht in seinen Arm. Sehr zart begannen sie ein aufwühlendes Spiel mit ihren Zungen, doch nach einiger Zeit schien ihm das nicht mehr zu genügen.
Sie erschauderte von neuem, als seine Hand über ihre Haare strich und immer weiter nach unten glitt. Seine Finger erkundeten sanft die Partie zwischen Kopf und Schulter und wanderten weiter über selbige. Dann spürte sie, wie seine Fingerspitzen über ihr Dekolletee strichen, bis dorthin, wo der Stoff ihres Kleides deren Reise stoppte.
Immer noch nicht wissend, auf welche Berührung sie zuerst reagieren sollte, keuchte sie leise in seinen Mund. Sie selbst begann nun mit ihrer Hand über seinen Rücken entlang zu streichen, über seine nackte Haut unter der sie seine kräftigen Muskeln spüren konnte, doch dessen, dass sie das tat, war sie sich gar nicht wirklich bewusst.
Immer wieder strichen seine Finger am Rand ihres Kleides entlang, die Wölbung ihrer Brüste ertastend und immer wieder von vorn mit dem Zungenspiel beginnend.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 10:04 pm

Doch plötzlich hob er den Kopf an und schweratmend sah er sie an. Cathreens Atem ging nun ebenfalls schneller und aus leicht verdunkelten Augen blickte sie ihn an, ohne sich jedoch zu rühren, nur ihre Hand strich weiter über seinen Rücken, doch diesmal völlig bewusst.
„Cathreen. Ich denke es ist besser, wenn wir jetzt schlafen. Ich meine, was sollten sonst unsere Gastgeber von uns denken“, sagte er plötzlich zu ihrer Überraschung und strich mit seiner Hand noch einmal über ihre Wange.
Leicht keuchend blickte Cathreen ihn an und plötzlich huschte so etwas wie Enttäuschung in ihren Blick, aber dennoch nickte sie dann schwach.
„Ja..., ja schlaft ein wenig“, gab sie leise von sich und richtete sich auf.
„Ich denke, ich werde... ich... werde noch mal nach den Pferden sehen“, sagte sie dann, als sie der unweigerliche Wunsch überfiel, so schnell wie möglich das Zimmer zu verlassen, doch Sinclair packte ihren Arm, hielt sie fest und schüttelte den Kopf.
„Nein, nicht wieder davon laufen. Den Pferden geht es gut, sie sind versorgt“, sagte er und suchte ihren Blick, doch sie konnte ihn nicht ansehen, als sie weitersprach.
„Vielleicht... vielleicht aber auch nicht... ich sollte nach ihnen sehen“, stotterte sie nun verwirrt und wollte sich seinem Griff entwinden.
„War es so schrecklich?“, fragte er sie. Die Frage überraschte sie, dennoch drehte sie den Kopf und sah ihn an.
„Als Ihr aufgehört habt, ja...“, antwortete sie ihm nun leise und schluckte, als sie sich ihrer Worte klar wurde. Warum tat er das, warum hatte er diesen wunderschönen Moment wieder zerstört?
„Hättet Ihr Euch gewünscht, dass ich weitergemacht hätte?“, wollte er von ihr wissen und seine Augen schienen in ihr Innerstes zu blicken, was sie erneut total verwirrte.
„Ich weiß es nicht“, begann sie und schloss ihre Augen, wobei sie ihren Kopf senkte. „Ich weiß es nicht“, wiederholte sie nun leise und unsicher.
„Dann war es wohl gut, dass ich es beendet habe, bevor es richtig begonnen hat“, gab er zurück, wobei eine leichte Enttäuschung in seiner Stimme lag. Er ließ ihren Arm wieder los und wollte sich zurück auf das Bett legen. Doch in diesem Moment, konnte Cathreen nicht anders.
Es durchfuhr sie wie ein Blitz und im nächsten Moment lagen ihre Lippen erneut auf den Seinen. Innerlich war sie entsetzt über sich selbst und sie war sich auch sicher, dass sie diese Handlung bereuen würde. Doch nicht jetzt. Definitiv nicht hier und jetzt.
Sie spürte, wie er zuerst überrascht war von ihrer Tat, doch dann nach dieser kurzen Schrecksekunde erwiderte er den Kuss und schlang seine Arme um sie. Leise in den Kuss seufzend ließ sie sich gegen ihn sinken.
„Nicht aufhören“, flüsterte sie unsicher gegen seine Lippen. Doch anscheinend hatte er nicht daran gedacht aufzuhören, im Gegenteil. Er drückte sie sanft nach hinten auf das Bett zurück, so dass er über ihr zu liegen kam und küsste sie noch fordernder und verlangender. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was sie hier eigentlich tat, ließ sie sich zurücksinken. Ebenso leidenschaftlich erwiderte sie nun seine Küsse und so langsam scheute sie sich auch nicht mehr davor, ihn genauso fordernd zu küssen, wie er es mit ihr tat.
Sie spürte, wie ihr Blut in ihren Adern schneller rauschte und sie glaubte, dass man ihren Herzschlag, bestimmt noch im Nebenzimmer hören könnte.
Aufgewühlt von diesen Gefühlen legte sie ihre Arme auf seinen Rücken und strich nur mit den Fingerspitzen sanft über seine warme Haut. Doch umso heftiger seine Küsse wurden, um so mehr zog sie ihn unbewusst näher an sich heran, seine erhitze Haut spürend. Lustvoll erschauderte sie unter seinen Berührungen, wobei ihr Körper sich anfühlte, als wolle er jeden Moment in Flammen aufgehen. Verwirrt über diese unbekannten und über sie hereinbrechenden Gefühle stöhnte sie leise auf und krallte eine Hand in seine Hüfte, während sie ihn immer noch hingebungsvoll küsste.
Doch mit einem Mal hob Sinclair seinen Kopf an und sah ihr, selbst nach Atem ringend in die Augen. Cathreen erwiderte leicht keuchend seinen Blick, ließ diesen dann kurz über seine Lippen wandern, die sie gerade noch so verlangend geküsst hatten und sah dann wieder in diese herrlichen und wie sie feststellen musste, fast schwarzen Augen über ihr.
„Ich... ich denke nicht, dass wir weiter gehen sollten. So sehr ich mir das auch wünschen würde. Es ist wohl weder die richtige Zeit, noch der richtige Ort“, sagte er plötzlich leise zu ihrer großen Verwunderung. Dabei strich er ihr zärtlich mit dem Daumen über die Wange und musterte sie einen Moment.
Cathreen hatte das Gefühl ich Herz wäre nicht mehr fähig einen vernünftigen Rhythmus zu finden. Zu verwirrt war sie im Moment, um klar denken zu können. Ihr Gefühl schrie nach mehr von ihm, doch ihr Verstand sagte ihr, dass er Recht hatte.
Völlig durcheinander schloss sie die Augen und versuchte erst einmal ihren Atem unter Kontrolle zu bekommen, in der Hoffung, bis dahin auch wieder normal denken zu können. Was ihr aber nicht wirklich gelingen wollte. So nickt sie nur, ohne jedoch dabei die Augen zu öffnen und ihn anzusehen.
Ein liebevoller Kuss, den sie auf die Stirn bekam, ließ sie dann doch ihre Augen aufschlagen und leicht zitternd sah sie, wie er sich aufrichtete, mit seinen Händen kurz über sein Gesicht fuhr und sich dann ganz aufsetzte. Cathreen rutschte etwas von ihm weg und setzte sich dann ebenfalls auf.
„Es tut mir leid“, flüstere sie nun, da sie glaubte, dass es ihre Schuld war. „Das wäre nicht passiert, wenn ich nicht... ich hätte Euch nie in die diese Situation bringen dürfen“, sagte sie nun verschüchtert und traute sich nicht wirklich ihm ins Gesicht zu sehen.
„Nein, hör auf. Es war nicht deine Schuld. Es ist niemandes Schuld“, sagte er und sie hatte das Gefühl es würde leicht aggressiv klingen. Er war wohl doch wütend auf sie. Was hatte sie nur getan, er würde sie bestimmt nicht mehr akzeptieren können, und das nur, weil sie über sich die Kontrolle verloren hatte.
Sie drehte nun angstvoll den Kopf und sah ihn unter Herzklopfen an.
„Schickt Ihr mich jetzt weg?“, fragte sie ihn mit leicht zitternder Stimme, doch Sinclair, der sich jetzt zu ihr gedreht hatte, sah sie fast entsetzt an.
„Warum sollte ich dich wegschicken?“, fragte er mit großem Erstaunen.
„Wegen... dem, ...na ja..., ich... ich weiß doch auch nicht! Ich bin ganz durcheinander“, sagte sie jetzt, legte ihre Hände an ihre Schläfen und starrte einen Moment lang vor sich hin.
„Du solltest besser schlafen. Wir werden morgen weiterreden. Ich werde dich aber nicht wegschicken, nicht wenn du es nicht willst“, erklärte er ihr jetzt und sie hatte das Gefühl, dass er es wirklich ernst meinen würde. Vielleicht mochte er sie ja doch? Langsam schob sich erneut ein Lächeln über ihre Lippen und sie legte sich nach hinten in die weichen Kissen.
Sie spürte auch gleich in dem Moment, obwohl sie innerlich noch sehr aufgewühlt war, dass sie doch sehr müde war. Sie schloss die Augen und viele Gedanken huschten durch ihren Kopf.
Konnte es sein, dass er mehr für sie empfand, als er zugab, oder hatte er vielleicht auch nur Mitleid? Sie rollte sich auf die Seite und umklammerte fest die Decke. Als sie noch einmal kurz ihre Augen einen Spalt breit öffnete und zu ihm sah, bemerkte sie, wie er sich auch hinlegte und die Augen schloss. Ein Lächeln schlich sich über ihre Lippen und sie drückte sich wieder in ihr Kissen.
Nach einiger Zeit spürte sie überdeutlich, dass sie die letzte Nacht nicht geschlafen hatten und sehr schnell ergriff die Müdigkeit nun Besitzt von ihr. Langsam schloss sie ihre Augen wieder und glitt in einen ruhigen, wenn auch von lebhaften Träumen durchzogenen Schlaf.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 10:08 pm

