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 Die andere Seite der Wahrheit

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Sisilia
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BeitragThema: Die andere Seite der Wahrheit   Die andere Seite der Wahrheit Icon_minitimeDo Jan 24, 2008 1:28 am

Die andere Seite der Wahrheit





Voldemorts Auftrag




Er hatte sich fest in seinen edlen Umhang gehüllt und die Kapuze tief in sein Gesicht gezogen. Es war schon sehr spät in der Nacht und ein sternenklarer Himmel präsentierte sich ihm. Dennoch war es ziemlich hell, denn es war beinahe Vollmond, und dieser tauchte die ganze hügelige Landschaft in ein unheimliches, schattenumwogenes Licht. Die grauen Augen des Mannes huschten nervös hin und her, und er beobachtete die vor ihm liegende, schmale Straße sehr genau. Er presste sich noch enger in den Schatten eines großen Baumes, als er Schritte hörte, welche die Straße hinauf, auf ihn zu kamen.
Vorsichtig schaute er auf die mächtige Gestalt, die leise vor sich hinsingend, an ihm vorüberging. Der Mann war um einiges größer als er selbst. Dieser überragte ihn mehr als einen halben Meter, dabei war er selber auch nicht gerade klein. Dieser Mann schwankte leicht beim Gehen, und man konnte sehen, dass er schon das eine oder andere Glas zu viel getrunken hatte, was den anderen hinter dem Baum vermuten ließ, dass dieser in Hogsmeade wohl eine der Kneipen aufgesucht hatte.
Ein sarkastisches Grinsen legte sich um seinen Mundwinkel, als er den Kerl vor sich erkannte. Es war kein anderer als Rubeus Hagrid, der Wildhüter von Hogwarts. Hagrid war ein Halbriese und ein Zauberer, der in seinem dritten Schuljahr von Hogwarts verwiesen wurde, weil er angeblich die Kammer des Schreckens geöffnet haben soll.
Den Mann unter dem Umhang amüsierte der Gedanke daran sehr, da erst 50 Jahre später die Unschuld Hagrids bewiesen worden war. Leider hatte Dumbledore diesen Nichtsnutz, diesen Abschaum für die Zauberergemeinschaft, inzwischen doch tatsächlich als Lehrer eingestellt.
Unmerklich schüttelte er seinen Kopf unter dem Umhang, denn diese Tatsache schmeckte ihm ganz und gar nicht, doch alle Versuche diesen Halbriesen von Hogwarts zu vertreiben waren bisher gescheitert.
Er beobachtete Hagrid, wie er in Richtung Schloss davon torkelte und als dieser nicht mehr zu sehen war, machte er sich langsam weiter auf den Weg.
ER würde bestimmt schon warten. Verdammt, er wusste, dass sein Herr es hasste, wenn man ihn warten ließ, doch andererseits musste er extrem vorsichtig sein. Ein falscher Schritt von ihm und er würde wieder in Askaban landen, und das war etwas, worauf er ganz und gar nicht erpicht war.
So schlich er langsam weiter, im Schatten der großen Bäume bleibend, und sah sich immer wieder um, ob ihn auch wirklich niemand beobachtet hatte.
Als er sich ganz sicher war, dass er alleine war, ging er raschen Schrittes auf die Heulende Hütte zu, wo er sich dann in den Schatten des bretterverschlagenen Hauses stellte. Er blickte nervös auf das Haus. Ganz wohl war ihm hier nicht, vor allem wegen der Geschichten, die sich um das Gebäude rankten. Es wurde erzählt, dass Geister hier ihr Unwesen trieben, und man des Nachts oft ein schauriges Heulen, Schreien und Wehklagen hören konnte.
Doch heute Nacht war es vollkommen ruhig, verdammt ruhig sogar. Er hatte sogar das Gefühl auch der Wind schien eingeschlafen zu sein, nichts bewegte sich, nicht einmal ein einziges Blatt auf einem Baum. Er sah nach oben in den sternenklaren Himmel, wo keine einzige Wolke zu sehen war, der Mond sehr hell leuchtete und lange dunkle Schatten über das Land legte.
Er blickte sich nervös um. Konnte es sein, dass er sich doch nicht so verspätet hatte und sein Herr noch gar nicht da war?
Seine Hoffnung zerplatzte so schnell wie eine Seifenblase, als er plötzlich eine ihm nur allzu bekannte Stimme hinter sich vernahm.
„Da bist du ja endlich, Lucius Malfoy. Du hast mich warten lassen, du weißt, dass ich es nicht mag, wenn man mich warten lässt“, zischte eine kalte, hohe Stimme hinter ihm, an sein Ohr.
Lucius Malfoy zuckte zusammen und drehte sich langsam zu seinem Meister um. Er hatte ihn nicht kommen gehört und er ärgerte sich deshalb sehr über sich selbst.
Er blickte nun direkt in das Gesicht seines Herrn. Auch dieser trug einen schwarzen Umhang und auch er hatte seine Kapuze weit über seinen Kopf gezogen, dennoch konnte Malfoy sein Gesicht gut erkennen. Er blickte in rot leuchtende Augen, deren Pupillen mehr einem Reptil ähnelten als einem Menschen. Seine fahle, helle Haut spannte sich über die Schädelknochen, und Lucius Malfoy konnte sehen, dass er sein Gesicht wütend verzerrt hatte.
„Mein Herr, vergebt mir. Ich habe getan, was ich konnte, um pünktlich zu sein, doch -“
“Schweig!“, schrie der andere Mann ihn fauchend an und richtete seine weiße, knochige Hand mit den langen, dürren Fingern, in der er einen Zauberstab hielt, auf ihn.
Lucius zuckte leicht zusammen, senkte unwillkürlich seinen Kopf und verneigte sich ergeben vor seinem Meister.
„Vergebt mir, Herr, es soll ganz gewiss nicht wieder vorkommen“, heuchelte Lucius ihm nun entgegen, den Zauberstab seines Gegenübers nicht aus den Augen lassend.
Dieser lachte nun schaurig und kalt auf. Eine Gänsehaut bildete sich auf Lucius Rücken, doch er vermied es aus Furcht und Respekt, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
„Nun gut, mein Freund, du hast Glück, dass ich heute so gute Laune habe, ich werde dir die Strafe erlassen, aber ...“, seine Stimme klang drohend, „wage es nicht noch einmal.“ Die letzten Worte sagte er leise zischend und Lucius wusste nur zu gut, dass dies keine leeren Drohungen waren.
„Ich danke euch, mein Herr, Ihr seid zu gütig“, gab er zurück und versuchte mit fester Stimme zu sprechen und unterstrich seine Antwort mit einer weiteren leichten Verbeugung.
„Gut, mein Freund, gut. Aber jetzt zu dem, warum ich dich herbestellt habe. Ich habe einen Auftrag für dich. Nein, eigentlich sind es mehrere Dinge, doch ich weiß, dass du sie mit Sicherheit zu meiner besten Zufriedenheit erledigen wirst. Nicht wahr, mein Freund?“, wisperte er neben seinem Ohr und schritt nun um Malfoy herum, der stumm und abwartend seinen Worten lauschte.
„Das Erste was ich möchte ist, dass du deine Beziehung einsetzt und dich im Ministerium umhören wirst. Ich muss wissen, was sie dort wissen und als Nächstes planen und zwar alles, bis ins kleinste Detail. Vor allem was die Auroren planen interessiert mich. Hast du mich verstanden?“, fragte er scharf und sah ihn abwartend an.
„Ja, mein Herr, das werde ich tun“, antwortete er und sah Lord Voldemort eine Sekunde lang an, bevor er wieder seinen Kopf senkte und auf den Umhang seines Gegenübers starrte.
„Die andere Sache, mein Freund, die ist mir sehr wichtig! Ich denke dein Sohn ist alt genug, dass er nun endlich auch etwas für mich tun kann“, seine Stimme klang lauernd. Drohend baute er sich vor Lucius auf und sah ihn eindringlich an. Er hatte das Gefühl seine Augen würden ihn durchbohren und in sein tiefstes Inneres vorzudringen versuchen.
„Sicher Herr, sagt, was Ihr von ihm wollt und ich werde dafür sorgen, dass er Eure Aufgabe zu Eurer ganzen Zufriedenheit erfüllen wird“, antwortete Lucius ihm, obwohl sich sein Magen kurz zusammenkrampfte, denn er war sich eigentlich nicht so sicher, ob sein Sohn wirklich schon so weit war, doch er wagte nicht, das zu sagen.
„Ich merke, du hast noch Zweifel, mein Freund?“ Lucius zuckte bei der Frage zusammen, denn anscheinend hatte Voldemort seinen Gedanken erraten und er antwortet ihm schnell, fast zu schnell und er hätte sich dafür am liebsten selber geohrfeigt.
„Nein, mein Herr, ich bin überzeugt, er wird es sicher schaffen.“
„Gut, ich habe auch gar nichts Anderes erwartet, bei dem Vater“, antwortete er ihm.
Lucius verstand, dass dies kein Lob sein sollte, sondern eher eine Warnung, die ihm zeigte, dass er es schaffen musste oder er würde den Zorn von Lord Voldemort zu spüren bekommen. Da war er sich ganz sicher.
„Was verlangt Ihr von ihm?“, fragte Lucius, als der Dunkle Lord eine lange, nachdenkliche Pause eingelegt hatte.
„Wie war noch sein Name? Draco, nicht wahr? Ein gut gewählter Name, wirklich. Ich hoffe er wird seinem Namen gerecht werden“, begann er, hob eine Augenbraue und sah Lucius eindringlich an.
„Ich möchte, dass dein Sohn alles über den Potterjungen herausbekommt. Ich will alles über seine Gewohnheiten wissen. Sein Lieblingsessen, seine Lieblingsfarbe und so weiter. Jede kleinste Einzelheit. Ich will wissen, wer seine Freunde sind und auch über diese will ich alles wissen. Und Lucius, wenn ich alles sage, dann meine ich alles.
Ich möchte Harry Potter so gut kennen, wie er sich selbst kennt! Ich möchte Harry Potter so gut kennen, als wäre ich Harry Potter! Ich hoffe, du hast mich verstanden?“
Er hatte fast euphorisch gesprochen, bei der Vorstellung in Potters Haut zu schlüpfen.
„Sicher, Herr, ich werde dafür sorgen, dass er Euch diese Informationen verschaffen wird“, erklärte Malfoy ihm.
„Gut. Sehr gut, ich sehe, wir verstehen uns. Es gibt da aber noch eine Kleinigkeit. Severus Snape.“ Er machte eine kurze Pause und ließ seine Worte wirken.
„Er ist dein Freund, nicht wahr?“, fragte er ihn dann nach einiger Zeit des Schweigens.
„Ich ... ja, warum fragt Ihr?“, antwortet Lucius überrascht.
„Nun, ganz einfach. Ich bin mir langsam nicht mehr sicher, ob man ihm trauen kann. Ich möchte, dass du seine Glaubwürdigkeit überprüfst. Stell ihm ein paar Aufgaben, die beweisen, dass er immer noch auf unserer Seite steht. Behalte ihn im Auge und wenn du Zweifel an seiner Treue zu mir hast, dann töte ihn!“, er sagte den letzten Satz sehr kühl, so, als ob er von einem Gegenstand sprach, der nicht mehr seinen Zweck erfüllte und ausgetauscht werden musste.
„Leider hat er in den letzten Monaten keine einzige wirklich interessante Information über Dumbeldore oder Potter geliefert, deshalb traue ich ihm nicht mehr. Und wenn ich ihm nicht trauen kann, ist er nutzlos für mich, vielleicht sogar eher noch eine Gefahr für uns. Ich denke, du verstehst, mein Freund?“
„Ja, mein Herr. Ich werde tun was Ihr verlangt“, sagte er und er spürte, wie sein Mund trocken geworden war. Bisher hatte er Snape immer vertraut und er konnte die Bedenken des Dunklen Lords nicht so recht teilen, doch er würde tun, was er verlangte. Auch wenn er dafür seinen Freund töten musste, denn wenn es etwas gab, was auch er hasste, dann waren es Verräter in den eigenen Reihen. Seine Hand verkrampfte sich unmerklich um seinen Stock bei dem Gedanken, dass Lord Voldemort recht haben könnte, doch er ließ sich nichts anmerken.
„Gut, dann geh jetzt. Ich warte auf deine Berichte“, sagte er kalt und gefühllos.
„Aber lass mich nicht zu lange warten, hast du verstanden?“, zischte noch einmal an sein Ohr und war dann von einer Sekunde auf die Andere im Nichts verschwunden.
„Sicher, mein Herr, ich werde Euch nicht enttäuschen“, antwortete Lucius in die Dunkelheit hinein, obwohl Voldemort schon längst nicht mehr da war.
Lucius Malfoy stand noch einige Sekunden da, in seinen Ohren klangen immer noch die Worte des Dunklen Lords nach.
‚Behalte ihn im Auge und wenn du Zweifel hast an seiner Treue zu mir, dann töte ihn!’ Lucius hoffte, dass sich Voldemort täuschte. Er konnte sich das überhaupt nicht vorstellen, doch ein Rest an Zweifel blieb in seinem Unterbewusstsein zurück.
Malfoy atmete kurz tief durch, sah sich noch einmal um und machte sich dann auf den Weg zurück nach Hause, nach Malfoy Manor.


*



Als Lucius Malfoy sein Haus betrat, kamen ihm schon zwei seiner Hauselfen entgegen, um ihm den edlen, schweren Reiseumhang abzunehmen. Malfoy stieß die Türe, die in sein Haus führte, so kräftig auf, dass diese mit einem lauten Knall gegen die Wand krachte. Noch im Laufen streifte er seinen Umhang ab und warf ihn einer der Elfen zu, die sich sehr anstrengen mussten, ihn aufzufangen. Es gelang der Elfe im letzten Augenblick zu verhindern, dass der Umhang auf den Boden fiel. Lucius warf ihr einen strafenden Blick zu, woraufhin sie sich tief duckte und dann mit dem Mantel davonschlich. Die andere Elfe nahm ihm Stock und Handschuhe ab und legte sie an die dafür bestimmte Stelle, einem kleinen Tischchen im Flur, gleich neben dem Eingang zum Salon.
Lucius sah sich kurz überlegend um, doch dann marschierte er direkt zur Bar in seinem Salon. Der große elegant eingerichtete Raum war nur beleuchtet vom Feuer, welches im Kamin brannte.
Dort nahm er sich eine Flasche Whisky aus dem Regal, schaute auf das Label, welches ihm zeigte, dass er einen guten, schottischen Malt Whisky gewählt hatte und goss sich davon etwa zwei Fingerbreit in ein Glas.
Die Elfe, die vorhin seinen Umhang genommen und weggebracht hatte, war inzwischen ebenfalls in den Salon gekommen und hatte sich hinter die Bar begeben. Als sie sah, dass Lucius sich einen Whisky einschenkte, holte sie Eis aus einem Eiskübel und warf ihrem Herrn zwei kleine Stücke davon in sein Glas. Er registrierte es mit zufriedener Miene, ergriff sein Glas und ging nachdenklich durch den Raum. Dann nahm er einen kleinen Schluck, ließ den milden Whisky über seine Zunge rinnen und genoss den einmaligen Geschmack des sehr alten Getränks.
Er war in Gedanken immer noch bei dem Gespräch mit dem Dunklen Lord. Was hatte dieser vor? Warum wollte er alles über diesen Potter erfahren? Und warum sollte ausgerechnet Draco ihn ausspionieren?
Das würde nicht einfach werden. Er wusste, dass sein Sohn und dieser Potter sich hassten, was ja auch verständlich war. Welcher anständige Zauberer, der etwas auf die Reinheit des Blutes hielt, hasste diesen Jungen nicht? Schließlich war er es gewesen, der den Dunklen Lord damals fast getötet hätte.
Es half alles nichts, er musste mit seinem Sohn reden und zwar am besten so schnell wie möglich. Noch einmal einen Schluck aus seinem Glas nehmend spürte er, wie sich die beruhigende Wirkung des Alkohols in seinem Körper langsam bemerkbar machte.
Er würde Draco eine Eule schicken, um ihm mitzuteilen, dass er dringend mit ihm reden müsste. Soweit er wusste, war am nächsten Tag wieder ein Wochenende in Hogsmeade und er beschloss, Draco morgen in den Eberkopf zu bestellen.
Er trank sein Glas leer, stellte es auf dem Kaminsims ab und marschierte nach oben direkt in sein Arbeitszimmer. Dort schrieb er die Nachricht an seinen Sohn und beauftragte seine Elfe damit, eine Eule losschicken, sodass er sie am nächsten Morgen erhalten würde.