5. Geständnisse





Die Sonne war schon aufgegangen, als Cathreen zusammengerollt, mit zerzausten Haaren im Bett lag und noch friedlich schlummerte. Doch als der erste Sonnenstrahl, der durch das Fenster ins Innere des Zimmers drang, ihr Gesicht streifte, erwachte sie blinzelnd. Kurz überlegend, wo sie sich überhaupt befand, rieb sie sich über die Augen und richtete sich dann langsam auf. Ihr Blick fiel auf Sinclair, der noch ruhig neben ihr zu schlafen schien und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Ganz langsam hob sie ihre Hand und strich ihm eine seiner dunklen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
„So friedlich... wie ein Engel“, flüsterte sie sehr leise und hauchte ihm dann einen kaum merklichen Kuss auf die Stirn. Um ihn nicht aufzuwecken, drehte sie sich leise um und schwenkte die Beine aus dem Bett.
„Ich hoffe du hast nicht wieder vor, davon zu laufen?“, hörte sie plötzlich seine Stimme hinter sich. Ruckartig drehte sie sich wieder um und sah ihn überrascht an.
„Du... Ihr habt gar nicht geschlafen?“, fragte sie ihn nun etwas unsicher.
„Bis vor wenigen Minuten, doch“, gab er schmunzelnd zurück.
„Ihr überrascht mich“, lächelte sie nun.
„Tue ich das? Und ist das jetzt gut, oder schlecht?“
„Nun, ich würde sagen ein bisschen von beidem, denke ich“, nun war sie es, die zu schmunzeln begann. Er richtete sich nun ebenfalls auf und ein Lächeln huschte auf sein Gesicht.
„Jetzt kann ich es mir aussuchen“, gab er gespielt beleidigt zurück, lächelte aber sofort wieder.
Kurz sah Cathreen ihn nachdenklich an, da sie nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte, so beschloss sie einfach das Thema zu wechseln.
„Es ist schon hell draußen. Ich denke wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen“, sagte sie nun leise, während sie wieder das Bellen des Hundes im Hof hörten.
„Das denke ich auch“, gab er knapp zurück und stand auf. Cathreen, warf einen Blick zu ihrer eigenen Kleidung hinüber, welche inzwischen vollkommen trocken war.
„Ich werde die Pferde satteln gehen. Solange könnt Ihr Euch umziehen“, erklärte er, denn ihm war ihr Blick aufgefallen. Er griff nach seinem schwarzen Hemd, welches er sich überzog und während er dieses in seine Hose stopfte, stieg er gleichzeitig in seine Stiefel.
„Ja, das werde ich“, gab sie zurück und sah ihm hinterher, wie er den Raum verließ. Sofort zog sie wieder die Hose und das Hemd ihres Vaters an. Band ihr Haar zu einem Zopf zusammen und verließ dann ebenfalls den Raum.
Als sie in den Hof trat, erblickte sie Sinclair in der Nähe des Stalls, der mit dem Bauern redete und sich scheinbar bei ihm überschwänglich für die Gastfreundschaft bedankte. Die Pferde standen gesattelt und abreisebereit vor einer Tränke und löschten noch ihren Durst.
In dem Moment, als sie auf die beiden Männer zuging, kam die Bäuerin auch zu ihnen und reichte ihr ein Tuch, in dem sie ihnen etwas Proviant eingepackt hatte. Sie ließ es sich nicht nehmen und bestand darauf, dass sie es annehmen mussten.
Nach einem kurzen Versuch es abzulehnen, gaben sie sich geschlagen und verließen, mit dem Essen und den besten Wünschen für ihre Zukunft, den Hof.
Zuerst gingen sie einige Schritte nebeneinander und führten die Pferde hinter sich her.
„Wohin habt Ihr nun vor zu gehen?“, fragte sie Ihn jetzt genau musternd.
„Darüber habe ich mir ehrlich gesagt, noch keine Gedanken gemacht. Eigentlich hatte ich vor, Euch in Glasgow abzusetzen, doch wenn Ihr nicht zu Eurem Vater zurück wollt? Ich kann Euch doch unmöglich alleine irgendwo zurück lassen. Dennoch habe ich etwas sehr wichtiges zu erledigen. Ihr könnt mich höchstens begleiten, wenn ihr keine Furcht habt, mit einem gesuchten Verbrecher unterwegs zu sein“, bot er ihr an. Auch er war nun wieder zur förmlichen Anrede zurückgewechselt, nachdem sie nicht auf das ‚Du’ von ihm eingegangen war.
Eine ganze Zeit lang sah sie ihn nachdenklich an, bevor sie ihm dann endlich antwortete.
„Ich habe auch darüber nachgedacht und ich denke es ist vielleicht besser, wenn ich Euch in Eurer Mission nicht aufhalte. Ihr würdet mit mir nur Komplikationen haben. Vielleicht..., vielleicht ist es doch besser, wenn wir uns in Glasgow wieder trennen“, erklärte sie und ihre Stimme wurde bei den letzten Worten immer leiser.
„Was habt Ihr dann vor? Würdet Ihr etwa doch zu Eurem Vater zurückkehren und dann eventuell...“, er stockte bei seinen letzten Worten und presste dann die Lippen aufeinander. Unschlüssig senkte Cathreen den Kopf und kaute auf ihre Lippe herum.
„Ich... ich weiß es nicht“, gab sie leise zurück.
Sinclair blieb stehen und sah sie nun an.
„Erlaubt mir Euch noch eines zu sagen, bevor Ihr Euch entscheidet. Ich möchte nur, dass Ihr wisst, dass Ihr mir nicht egal seid. Aber ich denke, Ihr habt das sicherlich bemerkt? Und da wir sowieso über Glasgow reiten müssen, lasst Euch Zeit mit der Überlegung, aber bis dorthin solltet Ihr Eure Entscheidung getroffen haben.“
Seine Worte drangen in ihren Kopf und sie machte unwillkürlich einen Schritt auf ihn zu.
„Ich möchte das nicht.... Ich möchte nicht weg von hier und nach Wales gehen. Ich möchte auch nicht die Frau eines Tyrannen werden. Das Einzige was ich will, ist hier bleiben, in meiner Heimat und... und bei...“
„Ja?“
Sie wusste nicht, ob sie diesen Satz zu Ende sprechen sollte. Ja, ob sie ihn überhaupt zu Ende sprechen durfte. Aber sie konnte einfach nicht anders, auch wenn sie nicht wusste was sie hier ritt.
„... bei Euch“, beendete sie dann doch noch den Satz kaum hörbar flüsternd, drehte sich dann aber schnell zu ihrem Pferd um und sprach dann wieder lauter weiter.
„Wir ..., wir sollten jetzt wirklich los!“
Sinclair rührte sich einen Moment lang nicht, und da sie gar nichts hörte, wusste sie nicht, was er gerade tat. Unsicher strich sie mit der Hand über die Nase des Pferdes, als sie nur ein leises „Ja“ hinter sich hörte und dann, wie er in den Sattel seines Pferdes stieg und langsam los ritt. Kurz blickte sie auf seinen Rücken und ein nicht wirklich zu deutender Ausdruck trat auf ihr Gesicht. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Auf der einen Seite, gestand er ihr seine Gefühle und war so voller Leidenschaft für sie und dann wieder, war er so unnahbar, fast schon kalt, dass sie Angst bekam. Sie stieg nun ebenfalls auf ihr Pferd und folgte ihm, der querfeldein ritt, solange bis sie nach fast zwei Stunden eine breite, scheinbar viel befahrene Straße erreichten.
Auf dem ganzen Ritt über die Felder sprachen sie kein einziges Wort miteinander.
Cathreen musterte ihn immer wieder verstohlen, aber auch sehr kritisch. Jedoch schaffte sie es nicht, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, um so herauszubekommen, was er wohl denken mochte. So lenkte sie nach einiger Zeit vorsichtig ihr Pferd neben seines und fasste allen Mut zusammen, denn im Grunde hatte sie ja nichts zu verlieren.
„Ist ... alles in Ordnung mit Euch?“, fragte sie vorsichtig, worauf hin er seinen Kopf zu ihr drehte und sie ansah.
„Ja, sicher. Es ist alles in Ordnung. Ich war nur in Gedanken“, erklärte er knapp und musterte sie dann.
„Wie steht es mit Euch? Geht es Euch gut?“, stellte er dann die Gegenfrage.
„Ja. Bis auf das, dass mein ganzer Körper vermutlich mit Muskelkater geziert ist, ich immer noch fürchterlich müde bin und mich nach einem Bad sehne“, erklärte sie ihm und versuchte recht gelassen zu sprechen.
„Muskelkater?“, fragte er überrascht.
„Ja, Muskelkater, oder eben nur Schmerzen vom vielen Laufen, der lange Ritt ...“
„Ihr seid es nicht gewohnt. Ich hatte daran nicht gedacht. In Glasgow werde ich Euch ein Zimmer besorgen, so dass Ihr dann baden könnt und Euch auch etwas ausruhen.“
„Nein, das ist wirklich nicht nötig“, erklärte sie nun leicht verschnupft, hob trotzig ihr Kinn etwas an und sah dann wieder zu ihm.
„Ich werde den Rest der Strecke auch noch durchhalten“, erwiderte sie mit einem Stolz in den Augen, der ihm zeigen musste, wie ernst es ihr damit war.
„Wie Ihr wollt. Aber wir machen sowieso Rast in Glasgow.“
Seine Worte klangen sehr bestimmend und so nickte sie nur und starrte dann eine ganze Weile nur gerade aus, bis ihr plötzlich ein weiterer Gedanke kam und sie ihn wieder fragend ansah.
„Wie lange werdet Ihr noch von zu Hause fort sein?“
„Das kann ich Euch noch nicht genau sagen. Ich muss nach London. Je nachdem, wie schnell ich es schaffe, dort hinzukommen. Eine Woche, allerhöchstens zwei. Mehr Zeit habe ich nicht dafür. Warum wollt Ihr das wissen?“
„Es ist so. Ich fragte mich lediglich ... ich meine ...“, erneut begann sie stocken, sie wusste nicht, wie sie es anfangen sollte, diese Frage zu stellen, die ihr aber sehr auf der Seele brannte.
„Ihr habt doch sicherlich eine Frau oder jemandem der Euch versprochen ist und die Euch sehr vermissen wird“, fügte sie nun schnell an, in der Furcht, es nicht mehr herauszubekommen, wenn sie noch weiter zögerte.
Zuerst konnte sie sehen wie überrascht er von ihrer Frage war, doch dann huschte ein Hauch von einem Lächeln auf sein Gesicht.
„Denkt Ihr das wirklich von mir? Nach alle dem? Nach gestern Abend?“, fragte er jetzt, sie eingehend musternd.
Als Cathreen spürte, wie sie errötete, drehte sie den Kopf schnell weg.
„Die einzige Dame, die mich vielleicht ein wenig vermissen wird, und selbst das bezweifle ich, wenn ich ehrlich bin, dürfte meine kleine Schwester sein“, erklärt er nun grinsend.
„Nun ... verstehe, ich glaube wir müssen dort entlang“, versuchte sie vom Thema abzulenken und deutete auf einen Weg, der ihren kreuzte. Sie versteifte sich etwas und schimpfte sich selber dafür, ihn so etwas gefragt zu haben.
Sinclair sah nach vorn und nickte dann.
„Ja, das stimmt. Das ist die Straße nach Glasgow. Wir dürften wohl so in zwei, spätestens drei Stunden dort sein, erklärte er und setzte sich jetzt in seinem Sattel etwas aufrechter hin.
Bei dem Gedanken noch so lange reiten zu müssen, stöhnte Cathreen auf, doch sie vermied es auch nur ein Wort zu sagen, aber dennoch schien er ihre Gedanken lesen zu können.
„Sollen wir eine Pause machen?“, fragte er sie eingehend musternd.
„Nicht nötig, ich bin schließlich keine Puppe“, erklärte sie und sah ihn kurz an, doch dann richtete sie ihren Blick schnell wieder nach vorn auf die Straße. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass er schmunzelte, doch das versuchte sie einfach zu ignorieren.
Inzwischen war es Mittag geworden und die Sonne stand hoch am Himmel. Es war schrecklich warm und Cathreen versuchte sich verzweifelt etwas frische Luft zuzufächern, da die Hitze, die viel zu schnell gekommen war, doch sehr unangenehm wurde. Sie streifte nun Ihren Umhang ab und legte diesen vor sich über den Hals des Pferdes.
Nach einer weiteren guten halben Stunde deutete Sinclair an einem kleinen Waldstück vorbei. Dahinter lag ein kleiner See, der nur zu erkennen war, wenn man genau hinblickte.
„Was haltet Ihr davon, wenn wir kleine Rast machen. Die Pferde könnten etwas trinken und wir uns etwas abkühlen?“, schlug er nun vor.
Sie war wirklich mehr als froh darüber, denn sie hatte das Gefühl, dass sie es keine weitere Stunde so im Sattel aushalten würde. Dennoch würde sie das ihm gegenüber nie zugeben.
„Wenn Ihr wollt? Warum eigentlich nicht“, antwortete sie und ihr Blick ging fast sehnsüchtig zu dem kühlen Wasser hin.
Sinclair lenkte sein Pferd auf den See zu und als er das Seeufer erreicht hatte, schwang er sich behände aus dem Sattel. Von ganz alleine ging sein Rappschecke an das Ufer des Sees und begann sofort zu trinken.
Sein Reiter tat es ihm gleich. Zuerst wusch er sich kurz die Hände und Arme, bevor er etwas Wasser in sein Gesicht und über seinen Nacken schüttete. Dann trank er einen Schluck und dreht sich zu ihr um. Auch sie war inzwischen abgestiegen und ließ das Pferd zum Ufer laufen, aber noch blieb sie zögerlich hinter ihm stehen und beobachtete ihn.
„Es ist herrlich“, sagte er und lächelte sie an.
„Ja“, antwortete sie ihm, doch meinte sie nicht die Abkühlung, sondern ihn, während sie ihn fasziniert beobachtete. Sie konnte nun sehen, wie er etwas Wasser in seine Hände füllte, aufstand und auf sie zuging. Er hielt ihr das Wasser hin.
„Wollt Ihr?“, bot er ihr an.
„Ähm ... Ich wollte eigentlich ...“, begann sie, brach dann aber ab und schüttelte leicht den Kopf.
Er ließ das Wasser aus seinen Händen rinnen und sah sie fragend an.
„Was wolltet Ihr?“, fragte er nach.
„Baden, aber das steht hier wohl nicht zur Debatte“, gab sie zögerlich zu, wich dann aber seinem Blick aus und sah auf die Landschaft um sie herum.
„Es ist wirklich herrlich hier“, sagte sie leise.
„Baden? Eine wundervolle Idee. Dort hinten ist etwas Unterholz, wo Ihr Euch entkleiden könnt. Doch Ihr müsst mir versprechen, nicht wieder Eure Kleider zu waschen.“
Etwas perplex blickte sie nun auf ihn, doch dann fiel ihr Blick auf das ziemlich klare und einladende Wasser.
„Gut ... in Ordnung“, sagte sie dann und musterte ihn kurz. Erstaunt stellte sie fest, als sie ihm in die Augen sah, dass sie nicht mehr, wie in der Nacht in der Scheune schwarz, sondern die Farbe von dunklem Bernstein hatten.
„Ich werde nicht hinsehen“, antwortete er sofort, hob seine Hände und drehte sich demonstrativ um. Ihr Blick war fast enttäuscht, als er sich umdrehte, doch dann ging sie auf das Unterholz zu, wo sie dann ihre Kleider ablegte. Immer wieder warf sie einen kurzen Blick zu Sinclair hinüber, der inzwischen zu den Pferden gegangen war und ihre Beine und Hufe zu untersuchen begonnen hatte. Mit Sicherheit nur eine Beschäftigung, um nicht zu ihr zu sehen, denn den Pferden ging es bestens, da war sie sich ganz sicher und es amüsierte sie leicht.
Langsam stieg Cathreen nun in das kühle Wasser. Doch als sie ein wenig ausglitt, etwas schneller als geplant weiter in den See hineinrutschte, und das kalte Wasser ihre Haut umspülte, stieß sie einen kurzen überraschten Schrei aus. In dem Moment sah sie, wie Sinclair erschrocken herumwirbelte, um nachzusehen, was geschehen war.
Doch gleich konnte sie ein Grinsen auf seinem Gesicht sehen, und ihr wurde erst jetzt bewusst, dass sie noch gar nicht ganz im Wasser war. Sofort ließ sie ganz hineingleiten und schwamm dann, nachdem er sich wieder umgedreht hatte, auf die Stelle zu, an der er sich vorhin gewaschen hatte und beobachtete ihn dabei, wie er den letzten Huf seines Pferdes auskratzte. Etwas entfernt vom Ufer, schwamm sie dann auf der Stelle und immer wieder wanderte ihr Blick verstohlen zu ihm. Doch dann bemerkte sie plötzlich, wie er begann sich halb hinter den Pferden verborgen auszukleiden, und als er sich umdreht und auf den See zu ging, keuchte Cathreen auf, denn anscheinend hatte er sie nicht bemerkt. Ungeniert lief er auf den See zu und sprang, nicht weit von ihr entfernt mit einem Kopfsprung ins Wasser hinein. Sie starrte noch einige Zeit überrascht auf die Stelle, an der er ins Wasser getaucht war, immer noch seinen Anblick vor Augen.
Selbst, als er wieder auftauchte, nur wenige Meter von ihr entfernt und sich das nasse Haar aus dem Gesicht schüttelte, konnte sie sich immer noch nicht rühren. Sie verfolgte mit offenem Mund, wie er über die Wasseroberfläche blickte und als er sie ansah, ließ sie sich automatisch einfach noch tiefer ins Wasser sinken, worauf sein Grinsen noch zunahm.
„Alles in Ordnung?“, rief er jetzt zu ihr hinüber.
Erneut spürte sie, wie ihre Wangen sich gerötet hatten, doch irgendwie schaffte sie es dann doch zu nicken.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 10:13 pm