*


Zuletzt von Sisilia am Fr Aug 01, 2008 5:03 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Die andere Seite der Wahrheit   Die andere Seite der Wahrheit Icon_minitimeDo Jan 24, 2008 1:30 am

Draco saß gerade beim Frühstück, als die Eule in die große Halle flatterte und direkt vor ihm auf dem Tisch landete. Es war ein prachtvoller, großer Vogel und Draco erkannte sofort, dass dieser von seinem Vater sein musste. Neugierig machte er den Brief von ihrem Fuß ab.
„Gib ihr was!“, brummte er zu Goyle und machte sich daran den Brief gleich zu öffnen.
Goyle sah sich derweil auf dem Tisch um, brach dann von seinem Brot ein Stück ab und reichte es der Eule, die aber angewidert den Kopf wegdrehte, beleidigt abhob und davon flog.
„Du bist auch selten dämlich“, sagte Draco zu ihm, als er das sah. „Glaubst du, unsere Eulen würden sich mit trockenem Brot zufriedengeben?“ Er schüttelte den Kopf und wandte sich dann wieder seinem Brief zu.


Ich muss dich in einer dringenden Angelegenheit sprechen. Wir treffen uns morgen Nachmittag um vier im Eberkopf, aber pass auf, dass dich keiner sieht, vor allem keiner aus Potters Reihen. Kein Wort zu niemandem.
Und sei pünktlich.



Der Brief war ohne Anrede und ohne Absender, aber Draco wusste auch so, dass er von seinem Vater kam, er kannte das Papier, auf dem er zu schreiben pflegte.
Er wunderte sich, was sein Dad wohl von ihm wollte, doch dann zuckte er nur mit den Schultern und steckte den Brief in die Innentasche seines Umhangs.
„Und was schreibt er?“, fragte Crabbe ihn neugierig.
„Er will nur wissen, wie es so in der Schule läuft“, log er und wendete sich wieder seinem Essen zu.
„Aha“, antwortete Crabbe nur und begann dann seinen Teller noch mal voll zuladen. Draco verdrehte die Augen, als er sah, wie Crabbe begann, das Essen in sich hin hineinzustopfen.
„Sag mal, kannst du überhaupt noch beißen, wenn du so viel auf einmal in deinen Mund schiebst? Das ist ja ekelhaft“, sagte er und verzog angewidert sein Gesicht.
In dem Moment trat Pansy Parkinson, ebenfalls eine Slytherinschülerin, die sich inzwischen sehr gut mit Draco verstand, zu ihnen und sprach ihn an.
„Sag mal, Draco. Gehst du jetzt nach Hogsmeade?“, fragte sie mit einer süßlichen Stimme und Draco wusste gleich, was sie wollte. Er blickte zu ihr hoch und konnte sehen, dass sie ihn anlächelte.
„Warum willst du das wissen?“, fragte er sich dumm stellend.
„Das weißt du ganz genau“, brummte sie jetzt etwas zornig, „wir haben vor ein paar Tagen darüber geredet.“
„Oh, ach das meinst du“, gab er fast gleichmütig zurück.
„Und?“, sie sah ihn fragend an und umklammerte nervös ihr Buch, welches sie in der Hand hielt.
Draco machte es Spaß, sie derart zappeln zu lassen, obwohl er schon längst entschieden hatte, dass er mit ihr etwas trinken gehen wollte, denn irgendwie fand er sie ja ganz nett.
„Hm“, er hob eine Augenbraue und tat so, als würde er nachdenken.
„Ach Draco, komm schon“, quengelte sie jetzt.
„Ja, ja, schon gut. Treffen wir uns um vier in den Drei Besen“, sagte er dann und ein Grinsen flog über sein Gesicht.
„Oh, nein warte, erst um fünf ich hab vorher noch etwas zu erledigen“, hängte er an, als ihm der Brief seines Vaters wieder eingefallen war.
Pansys Gesicht leuchtete auf, als er das sagte.
„Gut, dann sehen wir uns heute Nachmittag um fünf“, gab sie wieder mit ihrer süßlichsten Stimme zurück, zu der sie fähig war.
Draco sah ihr noch kurz hinterher und schüttelte dann grinsend den Kopf.
„Mädchen“, sagte er leicht verächtlich und sah wieder auf seinen Teller, doch inzwischen hatte er keinen Hunger mehr. Angewidert schob er seinen Teller von sich weg, erhob sich und sah zu Crabbe und Goyle, die immer noch feste am Futtern waren.
„Sagt mal, bekommt ihr nie genug?“, fragte er sie und verzog sein Gesicht abermals. Er sah beide an, und als keiner von ihnen Anstalten machte, sich ebenfalls zu erheben, stieß er Goyle mit der Faust gegen die Schulter.
„Kommt ihr nun?“, fragte er schon fast ungehalten, wartete aber nicht auf eine Antwort, sondern drehte sich um und ging Richtung Ausgang. An der Türe blieb er stehen und wartete auf Crabbe und Goyle, die es endlich geschafft hatten sich von ihren Tellern loszueisen, aber nicht ohne einen Kuchen in jeder Hand zu halten, den sie beim Laufen in sich hinein stopften.
Draco ignorierte das, denn er wusste, dass es keinen Sinn hatte, etwas zu ihnen zu sagen. Gerade als er weitergehen wollte, kamen Ron Weasley und Hermine Granger aus der Großen Halle. Das war für Draco wieder mal eine gute Gelegenheit, sie zu ärgern, was er nur zu gerne tat.
„Ach sieh mal an, Weasley und das-“ Das letzte Wort formte er nur mit seinen Lippen: „Schlammblut“ und grinst dann. „Wo geht denn das Paar hin?“, frotzelte er.
Ron machte einen Schritt auf ihn zu und hob drohend seine Faust gegen ihn.
„Halt ja die Klappe, Malfoy“, drohte er ihm. Hermine legte ihre Hand auf seine Schulter und hielt ihn fest.
„Lass ihn, Ron, der Kerl ist es nicht wert. Er legt es doch nur darauf an, dass du etwas Unüberlegtes tust“, beschwichtigte sie ihn und grinste Malfoy eine Sekunde lang an, drehte sich dann herum und zog Ron, der immer noch mit geballten Fäusten da stand, mit sich.
„Weasley? Du lässt dir wohl immer alles von den Frauen vorschreiben, was?“, lachte Draco und sah zu seinen beiden Schulkameraden, die nun ebenfalls lachten, dann deutete er ihnen mit einer Bewegung seines Kopfes an, dass sie ihm in Richtung Kerker folgen sollten.
Draco warf Ron und Hermine noch einen verächtlichen Blick hinterher und bemerkte, wie Ron ihn böse anfunkelte und ihm mit der Faust drohte. Doch Hermine hielt Ron davon ab, sich auf Malfoy zu stürzen.
Draco musste grinsen und ging dann gefolgt von seinen beiden bulligen Freunden in den Slytherin Gemeinschafsraum hinunter.


*



Am nächsten Nachmittag machte sich Draco auf nach Hogsmeade. Crabbe und Goyle, die wie immer Draco folgten, berieten sich, was sie alles im Honigtopf einkaufen wollten.
„Sagt mal, könnt nicht mal über was Anderes reden als über das, was ihr als Nächstes essen wollt?“, fragte Draco genervt und verdrehte die Augen.
Die beiden verstummten, doch keine Minute später fingen sie erneut an. Draco hob resignierend die Schultern und versuchte ihr Gerede zu ignorieren.
Nach guten zehn Minuten erreichten sie das kleine Zaubererörtchen, in dem an diesem Tag sehr viel los war, da eine Menge Schüler aus Hogwarts den Ort belagerten.
Draco sah auf seine goldene Uhr, ein Geschenk seiner Mutter zu seinem letzten Geburtstag, und stellte fest, dass er noch fast eine halbe Stunde Zeit hatte, bis er sich mit seinem Vater treffen würde.
Als er überlegte, was er bis dahin anstellen sollte, sah er plötzlich, wie Harry Potter und Ron Weasley aus dem Honigtopf heraus kamen und sich über irgendetwas, das sie wohl da drin gekauft hatten, genüsslich amüsierten. Nachdem er sie einige Zeit beobachtet hatte, schlenderte er gelassen auf sie zu.
„Ach, sieh mal an, wen haben wir denn da? Hast du dir für ein paar Knuts etwas zum Naschen gekauft, Weasley, oder hat dir Potter das ganze Zeugs geschenkt?“, grinste er ihn höhnisch an.
Harry sah Malfoy verächtlich entgegen und schob Ron, der gerade etwas sagen wollte, einfach weiter. Doch Crabbe und Goyle stellten sich ihnen in den Weg und ließen sie nicht durch.
Harry sah sie an und dann wieder zu Draco, der noch einen Schritt auf sie zu ging.
„Was soll das? Geht aus dem Weg!“, fauchte Harry böse und unwillkürlich griff seine Hand in seinen Umhang.
„Was ist, Potter, willst du dich duellieren?“ Dracos Augen verengten sich und er sah ihn drohend an. Auch seine Hand wanderte nun in seinen Umhang, doch er umfasste nur den Griff seines Zauberstabes, ohne ihn jedoch ganz herauszuziehen.
Er und Harry sahen sich in die Augen und beide funkelten sich böse an.
„Du hättest sowieso keine Chance, Malfoy“, zischte Harry ihm leise zu.
„Das glaubst auch nur du, Potter“, antwortete er kalt und blickte ihn mit zusammengepressten angriffslustigen Augen an. Harry starrte zurück, doch dann entspannte sich seine Miene wieder etwas.
„Nein, Malfoy! Ich lasse mich nicht auf dein Niveau herab, du wirst mich nicht dazu bringen dich anzugreifen“, sagte Harry nach einem kurzen Augenblick, zog seine Hand ohne den Zauberstab wieder aus seinem Umhang heraus und wandte sich zum Gehen.
„Du bist ein elender Feigling, Potter!“ Draco spuckte fast diese Worte in Harrys Gesicht.
„Du ...“ Harry wurde plötzlich sehr wütend, hob ohne Vorwarnung seine Hand, ballte diese zu einer Faust und schlug Draco damit mit voller Wucht mitten ins Gesicht.
Dieser fiel, total überrascht von Harrys Aktion und der Kraft seines Schlages, nach hinten um und spürte dann einen pochenden Schmerz unter seinem rechten Augen. Er nahm seine Hand zu seinem Gesicht und presste die Finger leicht auf die Stelle, wo Harry ihn getroffen hatte. Dann rappelte er sich wieder auf und wollte seinen Zauberstab ziehen, als plötzlich Madam Hooch und Professor Sprout auf die Straße traten und einen überraschten Blick auf die kleine Gruppe warfen.
„Das wirst du mir noch büßen!“, zischte Malfoy Harry leise, doch sehr wütend zu und sah noch einmal kurz zu den Professoren. Er gab Crabbe und Goyle ein Zeichen und sie gingen an Harry und Ron vorbei, weiter in den Ort hinein.
Als sie die Beiden nicht mehr sehen konnten, blieb Draco stehen.
„Dieser verdammte Bastard!“, fluchte er und betrachtete sein langsam dunkler werdendes Auge in einem der Schaufenster.
„Dafür werde ich mich noch rächen, das verspreche ich euch“, brummte er sauer und sah dann zu Crabbe und Goyle.
„Kein Wort darüber zu irgendjemandem! Habt ihr zwei verstanden? Ich werde mir Potter noch vorknöpfen, wenn keine Lehrer in der Nähe sind. Er wird dafür bezahlen“, schimpfte er weiter. Die nächste Zeit verbrachte Draco damit, sich Rachepläne auszuhecken und die übelsten Beschimpfungen für seinen Rivalen auszudenken, die er dann auch seinen vollkommen begeisterten Freunden mitteilte. Dies ging so weiter, bis er erneut einen Blick auf seine Uhr warf.
„Oh verdammt, schon so spät“, fluchte er dann leise, als er feststellte, dass es schon fünf Minuten nach vier war. Er hatte bei der Sache mit Potter vollkommen die Zeit vergessen.
„Hört mal ihr beiden“, wandte er sich an seine Kumpels. „Ich muss da kurz was erledigen, klar? Ihr wartet hier, bis ich wieder komme, verstanden?“, befahl er ihnen gebieterisch. Die Beiden sahen sich überrascht an, da er sie normalerweise so gut wie überall mit hinnahm.
„Du willst alleine ...?“, fragte Crabbe und sah ihn verwirrt an.
„Ja, das will ich, stellt nicht so viel Fragen. Ihr bleibt einfach hier und wartet“, sagte er und sah sie streng an. Die Beiden nickten nur noch knapp, sagten aber nichts mehr.
Während Draco sich zum Eberkopf aufmachte, fuhr er mit seinen Fingern immer wieder vorsichtig über sein schmerzendes Auge und verfluchte Harry Potter dabei jedes Mal aufs Neue.



*



Es war bereits zehn Minuten nach der vereinbarten Zeit, als Lucius im Eberkopf saß und mit zusammengekniffenen Augen auf seinen Sohn wartete. Vor sich hatte er ein Glas Feuerwhisky stehen und schaute immer wieder nervös von seiner Uhr zur Tür.
Die dunkle Kneipe, in die so gut wie kein Tageslicht drang, da die Scheiben so dreckig waren, dass sie keinen Lichtstrahl von außen herein ließen, war Anziehungspunkt für alle möglichen Geschöpfe. Die Meisten hatten sich in dunkle Umhänge gepackt und man konnte nur von wenigen die Gesichter wirklich sehen. Und diese waren oft so scheußlich, das man freiwillig nicht zu ihnen sah.
Auch Lucius hatte seinen Umhang umgeworfen und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Er legte absolut keinen Wert darauf, erkannt zu werden. Es musste nicht jeder wissen, dass er sich in so einer miesen Spelunke herumtrieb. Er selbst hatte einen Tisch in einer dunklen Ecke gewählt, wo er sich am ungestörtesten fühlte und vor allem die Wand im Rücken hatte.
Langsam wurde er wütend und er überlegte schon, ob er nachsehen gehen sollte, als die Türe erneut aufging.
Die Person, die jetzt eintrat, hatte auch die Kapuze seines Umhangs über den Kopf gezogen, doch Lucius erkannte ihn sofort. Nicht jeder Zauberer, der hier reinkam, trug so einen erstklassig geschneiderten Umhang. Draco blickte sich unauffällig in der Kneipe um, und als er in Lucius Richtung sah, gab dieser ihm mit der Hand ein Zeichen und winkte ihn zu sich.
Draco ging direkt auf ihn zu und setzte sich zu ihm an den Tisch.
„Du bist zehn Minuten zu spät“, fauchte Lucius ihn leise an und verengte die Augen etwas. Draco hob seinen Kopf leicht an, während er seinem Vater antworten wollte, als dieser sofort das blaue Auge bemerkte. Er griff nach dem Kinn seines Sohnes und drehte Dracos Gesicht so, dass er es im Schein der Kerze auf dem Tisch besser sehen konnte. Dann sah er ihn fragend an.
„Was ist passiert?“, wollte er wissen. Draco blickte seinen Vater an und überlegte, was er antworten sollte. Er wollte ihm eigentlich nicht einfach so erklären, dass er Potter das Feilchen verdankte.
„Ich hatte eine Auseinandersetzung“, antwortete er knapp und senkte dem Kopf.
„Um was ging es?“, fragte Lucius kalt und ließ das Gesicht seines Sohnes wieder los.
„Es war dieser Potter“, brummte Draco, „er ist einfach auf mich losgegangen und hat mir das hier verpasst“, er deutete dabei auf sein Auge und blickte seinem Vater ins Gesicht. Lucius stöhnte wütend auf, ergriff unwillkürlich den Knauf seines Zauberstabes, doch dann gewann er wieder die Kontrolle über sich und sah seinen Sohn erneut an.
„Ich hoffe doch, du hast ihm das heimgezahlt“, fragte er und hob dabei eine Augenbraue.
„Das werde ich noch, ganz bestimmt. Potter wird dafür bezahlen, dafür werde ich schon sorgen“, sagte Draco brummend, der es nicht fertig brachte seinen Vater anzulügen. Dieser verzog das Gesicht und blickte Draco ernst an, sagte aber nichts darauf.
„Was willst du von mir?“, fragte Draco, um schnell vom Thema abzulenken.
Lucius sah sich noch einmal in der Kneipe um und als er sich ganz sicher war, dass keiner ihnen zuhörte, begann er.
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BeitragThema: Re: Die andere Seite der Wahrheit   Die andere Seite der Wahrheit Icon_minitimeDo Jan 24, 2008 1:32 am

„Draco hör zu. Der Dunkle Lord hat einen Auftrag für dich“, begann er sehr leise. Er hatte seinen Kopf zu ihm gesenkt und blickte sich immer wieder nervös um.
„Für mich?“, fragte Draco erstaunt und sah seinen Vater fassungslos an.
„Ja, mein Junge, für dich. Er meinte, du seist jetzt alt genug, um auch etwas für ihn zu erledigen, was ich im Übrigen auch finde. Es ist doch eine gute Gelegenheit, so kannst du ihm beweisen, was du kannst“, erklärte er ihm leise. Draco sah ihn immer noch überrascht und auch leicht unsicher an, was Lucius sofort bemerkt.
„Was ist? Du hast doch nicht etwa Angst oder Bedenken“, fragte er ihn lauernd, doch Draco schüttelte heftig den Kopf.
„Nein, Vater, das hab ich nicht, ich war nur ... überrascht das ist alles“, erklärte er ihm zögerlich. Lucius musterte ihn kurz und fuhr dann fort.
„Gut. Also dann hör mir jetzt genau zu. Dein Auftrag ist Folgender ...“, er warf erneut einen Blick in den Gastraum und erklärte Draco dann, was er zu tun hatte. Draco hörte aufmerksam zu, ohne ihn zu unterbrechen, doch als sein Vater geendet hatte, starrte er ihn mit großen Augen an.
„Ich soll Potter ausspionieren? Warum gerade ich? Ich hasse diesen Kerl!“, die letzten Worte fuhren im lauter heraus, als er eigentlich wollte. Lucius warf ihm einen kurzen warnenden Blick zu, woraufhin Draco wieder leiser weiter sprach.
„Vater, versteh mich nicht falsch, aber ich glaube nicht, dass ich dafür geeignet bin. Wir sehen uns kaum, nur im Unterricht und selbst das ist mir schon zuviel“, brummte er missmutig.
„Du bist ein Idiot, Draco. Wer sagt denn, dass du diese Arbeit selber machen sollst?“, Lucius rollte mit den Augen.
„Ich dachte, du hättest etwas von mir gelernt. Die einfachen Dinge und die Drecksarbeit lässt man andere machen“, erklärte er ihm in einem sehr selbstherrlichen Ton und dann sah er, wie ein gehässiges Lächeln über Dracos Gesicht huschte.
„Ja, ich verstehe, was du meinst. Ich muss nur jemanden finden, der nahe an Potter rankommt und mir dann alles berichten kann“, schlussfolgerte er.
„In der Tat, mein Sohn. Ich sehe, wir verstehen uns. Schicke mir mindestens alle 3 Tage einen Bericht, verstanden? Ich werde dann dafür sorgen, dass der Dunkle Lord ihn erhalten wird.
Und Draco? Ich erwarte, dass du dein Bestes gibst, hast du verstanden? Ich bin davon überzeugt, wenn du deine Sache gut machen wirst, dann kannst du später mal eine gute Position bei ‚ihm’ einnehmen. Denn immerhin kennt er schon deinen Namen, also enttäusche ‚ihn’ nicht und ... enttäusche ‚mich’ nicht“, er warf ihm einen warnenden Blick zu.
Draco nickte entschlossen, erwiderte seinen funkelnden Blick und als er sprach, versuchte er mit fester Stimme zu reden.
„Das werde ich nicht, Vater, das verspreche ich dir.“
„Gut, dann geh jetzt wieder zu deinen Freunden, sie werden bestimmt schon auf dich warten und ...“, er nahm erneute das Gesicht seines Sohnes in die Hand, besah sich das inzwischen schon tiefblaue Feilchen und verzog angewidert das Gesicht. „Gib das nächste Mal etwas besser acht, wozu haben wir denn Zauberstäbe? Du wirst dich doch nicht brügeln wollen, wie ein ... gewöhnlicher Muggel?“
Draco konnte das verächtlich blickende Gesicht seines Vaters unter der Kapuze sehen und bei seinen Worten stieg wieder gewaltiger Hass gegen Potter in ihm hoch. Er würde sich noch an ihm fürchterlich rächen, das schwor er sich.
„Es tut mir leid, Vater“, sagte Draco und wusste nicht so recht, wohin er sehen sollte. Doch er hatte Glück, Lucius ritt nicht mehr darauf herum, sondern deutete ihm an, dass er jetzt gehen konnte.
„Wir sehen uns, Draco“, sagte er und dieser erhob sich von dem Tisch.
„Vater“, verabschiedete der sich noch knapp und verließ dann sofort den Pub.
Lucius blieb noch einige Minuten sitzen, trank seinen Whisky leer und dachte nach.
Dann warf er ein paar Sickel auf den Tisch und ging ebenfalls.




*




Draco brauchte nicht lange, um einen geeigneten Kandidaten für die Spionagearbeit zu finden. Das Glück schien ganz auf seiner Seite zu sein. Gleich am Montag Vormittag, als er in seiner Freistunde alleine durch das Schloss streifte und überlegte, wie er es anstellen könnte, jemanden zu finden, der Potter für ihn ausspionieren würde, entdeckte er eine passende Person.
Es war ein Zweitklässler aus Gryffindor, der sich verbotenerweise in den Gängen herumtrieb, sich immer wieder vorsichtig umsehend. Draco erkannte sofort, dass mit dem Jungen etwas nicht stimmte und schlich sich leise von hinten an ihn heran. Als er ihn erreicht hatte, tippte er ihm auf die Schulter und sprach ihn an.
„Ach, sieh mal an, wen haben wir denn da?“, fragte er den blonden, mageren Jungen, der vor Schreck zusammenzuckte, den Kopf einzog und sich dann langsam zu Draco umdrehte.
„Ein Gryffindor, der den Unterricht schwänzt“, grinste Draco und ging schlendernd um ihn herum. Der Zweitklässler sank ängstlich in sich zusammen und wirkte noch schmaler und zerbrechlicher, als er es ohnehin schon war. Seine Augen blickten den um mindestens einen Kopf größeren Slytherin ängstlich an. Draco triumphierte innerlich auf.
Das war genau der Richtige für ihn, er passte perfekt in seinen Plan, überlegte er. Er musste ihn nur noch ein wenig einschüchtern, und der Kerl würde ihm garantiert aus der Hand fressen.
„Dir ist doch klar, dass ich dich melden muss?“, erklärte er ihm und sah ihn dann bedauernd an.
„Oh jeh, das könnte doch glatt bedeuten, dass du von der Schule fliegst“, übertrieb Draco mit gespielter mitleidiger Miene.
„Bitte, verrate mich nicht“, bettelte der junge Gryffindor Draco an, „mein Vater würde mich verprügeln, wenn sie mich von der Schule werfen.“ Er sah Draco mit flehendem Blick an, doch dieser blickte überheblich und gleichgültig zurück.
„Warum sollte ich dich laufen lassen? Davon hab ich doch überhaupt nichts“, feixte er und packte den Jungen am Kragen seines Umhangs.
„Los komm mit! Professor McGonagall wird ganz schön sauer sein. Ich möchte jetzt nicht in deiner Haut stecken“, sagte er kalt und zog ihn mit sich. Doch dann blieb er noch einmal stehen und musterte den Jungen, den er gepackt hielt von oben bis unten.
„Wessen Unterricht schwänzt du denn überhaupt?“, wollte er wissen.
„Zaubertränke“, antwortete er ihm sehr leise und senkte seinen Blick. Draco lachte kurz auf.
„Ach ne, noch ein Gryffindor, der Angst vor Professor Snape hat?“
„Ja, ... nein, nicht direkt, ich meine ... Ich habe meinen Hausaufgaben vergessen und ich hatte Angst, dass er mich nachsitzen lässt“, erklärte der inzwischen total verängstige und eingeschüchterte Junge. Draco war klar, dass er ihn bald soweit hatte, dass er beinahe alles dafür tun würde, um nicht gemeldet zu werden.
„Bitte gib mir eine Chance. Du könntest doch so tun, als hättest du mich gesehen, wie ich zum Krankenflügel unterwegs war, weil mir übel war, oder?“, flehte er ihn an.
Draco sah ihn einen Moment lang an, dann drückte er ihn in eine Ecke des Flurs, blickte sich noch mal um, ob sie auch wirklich alleine waren und senkte dann seine Stimme.
„Hm, vielleicht könnte ich mich ja dazu überreden lassen, wenn du mir dafür auch einen kleinen Gefallen tust“, schlug Draco ihm vor, seine Hand immer noch in den Umhang des Jungen gekrallt.
„Wie ist dein Name?“, fragte er ihn.
„Felix Fox“, erwiderte er und Draco konnte spüren, wie Felix vor Angst zitterte. Er wusste, dass er ihn soweit hatte und ein Gefühl des Triumphs flammte in ihm auf.
„Nun gut, Felix Fox. Ich will mir mit Potter einen kleinen Spaß erlauben, dazu muss ich aber ein paar Dinge über ihn erfahren“, begann er und musterte seinen Gegenüber genau.
„Nein, da mach ich nicht mit!“, protestierte der Junge gleich los.
„Schade, dann lass uns mal zu Professor McGonagall gehen!“, sagte Draco fast gleichgültig und zog Felix mit sich.
„Nein, warte! Du willst ihn wirklich nur ein wenig ärgern?“, fragte Felix Fox unsicher und Draco grinste von einem Ohr zum andern. Nun wusste er, dass er gewonnen hatte.
„Ja, sicher, was denkst du denn? Ich hab nur eine kleine Rechnung offen.“ Er deutete auf sein blaues Auge, „und dafür will ich mich nur ein bisschen rächen. Aber keine Angst, ich werden dem berühmten Harry Potter nicht wehtun. Ich hab es nicht nötig, andere zu schlagen, so wie er“, erklärte er und sah dann Felix wieder ernst an.
„Nun?“, fragte er.
„In Ordnung, sag was ich tun soll“, stotterte der Junge resigniert.
„Ich möchte, dass du aufschreibst, was Potter den ganzen Tag so macht. Ich will wissen, was sein Lieblingsessen ist, seine Lieblingsfarbe, welche Socken er trägt, ach, einfach alles. Seine Gewohnheiten, seine Vorlieben, mit wem er wie viel Zeit verbringt und so weiter. Ich will, dass du alles notierst, was dir an Potter auffällt“, erklärte er ihm.
„Aber wozu brauchst du das denn alles?“, fragte er leise aber dennoch sehr überrascht.
„Das ist meine Sache und braucht dich nicht zu interessieren. Ich will es einfach wissen. Und als Gegenleistung werde ich nicht verraten, dass du Snapes Unterricht geschwänzt hast.“
„Ja, gut, geht in Ordnung, ich werde es machen. Wann brauchst du das denn?“, fragte er ihn mit leiser Stimme.
„Am besten, du schreibst dir über den Tag alles auf und gibst es mir immer abends“, erklärte Draco lapidar.
„Und wenn du schon dabei bist, kannst du auch gleich was über Potters Freunde aufschreiben, mit denen er immer rumhängt“, sagte er dann so beiläufig.
„Was? Und wann soll ich dann noch lernen?“, fragte Felix entsetzt.
„Du kannst es auch lassen und wir gehen zu Prof........“
„Nein, schon gut, ich mache es“, brummte er und sah zu Malfoy auf.
„Gut, dann sehen wir uns immer abends nach dem Essen in der Eingangshalle, da erwarte ich von dir dann deine Notizen. Aber leserlich, klar!“, sagte Draco, lies den Umhang des Jungen los, strich diesen übertrieben glatt, grinste und wendete sich zum Gehen.
„Ach ja, falls du dir es noch mal überlegen solltest oder irgendjemandem davon erzählst ..., ich kann es jederzeit noch einem Lehrer melden“, erklärte Draco Malfoy noch im Gehen und ließ den Jungen alleine im Flur zurück. Er war sich sicher, dass dieser tun würde, was er wollte, das hatte er in seinen Augen lesen können, Felix Fox hatte zu viel Angst davor, von der Schule geworfen zu werden.
Draco war sehr zufrieden mit sich. Er grinste in sich vergnügt hinein und marschierte weiter auf seinem Rundgang. Er war sich sicher, sein Vater und der Dunkle Lord würden mit ihm mehr als zufrieden sein.
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BeitragThema: Re: Die andere Seite der Wahrheit   Die andere Seite der Wahrheit Icon_minitimeDo Jan 24, 2008 1:34 am