„Gut“, gab er zurück und begann auf die Mitte des Sees zu zuschwimmen, wo er sich dann einen Augenblick einfach nur treiben ließ und die Augen schloss. Dabei ließ sie ihn keine Sekunde aus den Augen, doch dann sah er erneut zu ihr.
Als sie das bemerkte, drehte sie sich schnell um und drehte ihm den Rücken zu. Doch weiter war sie immer noch nicht fähig sich zu rühren.
Kurz schloss sie die Augen und fragte sich selber leise. „Warum ist er so schrecklich anziehend?“, wobei sie gleich wieder versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen.
Langsam machte Cathreen ein paar Schwimmzüge nach hinten, als sie plötzlich seine Stimme hinter sich vernahm. Sie erschrak in dem Moment, da sie nicht damit gerechnet hatte, dass er ihr doch so nahe gekommen war.
„Ihr solltet Euch etwas mehr bewegen, nicht dass Ihr noch einen Krampf bekommt. Das Wasser ist nicht gerade warm und da kann das leicht passieren, besonders wenn man überhitzt ist“, sagte er, was sie herumwirbeln ließ.
Schockiert starrte sie ihn an, als er keine zwei Meter mehr vor ihr war. Als ihr Blick auf seinen Körper fiel, den sie im klaren Wasser gut erkennen konnte, kam plötzlich noch ein Gefühl der Sehnsucht in ihr auf, was sie zusätzlich verwirrte.
„Ich ...“ begann sie stotternd, „Ich ... ja, Ihr habt wohl recht“, erklärte sie, bewegte sich jedoch weiterhin keinen Zentimeter. Sie sah in sein Gesicht und bemerkte, wie es in dem Moment hinter seiner Stirn zu arbeiten begann. Was hätte sie jetzt dafür gegeben zu wissen, was er dachte.
„Ich möchte nicht, dass Ihr mir hier noch ertrinkt“, fügte er noch leise hinzu, doch Cathreen hörte gar nicht zu, sondern sah ihm nur in die Augen und war erneut fasziniert über dessen Farbe, die sich wohl immer seiner Stimmung anzupassen schien.
„Wunderschön“, kam es leise über ihre Lippen, obwohl ihr gar nicht bewusst war, dass sie das laut aussprach. Erst als sie seinen irritierten Blick sah und seine Frage hörte, wurde ihr das klar.
„Wie meint Ihr?“, hakte er nach.
„Ich ..., ich meinte nur ... Nichts, gar nichts“, gab sie dann zurück und wendet ihren Blick auf die spiegelnde Oberfläche des Wassers. Auch Sinclair sagte einen Moment lang gar nichts, doch dann schwamm er kaum merklich etwas auf sie zu und streckte seine Hand nach ihrem Gesicht aus. Sie spürte seine Finger, die zart von ihren Wangenknochen zu ihrem Kinn glitten und seine kühlen Fingerspitzen, die über ihre im Gesicht immer noch erhitze Haut strichen.
„Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben.“ Seine Worte waren mehr ein Hauchen und im ersten Moment, als sie seine Berührung spürte, war sie wie erstarrt, jedoch nicht aus Furcht. Kurz zögerte sie noch, doch dann schmiegte sie ihr Gesicht leicht seiner Hand entgegen.
„Die habe ich auch nicht“, entgegnete sie ihm ebenso leise.
„Gut“, hauchte er daraufhin zurück und ließ seine Hand auf ihrer Wange liegen, während er sie weiterhin ansah.
Seine Berührung genießend schloss Cathreen langsam die Augen und Sinclair ließ erneut seine Finger über ihr Gesicht wandern, bis hin zu ihren geschwungenen runden Lippen, die von der Kälte des Wassers dunkelrot waren. Noch bevor er ganz seine Finger von diesen genommen hatte, spürte sie auf einmal seine warmen Lippen auf den ihren. Cathreen erschauderte leicht, ob wegen der Kälte des Wassers oder seiner Berührungen, das wusste sie nicht. Doch wurde ihr sehr schnell klar, dass sie das Wasser im Grunde gar nicht mehr spürte. So neigte sie sich ihm kaum merklich entgegen, ohne aber dabei ihre Augen wieder zu öffnen. Als er das bemerkt hatte, kam er ihr noch mehr entgegen, presste seine Lippen fester auf die ihren und küsste sie leidenschaftlicher. Angespornt von diesem überaus anregenden Gefühl, kam sie ihm näher, doch als sie seine Brust plötzlich an ihrer spürte, seufzte sie leise auf, öffnete ihre Augen und löste sich von seinen Lippen. Dann sah ihn einfach nur an.
Auch er musterte sie nur abwartend, so als wollte er wissen, ob er vielleicht zu weit gegangen war.
Ihr Blick wanderte nun zögernd von seinem Gesicht zu seiner Brust, die sie durch das klare Wasser gut erkennen kann. Dann senkte sie noch ein Stück ihren Blick, doch dann, leicht entsetzt über sich selbst, hob sie den Kopf, mit leicht geröteten Wangen gleich wieder an. Jedoch schwamm sie nicht weg, wie es ihr erster Impuls war, sondern suchte erneut seinen Blick. Für einen Moment glaubte sie ein kaum merkliches Schmunzeln in seinem Gesicht zu erkennen, doch dann sah er sie wieder ernst, ja fast bedauernd an.
„Auch wenn ich es nicht gerne sage. Ich fürchte wir müssen weiter“, erklärte er, woraufhin Cathreen hart schluckte und verständnislos den Kopf schüttelte.
„Warum tut Ihr das? Immer wieder?“, fragte sie wütend, doch dann drehte sie sich ruckartig herum und schwamm auf das Ufer zu. Aber auf der halben Strecke hielt sie inne und drehte sich noch mal zu ihm um. Er schwamm immer noch auf derselben Stelle und sie war so wütend in dem Moment auf ihn, dass sie ihm ihre Worte über das Wasser hinweg nur so entgegenschleuderte.
„Wisst Ihr was? Ihr seid einfach ..., Ihr seid wirklich ein Dieb, ein gemeiner Schuft. Zuerst seid Ihr so ... leidenschaftlich und im nächsten Moment wieder ... ein Eisklotz. Ihr habt ja gar keine Ahnung, was Ihr damit anrichtet. Und das Schlimme daran ist auch noch, dass ich will, dass Ihr das anrichtet. Und Ihr seid schuld daran, ja ganz alleine Ihr“, die letzten Worte schrie sie schon beinnahe und ihre Augen funkelten wild und sehr wütend. Doch in dem Moment war ihr es egal, ob sie ihm das gesagt hatte oder nicht und ohne auf eine Antwort von ihm abzuwarten, drehte sie sich erneut um und schwamm weiter.
Sie sah nicht mehr, wie ihm der Mund aufklappte und er ihr nachstarrte, nicht wie sich nach einem kurzen Moment seine Starre wieder löste und er ihr mit kräftigen Zügen hinterher schwamm. Erst als sie seine Worte nahe hinter sich hörte, wurde ihr klar, dass er ihr gefolgt war.
„Glaubt Ihr, mir fällt das leicht? Denkt Ihr, ich würde nicht am liebsten mit Euch im nächsten Gebüsch verschwinden und mit Euch die Leidenschaft und Ekstase der Liebe genießen?
Doch was dann? Könntet Ihr mir noch in die Augen sehen, wenn ich mich so vergessen würde, Eure Ehre in den Schmutz ziehen würde? Sagt mir könntet Ihr das?“, rief er mit bebender Stimme, die in ihrem Ohr widerhallte.
Erneut hielt sie kurz vor dem Ufer inne, an dem ihre Kleider lagen, doch drehte sie sich nicht zu ihm um, zu wütend war sie auf ihn und sie konnte einfach nicht verstehen, warum er das immer wieder tat.
„Ich könnte Euch immer in die Augen sehen“, gab sie dann leise von sich, bevor sie weiter auf das Ufer zu schwamm.
„Habt Ihr schon mal daran, gedacht, dass ich es vielleicht nicht mehr könnte. Ich mag Euch viel zu sehr, um durch so etwas, alles aufs Spiel zu setzten, ich denke ‚ich’ könnte es nicht ertragen, dann noch in den Spiegel zu sehen“, er hatte seine Stimme gesenkt und sie konnte hören, dass er auch nicht mehr näher kam. In dem Moment war sie dem Ufer so nah, dass sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, so atmete sie erst einmal tief durch, ließ seine Worte auf sich einwirken, bevor sie ihre Hände über ihr Gesicht legte und leicht den Kopf schüttelte.
„Es tut mir Leid“, antwortete sie nun leise, „vielleicht ist es besser, Ihr reist alleine weiter. Ich bringe Euch doch nichts als Ärger.“
„Nein, das tut Ihr nicht. Ich fühle mich sehr wohl in Eurer Gesellschaft ... Doch ... doch, wenn Ihr Euch nicht wohlfühlt, habt Ihr vielleicht Recht. Ich möchte Euch nicht mehr quälen, ich möchte nicht schuld sein, dass es Euch nicht gut geht“, nach diesen Worten hörte sie, wie er von ihr weg schwamm und nun drehte sie sich wieder zu ihm um und sah, wie er auf die Stelle am Ufer zuhielt, wo er seine Kleider abgelegt hatte.
„Ihr tut es doch schon ... Ihr quält mich. Immer wenn Ihr mich anseht, mich berührt und Euch dann auf so barsche Weise zurückzieht“, ihre Augen funkelten, sie glitt zurück ins Wasser und schwamm ihm hinterher. Schnell hatte sie ihn eingeholt und packte ihn, gröber als beabsichtigt am Arm und sah ihn dann fragend an.
„Bevor ich gehe ... sagt mir, warum Ihr das tut? Warum Ihr das immer und immer wieder tut. Sagt es mir, dann werde ich gehen“, forderte sie ihn auf und sie spürte, wie ihr ganzer Körper zitterte und bebte.
„Warum? Versteht Ihr das immer noch nicht?“, fragte er und sah ihr in die Augen. Sein Blick zeigte eine Mischung aus Verzweiflung, Verlangen und Furcht.
„Ich liebe Euch. Ja, Ihr habt richtig gehört, ich habe mich Hals über Kopf in Euch verliebt. Doch ich könnte es Euch nie zumuten, mit mir ... Ich werde von den Soldaten gesucht, ich bin in deren Augen ein Verbrecher und wenn sie mich finden, bin ich so gut wie tot“, erklärte er und machte mit seiner Hand eine verzweifelte Geste und richtete seinen Blick auf das andere Ufer. Einen Moment lang sah Cathreen ihn fassungslos an, erst langsam begann sie zu verarbeiten, was er da gerade gesagt hatte. Langsam sehr langsam, hob die dann ihre Hand, legte sie an seine Wange und drehte sein Gesicht zu sich.
„Seht mich an ..., bitte“, hauchte sie leise und als er seinen Kopf zu ihr drehte, bemerkte sie, dass sein Atem etwas schneller ging und seine Brust sich schneller hob und senkte, doch erwiderte er ihren Blick, als sie zu sprechen begann.
„Ihr mögt in den Augen der Soldaten ein Verbrecher sein, doch seid Ihr ..., du ..., doch bist du es nicht in Meinen. Du bist der wundervollste Mensch, dem ich je begegnet bin. Der Einzige, bei dem ich mich nicht wie ein Vogel im goldenen Käfig fühle. Der Einzige, bei dem ich so leben kann, wie ich es immer wollte. Mich so geben kann, wie ich bin. Glaubst du wirklich, ich hätte das getan, wenn ich nicht auch ...“, sie zögerte einen Moment, „ ... etwas fühlte. Es mag dich jetzt vielleicht genauso schockieren wie mich eben, doch dieser Schmerz ...“, in dem Moment nahm sie seine Hand und legte sie, ungeachtet dessen, dass sie nichts anhatte, auf die Stelle, wo ihr Herz schlug, „ ... kommt nicht von ungefähr, immer wenn du dich so abrupt abwendest. Es mag unangebracht der Etikette nach sein, was ich dir nun sage, vielleicht sogar, dass ich so etwas überhaupt denke. Doch du wärst der Einzige gewesen, dem ich mich, wie du sagtest, in dem nächsten Gestrüpp, hingegeben hätte. Weil ich dich liebe, auch wenn du das nie zulassen wirst ...“, am Ende wurden ihre Worte immer leiser und nun war sie es, die den Blick senkte, aber nur kurz, etwas trieb sie dazu ihn erneut anzusehen, sie wollte in seinen Augen sehen, was er dachte und vielleicht auch, was er empfand.
Immer wieder setzte er zum Sprechen an und schloss dann wieder seinen Mund, sehr deutlich konnte sie erkennen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, er verbissen mit sich kämpfte, doch dann nahm er einfach nur ihre Hand und hauchte auf deren Innenfläche einen zarten und doch intensiven Kuss. Cathreen beobachtete diese Geste genau und ihr Herz schlug in dem Moment so heftig, dass es ihr beinahe schon Angst machte.
„Wenn es dir wirklich ernst ist mit deinen Worten, dann gib uns Zeit. Gib mir die Zeit, meinen Namen wieder rein zuwaschen, so dass unserer Liebe nichts mehr im Wege stehen wird“, sagte er und sie merkte, dass es ihm nicht leicht fiel, zu sprechen. Doch auch ihr erging es nicht viel anders. Sie war nur noch imstande, als Antwort darauf kaum sichtbar zu nicken und da sie diese Situation irgendwie nicht mehr ertragen konnte wechselte sie einfach kurzerhand das Thema.
„Vielleicht sollten wir wirklich los“, sagte sie leise und sah nun an ihm vorbei. Sie konnte nicht verstehen, warum er so darauf beharrte, zu warten, vor allem, nachdem sie sich doch gegenseitig ihre Liebe gestanden hatten. Warum verstand er nicht, dass es ihr egal war, ob er nun ein angesehener, was auch immer war, oder einfach nur Ashley Sinclair.
Er nickte und ließ dann ihre Hand, die er immer noch festgehalten hatte, los. So schwamm sie langsam wieder zurück an das Ufer, an dem ihre Sachen lagen, stieg schnell aus dem Wasser und kleidete sich rasch an. Ihre Gedanken jedoch waren ganz woanders und so ging sie vor sich hinstarrend zurück zu den Pferden, legte ihrer Stute die Hand auf die Nüstern und strich geistig abwesend darüber.
Sie hatte die Pferde in dem Augenblick erreicht, als Ashley sich das Hemd übergestreift und in die Hose gesteckt hatte. Doch nahm sie das nur am Rande wahr. Nachdem sie sich ihren Umhang über die Schultern gelegt hatte, streifte ein kurzer Blick über ihn, der noch mit dem Rücken zu ihr stand, doch dann schenkte sie ihre ganze Aufmerksamkeit wieder dem Pferd, was sie vielleicht auch nur deshalb tat, um ihn im Moment nicht ansehen zu müssen.
Ihre Gefühle waren so durcheinander, dass sie nicht wirklich fähig war, einen klaren vernünftigen Gedanken zu fassen.
Ashley trat nach wenigen Minuten fertig angekleidet zu ihr, doch sie nahm den Blick nicht von ihrem Pferd, welches sie streichelte.
„Ich denke, in einer guten Stunde müssten wir Glasgow erreichen, dann werden wir ein Quartier suchen. Du hast nicht zufällig noch ein paar Münzen?“
Ohne etwas zu sagen, ging Cathreen zu der Satteltasche ihres Pferdes, zog dort einen kleinen Beutel heraus und warf ihn ihm zu.
„Das müsste genügen, denke ich!“
„Ich werde es zurückgeben, sobald ich kann. Das verspreche ich dir.“
„Das musst du nicht ... ich meine ... ist schon gut, behaltet es“, sagte sie fast gleichgültig.
„Wir werden das klären, wenn ich meine Mission erfüllt habe. Ich habe jetzt weder Lust noch die Kraft, mich deswegen zu streiten“, gab er kurz zurück und nahm die Zügel seines Pferdes.
Irritiert von seinem Tonfall drehte sich Cathreen nun zu ihm um und sah ihn erstaunt an, doch dann seufzte sie leise und nickte nur.
„Reiten wir weiter“, sagte sie, ergriff ebenfalls die Zügel ihres Pferdes und schwang sich, ebenso wie er, in den Sattel. Sofort trieb sie ihre Stute an und ritt von dem See weg, ohne sich noch einmal umzusehen.
So ritten sie, jeder in seine Gedanken versunken nebeneinander her und nach einer guten Stunde hatten sie Glasgow erreicht, wo sie durch die belebten Straßen der Stadt ritten. Vor einem Gasthaus in einer ruhigeren Gegend hielt Sinclair an. Es wirkte einigermaßen ordentlich von außen, als ihr Blick über die Fassade des Gebäudes wanderte und so beschlossen sie hier zu bleiben.
Als ihr Begleiter vom Pferd stieg, tat sie es ihm gleich und band das Pferd an einem Pfosten vor dem Gashaus fest.
„Ich werde für uns zwei Zimmer mieten. Wir sollten wohl früh schlafen gehen, denn ich möchte morgen sehr früh weiter“, erklärte er und deutete auf die Türe der Schenke.
„Natürlich“, gab sie nur knapp zurück und sah ihm hinterher, als er in das Haus verschwand. Seufzend bleib sie bei dem Pferd stehen, welches sie hinter den Ohren kraulte und ihre Stirn gegen ihn lehnte.
Als er wieder kam, hob sie den Blick und sah ihm entgegen.
„Es scheint ein ordentliches Gasthaus zu sein und im Moment wohl auch recht leer. Es sind nur wenige Gäste hier!“, erklärt er.
„Das sind doch erfreuliche Nachrichten“, antwortete sie ihm höflich. Doch sie konnten wohl beide spüren, dass die Lockerheit, die zwischen ihnen noch die Tage zuvor geherrscht hatte verflogen war und sich bei beiden eine gewisse Unsicherheit eingeschlichen hatte.
„Wir haben zwei Zimmer nebeneinander. Ich hoffe, dass das in Ordnung ist?“
„Selbstverständlich.“
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 10:14 pm