Eine alte Liebe





Serena erreichte das Schloss am späten Nachmittag. Die Sonne schien herrlich vom frühsommerlichen azurblauen Himmel. Es war inzwischen schon angenehm warm geworden und Serena warf ihren dunkelgrünen Umhang über ihre Schulter zurück, da sie inzwischen leicht zu schwitzen begonnen hatte. Unter ihrem Umhang konnte man nun ihr ebenso smaragdgrünes, samtenes, von vorn geschnürtes Kleid erkennen, das ihre immer noch tadellose schlanke Figur elegant umschmiegte. Die Farbe ihrer Kleidung passte hervorragend zu ihrem fast weißblondem, langen Haar, welches sie offen trug und in der Sonne leuchtete. Nur an den Seiten hatte sie mit einer Haarsträhne und grünen Bändern rechts und links kleine Zöpfe geflochten, die sie wie einen Haarreif um den Kopf gesteckt hatte.
Ihre grau-blauen Augen blinzelten kurz in die grelle Sonne, und dann sah sie auf das prächtige Gemäuer von Hogwarts, welches im ganzen Glanz vor ihr erstrahlte.
Viele Erinnerungen wurden in ihr wach. Gute sowie Schlechte. Wie lange war es jetzt her, dass sie Hals über Kopf verschwunden war? Neunzehn Jahre?
Das war eine verdammt lange Zeit, schoss es ihr durch den Kopf. Ihr Magen verkrampfte sich leicht, als sie daran dachte, was sie jetzt vor sich hatte. Doch sie hatte versprochen es zu tun, um ihm zu helfen. Was konnte sie auch anderes tun? Sie liebte ihn und es war im Moment sein größter Wunsch, den sie ihm einfach nicht abschlagen konnte und wollte.
Serena atmete noch einmal tief durch und schritt dann, mit ihrem kleinen Koffer in der Hand durch das Tor, an dessen beiden Seiten zwei große Ebersteinstatuen auf Sockeln standen. Sie blickte auf das Schlossgelände, welches sich seit den vielen Jahren, die sie nicht hier gewesen war, so gut, wie nicht verändert hatte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, die Zeit sei hinter den Mauern Hogwarts stehen geblieben.
In einiger Entfernung schritt sie an Hagrids Hütte vorbei, nach oben direkt zum Schloss. Unterwegs konnte sie einige Schüler beieinander stehen sehen, die sich draußen aufhielten, miteinander redeten und lachten. Als sie beinahe vor dem Eingangsportal angekommen war, erblickte sie eine Gruppe älterer Schüler, die in der Nähe der Treppe standen und miteinander diskutierten. An den Abzeichen auf ihrer Schuluniform konnte sie erkennen, dass es sich um Schüler aus dem Hause Slytherin handelte, in das auch sie einst gegangen war.
Einer der Jungen dort fiel ihr besonders auf. Sie hatte den Eindruck, als hätten sich die anderen Schüler gerade um diesen Jungen versammelt und er würde zu ihnen reden. Er hatte etwas längere, weißblonde Haare, und als er kurz seinen Kopf drehte und sie in sein Gesicht sehen konnte, erschrak sie etwas. Der Junge hatte sehr viel Ähnlichkeit mit jemandem, den sie kannte. Doch das war unmöglich. Derjenige war inzwischen, sie rechnete kurz nach, ja, er war inzwischen fast 42 Jahre alt, und der Junge da vor ihr war vielleicht 16 oder allerhöchstens 17, überlegte sie. Und dennoch ... Langsam ging sie weiter, musterte ihn unablässig, und als sie die Gruppe fast erreicht hatte, kam ihr eine Idee.
Sie trat auf die Gruppe zu und sprach sie einfach an.
„Entschuldigen Sie bitte?“, begann sie und sah mit Absicht nur den Jungen mit den hellen Haaren an, der sich auch sofort zu ihr drehte.
„Kann ich Ihnen helfen, Mam?“, fragte dieser höflich und Serena gab es erneut einen kleinen Stich in die Brust. Die gleiche Haltung, die gleiche arrogante Art, und die gleichen stahlgrauen Augen, dachte sie.
„Ja, ich suche Professor Dumbledore. Vielleicht könnten Sie mir zeigen, wo ich ihn finden kann?“ Sie ging gleich aufs Ganze, so wie es eben ihre Art war. Tatsächlich hatte sie Glück, der Junge löste sich aus der Gruppe und trat zu ihr.
„Sicher, Mam, kommen Sie, ich werde Ihnen den Weg zeigen“, erklärte er galant, warf einen kurzen Blick zu seinen Freunden und ging mit einem Lächeln zu Serena. Draco musterte sie und dachte so bei sich, dass sie eine attraktive Frau war und irgendwie hatte sie auch etwas Vertrautes an sich.
„Oh, sehr freundlich Mr ...?“, sie lächelte ihn an.
„Draco Malfoy, Mam“, antwortete er ihr und erwiderte ihr Lächeln. Dabei sah er sie an und hatte das Gefühl, er hätte sie schon einmal gesehen, doch er kam nicht darauf wo oder wann.

Serena zuckte unmerklich zusammen, als er seinen Namen nannte. Sie hatte es sich fast gedacht, nein, sie war sich fast sicher gewesen, auch wenn sie es nicht wirklich wahr haben wollte, er war ein Malfoy.

Ihm war aufgefallen, dass sie, als er seinen Namen genannt hatte, zurück gezuckt war und er blickte sie fragend an, während sie die Stufen zur Eingangstüre nach oben stiegen.
„Sind Sie Lucius Malfoys Sohn?“, fragte sie ohne Umschweife und auch, um von sich selber abzulenken.
„Ja, richtig“, gab er erstaunt zurück, „kennen Sie meinen Vater?“ Er war neugierig geworden und hob fragend eine Augenbraue.
Serena wurde nun vorsichtiger und sie beschloss, ihm nur eine wage Antwort zu geben.
„Sagen wir mal, ich hab ihn früher gekannt“, erklärte sie nur kurz, als sie durch die offen stehende Tür die Eingangshalle betraten.
„Aha“, antwortete er nur knapp, sehr froh darüber, dass Draco nicht weiter fragte.
Serena hob den Kopf und blickte sich in der mächtigen Halle um. Auch hier hatte sich fast nichts verändert. Dieselben steinernen Figuren, und sogar die Ritterrüstungen standen noch an ihrem Platz. Nur ein paar Bilder schienen umgehängt worden zu sein, doch sonst war es hier immer noch wie früher.
Draco musterte sie einen Moment neugierig, bevor er seinen Arm ausstreckte und auf die Treppe, die nach oben ging, deutete.
„Wir müssen dort lang“, erklärte er und Serena stieg mit ihm langsam die Stufen nach oben, sich immer wieder umsehend.
Als sie vor dem wasserspeienden Brunnen angekommen waren, hüpfte dieser wie von Geisterhand selber auf die Seite und gab den Weg nach oben frei. Sie beobachtete es erstaunt, da keiner ein Passwort gesagt hatte.
„Ich denke, Professor Dumbledore erwartet Sie schon“ Draco zeigte auf den Durchgang, der sich vor ihnen aufgetan hatte. Serena drehte noch einmal zu Draco und musterte ihn kurz.
„Vielen Dank, Mr Malfoy“, nickte sie und betrat dann die Wendeltreppe, die nach oben in Dumbledores Büro führte.
„War mir ein Vergnügen, Mam“, sagte Draco, wandte sich wieder um und ging zu seinen Freunden zurück.
Doch der Gedanke, dass ihm diese Frau bekannt vorkam, ließ ihn nicht mehr in Ruhe, auch wunderte er sich, dass sie ihm nicht ihren Namen genannt hatte.

Nachdem Serena vor der Eichentüre angekommen war, streckte sie ihre Hand nach dem Bronzegreif-Türklopfer aus, als sie genau in dem Moment Dumbledores Stimme von drinnen hörte.
„Guten Tag. Kommen Sie herein, Mrs McClaggan!“, forderte er sie auf. Sie legte die Hand auf den Türknauf und öffnete die schwere Eichentüre, die federleicht nach innen aufschwang.
Als sie eintrat, blickte sie in das große runde Büro des Schulleiters und sah Selbigen auch sogleich. Er saß hinter seinem Schreibtisch und lächelte sie freudig über seine Halbmondbrille hinweg an.
„Ich habe Sie schon erwartet!“, erklärte Albus Dumbledore ruhig lächelnd.
„Guten Tag, Professor Dumbledore“, antwortete sie überrascht.
Serena betrat den Raum, schloss die Türe hinter sich und schaute sich kurz interessiert um. Der Raum war erfüllt mit merkwürdigen leisen Geräuschen, die von den verschiedensten und seltsamsten Instrumenten kamen, die auf einem storchbeinigen Tisch mitten im Raum standen und surrten oder auch kleine Rauchwolken ausstießen.
An den Wänden hingen viele verschiedene Portraitbilder von ehemaligen Schulleitern und Schulleiterinnen von Hogwarts, welche sie alle neugierig von den Wänden herunter anstarrten und ausgiebig musterten.
Rechts neben der Türe befand sich ein mächtiges Bücherregal mit sehr vielen uralten, meist in Leder gebundenen Büchern in allen Größen und Farben.

Albus erhob sich von seinem Stuhl, trat auf Serena zu und reichte ihr seine Hand.
„Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind und auch, dass Ihr Mann sich bereit erklärt hat, das nächste Jahr das Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste zu übernehmen, trotz der widrigen Umstände“, begrüßte er sie und bot ihr an, auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen. Serena setzte sich, stellte ihren Koffer neben den Stuhl ab und sah den Schulleiter an, der sich ebenfalls wieder hinter dem Schreibtisch niedergelassen hatte.
„Leonard war begeistert von der Idee, und als Sie seine Zweifel wegen seiner ...“, sie zögerte kurz, „ ... Probleme zerstreut hatten, war er nicht mehr zu bremsen. Er ist froh, endlich mal etwas Nützliches tun zu können“, antwortet sie ihm und lächelte.
„Sehr schön, das freut mich. Und ich bin wirklich froh, dass er dieses Amt angenommen, denn nachdem es dieses Schuljahr so großen Ärger und Probleme gegeben hat, musste ich diesmal rechtzeitig eine gute Lösung finden. Ich bin ihm wirklich sehr dankbar, dass er meiner Bitte entgegen gekommen ist“, versicherte er ihr nochmals und blickte sie mit seinen leuchtend blauen Augen an.
„Ich hoffe, es macht Ihnen nicht so viel aus, dass Leonard mich vorgeschickt hat, um die Lage hier erst mal vor Ort zu klären“, sie senkte einen Moment etwas den Kopf, als sie das sagte, denn es war ihr doch ziemlich peinlich darüber zu reden.
„Nein, ich halte es für eine hervorragende Idee und ich verstehe das natürlich. Deshalb hab ich auch gedacht, es ist wohl das Beste, wenn Sie das so schnell wie möglich hinter sich bringen, damit Sie sich anschließend auf das Wesentliche konzentrieren können“, erwiderte der Schulleiter direkt und noch bevor Serena darauf antworten konnte, klopfte es an die Tür.
„Ja, bitte? Severus, kommen Sie herein!“, forderte er Professor Snape auf, der auch sogleich eintrat, überhaupt nicht überrascht, dass der Schulleiter gewusst hatte, wer vor der Tür stand. Er schien dieses von Dumbledore gewohnt zu sein.
Doch dann blieb Snape abrupt und überrascht an der Türe stehen, als er Serena bei dem Schulleiter sitzen sah. Seine Augen weiteten sich leicht, und er starrte sie wortlos mit offenem Mund einige Sekunden lang an.
Serena war, als sie den Namen aus Dumbledores Mund vernommen hatte, abrupt aufgestanden und sah überrascht zu Professor Snape hinüber. Sie hatte nicht damit gerechnet, ihn so bald schon wieder zu treffen.
Professor Dumbledore hatte sich derweil wieder erhoben und war um seinen Schreibtisch herum nach vorn gegangen.
„Severus, ich denke Sie kennen Mrs McClaggan?“, sagte er und sah beide einen Moment lang beobachtend an. Severus war einen Schritt auf Serena zu gegangen und wandte dabei seine Augen nicht von ihr. Doch dann verfinsterte sich seine Miene plötzlich, als Dumbledore ihren Namen ausgesprochen hatte. Sie konnte sehen, wie eine Wandlung in ihm vorging und seine Augen auf einmal kalt zu funkeln begannen und sich sein Körper straffte. Er warf einen kurzen, überraschten Blick zu Dumbledore und musterte dann wieder Serena mit leicht zusammengekniffenen Augen.
„Du hast den Kerl also tatsächlich geheiratet?“, fragte er sichtlich erstaunt, jedoch überraschend ruhig, ja fast tonlos. Dabei zog er eine Augenbraue nach oben und fixierte sie.
„Ja, in der Tat, das hab ich“, gab sie eben so kühl zurück und ließ ihn nicht aus den Augen.
„Ich denke, das können Sie beide später noch ausdiskutieren“, unterbrach Dumbledore die beiden.
„Severus, ich wollte Sie bitten, Mrs McClaggan ihr Zimmer zu zeigen. Sie wissen schon, das im ersten Stock.“ Dumbeldore sah ihn mit einem ernsten und auch warnenden Blick an.
„Ja, natürlich, Sir“, gab Snape einsilbig zurück, blickte Dumbledore aber noch einen Moment lang nachdenklich und beinahe verständnislos an, doch dann wandte er sich um und glitt zur Türe.
„Mrs McClaggan? Ich hoffe, Sie werden einen angenehmen Aufenthalt in Hogwarts haben“, sagte der Schulleiter freundlich und schenkte ihr erneut ein Lächeln.
„Sagen Sie doch Serena zu mir, Professor“, antwortete sie ihm, während sie sein Lächeln erwiderte.
„Gut, Serena. Ich denke wir sehen uns dann beim Abendessen?“
„Sicher. Und vielen Dank für alles, Professor Dumbledore“, erwiderte sie und folgte dann Professor Snape, der an der Tür auf sie gewartet hatte.
„Oh, vergessen Sie ihren Koffer nicht!“, Dumbledore hatte ihn aufgehoben und brachte ihn ihr hinterher. Serena streckte ihre Hand nach dem Koffer aus, doch der Schulleiter, drückte ihn zu ihrer Verwunderung Professor Snape in die Hand.
„Sie wollen doch nicht, dass die Lady ihr Gepäck selber tragen muss?“, erklärte er mit einem Augenzwinkern. Professor Snape verzog kurz das Gesicht, was wohl ein missglücktes Lächeln war, nahm den Koffer und ließ Serena dann vorgehen.
Sie hatte gewusst, dass sie mit Severus Snape würde reden müssen, doch sie hatte nicht gedacht, dass dies so bald sein würde und irgendwie war sie noch gar nicht wirklich darauf vorbereitet. Doch Dumbledore hatte recht, um so schneller sie das hinter sich brachte, um so schneller konnte sie sich auf das konzentrieren, weshalb sie eigentlich hier war.
Sie spürte förmlich die bohrenden Blicke von Snape in ihrem Rücken, als sie die Stufen nach unten stieg.
Er folgte ihr wortlos und erst, als sie den wasserspeienden Brunnen passiert hatten und er neben sie trat, nahm sie allen Mut zusammen und sprach ihn an.
„Severus, ich ...“, sie wendete den Kopf und sah ihm ins Gesicht. Doch erschrak sie sehr, als sie in seine kalten, nun vor Wut und Hass sprühenden Augen blickte.
„Severus ... es ... es tut mir leid, ich ...“, stotterte sie verlegen und irritiert und senkte erneut schuldbewusst den Blick.
„Ach, tut es das?“, fragte er kalt und blieb stehen. „Du bist einfach verschwunden, kein Wort, keine Zeilen, nichts. Ich wusste nicht einmal, ob du noch am Leben warst. Ich hatte dich überall gesucht, dein Bruder hat versucht dich zu finden, wir hatten dich für Tod gehalten. Und du tauchst hier nach beinnahe 20 Jahren wieder auf und sagst nur, ‚es tut dir leid’!“, fauchte er sie leise aber sehr wütend an.
Sie wusste, dass er recht hatte, aber dennoch es tat ihr weh, wie viel Hass in seinen Worten mitschwang.
„Bitte, Severus, das ist doch schon so lange her. Ich habe einen Fehler gemacht, ja. Ich hätte es dir sagen sollen, doch ich hatte Angst, dass du versuchen würdest, mich aufzuhalten, das musst du doch verstehen“, sie versuchte in seinen Augen zu lesen, was er dachte
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BeitragThema: Re: Die andere Seite der Wahrheit   Die andere Seite der Wahrheit Icon_minitimeDo Jan 24, 2008 1:36 am

Er musterte sie lange, bevor er weitersprach und die Sekunden, in denen er nichts sagte, kamen ihr so unendlich lange und quälend vor. Noch nie hatte sie vor etwas Angst gehabt, sie gehörte nicht zu den Frauen, die hilfeschreiend davon rannten. Doch als sie in Severus Augen blickte, wäre sie am liebsten weggerannt. Nie hätte sie gedacht, dass er je dazu fähig wäre, sie auf so eine Art und Weise anzusehen. Es versetzte ihr einen tiefen Stich ins Herz und ihr Magen krampfte sich zusammen.
„Bist du wenigstens glücklich mit ... IHM?“, fragte er mit stechenden Augen und musterte sie. Ein kalter Schauer rann ihr über den Rücken, als sie seinen bohrenden Blick wahrnahm und trotzdem versuchte sie mit fester Stimme zu ihm sprechen, was ihr nicht leicht viel.
„Ja, Severus, ich liebe ihn und wir sind glücklich. Ich hatte das alles nicht geplant, das musst du mir glauben. Es ... es ist einfach passiert, ich habe mich einfach in ihn verliebt. Wir hatten keine andere Möglichkeit, ich musste mit ihm weggehen, denn mein Bruder hätte es nie zugelassen, dass ich ihn geheiratet hätte“, versuchte sie ihm zu erklären.
„Nein, das hätte er sicher nicht“, sagte er leise und trocken. „Aber anscheinend war dir das alles auch egal. Genauso wie ich dir egal war. Weißt du, was ich dachte? Ich hatte geglaubt dein ‚Ehemann’“, er sagte dies sehr herablassend, „hätte dich getötet und dich mit Haut und Haar verschlungen.“ Seine Augen verengten sich dabei bedrohlich.
„Ja, ich dachte am Ende wirklich, du bist tot“, seine Blicke huschten, wie nach einer Antwort suchend über ihr Gesicht.
„Severus ...“, sie konnte seinem wütenden und fragenden Blick nicht mehr standhalten und senkte erneut den Kopf.
„Es tut mir so unendlich leid, ich dachte es wäre so das Beste, wenn alle denken würden, ich wäre nicht mehr am Leben, denn nur so hatten Leonard und ich die Chance, in Ruhe und Frieden zusammenleben zu können“, erklärte sie, trat zu einem der Fenster in dem langen Flur und sah dort hinaus, obwohl ihr Blick in Wirklichkeit ins Leere ging. Ihre Finger zitterten leicht und um zu verhindern, dass er das sehen konnte, stützte sie ihre Hände leicht auf der Fensterbank ab.
Severus folgte ihr, stellte sich neben sie und blickte sie von der Seite her an.
„Ich hoffe wenigstens, dass ihr das konntet. Dann gab es zumindest zwei Menschen, denen es vergönnt war, Frieden zu finden“, sagte er leise und doch mit einem gewissen hasserfüllten Unterton.
Serena drehte sich zu ihm um und legte ihre Hand auf seinen Oberarm. Er blickte kurz darauf und zuckte etwas von ihr zurück, so dass ihre Hand wieder von seinem Arm rutschte.
„Ich hatte geglaubt, du würdest mich lieben, doch stattdessen hast du mir damals nur etwas vorgemacht“, sagte er sehr leise, so als hätte er Angst, dass vielleicht noch jemand außer ihnen beiden es hören könnte, obwohl sie alleine auf dem Flur waren.
„Das ist nicht wahr, Severus. Ich dachte wirklich, dass ich dich liebe, ich habe dich auch geliebt, doch dann hab ich Leonard kennengelernt, er ... er ist etwas Besonderes ...“, versuchte sie zu erklären.
„Ja, ich weiß. Er ist ein Zauberer, der aufgrund eines Fluchs in der Dunkelheit zu einem Monster wird. Aber wenn es das ist, was dich glücklich macht, bitte!“, seine Augen funkelten sie böse an.
„Er ist kein Monster!“, protestierte sie und in ihrer Stimme klang nun auch Wut mit.
„Ach nein? Als was würdest du ihn dann bezeichnen, wenn er sich bei Einbruch der Dunkelheit jedes Mal in einen Mantikor verwandelt, der es liebt Menschen zu töten und zu verspeisen?“, fragte er sie süffisant.
„Du bist widerlich!“, antwortete sie ihm und ging weiter den Flur hinunter. Snape folgte ihr.
„Ach ja, bin ich das? Und was bist dann du? Du liebst dieses Ding ja anscheinend?“
Serena blieb erneut stehen und blickte ihm direkt ins Gesicht. Sie wurde sehr wütend, holte mit der Hand aus um Snape eine Ohrfeige zu verpassen. Doch er schien dies geahnt zu haben und fing ihre Hand ab, noch bevor sie sein Gesicht berühren konnte.
Sie sah ihn an, zerrte an ihrer Hand, die er immer noch mit stählernem Griff festhielt. Doch dann, so schnell ihre Wut gekommen war, so schnell war sie auch wieder verflogen. Sie sah ihn daraufhin noch einen Moment lang an und fühlte plötzlich Mitleid mit Severus, dann atmete sie durch. Beinahe flüsternd sprach sie weiter.
„Er ist kein Ding. Er ist ein Mensch wie du und ich. Und wir haben einen Weg gefunden, wie wir die meiste Zeit im Jahr ohne Probleme zusammenleben können. Ganz normal. Wir leben da, wo es über ein halbes Jahr nicht Nacht wird. Am Polarkreis. So kann er dort fast die ganze Zeit ein Mensch bleiben“, erklärte sie ihm mit ruhiger Stimme, weil sie einfach das Gefühl hatte, ihm das erzählen zu müssen.
„Oh, wie genial. Das ist ja wirklich wunderbar für euch“, entgegnete er sarkastisch und ließ ihre Hand mit einer fahrigen Bewegung wieder los.
„Severus, ich weiß, ich wäre es dir schuldig gewesen, mit dir zu reden. Und ich weiß, wie es dich verletzt haben muss -“, wollte sie sich rechtfertigen, doch er fuhr ihr wütend ins Wort.
„Du weißt gar nichts! Du hast keine Ahnung, was für Qualen ich Wochen, Monate und sogar Jahre durchstehen musste! Immer im Glauben, dass du Tod bist, dann ein Hinweis auf deinen Verbleib und wieder Hoffnung dich doch noch zu finden. Aber es erwies sich jedes Mal wieder als Finte. Die schrecklichen Bilder, die ich immer vor meinem geistigen Auge hatte. Ich habe immer wieder davon geträumt, wie dich dieses Monster getötet und gefressen hat. Du kannst dir nicht im geringsten ausmalen, was ich empfunden habe“, sein Blick spiegelte Verzweiflung, aber auch unsagbare Wut wieder. Sie sah ein gewaltiges Potenzial von Emotionen in seinen Augen und erschrak fürchterlich. Nie hätte sie gedacht, dass die Tatsache, dass sie ihn damals ohne ein Wort verlassen hatte, ihn so schrecklich tief verletzt hatte. Immer war sie der Meinung gewesen, er würde sie irgendwann vergessen und ein neues Leben mit jemand anderem anfangen.
„Severus, es tut mir so leid. Du hast Recht. Ich hab das nicht gewusst. Es war falsch von mir. Aber ... ich kann es jetzt nicht mehr ändern. Ich hoffe trotzdem, du wirst mir irgendwann vergeben können“, sie sah ihn flehend an.
Severus reagierte nicht auf ihre Worte, sondern setzte einfach seinen Weg wortlos fort und blieb dann vor einer Türe stehen. Serena folge ihm und musterte fragend sein Gesicht.
„Hier ist dein Zimmer“, sagte er kühl und öffnete ihr die Türe, die nach innen aufschwang. Serena wusste, dass es jetzt keinen Sinn hatte, weiter mit ihm zu reden. Sie konnte es auch verstehen. Er hatte eben erst erfahren, dass sie noch lebte und dann auch noch, dass sie mit Leonard McClaggan verheiratet war. Das war sicher zu viel auf einmal für ihn. So beschloss sie, das Gespräch für dieses Mal zu beenden.
„Danke. Vielleicht können wir wenigstens das Kriegsbeil begraben und versuchen, für die Zeit, die wir hier zusammen sein werden, miteinander auszukommen?“, machte sie einen letzten Versuch.
„Warum sollte ich das tun?“, fragte er abschätzend und reichte ihr ihren Koffer, den sie ihm abnahm.
„Verdammt, Severus, jetzt mach es mir doch nicht so schwer, ich habe dir meine Hand zur Versöhnung gereicht. Gib mir doch wenigstens eine Chance“, sie sah ihn bittend an. Severus Miene wurde eisern.
„Hast du mir eine Chance gegeben?“, gab er nur knapp zurück, drehte sich um und glitt mit langen Schritten und wehendem Umhang davon.
Serena sah ihm noch hinterher, bis er verschwunden war, seufzte dann schwer und betrat ihr Zimmer.
Sie hatte es sich leichter vorgestellt. Was war aus dem Severus geworden, den sie gekannt hatte? Gut, er war schon immer etwas anders gewesen und ein Einzelgänger, doch das hatte sie damals an ihm fasziniert. Und wenn sie beide alleine waren, war er ganz anders gewesen. Mit einem leichten Schütteln des Kopfes versuchte sie die Erinnerungen abzustreifen, denn es half alles nichts. Vielleicht wurde es ja doch noch besser und er schaffte es vielleicht irgendwann einmal ihr zu vergeben. Mit einem Seufzen sah sich etwas in dem Zimmer um, legte ihren Koffer auf das Bett und begann ihre Sachen auszuräumen.
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BeitragThema: Re: Die andere Seite der Wahrheit   Die andere Seite der Wahrheit Icon_minitimeDo Jan 24, 2008 1:38 am

Dracos Rache




Draco hatte die letzten Tage damit zugebracht, sich einen Racheplan für Potter zurechtzulegen. So stand er nun in seinem Schlafraum und betrachtete beinahe amüsiert die Dinge, die auf seinem Bett verteilt lagen.
Dank der Inspiration von seinem Lieblingslehrer, Professor Snape, der ihm immer wieder vorher das Themengebiet der nächsten Schulstunde verriet, sodass sich dieser darauf vorbereiten konnte, hatte er einen genialen Einfall.
Er würde Potter bloßstellen, und das auch noch mitten im Unterricht, in dem Fach Zaubertränke.
Mit dem Wissen, dass Snape und Potter sich nicht ausstehen konnten, war er sich sicher, dass der Professor auch noch dafür sorgen würde, dass Potter eine Strafarbeit bekommen würde, mal von der schlechten Note, die Potter sicher war, abgesehen.
Draco rieb sich die Hände und grinste vor sich hin. Das Einzige, was er jetzt noch zu tun hatte, war, die Zutaten zu verreiben und in seinen protzigen Ring, ein Mitbringsel von seinem letzten Besuch in der Nockturngasse, den man aufklappen konnte und der ihnen hohl war, abzufüllen.
Er hatte alles dafür Notwendige schon bereitgestellt. Normalerweise ließ er diese einfachen Arbeiten immer einen seiner ‚Freunde’ erledigen, doch diesmal wollte er sicher gehen, dass es auch wirklich klappen würde, so machte er es lieber selber. Crabbe und Goyle hatte er stattdessen, als Wachen vor der Türe postiert.
Er nahm den Mörser und begann die getrockneten Pflanzenteile darin zu zerstoßen. Damit gab sich besonders viel Mühe, denn er wollte unbedingt, dass der Plan auch gelingen würde.
Nach gut zwanzig Minuten befand sich in dem kleinen Gefäß sehr fein zermahlendes gelb-grünes Pulver, welches er sorgsam in den Ring füllte. Als dieser bis oben hin voll war, strich er das Pulver glatt und verschloss den Ring sorgfältig.
„So, Potter, ich freue mich schon sehr darauf, dein dummes Gesicht zu sehen, wenn das hier losgeht“, ein hämisches Grinsen huschte über Dracos Gesicht. Er konnte es kaum abwarten, seinen Racheplan zu vollenden.
Doch zuerst musste er hier aufräumen und die Reste der Zutaten verschwinden lassen. Sicher war sicher, und Draco war sehr vorsichtig bei dem was er tat, und er versuchte, keine Spuren zu hinterlassen.
Als er damit fertig war, sah er auf die Uhr und stellte fest, dass er nur noch fünfzehn Minuten hatte, bis der Unterricht anfing, und als er gerade seinen Schlafsaal verlassen wollte, kam Gregory Goyle herein, um ihn zu warnen, weil jemand unterwegs hierher war.
„Schon gut, ich bin fertig. Holt eure Schulsachen, wir gehen zum Unterricht“, forderte er Goyle auf, der dann Crabbe winkte.