„Ich werde mich noch um die Pferde kümmern und bringe dann unsere Sachen nach oben. Vielleicht könntest du ... könntet Ihr ... Ach verdammt, vielleicht könntest du solange beim Wirt etwas zu Essen bestellen?“, fragte er sie und biss sich selber auf die Lippen, für seine Unsicherheit.
„Das werde ich. Ich werde Euch ...“, sie betonte nun das ‚Euch’ sehr genau“, das Essen auftragen lassen. Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet, ich möchte schlafen gehen“, sagte sie in einem sehr höflichen, aber dennoch kühlen Ton, drehte sich um und betrat das Gasthaus.
Sobald sie die Türe hinter sich geschlossen hatte, trat sie an eines der Fenster und warf einen Blick hinaus, wobei sie darauf achtete, dass man sie von draußen nicht sah.
Sinclair stand noch immer so da, wie sie ihn verlassen hatte und sah weiter einen Moment lang auf die Türe. Da das Fenster nicht ganz geschlossen war, konnte sie auch hören, was draußen vor sich ging.
Sinclairs Pferd schnaubte auf und schüttelte seinen Kopf, worauf hin dieser zu dem Pferd trat, seine Hand auf dessen Stirn legte und über das Nasenbein nach unten strich.
„Ja, lach nur über mich. Ich weiß, dass ich ganz großen Mist gebaut habe. Doch es ging nicht anderes, mein treuer Freund. Ich liebe sie zu sehr, als dass ich ihr so etwas antun könnte. Was ist, wenn ich nicht zurückkomme? Wenn meine Mission scheitert? Was wäre mit ihr, wenn unser ... Stelldichein vielleicht Folgen hätte? Nein mein Freund, es war schon richtig so“, sagte er leise zu seinem Pferd und seine Stimme nahm zum Ende hin einen entschlossenen Ton an.
„Na komm. Lass uns einen schönen trockenen Stall für euch finden. Ihr habt es Euch verdient“, fügte er noch an, nahm die Zügel der Pferde und ging die Straße hinunter auf ein Gebäude zu, das wie eine Schmiede aussah, wo man auch seine Pferde unterstellen konnte.
Sie sah ihm hinterher, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte und ging dann zu dem Wirt und bestellte für Sinclair etwas zu essen. Sie selber hatte keinen Hunger und beschloss sofort schlafen zu gehen.
Ein kleiner Junge, wahrscheinlich der Sohn des Wirtes brachte sie nach oben auf ihr Zimmer. Doch schnell war ihr klar, dass sie im Moment zu aufgewühlt war, um schlafen zu können und ging sie zu dem kleinen Fenster in ihrem Zimmer, welches sie öffnete und dann hinaus sah, auf die immer noch belebte Straße.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 10:18 pm

6. Auf Leben und Tod


Nachdem Cathreen gestern sehr lange gebraucht hatte einzuschlafen, obwohl sie völlig erschöpft war, war es nicht verwunderlich, dass sie an diesem Morgen sehr lange geschlafen hatte. Doch als ihr bewusst wurde, dass es schon später Vormittag war, sprang sie fast gehetzt aus dem Bett.
Warum hatte Ashley sie nicht aufgeweckt? Sie ergriff ihre Kleider und zog sich in Windeseile an, doch in dem Moment, als sie die begonnen hatte, sich das Hemd zuzuknöpfen, erblickte sie den Brief, der mitsamt ihrem Beutel mit Münzen unter der Tür durchgeschoben worden war.
Langsam, schon ahnend, was dieser Brief wohl bedeuten würde, ging sie darauf zu und hob beides auf. Das Geld steckte sie in ihre Hosentasche und mit zittrigen Fingern öffnete sie den Umschlag.


Liebste Cathreen,

Nach unserem Gespräch von gestern habe ich mich entschlossen, alleine weiterzureiten. Ich will Dich nicht in Gefahr bringen und ich will Dich nicht wieder vor den Kopf stoßen. Es tut mir leid. Außerdem denke ich, dass es besser ist, wenn Du zu deinem Vater nach Hause zurückkehrst. Ich habe ihm gestern noch einen Brief zukommen lassen, so dass er bestimmt inzwischen weiß, wo er Dich abholen kann.
Vielleicht kannst Du ihn bitten, diese Hochzeit, mit dem Waliser aufzuschieben? Falls Du das überhaupt noch möchtest, nach alledem, was war.
Wenn ich meinen Auftrag überlebe und damit mein Name wieder reingewaschen ist, werde ich bei Deinem Vater vorsprechen, wenn dies auch immer noch Dein Wunsch sein sollte.
Hat er nichts dagegen, werde ich dann bei ihm ganz offiziell um Deine Hand anhalten.
In verbleibender Liebe, egal was passieren wird, oder wofür du Dich entscheiden wirst.

Dein Dir ergebener

Ashley Stuart Sinclair

PS.: Ich habe den Wirt gebeten sich um Dich zu kümmern, bis Dein Vater Dich abholt. Er scheint mir ein sehr ordentlicher Mann zu sein, auf den man sich verlassen kann.



Langsam ließ Cathreen den Brief sinken, wobei er ihr aus den Fingern rutschte und auf den Boden fiel. Sie konnte sich nicht bewegen, starr blickte sie ins Leere und rührte sich nicht.
Ihr Blick hing immer noch wie gelähmt auf einer Stelle auf dem Boden und sie versuchte zu verarbeiten, was sie gerade gelesen hatte.
Er war gegangen ... ohne ein Wort, einfach so ... hatte sie hier ihrem Schicksal, ihrem Vater und ihrem Zukünftigen überlassen.
„Du Narr“, hauchte sie leise, als sie an seine Bitte dachte, die Hochzeit aufzuschieben. Ihr Vater würde das niemals zulassen, das wusste sie. Er hatte sie eben in die Arme eines anderen getrieben, wenn vielleicht auch unabsichtlich.
Ihr Herz wurde so schwer, wie noch nie in ihrem Leben. Nach einer Weile holte sie tief Atem, es hatte alles keinen Sinn mehr, es würde nichts bringen. Ashley hatte ihr die Entscheidung bereits abgenommen, sie hatte nun keine andere Möglichkeit mehr, als hier auf ihren Vater zu warten.
Denn so, wie sie Ashley kannte, hatte er dafür gesorgt, dass ihr Vater wusste, wo sie ist und dass sie auf hier ihn warten würde. So setzte sie sich auf die Kante des Bettes, starrte weiterhin auf den Boden und wartete.
Es war ihr, als wäre ihr Herz gebrochen, doch war sie nicht fähig, diesen Schmerz, den sie empfand, aus sich heraus zu lassen. Wie gelähmt saß sie einige Stunden einfach nur da und tat gar nichts.
Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch als es an der Tür klopfte und der Wirt mit einem Abendessen da stand, wollte sie ihn zuerst damit wieder fortschicken, doch dann bat sie ihn das Essen auf dem Tisch abzustellen, bedankte sich und schickte ihn wieder hinaus.
Von dem Essen rührte sie keinen Bissen an. Sie hatte keinen Hunger, nur etwas zu trinken nahm sie sich. Dann setzte sie sich wieder auf ihr Bett und irgendwann, als es schon lange dunkel war, schlief sie dann doch vor Müdigkeit ein.