Sie warteten etwas abseits vor der Klassenzimmertüre auf Professor Snape und Draco schielte immer wieder zu Potter und seinen Freunden, dabei konnte er sich ein Grinsen aufgrund der Vorfreude nicht verkneifen.
„Nun sag schon, Draco, was genau hast du vor?“, fragte Crabbe neugierig.
„Das wirst du sehen, wenn es so weit ist. Ihr müsst Potter nur ablenken. Glaub mir, du wirst dich noch mehr freuen, wenn du es vorher nicht weißt“, erklärte er seinem Gegenüber, der ihn nun etwas beleidigt anblickte.
Als dieser Luft holte, um zu protestieren, trat Professor Snape aus seinem Büro und kam auf die Schüler zu. So verkniff sich Crabbe seinen Kommentar und sah seinem Lehrer etwas ängstlich entgegen.
Dieser warf Potter wie immer einen kurzen verächtlichen Blick zu und wartete, bis die Schüler zur Seite wichen, um ihn zur Türe vorzulassen, die er dann öffnete.
Snape trat an die Seite und ließ seine Klasse ins Zimmer gehen, was sie auch mucksmäuschenstill tat.
Als Draco mit einem ‚guten Morgen, Sir’ ebenfalls an ihm vorbei gehen wollte, hielt er diesen am Kragen seines Umhangs kurz fest.
Draco sah ihn überrascht und fragend an, doch Snape wartete, bis alle Schüler im Klassenzimmer waren, bevor er leise zu ihm sprach.
„Ich hoffe, du hast dich diesmal mit dem Thema etwas auseinandergesetzt, Draco?“ Er sah ihn abwartend an. Dracos Blick entspannte sich darauf hin wieder und er nickte seinem Lehrer zu.
„Sicher, Sir, diesmal hab ich mir besonders viel Mühe gegeben“, antwortete er ihm und ein Lächeln huschte über Dracos Gesicht.
„Sehr gut. Dann hoffe ich, dass du dein Wissen auch einbringen wirst. Die Slytherins könnten ein paar Hauspunkte mehr gut gebrauchen“, gab Snape erfreut zurück und stieß Draco dann ebenfalls ins Klassenzimmer hinein.
„Selbstverständlich, Sir“, erwiderte Draco noch und marschierte dann direkt zu seinem Platz. Er spürte den Blick von den anderen Schülern auf sich, die ihn beobachteten, weil Snape ihn zur Seite genommen hatte, doch er ignorierte das einfach.
Severus Snape schritt durch die Mitte des Klassenzimmers zügig nach vorn zu seinem Pult, wo er sich dann schwungvoll seiner Klasse zuwandte und sofort mit dem Unterricht begann. Es wurde auch gleich sehr still und alle Augen waren auf den Zaubertranklehrer gerichtet.
„Das heutige Thema des Unterrichts wird die Herstellung eines Trankes sein, der als Gegengift für viele Gifte verwendet werden kann. Vor allem gegen Gifte, die in der Natur vorkommen. Dieser Trank wurde von einigen berühmten Gelehrten entdeckt, die Meister in der Zauberbraukunst waren. Wer kann mir einige berühmte Gelehrte nennen?“ Sein Blick glitt durch die Reihen und blieb dann bei Draco Malfoy hängen.
Draco, der wusste, dass Snape eine Antwort von ihm erwartete, erwiderte seinen Blick und nannte ihm einige Namen, die er für diese Stunde extra gelernt hatte.
„Sir? Die wohl bekanntesten Giftbrauer waren Cardanus, Giovan Battista della Porta, Mercuriale und natürlich der Erfolgreichste von ihnen: Agrippa von Nettesheim“, antwortete er ihm sofort. Snape nickte und so etwas wie ein Lächeln erschien kurz in seinem Gesicht.
„Sehr gut, Draco, ich würde sagen, das gibt verdiente fünf Punke für Slytherin“, gab er zurück.
Draco grinste in die Klasse und sah dann zu Potter, der ihm einen finsteren Blick zuwarf.
Dracos Grinsen wurde noch breiter, als er daran dachte, was Potter heute noch bevorstand.
Snape fuhr gleich wieder mit seinem Unterricht fort, stellte noch weitere Fragen und Draco schaffte es, weitere fünfzehn Punkte für Slytherin einzuheimsen.
Als sie den theoretischen Teil des Unterrichts hinter sich hatten, forderte Snape seine Schüler auf, sich an die Herstellung eines solchen Trankes zu machen. Mit dem Zauberstab tippte er gegen die Tafel, woraufhin eine Liste der Zutaten darauf erschien, und zwar in der Reihenfolge, wie sie in den Trank gegeben werden mussten.
Draco machte sich sofort an die Arbeit und nach einer guten halben Stunde brodelte eine zähflüssige, rötlich schimmernde Flüssigkeit in seinem Kessel.
Professor Snape ging immer wieder durch die Reihen und kontrollierte die Arbeiten der Schüler. Als er an Dracos Kessel vorbeiging, nickte er zufrieden zu ihm, legte ihm kurz seine Hand lobend auf die Schulter und ging dann weiter.
Draco gab nun Crabbe und Goyle das verabredete Zeichen. Im Augenblick war etwas Unruhe im Klassenzimmer, da einiger Schüler immer wieder nach vorn gehen mussten, zum Waschbecken, so dass es im Moment nicht weiter auffiel, wenn sie ihren Platz mal eben verlassen würden.
So marschierten Crabbe und Goyle direkt auf Harry Potter zu und bauten sich vor ihm auf. Harry sah die beiden fragend und überrascht an. Goyle blickte sich kurz um und warf dann Rons Federkiel zu Boden, der ihn darauf hin wütend anfuhr.
„Hey, was soll das, wollt ihr Stunk anfangen?“, fragte Harry, der das beobachtet hatte und nun ebenfalls wütend wurde.
„Das war nur ein Versehen“, gluckste Crabbe und grinste dabei unverhohlen. Doch während er das sagte, stieß er wie so beiläufig an Harrys Tisch und warf die Flasche runter, die sich dieser zum Abfüllen seines Trankes bereitgestellt hatte.
„Ups, das tut mir aber leid“, sagte Crabbe mit einem Grinsen im Gesicht.
„Verdammt, was wollt ihr?“, fuhr Harry die Beiden an und bückte sich nach der Flasche. Doch darauf hatte Goyle nur gewartet, er kickte mit seinem Fuß dagegen und die Flasche rutschte zweit Meter weiter über den Boden.
„Na so was, da lag ja die Flasche“, feixte er und konnte sich das Lachen fast nicht mehr verkneifen. Harry gab Goyle einen kleinen Stoß mit seiner Schulter und rammte ihm damit etwas aus dem Weg, sodass er seine Flasche aufheben konnte.
Genau diesen Moment nutze Draco. Alle achteten auf Harry und so trat er unauffällig an Harrys Kessel heran, hob seine Hand darüber und öffnete unbemerkt den Ring mit dem Daumen. Das gesamte Pulver rieselte in den Kessel und sofort ging Draco wieder einen Schritt zurück. Hierfür brauchte er keine drei Sekunden und als Harry Potter sich dann wieder aufrichtete, tat er so, als würde er gerade erst zu Crabbe und Goyle dazustoßen.
„Was macht ihr da?“, grinste er seinen beide Freunde an.
„Ihr werdet doch nicht etwa den armen Potter ärgern?“, fragte mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
„Was willst du, Malfoy?“, fauchte ihn Harry mit wütendem Blick an.
„Ich? Ich will gar nichts, Potter. Und von dir schon überhaupt nicht“, er sah ihn abfällig an, hob abwehrend seine Hände und gab dann seinen Freunden einen kleinen Klaps auf die Schultern, die ihm daraufhin grinsend folgten.
Draco ging mit seinen beiden bulligen Freunden ebenfalls nach vorn zum Waschtisch und begann ausgiebig seine Hände zu waschen und mit ihnen den Ring, um auch die letzten Spuren zu beseitigen.
„Jetzt passt mal auf“, flüsterte er ihnen aus dem Mundwinkel zu, drehte sich aber selber nicht dabei um.
Auf einmal gab es einen lauten Knall, einige Schüler stießen erschrockene Schreie aus und wichen entsetzt zurück.
Draco wirbelte nun ebenfalls herum, er wollte sich das Schauspiel auf keinen Fall entgehen lassen. So sah er gerade noch, wie aus Harrys Kessel eine grüne zähflüssige Masse, wie aus einem Vulkan herausschoss und über Potters ganzen Körper verteilt klatschte. Dieser war vor Schreck und bei dem Versuch auszuweichen, über seine eigenen Beine gestolpert und auf den Boden gestürzt. So saß er nun da, von oben bis unten voll mit diesem ekligen, grünen, dicken Schleim und versuchte sich von Selbigem wieder zu befreien.
Doch irgendwie gelang es ihm nicht so recht. Dieser war so zähflüssig und elastisch wie Gummi. Jedes Mal, wenn er versuchte ihn abzubekommen, klatschte er ihm wieder ins Gesicht zurück. Immer wieder zog er an der Masse, die aber so fest an seiner Haut klebte als sei sie angewachsen. Draco bog sich vor Lachen, als er das sah, und auch die andern Slytherins amüsierten sich köstlich mit ihm.
Professor Snape, der das inzwischen ebenfalls mitbekommen hatte, ging auf Potter zu. Zuerst umschlich seine Mundwinkel ein sarkastisches Lächeln, doch dann wurde sein Blick wütend. Er packte Potter am Arm und zog ihn auf die Beine.
„Sagen Sie, Potter, können Sie nicht einmal auch etwas richtig machen?“, fauchte er ihn an. Er zerrte ihn dann mit nach vorn zum Waschbecken, reichte ihm die Seife und sah ihn mit stechendem Blick an.
Potter blickte verdattert zu ihm und auf die Seife ihn seiner Hand.
„Wollen Sie sich das Zeugs nicht wenigstens vom Gesicht waschen?“, fragte er, langsam ungeduldig werdend und auf die Seife blickend. Potter nahm ihm die Seife ab und begann sich zu waschen. Zu Harry Potters Überraschung löste sich die giftgrüne Masse, mit Hilfe der Seife und des Wassers, sehr schell wieder auf und bald hatte er seine Haut von dem ganzen Zeugs befreit.
„Das gibt zehn Punke Abzug für Gryffindor, wegen mutwilligen Blödsinns während des Unterrichts. Und zur Strafe werden Sie heute Abend hier herkommen und die Schulkessel reinigen. Ich hoffe, das wird Ihnen eine Lehre sein, solchen Unfug in meinem Unterricht künftig zu unterlassen, Potter. Mal von der Tatsache abgesehen, dass die grüne Farbe in Ihrem Gesicht noch ein paar Tage bleiben wird“, sagte Snape sichtlich amüsiert, warf ihm aber dann noch einen warnenden Blick zu, was Potter dazu veranlasste seinen Mund wieder zu schließen, den er schon zum Protest geöffnet hatte.
„Aber Harry hat heute Quidditch Training“, protestierte Ron von hinten.
„Ach ja? Hat er das?“, fragte Snape mit gekräuselten Lippen und schritt langsam auf Ron Weasley zu.
„Dann können Sie ihm ja helfen. Wenn er früher fertig ist, kann er vielleicht noch zum Training dazustoßen“, er sah ihn scharf an und auch Ron traute sich nun nichts mehr zu sagen.
Snape zog seinen Zauberstab aus seinem Umhang und richtete ihn im Vorbeigehen auf Harrys Kessel.
„EVANESCO!“, sagte er mit einem angewiderten Blick auf den Inhalt des Kessels, der darauf hin verschwand, und ging dann wieder nach vorn, zu seinem Pult.
„Füllen Sie mir bitte Proben ihres Trankes ab und stellen Sie sie beschriftet auf meinen Pult“, forderte er den Rest der Klasse auf.
Die Schüler taten, was er ihnen aufgetragen hatte und räumten dann ihre Plätze auf. Harry warf Snape immer wieder hasserfüllte Blicke zu, denn er wusste, dass er nun ein weiteres Mal für seine Arbeit ein F bekommen würde, was ihm absolut nicht schmeckte.
Snape hatte recht gehabt, die Farbe des Schleimes, ging von seiner Haut nicht ganz ab und er sah, auch nachdem er sich mehrmals ausgiebig gewaschen hatte, immer noch ziemlich grün im Gesicht aus. Was ihm während der nächsten Tage nicht gerade wenig Hohn und Gelächter einbrachte.
Draco, der das gewusst hatte, grinste frohgelaunt in sich hinein, als er den im Gesicht grasgrünen Potter an sich vorbeimarschieren und zu seinem Platz gehen sah. Er hatte nun endlich seine Rache gehabt und er fand, das grüne Gesicht war noch schlimmer, als das blaue Auge, welches Potter ihm verpasst hatte
.
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BeitragThema: Re: Die andere Seite der Wahrheit   Die andere Seite der Wahrheit Icon_minitimeDo Jan 24, 2008 1:40 am

Die Todgeglaubte Schwester




Lucius saß in seinen Arbeitszimmer und sah einige seiner Papiere durch, als eine aufgeregte Eule mit ihren flatternden Flügeln gegen das geschlossene Fenster schlug, welches sich schräg links hinter ihm befand. Er legte die Pergamente, welche er gerade durchgesehen hatte, zurück auf seinen mächtigen, handgearbeiteten Mahagonischreibtisch, erhob sich und öffnete der Eule das Fenster. Diese flatterte sofort ins Zimmer herein, flog eine Kurve und dann wieder auf Lucius zu. Als sie sich genau über ihm befand, lies sie eine Pergamentrolle fallen und segelte wieder zum Fenster zurück, auf dessen Sims sie sich aufgeregt niederließ. Wahrscheinlich wartete sie auf eine Antwort, dachte er.
Lucius fing das Schreiben geschickt auf, ging, die Eule im Moment nicht weiter beachtend, zu seinem Schreibtisch zurück und setzte sich wieder in den wuchtigen ledernen Schreibtischstuhl.
Unterwegs brach er das Siegel auf, nach dem er festgestellt hatte, dass der Brief von Severus Snape kam. Er war neugierig, zu erfahren, was sein Freund ihm schrieb und insgeheim hoffte er, dass es Neuigkeiten für den Dunklen Lord waren, und er diesem somit zeigen konnte, dass auf Severus doch verlass war.
Um so überraschter war er über das, was er hier zu lesen bekam.


Lucius,

Ich habe eine überraschende Neuigkeit für Dich.
Du wirst mit Sicherheit nicht glauben, wen ich heute, nach beinnahe zwanzig Jahren, in Dumbledores Büro wiedergetroffen habe.
Serena.
Ja, mein Freund, du hast richtig gelesen, deine Schwester Serena. Sie ist gesund und munter.
Ich denke wir sollten reden. Heute Abend in Hogsmeade?

Severus



Lucius konnte nicht glauben, was er da las. Seine Schwester, die er für viele Jahre Tod geglaubt hatte, lebte? In einer ersten Reaktion wäre er am liebsten aufgesprungen und sofort nach Hogwarts gegangen, um sie zu sehen, doch wenn Severus erst mit ihm reden wollte, gab es bestimmt noch Dinge, die er vorher erfahren musste, und so nahm er nur ein leeres Pergament und schrieb ihm eine kurze Antwort darauf.
Nachdem er den Brief versiegelt hatte, gab er ihn der wartenden Eule, die sich sofort wieder auf den Rückflug machte.
Er sah dem Vogel noch einen Moment lang hinterher, bevor er das Fenster schloss und zurück zu seinem Schreibtisch ging. Gedankenverloren blickte er einen Moment lang auf den Tisch und zögerte.
Irgendwie war ihm jetzt nicht mehr nach arbeiten, da er sich sowieso nicht mehr darauf konzentrieren konnte. Lange starrte er auf den Brief von Severus, der immer noch auf seinem Schreibtisch lag und dachte nach.
Serena war, kurz nachdem sie die Schule abgeschlossen hatte, spurlos verschwunden. Er konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie verzweifelt sie damals nach ihr gesucht hatten. Vor allem Severus hatte wirklich alles für ihn Mögliche versucht, um sie zu finden.
Ja, sie waren ein nettes Paar gewesen. Er hätte es gerne gesehen, wenn sie und Severus geheiratet hätten, aber dann war sie verschwunden, so als ob der Erdboden sie verschluckt hätte. Ohne ein Wort oder eine Nachricht, nichts.
Sie hatten später erfahren, dass sie mit einem Zauberer gesehen worden war. Lucius überlegte kurz, wie dessen Name gelautet hatte. McClaggan! Richtig, der alte McClaggan Clan, vom Aussterben bedroht aufgrund eines alten Fluchs, der auf der Familie lastete, wie er und Severus später erfahren hatten.

Jeder männliche Nachkomme würde sich von Einbruch der Dunkelheit an, bis zum Morgengrauen in ein fürchterliches und gefährliches Monster verwandeln. In einen Mantikor, der sich so gut wie ausschließlich von Menschen ernährte, die er komplett verschlang, mitsamt der Kleidung und was sie sonst noch bei sich trugen.

So hatten sie vermutet, nachdem sie keine Spur mehr von Serena gefunden hatten, dieser McClaggan hätte sie erwischt und getötet.
Aber so sehr sie sich auch bemüht hatten, sie fanden weder von diesem Monster, noch von Serena jemals die grinste Spur.
Und nun musste er erfahren, dass sie noch am Leben war. Er wusste nicht, ob er sich freuen sollte, denn immerhin hatte sie alle beinahe zwanzig Jahre in dem Glauben gelassen, dass sie Tod sei.
Auf jeden Fall würde sie eine Menge zu erklären haben, das war sicher.
Lucius beschloss seine Arbeit liegen zu lassen und begab sich hinunter in den Salon, wo er auf Narzissa traf, die damit beschäftigt war, ihre Päckchen zu öffnen, die sie von ihrem Einkauf in London mitgebracht hatte.
Narcissa war eine schlanke hochgewachsene Frau mit langen hellblonden Haaren und einem eigentlich recht hübschen Gesicht, wenn sie ihre Nase nicht immer so hoch tragen würde.
„Oh, Lucius, gut, dass du kommst“, sagte sie geschäftig, als sie ihn bemerkte und suchte unter den vielen Päckchen nach etwas. Lucius beobachtet sie dabei gleichgültig.
Sie nahm eine der größeren Schachteln heraus, öffnete sie und zog einen grau-silbernen Gehrock heraus, der sehr edel wirkte mit seinen handgestickten Applikationen und den silbernen Knöpfen und zeigte ihn ihm.
„Ich habe deine Jacke abgeholt. Ist sie nicht wunderbar geworden?“, fragte sie, ging auf ihn zu und hielt die Jacke gegen seinen Körper. Lucius warf nur einen flüchtigen Blick darauf.
„Ja, sehr schön“, antwortet er knapp. Er hatte jetzt keine Lust, sich über Kleidung zu unterhalten. Narzissa merkte sofort, dass etwas nicht stimmte, nahm die Jacke wieder runter und schaute ihn neugierig an.
„Was hast du? Ist etwas passiert?“, fragte sie ihn, während sie den Gehrock wieder zurück in die Schachtel warf.
„Ich habe gerade Post von Severus erhalten. Du wirst nicht glauben, was er mir geschrieben hat“, begann er und sah Narzissa an.
Narcissa sah abwartend zu Lucius und als er nicht gleich weiter sprach, wurde sie unruhig.
„Nun sag schon, was gibt es Neues?“, bohrte sie schließlich ungeduldig nach.
„Er hat heute jemanden getroffen, den wir schon seit langer Zeit für Tod gehalten haben.“
„Jetzt veranstalte mit mir hier kein Rätselraten!“, fauchte sie langsam wütend werdend.
Lucius ließ sich davon nicht beeindrucken, er wartete noch einen weiteren Augenblick, bevor er weitersprach.
„Meine Schwester ist wieder von den Toten auferstanden“, erklärte er in einem kühlen Ton.
„Du meinst, Serena lebt?“, fragte Narzissa und sah ihn überrascht an. Als er nickte, ging sie auf ihn zu und strahlte ihn an.
„Wo ist sie? Und wo war sie? Warum hat sie sich all die Jahre nicht gemeldet?“ Die Fragen quollen nur so aus ihrem Mund, während sie eine Hand auf Lucius Oberarm legte.
„Das weiß ich alles noch nicht. Severus will heute Abend mit mir darüber sprechen“, erklärte er seiner Frau.
„Heute Abend erst? Warum können wir nicht gleich zu ihr?“, wollte sie verwirrt wissen.
„Ich denke, Severus hat seine Gründe, warum er erst noch mit mir sprechen will und so lange werden wir warten“, bremste er Narzissas Euphorie.
Sie sah ihn etwas enttäuscht an, doch er wusste, dass sie ihm nicht wiedersprechen würde, denn wenn er bestimmte Pläne hatte, dann konnte ihn niemand davon abbringen, sie durchzuziehen. Resignierend hob sie die Schultern und wandte sich dann wieder ihren Päckchen zu.
„Wie du meinst“, sagte sie beinnahe beleidigt, doch dann drehte sie sich noch mal um.
„Ich hoffe, du wirst mir dann von eurer Unterredung berichten?“
„Natürlich. Ich bin selber gespannt zu hören, wo sie war und warum sie sich nicht gemeldet hat“, gab er als Erklärung zurück.
„Vor allem bin ich aber auch gespannt, wie Severus das Ganze aufnimmt“, fügte er hinzu.
„Er war damals ganz schön fertig, weil sie so mir nichts, dir nichts verschwunden ist.“
Narzissa sah ihn einen Moment lang an, dann packte sie einen Teil der Päckchen auf einen Stapel und nahm sie hoch.
„Gut, dann erzähle mir alles, wenn du zurück bist. Ich werde nach oben gehen und meine neuen Sachen anprobieren“, erklärte sie und ging, ohne ein weiteres Wort über Serena zu verlieren aus dem Salon.
Lucius sah ihr hinterher und verzog schlecht gelaunt das Gesicht. Also, wenn seine Frau ihn in etwas übertraf, dann war es ihre Kaltschnäuzigkeit. Manchmal glaubte er, sie würde noch weniger Gefühle besitzen als er. Er drehte sich um und wollte sich in einen der Sessel setzten, doch dann sah er, dass auch hier Kartons lagen. Mit einem kurzen Aufstöhnen nahm er die Kartons vom Sessel auf und warf sie verächtlich auf den anderen Haufen, der noch auf dem Sofa ausgebreitet lag, wobei einer von ihnen aufging und ein paar hellblaue Damenhandschuhe heraus und auf den Boden vielen. Er achtete nicht weiter darauf, sondern setzte sich und starrte in das Feuer, das in dem prachtvollen marmornen Kamin vor sich hin knisterte. Seine Gedanken schweiften ab, und er dachte an die Zeit zurück, als er und seine Schwester noch Teenager waren ...



*




Lucius war diesmal schon ziemlich früh dran. Er stand hinter der alten Scheune am Ende des Ortes Hogsmeade und wartete auf Severus Snape. Die heutige Nacht war nicht sehr angenehm, dunkle Wolken fegten über den schwarzgrauen Himmel, und es blies ein heftiger und frischer Wind, der sich immer wieder in seinem Umhang verfing und ihn aufwallen ließ. Lucius blickte hoch in den wolkenverhangenen Himmel und hoffte, dass es nicht auch noch anfangen würde zu regnen, als er plötzlich leise Schritte vernahm, die auf ihn zukamen. Er drückte sich vorsichtshalber an die Bretterwand der Scheune und schaute in die Richtung, aus der er die Geräusche vernommen hatte. Doch dann hörte er eine ihm vertraute Stimme.
„Lucius?“, flüsterte Snape leise, als er die Scheune erreicht hatte und Lucius Malfoy trat aus dem Schatten wieder heraus.
„Severus, hier bin ich“, antwortete er ihm und ging auf ihn zu. Sie begrüßten sich mit einem kräftigen Handschlag und Lucius sah seinem Freund dann in die Augen, er wollte wissen, ob er darin irgendetwas erkennen konnte. Doch wie immer war sein Gesicht verschlossen und emotionslos, er konnte nicht im Geringsten erahnen, was Snape ihm wohl erzählen würde, geschweige denn, was dieser fühlte. So blieb ihm nichts anderes übrig als abzuwarten.
„Nun schieß mal los, ich bin gespannt, was du mir zu sagen hast“, forderte er ihn auf.
Severus sah sich kurz um und deutete dann Richtung Wald, durch den ein scharfer Wind blies und die Äste der Bäume sich im Wind bogen und ächzend hin und her schwangen.
„Lass uns ein Stück gehen, dort hinauf“, sagte er und ging ohne eine Antwort abzuwarten los. Lucius hatte eigentlich keine Lust herumzulaufen, aber noch weniger hatte er Lust, mit Snape darüber zu diskutieren, so ging er einfach mit ihm.
Snape lenkte seine Schritte durch das hohe Gras, zu dem dicht bewachsenen dunklen Wald hinauf. Ihre schwarzen Umhänge, die sie beide mit der Dunkelheit verschmelzen ließ, verfingen sich immer wieder leicht in den dickeren, strohigen, hohen Gräsern, was Snape nicht im Geringsten zu stören schien. Lucius hingegen mochte das überhaupt nicht, er hatte Sorge, dass er seinen Umhang ruinieren würde, doch er ließ sich nichts anmerken, dazu war er wiederum zu stolz. Lieber würde er sich einen Neuen kaufen, wenn dieser ruiniert war, als etwas zu äußern.
„Nun, wie ich dir schon geschrieben habe, Serena ist am Leben. Sie saß gestern völlig gesund und munter in Dumbledores Büro. Du kannst dir vorstellen, wie überrascht ich war“, er sah Lucius kurz an, bevor er weitersprach.
„Doch noch, bevor ich überhaupt richtig begriffen hatte, dass sie noch am Leben ist, habe ich gleich die nächste Neuigkeit erfahren ...“, er blieb jetzt stehen und sah Lucius direkt an, der gespannt an Snapes Lippen hing.
„Professor Dumbledore hat sie mir als ... Mrs. McClaggan vorgestellt. Du weißt, was das bedeutet?“
Lucius spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte und sein Blick verfinsterte sich. Natürlich wusste er, was das bedeutete. Seine Schwester war mit diesem McClaggan verschwunden und hatte ihn geheiratet. Er blickte in den finsteren Wald hinein und seine Hände, unter seinem Umhang, ballten sich zu Fäusten vor Wut und Enttäuschung. Dann sah er wieder fragend zu Snape.
„Warum ist sie zurückgekommen?“, wollte er mit leicht zusammengekniffenen Augen wissen.
„Dazu komme ich gleich. Ich dachte, du willst vielleicht wissen, wo sie die letzten Jahre war?“, überging er seine Frage und ohne abzuwarten, sprach er weiter.
„Wie sie mir selber erzählt hat, haben die Beiden die meiste Zeit des Jahres irgendwo in der Nähe des Polarkreises verbracht. Dir ist klar, warum, nehme ich an? Dort gibt es viele Monate keine Nacht! Und so hatten sie das Problem übergangen, dass sich dieser McClaggan ...“, er sprach diesen Namen sehr verächtlich aus, „verwandeln musste“, berichtete Snape ihm weiter.
„In diesen Dingen war sie schon immer sehr einfallsreich“, gab Lucius tonlos zurück. Snape nickte kurz und ging dann langsam weiter auf den Wald zu. Lucius folgte ihm, abwartend was er ihm noch erzählen würde. Nach einer kleinen Pause sprach Snape dann weiter.
„Wie ich dann anschließend vom Schulleiter erfahren habe, wird dieser McClaggan nach Hogwarts kommen und nächstes Schuljahr ‚Verteidigung gegen die Dunklen Künste’ unterrichten. Ich habe keine Ahnung, wie Dumbledore es geschafft hat, das beim Schulrat durchzusetzen, und ich verstehe noch weniger, wie er dieses Monster an die Schule holen kann. Hat ihm die Geschichte mit dem Werwolf nicht schon gereicht?“ Lucius konnte durchaus hören, wie verächtlich Snape über diesen McClaggan sprach, und er konnte es ihn auch nicht verdenken, schließlich hatte er ihm damals Serena weggenommen, was ihn tief getroffen hatte. Er wusste nicht, ob er so ruhig bleiben könnte, wie Snape im Moment zu sein schien und irgendwie bewunderte er seinen Freund, dass er sich so unter Kontrolle hatte.
„Das heißt, sie werden zumindest das nächste Jahr in Hogwarts sein?“, fragte er und Snape nickte als Antwort nur stumm.
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BeitragThema: Re: Die andere Seite der Wahrheit   Die andere Seite der Wahrheit Icon_minitimeDo Jan 24, 2008 1:42 am

„Dumbledores Einfälle einen Lehrer für dieses Fach zu finden werden immer abwegiger“, brummte Lucius und schüttelte den Kopf.
„Aber was will er tun, damit der Kerl nachts nicht die Schüler zerfleischt?“, fragte Lucius, dem der Gedanke nicht schmeckte, weil ja immerhin auch noch sein Sohn zur Schule ging, und er eine wohl berechtigte Angst um ihn haben musste.
„Er will ihm im Verbotenen Wald ein Gebiet zuweisen, in dem er sich nachts aufhalten kann. Dieses Gebiet schützt er mit einem Bannkreis, sodass er als Mantikor den Wald nicht verlassen kann“, erklärte er ihm und blieb dann wieder stehen.
„Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass ich damit ganz und gar nicht einverstanden bin, und ich werde dir versichern, dass ich ihm den Aufenthalt absolut nicht angenehm gestalten werde“, seine Stimme hatte einen leicht wütenden Klang, was Lucius so gar nicht von seinem Freund gewohnt war. Aber das zeigte ihm, dass dieser immer noch sehr verletzt war, was er nur zu gut verstand. Auch er war sauer auf diesen McClaggan und auch auf seine Schwester, die ihn zutiefst enttäuscht hatte.
„Ich danke dir, mein Freund, dass du mir das alles erzählt hast“, sagte Lucius und sah Snape nachdenklich an.
„Du wirst bestimmt mit Serena sprechen wollen?“, wollte Severus so beiläufig wissen und sah kurz über seine Schulter zurück, das Gelände absuchend, ob sie auch immer noch alleine waren.
„Natürlich will ich das, auch wenn das Gespräch sicher nicht erfreulich werden wird, für keinen von uns. Aber ich lasse ihr das auf keinen Fall so durchgehen, sie soll wissen, wie ich darüber denke“, zischte Lucius beinahe und sah dann seinem Freund in die Augen. Dabei fiel ihm wieder das Gespräch mit Voldemort ein, der nicht so recht wusste, ob er Snape noch trauen konnte. Doch Lucius war sich, vor allem auch nach diesem Gespräch, wieder mehr als sicher, dass Snape kein Verräter war. Ein sarkastisches Lächeln huschte über Lucius Gesicht und er reichte Snape die Hand.
„Danke, Severus. Ich denke, ich werde in den nächsten Tagen mal in Hogwarts erscheinen und meiner Schwester einen Besuch abstatten“, Snape erwiderte seinen Händedruck und nickte ihm dann zu.
„Gut. Dann sehen wir uns.“
Lucius klopfte Snape noch einmal kurz aufmunternd auf die Schuler, trat einen Schritt zurück und disapparierte zurück nach Malfoy Manor, wo er seiner Frau die ganze Geschichte erzählte.
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BeitragThema: Re: Die andere Seite der Wahrheit   Die andere Seite der Wahrheit Icon_minitimeDo Jan 24, 2008 1:43 am

Familienbande
Oder nicht?




Serena saß in ihrem Bett und starrte in die Dunkelheit. Sie war gerade schweißgebadet aufgewacht und musste erst wieder ihre Gedanken ordnen. Ein schrecklicher Alptraum hatte sie geplagt. Sie hatte geträumt, dass viele Zauberer hinter Leonard her gewesen waren, ihn gejagt und versucht hatten ihn zu töten. Sie presste die Hände vor ihr Gesicht und versuchte vergeblich ihre Tränen zurückzuhalten.
Natürlich hatte sie gewusst, dass es schwer für sie werden würde, wieder hier her zurückzukehren, doch sie hatte nicht geahnt, wie sehr. Die Vergangenheit hatte sie wieder eingeholt.
Schon einmal hatte sie miterleben müssen, wie ihr Mann gejagt worden war, als sei er ein wildes Tier. Doch er hatte Glück gehabt, verdammtes Glück, und kam mit nur leichten Verletzungen davon. Daraufhin hatten die beiden beschlossen, das Land zu verlassen und woanders gemeinsam ein neues Leben anzufangen. Es war alles in Ordnung und wunderbar gewesen in ihrem Leben, bis dieser Brief von Dumbledore kam. Serena hätte ihn am liebsten ignoriert, ja, noch lieber einfach weggeworfen, doch Leonard, den auch vorher immer wieder das Heimweh nach Schottland, seiner Heimat, geplagt hatte, konnte dieser Einladung nicht widerstehen, vor allem nachdem Dumbledore ihm ausdrücklich versichert hatte, er würde dafür sorgen, dass weder ihm, noch einem Schüler oder Lehrer etwas geschehen könnte. Schweren Herzens und nur unter Protest hatte Serena dann zugestimmt, für dieses eine Jahr nach Schottland zurückzukehren. Doch die Albträume von damals waren schlagartig zurückgekehrt.
Serena seufzte auf und wischte sich mit dem Ärmel ihres Nachthemdes die Tränen aus ihrem Gesicht. Es war ihr klar, dass sie jetzt stark sein musste, und sie wollte sich nicht anmerken lassen, wie weh ihr das alles Tat.
Damals war es ihr auch nicht leicht gefallen, ihre Familie so einfach zu verlassen und auch dass sie mit Severus nicht hatte reden können, ging ihr bis heute noch sehr nach.
„Reiß dich zusammen, Serena“, sagte sie leise und streng zu sich selber und stand auf. Ihr Blick fiel aus dem Fenster, und sie sah, wie es langsam draußen hell wurde. So beschloss sie, sich anzuziehen und für das Frühstück fertig zu machen.