Am nächsten Nachmittag, traf ein Diener ihres Vaters in dem Gasthaus sein. Irgendwie wunderte es Cathreen gar nicht, dass ihr Vater nur jemanden geschickt hatte und nicht einmal selber gekommen war, um sie abzuholen. Resigniert stand sie auf und folgte dem Mann aus dem Gasthaus. Nicht einmal bei dem Wirt verabschiedete sich, obwohl er einige Mal an diesem Tag nach ihr gesehen hatte und sich mehrmals vergewissert hatte, dass es ihr auch an nichts fehlte.
Wie mechanisch saß sie auf ihr Pferd auf, bekam nur am Rande mit, dass der Diener auf einen hübschen Schimmel stieg, der aus dem Stall ihres Vaters stammte und dann ritten sie los.
Cathreen hatte das Gefühl für die Zeit verloren und so konnte sie nicht sagen, wie lang sie schon unterwegs waren. Ihre Gedanken waren ganz woanders, weit, weit weg, von der Gegenwart.
Erst als sie lautes Fluchen neben sich vernahm, war es ihr, als würde sie aus einer Trance erwachen, blickt auf und sah den Diener ihres Vaters fragend an.
Dieser stieg vom Pferd und untersuchte den Hinterlauf des Tieres. Nachdem er festgestellt hatte, dass das Tier sich wohl den Fuß verstaucht hatte und es dringend versorgt werden musste, führte er es bis in den nächsten Ort, den sie nach einem zweistündigen Marsch erreichten.
Dieser war jedoch so klein, dass es dort nur einen Schmied gab, der sich etwas mit Pferden auskannte und so mussten sie wohl oder übel dorthin gehen. Als sie die Schmiede mit dem angrenzenden Stall erreichten, ließ Cathreen einen ehe unbehaglichen Blick darüber gleiten, stieg dann aber ebenfalls ab und hörte dem Gespräch des Dieners mit dem Schmied zu. Während die beiden sich das Pferd ansahen, blickte sich Cathreen etwas um. Sie sah neben dem Stall zwei Pferde stehen, die sie eindeutig als Armee-Pferde identifizieren konnte. Anscheinend war der Schmied gerade dabei gewesen, eines der beiden Tiere neu zu beschlagen.
In dem Moment trat der Schmied zu ihr und begrüßte sie höflich.
„Mam, ich kann Euch auch ein Pferd verkaufen, wenn Ihr gleich weiter müsst“, bot er ihr an und deutete hinter sie, doch sie reagierte nicht auf seinen Vorschlag.
„Das wird nicht nötig sein, mein Herr. Wie lange wird es dauern, bis das Tier wieder weiter kann?“, fragte sie stattdessen tonlos.
„Nun ja, ich denke mindestens bis morgen sollte das Pferd ausruhen, besser wären zwei Nächte“, erklärte er, dann rieb er sich mit den Fingern nachdenklich über sein Kinn.
„Hm, dann werde ich den Kerl wohl selber behalten. Ist wirklich ein Prachttier. Schade um den Mann, dem er gehört hat. Wisst Ihr Mam, die Soldaten haben ihn gestern am Pass gestellt. Soll ein Landesverräter sein, oder so was. Sie wollten mir nicht erzählen, um was es genau ging“, fing der Schmied nun an zu erzählen und es schien ihr so, als habe er gerade seinen redseligen Tag.
„Wie auch immer, wenn er seine Verletzung überleben sollte, hat wohl ne Kugel direkt in die Brust bekommen, wird er sowieso am Galgen enden. Also ist es im Grunde egal, ob er überlebt oder nicht. Zumindest haben ihn die Ärzte wohl wieder zusammengeflickt, soweit ich weiß. Und ich habe von den Soldaten den Auftrag erhalten, das Tier hier zu verkaufen“, erklärte er und ging dann auf die Stalltüre zu, aus der ein Rappschecke seinen Kopf herausstreckte und wütend aufschnaubte, als er ihm auf den Hals klopfte.
„Ein wunderbares Tier, nicht?“, fragte er und Cathreen wandte nun doch den Kopf und sah zu dem Pferd.
In dem Moment war ihr, als würde ihr Herz stehen bleiben. Sofort erkannte sie das Pferd von Ashley Sinclair wieder.
„Das kann doch gar nicht sein ...“, haucht sie nun und hielt sich mit der Hand an der Boxentüre fest. Sie hatte das Gefühl ihre Beine würden nachgeben.
Sie musste sich verdammt zusammennehmen und als sie dem Schmied eine Frage stellte, versucht sie relativ gleichgültig zu klingen.
„Ihr sagtet es gehörte einem Mann? Wisst Ihr vielleicht, wo sich dieser jetzt befindet?“ Ihr Blick wirkte nur interessiert aber nicht zu neugierig und sie hoffte, dass der Schmied keinen Verdacht schöpfen würde.
„Ja, Mam. Er ist in dem Feldlazarett der Armee, am Ende des Ortes. Da stehen die Zelte der Soldaten. Es ist nicht zu verfehlen. Wieso wollt Ihr das wissen?“, fragte dieser nun doch nach.
Cathreen sah den Schmied nachdenklich an und hinter ihrer Stirn begann es zu arbeiten. Sie konnte Sinclair nicht so einfach seinem Schicksal überlassen. Aus zwei Gründen nicht. Und schnell stand ihr Entschluss fest. Kurz sah sie sich nach dem Diener ihres Vaters um, der damit beschäftigt war, das Gepäck von seinem Pferd zu nehmen.
„Hört, bitte. Ich mache Euch ein Angebot, das Ihr nicht ausschlagen könnt“, begann sie leise, zog den Beutel mit ihrem Geld heraus und nahm einige Goldmünzen, die sie dem Schmied in die Hand drückte.
„Ich kaufe dieses Pferd, und bezahle Euch das doppelte, was er wert ist, und ihr sorgt bitte dafür, dass er …“, sie deutete auf ihren Begleiter, „…, dass er abgelenkt ist. Sagen wir drei Goldstücke für das Pferd und eines noch für Euer Schweigen?“, bot sie ihm an und als sie sah, wie die Augen des Mannes vor Gier nach dem Gold aufleuchteten, konnte sie sicher sein, dass dieser auf den Deal einging. Er fuhr sich zwar noch kurz zögernd mit der Hand durch seinen Nacken, doch bei dem Anblick des Goldes nickte er dann.
„Sehr gut“, gab Cathreen zufrieden zurück.
„Noch eines … lasst Euch noch etwas Zeit mit dem Pferd, sagt ihm, er braucht mindestens drei Tage, um wieder fit zu sein. Sobald ich mein Pferd und den Rappschecken brauche, werde ich mich melden, und ich bitte Euch dann, die beiden für mich gesattelt bereit zu halten“, fügte sie nun noch überlegend hinzu.
Der Schmied hatte zwar keine Ahnung, was sie vor hatte, doch das schien ihm auch egal zu sein, er biss nur kurz auf die Goldmünzen, um zu überprüfen, ob diese echt waren, dann steckt er sie in seine Tasche und sah Cathreen wieder an.
„Natürlich, Mam. Macht Euch sich keine Sorgen, Ihr werden sehr zufrieden sein. Und sie werden für Euch bereitstehen, wenn Ihr sie braucht“, erklärte er dann noch mit einem zufriedenen Gesicht und ging dann mit einem Nicken, zu dem verletzten Pferd, um sich darum zu kümmern.
„Ich danke Euch“, sagte sie noch leise und ging dann zu ihrem Begleiter, dem sie auftrug, nachdem er die Pferde versorgt hatte, nach einem Quartier zu suchen und erklärte ihm, sie selber würde sich etwas die Beine vertreten gehen. Auf den Protest des Mannes hörte sie nicht und ließ ihn einfach wütend schimpfend stehen.
Sie machte sich sofort auf den Weg, zu diesem Lazarett, welches sie auch sehr schnell fand.
Vor dem Ort hatte die Armee ihre Zelte aufgeschlagen und nachdem sie sich durchgefragt hatte, ging sie zwischen den Zelten und den Soldaten, die sie eingehend musterten, durch, auf das große dunkle Zelt zu, in dem die Verwundeten lagen.
Es war keiner da, der sie aufhielt, als sie das Zelt betrat und nachdem sie einen Blick in die Runde geworfen hatte, ging sie einfach langsam an den vielen Feldbetten vorbei, auf denen Soldaten lagen, mit mehr oder weniger schlimmen Verletzungen. Ihr Magen verkrampfte sich bei dem Anblick und bei dem Gedanken, dass Ashley auch hier irgendwo liegen musste und es wurde ihr beinahe übel.
Doch in dem Moment trat ein älterer sehr schlanker Mann mit einer Brille auf der Nase auf sie zu und musterte sie eingehend.
„Kann ich Euch irgendwie helfen, Miss?“, fragte dieser sie, dessen tiefe Stimme, trotzt seiner Resolutheit immer noch freundlich klang.
Cathreen drückte ihr Kreuz durch und hob ihr Kinn etwas an.
„Allerdings, das könnt Ihr. Ich habe gehört, dass hier ein Mann namens Ashley Sinclair eingeliefert wurde. Ist das richtig?“, fragte sie gleich direkt.
Der Arzt zögerte einen Moment und ließ seinen Blick über ihre Gestalt gleiten.
„Was habt Ihr mit einem Verbrecher wie diesem zu schaffen?“, wollte er dann wissen, doch Cathreen war nicht bereit ihm das zu beantworten, so sagte sie nur mit leicht zusammengekniffenen Augen.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeDo Feb 07, 2008 10:19 pm

„Ich denke nicht, dass ich Euch Rechenschaft schuldig bin. Also? Ist er nun hier, oder nicht?“
Zuerst war der Gesichtsausdruck des Arztes mehr als skeptisch, doch dann wurde er etwas freundlicher und lächelte sogar.
„Wer wird denn gleich zu einer Wildkatze werden, junge Dame. Ja, er ist hier, folgt mir. Ich werde Euch zu ihm bringen.“
Cathreen war überrascht, von seinem plötzlichen Sinneswandel und seiner unerwarteten Freundlichkeit, doch folgte sie ihm sofort. Er brachte sie zu einem der Betten, die ganz hinten in dem Zelt aufgestellt waren.
Als sie dies erreicht hatten, wurde sie noch blasser. Ashley lag auf diesem Feldbett, sein Oberkörper war unbekleidet und er hatte nur einen dicken Verband um seine Brust, der aber blutgetränkt war und aussah, als hätte man ihm diesen schon lange nicht mehr gewechselt.
Er schien ohne Bewusstsein zu sein und wälzte sich im Fieber immer wieder auf dem Bett hin und her, während er ab und an, irgendwelche Sachen murmelte.
„Es sieht nicht sehr gut aus. Ich glaube kaum, dass er überleben wird. Und wenn … dann wartet der Galgen auf ihn. Die Männer haben ihn gestern auf dem Pass hier in der Nähe erwischt. Er hatte sich wohl noch ganz schön gewehrt, ich hatte ein paar der Soldaten zu behandeln, doch schließlich hat ihn eine Kugel, die ihn in die Brust getroffen hat, vom Pferd geholt. Sie meinten ich solle zu sehen, dass er wieder auf die Beine kommt, dass ihm der Prozess gemacht werden kann. Unnötig, wenn Sie mich fragen … da er sowieso gehängt werden soll.“ Seine Stimme klang leise und es war etwas wie Resigniertheit darin zu hören.
Cathreen nahm nicht den Blick von Sinclair, ihr Herz verkrampfte sich, als sie ihn so da liegen sah und die Worte des Arztes taten ihr Übriges. Sie kämpfte verbissen gegen ihre Tränen an.
„Ist das der Mann, den Ihr sucht?“, fragte dieser jetzt, da sie immer noch nichts gesagt hatte.
„Ja, das ist er“, gab sie dann leise zurück und drehte sich dann langsam zu dem Arzt um.
„Nun ja, wenn ich mehr Leute hätte, die sich um ihn kümmern könnten, würde er es vielleicht schaffen … nur wofür. Aber so … vielleicht ist es auch so das Beste für ihn. Ich hab ja keine Ahnung, was er angestellt haben soll, das will mir keiner sagen.“
Für einen Moment musterte Cathreen den Arzt nur nachdenklich, der auch seine Augen auf sie geheftet hatte.
„Sagt, Miss. Eure Name lautet nicht zufällig Cathreen?“
„Woher wisst Ihr das?“
„Er ruft immer wieder diesen Namen im Schlaf“, erklärte er ihr.
„Hab ich Euch richtig verstanden? Ihr habt nicht genug Leute und könnt Euch nicht um ihn kümmern, was wiederum heißt, dass er sterben wird?“ Ihre Worte waren weniger eine Frage, als eine entsetzte Feststellung.
„Leider habt Ihr Recht. Ich habe zwar die Kugel, aus seiner Brust entfernt, was keine große Sache war. Doch ich habe keine Leute, die ihm regelmäßig den Verband wechseln und die Wunde reinigen, versteht ihr.
Ich komme selber kaum noch zum Schlafen, immer wieder kommen neue Verletzte. Ich kann auch nur das Notwendigste tun“, verteidigte sich der Mann und sein Gesicht spiegelte eine leichte Verzweiflung wieder, als er einen Blick in die Runde, auf die vielen verletzten Männer warf.

Doch dann hatte Cathreen eine Idee, sie sah zuerst kurz zu Ashley und dann wieder zu dem Arzt.
„Und wenn …, wenn Ihr mir zeigen könntet, was genau ich zu tun hätte, um ihm zu helfen, glaubt Ihr, ich könnte das tun? Könnte ich ihm helfen?“
„Ihr würdet das wirklich tun wollen?“, fragte dieser nun zögernd.
„Ich nehme auch an, Euch ist durchaus klar, dass da draußen der Galgen auf ihn wartet, wenn er das Bett verlassen kann?“
„Er hat es nicht getan“, protestierte sie leise.
„Das ist nicht meine Sache, Miss. Ich bin Arzt und kein Richter. Ich behandle die Menschen so gut ich kann. Ob er schuldig ist oder nicht, muss ein anderer entscheiden. Gut, in Ordnung. Eine Schwester wird Euch zeigen, was zu tun ist. Ich bin der Letzte, der jemanden aufhalten würde, der das Leben eines Menschen zu retten versucht. Schließlich habe ich auch geschworen Leben zu retten. Wenn es ihm ein anderer wieder nehmen wird, so ist es nicht mehr meine Sache“, erklärte er, winkte einer gestressten, etwas rundlichen Schwester und trug dieser auf, Cathreen kurz einzuweisen und ihr zu erklären, was sie tun musste.
Darauf hin verschwand der Arzt mit einem Kopfnicken und kümmerte sich um einen Soldaten, der mit einer stark blutenden Schulter hereingetragen wurde und der fürchterlich schrie.
Mühevoll versuchte sie das Schreien des Mannes zu ignorieren, während ihr die Schwester knapp erklärte, wie der Verband zu wechseln war und auf was sie zu achten hatten. Es war nicht leicht, sich die vielen Dinge alle auf einmal zu merken, doch nach nicht einmal fünf Minuten verschwand die Schwester wieder, da sie wieder woanders gebraucht wurde und so stand sie sehr schnell wieder alleine da und blickte auf Ashley hinunter, der sich wieder unruhig auf dem Bett hin und her zu wälzen begann. Bekümmert betrachtete sie sein Gesicht, hob langsam ihre Hand an und strich ihm eine verschwitzte Strähne aus der Stirn.
„Wie ein Engel“, flüsterte sie leise, „wie ein gefallener Engel“, seufzte sie nun und legte ihre Hand auf die Seine und begann dann zart über seinen Handrücken zu streichen.
Sofort bemerkt sie, wie er durch diese Berührung ruhiger wurde und dann sogar kurz zu sich kam. Aus leicht glasig wirkenden Augen sah er sie einen Moment lang an.
„Ist das der Himmel? Das muss der Himmel sein, denn nur so können Engel aussahen“, hauchte er mit schwacher, kaum vernehmbarer Stimme und ein seltsames Glitzern huschte über seine Augen. Cathreen erwiderte seinen Blick und versuchte zu lächeln.
„Wäre das der Himmel, hättest du keine Schmerzen. Aber keine Sorge, bald bist du wieder auf den Beinen, dafür sorge ich schon“, sagte sie sanft und strich ihm erneut mit der Hand über die Stirn.
„Schlaf ein wenig …“, hauchte sie noch, als sie merkte, dass er erneut sein Bewusstsein verlor.
Besorgt sah sie auf ihn hinab, doch dann kam ein entschlossener Ausdruck auf ihr Gesicht, Sie würde ihn hier bestimmt nicht sterben lassen. Und so machte sie sich sofort daran und wechselte ihm den Verband.

Schon am nächsten Tag, ging es Ashley viel besser. Er schaffte es sogar, etwas zu essen und erholte sich zusehends.
Cathreen verbrachte die folgenden beiden Tage damit, sich unter immer wieder neuen Ausreden aus dem Gasthaus zu schleichen, um nach Ashley zu sehen. Auch hatte sie eine Art Laken aufgehängt, die zwischen Ashleys Bett und den anderen Verwundeten hingen, so dass sie sich etwas ungestörter unterhalten konnten und sie zumindest vor neugierigen Blicken geschützt waren.
Sogar nachts schlich sich Cathreen aus dem Gasthaus, um nach ihm zu sehen. Immer wieder wechselte sie seine Verbände und gab nun auch noch zusätzlich heilende Kräuter auf die Wunde, die sie von einem Kräuterweib in dem Ort gekauft hatte.
Manchmal saß sie auch nur neben seinem Bett und sie unterhielten sich über das Wetter, oder wie es seinem Pferd ging. Sie wollte nur bei ihm sein, in seiner Nähe und sie blieb auch bei ihm, wenn er immer wieder einschlief. Es störte sie nicht, im Gegenteil, wenn er schlief, betrachtete sie dann einfach nur die ganze Zeit sein Gesicht.
Immer wieder kroch die Angst in ihr hoch, dass man es merken würde, wie schnell er sich erholte und sie ihn dann ins Gefängnis werfen würden, wo sie ihm nicht mehr helfen konnte. Sie hoffte, dass sie es verbergen konnten, bis er kräftig genug war zu reisen, denn sie hatte den Plan gefasst, mit ihm zu fliehen.

Wieder einmal saß sie neben seinem Bett und betrachtete lächelnd sein Gesicht. Sie konnte nicht anders und musste mit ihrer Hand über seine Wange streichen, wovon er gleich wach wurde. Sein Blick huschte kurz panikartig herum, so als würde er jemanden suchen und als er sie erkannte, flog ein Lächeln über seine Augen.
„Wie geht es dir?“, fragte sie, während sie ihre Hand wieder wegnahm.
„Sehr gut, wenn du da bist“, hauchte er matt, aber mit einem Leuchten in den Augen.
„Hör zu“, begann sie leise und sah ihn ernst an. Sie senkte ihre Stimme noch etwas, als sie weiter sprach und beugte sich näher zu ihm.
„Glaubst du, du bist schon kräftig genug, um dich einige Zeit auf einem Pferd halten zu können?“, fragte sie ihn und schaute sich noch einmal nach der Krankenschwester um. Fragend musterte Ashley sie und streckte seine Hand nach der ihren aus.
„Was hast du vor?“
„Ich werde dich sicherlich nicht dem Galgen überlassen. Der Schmied wird morgen das Pferd fertig haben und dann muss ich zurück zu meinem Vater. Doch ich werde nicht zurückgehen. Ich hab den Schmied gebeten, noch vor Morgengrauen, beide Pferde gesattelt und reisefertig hinter der Schmiede bereitzustellen. Ich werde die Pferde dort holen und … ich werde dich mitnehmen“, erklärte sie fest entschlossen.
Bei ihren Worten schluckte Sinclair und sie merkte, dass er schon ansetzten wollte, um zu protestieren, doch dann wurde ihr Blick noch entschlossener, weil sie ihm zeigen wollte, wie ernst es ihr war.
„Du willst mir nicht nur zum dritten Mal mein Leben retten, sondern deines auch noch riskieren?“, fragte er ungläubig.
Sie legte ihm zwei Finger auf seine Lippen und stoppte ihn.
„Shhh. Ich komme morgen früh, noch vor Sonnenaufgang. Um diese Zeit ist weder der Arzt, noch eine Schwester hier. Aber der Doktor war so nett und hat mir gezeigt, wie ich an den Wachen vorbei hier rein und raus komme. Das werden wir ausnützten. Versuche dich noch etwas auszuruhen“, forderte sie ihn auf und als er erneut etwas sagen wollte, schüttelte sie den Kopf.
„Ich muss zurück, sonst wird der Diener meines Vaters noch misstrauisch, wo ich solange bleibe. Also vergiss nicht, vor Sonnenaufgang bin ich hier.“
Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen nickte Ashley.
„Gut, ich werde dein Angebot annehmen, auch wenn ich weiß, dass ich es nie wieder gut machen kann. Ich werde den Rest meines Lebens in deiner Schuld stehen“, sagte er leise. Seine Worte ließen sie schmunzeln und als sie das Lazarett verließ, flüstert sie leise vor sich hin, so dass er es nicht mehr hören kann.
„Oh, doch. Das kannst du. Dir ist es nur noch nicht bewusst.“
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Sisilia
Leitung
Leitung
Sisilia


Weiblich
Anzahl der Beiträge : 696
Ort : BadenWürtemberg
Arbeit/Hobbies : Schreiben/Lesen/Musicals
Laune : Je nach Wetter
Anmeldedatum : 02.01.08

Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitimeSo Apr 20, 2008 3:35 pm