Einige Zeit später betrat sie die Große Halle, die schon recht voll war an diesem Morgen. Einige Schüler drehten sich nach ihr um, als sie durch die Reihen nach vorn zu den Lehrertischen ging. Als sie beinahe dort angekommen war, erkannte sie, dass nur noch ein Platz an der Tafel frei war, und das war ausgerechnet der Platz neben Severus. Sie atmete noch einmal durch und ging dann dort hin.
Dumbledore, der sie bereits bemerkt hatte, erhob sich von seinem Platz und ging ihr entgegen.
„Guten Morgen, Serena!“, begrüßte er sie herzlich.
„Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht?“, fragte er sie und lächelte sie mit seinen leuchtenden Augen freudig an.
„Ja, danke“, log sie, da sie keine Lust hatte, vor allen hier, irgendetwas zu erklären.
Dumbledore zögerte kurz, sie hatte das Gefühl, er würde sie mit seinem Blick durchleuchten, doch er sagte nichts und fuhr zu ihrer Erleichterung fort.
„Das freut mich. Ich dachte, Sie wollen vielleicht neben Severus sitzen, dann haben sie jemanden, den sie kennen und der ihnen eventuelle Fragen beantworten kann“, er deutete auf den Stuhl neben Snape und nickte ihr auffordernd zu. Snape warf einen überraschten Blick zum Schulleiter, doch der nickte ihm ebenfalls aufmunternd zu und ging ohne ein weiteres Wort zu sagen zurück, zu seinem Stuhl, wo er wieder Platz nahm.
„Darf ich?“, fragte Serena etwas unsicher, da ihr Snapes Blick nicht entgangen war. Dieser brummte nur ein unverständliches ‚Ja’ und wandte sich wieder seinem Frühstück zu. Serena seufzte leise und setzte sich dann einfach neben ihm. Stumm begann sie ebenfalls zu frühstücken, wobei sie feststellte, dass sie eigentlich überhaupt keinen Appetit hatte.
„Severus, bitte. Lass uns doch wie normale Menschen miteinander umgehen ...“, begann sie leise nach einigen Minuten, in der Hoffnung, er würde vielleicht doch mit sich reden lassen.
Snape drehte sich zu ihr um und funkelte sie mit seinen schwarzen Augen böse an.
„Was willst du von mir? Geh zu deinem Mann und rede mit ihm“, zischte er gerade so laut, dass nur sie es verstehen konnte, erhob sich wutschnaubend vom Tisch und verschwand eilig aus der Großen Halle.
Serena sah ihm hinterher, warf nun ebenfalls ihre Serviette auf den Teller und lehnte sich zerknirscht auf dem Stuhl zurück.
„Haben Sie noch etwas Geduld mit ihm, er wird sich schon beruhigen“, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich und dann spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie drehte sich erschrocken herum, denn sie hatte nicht mitbekommen, wie der Schulleiter hinter sie getreten war.
„Ich habe ihn wohl doch mehr verletzt, als ich dachte“, flüsterte sie als Antwort.
„Scheint so, aber Sie waren beide jung damals, ich denke, er wird es schon überwinden und auch irgendwann akzeptieren können“, versuchte er sie zu beruhigen.
„Das hoffe ich, Professor. Das hoffe ich wirklich sehr“, seufzte Serena und blickte wieder zur Tür, durch die Snape gerade verschwunden war.

Serena hatte das Gefühl, sie musste raus hier, einfach hinaus und etwas spazieren gehen, ihre Gedanken ordnen. So verließ sie das Schloss und machte sich auf, hinunter in Richtung See.
Der starke Wind, der letzten Nacht hatte inzwischen alle Wolken weggeblasen und so schien heute die Sonne herrlich vom azurblauen Himmel.
Auch wenn es heute Morgen noch etwas frisch war, wärmten die Sonnenstrahlen doch schon ungemein, und sie spürte auch sofort die positive Wirkung, welche die Sonne auf sie hatte.
Sie war noch nicht weit gekommen, ging gerade den Weg entlang, der vom Tor in das Schloss hoch führte.
Kurz war sie stehen geblieben und genoss mit geschlossenen Augen die Sonnenstrahlen in ihrem Gesicht, als plötzlich ein Schatten über ihre Schulter auf sie fiel.
Sie drehte sich um und zuckte erschrocken zusammen, als sie sah, wer sich hinter sie gestellt hatte. Auch wenn sie ihn schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte, erkannte sie ihn doch sofort wieder. Es waren seine Augen, die sie aus Hunderttausenden herauskennen würde und auch seine Haltung. Er war wirklich eine imposante Erscheinung geworden und er erinnerte sie stark an ihren gemeinsamen Vater.
Serena drehte sich ganz zu ihm um und sah ihn abwartend an. Sie wusste nicht recht, wie sie sich verhalten sollte, sie hatte keine Ahnung, was Lucius schon alles über sie wusste. Aber wenn sie ehrlich zu sich war, konnte sie sich denken, dass Severus ihm bestimmt schon alles erzählt hatte, und er deshalb hier war.
Lucius blieb einen guten Meter vor ihr stehen und musterte sie wortlos. Serena hielt diese Stille nicht lange aus, so war sie es, die als Erste sprach.
„Hallo, Lucius“, begann sie, um das Eis des Schweigens zu brechen.
„Sieh an, meine liebe Schwester Serena. Gesund und munter, wie ich sehe?“, er sagte dies sehr kühl und sie spürte deutlich seine kalte abweisende Haltung, er versuchte auch gar nicht seine Gefühle zu verstecken.
„Ja, danke, mir geht es gut“, gab sie zurück, wich aber seinem bohrenden Blick nicht aus. „Du siehst gut aus, es scheint dir nicht schlecht zu gehen“, fügte sie noch an und deutete auf ihn.
„Ich kann mich nicht beklagen“, gab er nur knapp zurück. Serena nickte, bevor sie ihm dann direkt die Frage stellte, die ihr auf der Zunge brannte.
„Ich nehme an, Severus hat dich informiert und dir auch alles erzählt?“
„Direkt wie immer, Schwesterchen, nicht?“, er hob eine Augenbraue und ein leichtes Grinsen huschte über sein Gesicht. „Ja, er hat mir alles erzählt, was er wusste, du hast recht“, bestätigte er ihre Vermutung.
„Hm, damit hab ich gerechnet. Nur nicht, dass du so bald herkommen würdest. Aber gut. Wollen wir ein wenig spazieren gehen und reden?“, fragte sie ihn und deutete auf den Weg, der hinunter zum See führte.
Lucius nickte ging ein Stück stumm mit ihr den steilen Weg hinunter, dann blieb er abrupt stehen und sprach Serena an.
„Warum hast du das getan?“, fragte er und musterte sie eingehend.
Sie musste zu ihm aufsehen, da sie schon ein Stück weiter unten stand und sie kam sich fast vor wie damals, als ihr Vater ihr immer eine Standpauke gehalten hatte, weil sie mal wieder etwas angestellt hatte, was bei ihr früher öfters vorgekommen war. Bei ihnen zu Hause war Lucius immer eher der Gehorsame und Brave gewesen, im Gegensatz zu ihr, die oft das Gegenteil von dem getan hatte, was sie sollte.
„Lucius, ich weiß, dass du böse auf mich bist. Ich kann es auch verstehen, ich habe dich belogen und habe dir jahrelang vorgemacht, ich sei tot. Das ist auch nicht zu entschuldigen, doch du sollst wissen, ich bereue es nicht, Leonard geheiratet zu haben. Ich liebe ihn von ganzen Herzen, und ich stehe zu ihm, egal was kommt“, sie beobachtete ihn, während sie sprach, und sie konnte sehen, wie seine Mundwinkel verächtlich zuckten, als sie den Namen ihres Mannes aussprach.
„Lucius, ich kann dich nur bitten, mir zu verzeihen, dass ich euch im Unklaren gelassen habe. Die Gründe dafür kennst du. Ich jedenfalls bereue meinen Entschluss nicht, das sollst du wissen. Doch ich würde mich freuen, wenn du mir eine Chance geben würdest und wir vielleicht von vorn anfangen könnten?“ Sie war bei den letzten Worten wieder nach oben gestiegen und hatte sich neben ihn gestellt. Ihr Gegenüber zögerte, bevor er antwortete. Es schien ihm schwer zu fallen, das merkte Serena.

Lucius war immer noch mehr als wütend auf Serena und auch ihre Worte versöhnten ihn nicht. Doch auf der anderen Seite war sie immer noch seine Schwester, und sie beide hatten sich früher wirklich sehr gut verstanden. Er hatte immer auf seine kleine Schwester achtgegeben, auch in der Schule, und als er die Schule verlassen hatte, hatte er es Severus überlassen, sich um Serena zu kümmern.
Und doch ... sie hatte die Familienehre besudelt und war mit diesem ... Monster - wie Snape gesagt hatte - auf und davon. Das war etwas, was er ihr nie verzeihen würde. Er ging deshalb einfach auf ihre Frage nicht ein.
„Habt ihr Kinder?“, fragte er stattdessen.
„Nein, wir wollten es nicht riskieren, dass der Fluch sich weitervererben würde“, antwortete sie und senkte etwas den Kopf.
„Gut, dann kannst du noch immer zurückkehren. Verlasse ihn und komm zurück zu unserer Familie, dann können wir von einem Neuanfang reden“, sagte Lucius berechnend.
Serena zuckte zurück und sah ihren Bruder entsetzt an.
„Du hast mir wohl nicht zugehört? Ich liebe Leonard, und ich werde ihn nicht verlassen, hast du verstanden?“ Sie schleuderte ihm ihre Worte wütend entgegen und ihr Körper bebte leicht vor Wut. Doch dann zwang sie sich wieder zu Ruhe, sie wollte einen Streit mit Lucius unbedingt vermeiden. So versuchte sie erst einmal das Thema zu wechseln.
„Du hast einen netten Sohn“, sagte sie dann wieder mit ruhiger Stimme.
„Draco? Du hast ihn schon kennengelernt?“, fragte er überrascht.
„Ja, als ich ankam, habe ich ihn gesehen, er ist dir sehr ähnlich. Und wenn ich nach seinem Aussehen gehe, kann ich wohl annehmen, dass du Narzissa Black geheiratet hast?“, fragte sie ihren Bruder, der durch ihre Fragerei und den plötzlichen Themawechsel etwas irritiert war und nicht gleich wusste, wie er weiter reagieren sollte.
„Ja, das habe ich in der Tat. Doch hier geht es nicht um mich, sondern um dich“, seine Augen blitzen sie an und Serena erkannte, dass es wohl nichts bringen würde. Lucius war und blieb in dieser Beziehung verbohrt.
„Es tut mir leid, dass du enttäuscht von mir bist, Lucius. Ich dachte, du würdest dich vielleicht freuen, wenn du erfährst, dass ich glücklich bin“, sagte sie geknickt und sah nun hinunter auf den See, auf dessen Wellen sich die Sonnenstrahlen brachen und wie kleine Sterne zu ihnen hoch funkelten.
„Das hast du sehr richtig erkannt. Ich bin maßlos enttäuscht, wie du die Familienehre in den Schmutz gezogen hast, wegen so eines - ich erspar es mir, nach einer passenden Bezeichnung für ihn zu suchen“, erklärte er sichtlich kalt und abweisend.
„Wie gesagt, wenn du ihn verlässt, könnte ich mir das mit der Chance noch einmal überlegen ...“, erklärte er trocken, doch Serena fuhr ihm ins Wort.
„Lucius, du willst es nicht verstehen, was? Ich werde Leonard niemals verlassen“, fuhr sie ihn an.
„Gut, es ist deine Entscheidung, dann ist meine Schwester eben weiterhin tot für mich“, erklärte er, drehte sich ohne ein weiteres Wort um und ging den Weg zurück nach oben zum Schloss.
Serena schloss für einen Moment die Augen. Das war einfach zu heftig für sie, obwohl sie damit gerechnet hatte, doch sie hatte immer noch gehofft, er würde ihr verzeihen, jedoch in der Beziehung, hatte er sich kein bisschen verändert.
Nun gut. Damit musste sie zurechtkommen, sie hatte es bisher alleine gut geschafft, und sie würde es weiterhin schaffen.
Sie schlang ihre Arme um sich und richtete ihren Blick weiter auf den See. Sie sehnte sich nach ihrem Mann, doch der würde erst in zehn Tagen nachkommen, wenn Albus Dumbledore und sie alle Vorbereitungen für ihn getroffen hatten.

*




Lucius kam zurück nach Malfoy Manor. Er war so wütend, wie schon lange nicht mehr. Einem seiner Hauselfen gab er einen Tritt mit dem Fuß, weil er ihm nicht schnell genug seinen Mantel abgenommen hatte. Der kleine Kerl flog mit voller Wucht gegen eine massive, riesengroße Messingvase, krachte mit seinem Kopf dagegen und blieb einige Sekunden benommen liegen. Lucius warf ihm einen verächtlichen Blick zu, schmiss dann seinen Mantel zu ihm, mit der Aufforderung ihn sofort aufzuräumen. Er achtete nicht weiter auf seinen verletzten Diener und stieg nach oben in sein Büro, wo er sich hinter seinen mächtigen Schreibtisch setzte.
Seine Gedanken gingen wieder zu seiner Schwester. Dieser verdammte McClaggan hatte seine Familie entzweit, und dafür sollte er büßen. Er musste sich etwas ausdenken, wie er es ihm heimzahlen konnte.
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BeitragThema: Re: Die andere Seite der Wahrheit   Die andere Seite der Wahrheit Icon_minitimeDo Jan 24, 2008 1:45 am

So saß er einige Zeit nachdenklich an seinem Schreibtisch, sein Blick wanderte über die mächtige Regalwand, mit den großen und teuren Büchern, die darin standen, als sein Blick auf einem kleinen, in rotes Leder gefasstes Buch hängen blieb.
Er stand auf, ging mit zusammengekniffen Augen zu dem Regal hinüber und zog es heraus. Seine Finger fuhren nachdenklich über den Einband, auf dem man verschiedene magische Tierwesen erkennen konnte, wie Einhörner, Drachen, Runenspore oder auch Werwölfe, die in das Leder eingearbeitet worden waren. Wenn man genauer hinsah, konnte man erkennen, dass sich diese Wesen auf magische Art leicht hin und her bewegten. Es war eine wunderschöne handgearbeitete und sehr seltene Ausgabe dieses Buches, die er da in seinen Händen hielt.
„Phantastische Tierwesen & wo sie zu finden sind, von Newt Scamander“ stand in goldenen Lettern vorne auf dem Einband. Lucius Mundwinkel hoben sich etwas an und er schlug das Buch auf, blätterte es durch, bis er zu dem Buchstaben M kam, und ließ dann seinen Finger über die Seite wandern, bis er gefunden hatte, was er suchte.

Mantikor – Der Mantikor ist ein hochgefährliches, griechisches Tierwesen, mit dem Kopf eines Mannes, dem Körper eines Löwen und dem Schwanz eines Skorpions. Gefährlich wie die Chimäre und ebenso selten, summt bekanntlich leise und schmachtend, während er seine Beute verschlingt.

Das war nicht das, was ihn interessierte. Das, was er gesucht hatte, kam erst danach und ein Leuchten huschte über seine Augen.

Die Haut des Mantikors lässt fast alle bekannten Zauber abprallen und ein Stich seines Stachels führt zum sofortigen Tod.

Die Haut des Mantikors lässt fast alle bekannten Zauber abprallen - das war das, was ihn aufhorchen ließ. Damit ließ sich doch etwas anfangen.
Er begann noch weitere Bücher herauszuziehen, nahm diese mit zu seinem Schreibtisch und durchsuchte sie nach noch mehr Informationen, bis er endlich das gefunden hatte, was er wollte und brauchte.
Ja, so müsste es gehen, dachte er bei sich und nickte zu sich selbst. Dann klappte er das letzte Buch wieder zu und legte es auf seinen Schreibtisch zu den anderen. Ein sarkastisches Grinsen flog über sein Gesicht, und er fasste eine teuflischen Plan.
Wenn alles so funktionierte, wie er sich das vorgestellt hatte, dann konnte er so seine Schwester von diesem ... Monster befreien.

Er nahm seinen Stock, den er vorhin auf den Schreibtisch gelegt hatte und verließ flott sein Büro.
Noch auf der Treppe rief er seinem Hauselfen zu, er solle ihm seinen Umhang bringen und dieser wuselte sofort los, vor lauter Angst, sein Herr würde ihn wieder schlagen.
Lucius blieb in der mächtigen Eingangshalle seines Anwesens stehen und wartete. Er riss dem Elfen seinen Umhang aus den Händen und hängte ihn sich selber um die Schultern.
„Werden wir doch mal sehen, was der Dunkle Lord zu meiner Idee zu sagen hat“, murmelte er zu sich selber, während er den Knopf seines Umhangs schloss und ein hämisches Grinsen umspielte seine Lippen.
Der kleine Hauself ging vorsichtig ein paar Schritte zurück und in Deckung vor seinem Herrn, da er befürchtete, wieder Schläge zu bekommen.
Aber dieser achtete nicht weiter auf ihn, weil er in Gedanken