Wieder in Hose und Hemd, schlich sich Cathreen aus dem Gasthaus. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan und war dann einfach schon etwas früher aufgestanden und zur Schmiede geschlichen, wo die Pferde wie versprochen schon bereitstanden.
Ihr war klar, dass Ashley nicht weit würde laufen können. So brachte sie die Pferde so nah zum Lager der Soldaten, wie sie es noch für sicher hielt und band diese dann an einen Baum.
Leise, an den Wachen vorbei schleichend, wie sie es auch schon die letzen beiden Nächte getan hatte, als sie Ashley besucht hatte, betrat sie das Lazarett und schlich zu seinem Bett.
Er hatte sie schon gehört, da auch er auch nicht wirklich geschlafen hatte und setzte sich auf, als sie zu ihm trat.
Sie reichte ihm einen Umhang, als sie bei ihm ankam.
„Hier nimm den, es ist sehr frisch draußen“, erklärte sie und half ihm dabei, sich diesen umzuhängen.
„Danke!“
„Kannst du gehen?“, fragte sie ihn nun besorgt und er nickte und drückte sich nach oben.
„Wird schon gehen, wenn es nicht allzu weit ist“, gab er zurück und bemerkte dann, dass ihm das Fläschchen mit dem Schmerzmittel aus der Tasche gefallen war, welches er heute Abend der Schwester von ihrem Medikamenten wagen gestohlen hatte. Cathreen griff sofort danach und sah es an.
„Was willst du damit?“
„Nur zur Sicherheit. Ich will dir ja nicht vom Pferd fallen, nur weil ich es vor Schmerzen nicht mehr aushalte“, erklärte er und wollte danach greifen, doch sie zog ihre Hand weg.
„Die werde ich nehmen, und wenn du etwas brauchst, dann sagst du es mir“, erklärte sie besorgt. Als Antwort nickt Ashley nur, er war zu müde und zu schwach, um sich deshalb mit ihr zu streiten.
„Komm, die Pferde stehen gleich hinter dem Lager, es ist nicht weit“, erklärte sie ihm, stellte sich neben ihn und legte einen seiner Arme um seine Mitte, um ihn zu stützen.
„Wir sollten uns beeilen“, sagte sie noch leise, warf einen Blick in die Runde, doch keiner schien ihre Flucht zu bemerken. Sinclair blickte sie dankbar an und ging, gestützt von ihr nach draußen. Sie merkte sehr wohl, dass es ihm sehr schwer fiel, diese Strecke zu gehen, auch wenn er keinen Ton sagte, aber dennoch spürte sie, wie er sich mehr und mehr auf sie stützte.
Sie gingen im Schatten der Bäume am Rande des Lagers entlang und als sie die Pferde erreicht hatten, ließ Ashley sie los und hielt sich an seinem Pferd fest, dem er über den Hals streichelte.
„Na, alter Junge. Geht es dir gut?“, fragte er leise und erntete ein ebenso leises Schnauben seines Tieres.
Diese Szene beobachtend, band sie sein Pferd los und reicht ihm die Zügel.
„Wir werden nicht lange reiten, nur keine Sorge. Irgendwo werden wir ein Versteck finden, wo wir den Tag über bleiben können“, erklärte sei und musterte ihn besorgt.
Er war unterdessen neben sein Pferd getreten und hatte mit einer Hand nach dem Knauf des Sattels gegriffen. Ein Bein stellte er in den Steigbügel und versuchte nach oben zu kommen. Erst beim dritten Versuch schaffte er es mit ihrer Hilfe in den Sattel zu kommen, doch dann keuchte er unter Schmerzen leicht auf. Als er jedoch ihren sehr besorgten Blick bemerkte, beteuerte er, dass es nicht so schlimm sei und schon gehen würde.
Sehr froh noch etwas Verbandsmaterial eingepackt zu haben, falls die Wunde wieder anfangen würde zu bluten, stieg sie ebenfalls auf ihr Pferd und zeigte dann die Straße entlang.
Langsam trieben sie ihre Pferde an und ritten in die besagte Richtung.
„Die Straße hier führt direkt aus dem Dorf. Wir sollten uns beeilen, bevor uns noch jemand sieht. Danach kommen etliche Wälder und wenn wir Glück haben, finden wir irgendwo in den Wäldern eine Hütte, die im Moment nicht bewohnt ist. Noch ist ja keine Jagdsaison.“
Sinclair nickte nur, und ihr war klar, dass er starke Schmerzen haben musste, auch wenn er versuchte diese vor ihr zu verstecken. Sie griff in ihre Tasche und reichte ihm das Schmerzmittel. Ohne etwas zu sagen, griff er dankbar danach und nahm etwas davon, dann reichte er ihr es zurück, doch sie schüttelte den Kopf und so steckte er es selbst in seine Tasche. Nach einiger Zeit ritt er neben sie und sie hatte das Gefühl, dass es ihm etwas besser ging. Das Mittel schien zu helfen.
„Das mit dem Forsthaus hört sich gut an“, ein paar Tage werde ich wohl noch brauchen, um wieder richtig zu Kräften zu kommen“, erklärte er ihr. Sie musterte ihn besorgt, als er neben sie geritten war.
„Geht es?“, fragte sie ihn.
„Es geht schon. Ich werde es schon schaffen, keine Sorge“, antwortete er und zog aber seinen Umhang enger um sich.
Cathreen nickt langsam und nahm den Blick noch einige Zeit nicht von ihm. Sie wusste, dass er Schmerzen hatte, doch die konnte sie ihm nicht ersparen, so gerne sie das auch wollte.
Als sie dann endlich das Dorf hinter sich gelassen hatte, atmete sie erst einmal erleichtert auf, doch noch mussten sie über offenes Gelände reiten, bevor sie einen dichten und sehr dunklen Wald erreichten. Immer wieder fiel ihr Blick auf Ashley, der nur auf den Hals seines Pferdes starrte und so wie er es ihr vorkam, überhaupt nicht mitbekam, wohin sie gerade ritten.
Um zu vermeiden, dass man ihre Hufspuren zu leicht entdeckte, musste sie aber erst noch um ein Feld herum reiten, dann über einen befestigten Weg um in den Wald zu gelangen. Als sie dann endlich den Schutz des Waldes erreicht hatten und Cathreen einen erneuten Blick zu Ashley warf, sah sie, dass er vornüber gesunken auf seinem Pferd saß, die Zügel hingen an den Seiten herunter, denn er hatte sie losgelassen und hielt sich stattdessen mit einer Hand am Sattel fest und hatte die andere auf seine Wunde gepresst. Inzwischen begann es bereits zu dämmern und sie hoffte, dass sie weit genug im Wald sein würden, wenn die Sonne aufging.
Immer wieder warf sie besorgte Blicke zu Ashley, aber dennoch war ihr klar, dass sie noch ein Stück zu reiten hatten und sie hoffte, dass er solange aushalten würde. Er sagte keinen Ton, kein Laut der Klage kam über seine Lippen und sie bewunderte ihn darum sehr.
Nach einer weiteren guten halben Stunde, die sie immer tiefer in den Wald geritten waren, glaubte Cathreen in der Ferne etwas zu sehen, was wie eine Hütte aussah. Sie zügelte Ihr Pferd, stieg ab und ohne ein Wort zu sagen, schlug sie sich durch dichtes Gestrüpp, um zu vermeiden gesehen zu werden, falls sich jemand in der Hütte aufhalten würde. Doch als sie sich dem kleinen Jagdhäuschen genähert hatte, welches wohl jemand Wohlhabenden gehören musste, denn es war recht gut ausgestattet, mit allem Wichtigem, was man so brauchte, sah sie, dass es leer war. Und durch die Fenster konnte sie erkennen, dass wohl auch schon einige Zeit keiner mehr hier gewesen war.
‚Dies ist einfach ideal’, dachte sie bei sich und ging zurück zu Ashley, der immer noch gekrümmt auf seinem Pferd saß und ihr nun erleichtert entgegen blickte.
„Dort hinten steht eine Hütte, wohl eine Jagdhütte, die aber zurzeit nicht benutzt wird. Dort wird uns bestimmt niemand finden“, erklärte sie ihm und stieg wieder auf ihr Pferd.
„Nur noch ein kleines Stück, dann hast du es geschafft“, erklärte sie besorgt.
„Es wird schon gehen“, presste er zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor und deutete ihr an weiter zu reiten. Er schien es wohl endlich hinter sich bringen zu wollen.
So nickt Cathreen nur, trieb ihr Pferd wieder an und ritt voraus – um das dichte Gestrüpp, durch das sie sich vorhin gekämpft hatte, herum und nach wenigen Minuten blieben sie vor dem aus Natursteinen gebautem Häuschen stehen.
Gleich nachdem sie angekommen waren, stieg Cathreen ab und trat zu ihm. Sie merkte sehr wohl, dass es ihm sehr schwer fiel, sich auf dem Pferd zu halten, und dennoch richtete er sich auf und versuchte sich nichts anmerken zu lassen, als sie neben seinem Pferd stehen blieb.
„Komm, in der Hütte werde ich mir deine Wunde ansehen“, forderte sie ihn auf und sah zu ihm nach oben.
„Wenn ich von dem Gaul runterkomme“, antwortete er ihr und versuchte zu lachen, was er aber sofort bereute.
„Dabei kann ich dir leider nicht wirklich helfen“, gab sie nun etwas hilflos zurück, aber dennoch streckte sie ihre Hände aus und versuchte ihn zu stützen, als er sich langsam aus dem Sattel gleiten ließ. Kurz blieb er, an das Pferd gelehnt, einen Moment stehen und atmete langsam durch. Sofort legte sie seinen Arm über ihre Schultern, um ihn zu stützen und warf ihm einen besorgen Blick zu. Dankbar nickte er ihr zu und ließ sich dann von ihr zu der Hütte bringen, die erstaunlicherweise nicht mal verschlossen war.
Kurz sah sie sich um, und als sie durch den offen Spalt einer Türe blickte, erkannte sie, dass sich im Nebenraum ein Bett befand, sie steuerte direkt darauf zu und half Ashley dann sich dort niederzulassen.
„Ich weiß gar nicht, wie ich dir für all das hier danken soll“, sagte er unter leisem Stöhnen, als er endlich saß. Cathreen aber ging nicht auf seine Worte ein, sie schüttelte nur den Kopf.
„Warte einen Moment, ich bin gleich wieder da. Ich muss mich um deine Wunder kümmern. Ich fürchte sie ist wieder aufgegangen.“ Mit diesen Worten huschte sie aus dem Raum, ging zuerst hinaus, führte die Pferde hinter das Haus, auf der eine kleine Einzäunung stand, wohl für Jagdpferde, nahm ihnen Sättel und Saumzeug ab und ging mit den Satteltaschen, in denen sie auch das Verbandszeug hatte zurück in die Hütte.
Mit einer Schüssel frischem Wasser und dem Verbandzeug betrat sie den Schlafraum wieder. Während sie draußen gewesen war, hatte sich Ashley seinen Umhang und seine Jacke ausgezogen und war gerade dabei sein Hemd zu öffnen, auf dem vorn ein dicker Blutfleck zu sehen war.
„Ich hatte es befürchtet“, sagte sie leise, als sie das sah, legte die Sachen, die sie mitgebracht hatte auf das Schränkchen neben dem Bett und half ihm das Hemd auszuziehen. Sanft drückte sie ihn nach hinten auf das Laken.
„Das könnte jetzt etwas weh tun“, warnte sie ihn vor, legte dann die Hände an seinen Verband, den sie versuchte, so vorsichtig wie möglich abzunehmen. Als sie das letzte Teil des Stoffes von seiner Wunde wegzog, stöhnte er kurz auf, doch dann blickte er ihr ins Gesicht.
Kurz hielt sie inne, erwidert mit einem leisen Bedauern seinen Blick, woraufhin er einen Moment sanft mit seinen Fingern über ihre strich.
So sehr sie es auch in dem Moment wollte, konnte sie ihm diese Schmerzen nicht ersparen und so begann sie langsam die Wunde auszuwaschen, vorsichtig, um ihm nicht unnötig weh zu tun. Dann verband sie ihn erneut und warf den alten Verband in die Schüssel mit Wasser, um das alles nachher zu entsorgen. Völlig überraschend für sie, ergriff er erneut ihre Hand und hielt diese fest.
„Danke!“, hauchte er leise und erschöpft richtete er sich etwas auf.
„Schon gut“, gab sie ebenso leise zurück.
„Ich wäre mit Sicherheit, schon längst nicht mehr am Leben, ohne deine Hilfe.“
„Sag so was nicht … bitte nicht“, bat sie ihn und sah ihn bei dem Gedanken daran, fast gequält an.
„Warum nicht? Es ist doch die Wahrheit.“
Ohne etwas darauf zu antworten, hob sie ihren Blick und sah ihn nur an.
„Du solltest besser etwas schlafen, es war ein sehr anstrengender Ritt für dich. Du brauchst jetzt unbedingt Ruhe“, sagte sie stattdessen leise.
„Ich gebe es nicht gerne zu, aber du hast wohl Recht. Doch auch du brauchst deinen Schlaf, du warst die ganze Nacht wach“, mahnte er sie und ließ ihre Hand wieder los.
„Nein“, gab sie kopfschüttelnd zurück, legte ihre Hände sanft an seine Schultern und drückte ihn nach hinten auf das Bett.
„Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass du gesund wirst. Du brauchst deinen Schlaf.“
„Genauso, wie du deinen. Was bringt es, wenn ich wieder gesund bin und du dafür umkippst“, widersprach er ihr. Sie richtete sich wieder auf und lächelte ihn an.
„Ich bin wirklich nicht müde. Schlaf du …“, sagte sie zu ihm, und hoffte, er würde ihr das glauben, doch das tat er nicht, ganz und gar nicht.
„Sei froh, dass ich verletzt bin, sonst würde ich dich jetzt ans Bett fesseln, dass du schlafen musst“, drohte er ihr, leicht aufgebracht. Seine Worte brachten sie zum Schmunzeln.
„Du bist aber verletzt und mir scheint, dass solange ich das Sagen hier habe“, war ihre Antwort darauf.
„Das fürchte ich auch. Doch gewöhn dich nicht zu sehr daran, verstanden!“ Mit einem Grinsen auf den Lippen ließ er den Kopf auf das Kissen sinken.
Immer noch auf der Bettkante sitzend sah sie ihn einfach nur an und lächelte sanft auf ihn hinab.
„Keine Sorge, bis in ein paar Tagen, bist du wieder einigermaßen hergestellt und solange werden wir einfach hier bleiben.“
„Gute Idee. Ich hoffe nur, du hast auch etwas zum Essen eingepackt …“, warf er noch ein, doch dann mitten im Satz fielen ihm vor Erschöpfung die Augen zu und sie hört nur noch ein leises unverständliches Murmeln.
„Das habe ich“, hauchte sie noch, strich mit der Hand sanft eine seiner dunklen Strähnen aus dem Gesicht und erhob sich dann langsam, um leise aus dem Raum zu huschen.

Die nächsten Stunden verbrachte sie damit, das Haus so herzurichten und aufzuräumen, dass man es einige Tage hier gut aushalten konnte. Immer wieder sah sie zu Sinclair ins Zimmer, doch dieser schlief tief und fest bis zum nächsten Morgen.
Nach oben Nach unten
http://www.beepworld.de/members/sisiliasmagischewelt/
Gesponserte Inhalte





Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Empty
BeitragThema: Re: Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman   Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman Icon_minitime

Nach oben Nach unten
 
Wunsch nach Frieden Kapitel 1 - 6 Mittelalterroman
Nach oben 
Seite 1 von 1
 Ähnliche Themen
-
» Wunsch nach Frieden 7 -12
» Wunsch nach Frieden (Mittelalterroman (teilw. ab 18)
» The Ravenman (Kapitel 12 21.06.09)
» Unbreakable Truth (Kapitel 11- 20)
» The unbrakeable Truth (Kapitel 1 - 10)

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Sisilias magische Seiten :: Die Welt der Geschichten :: Eigenen Geschichten :: Stories ab 18 :: Romane ab 18-
Gehe zu: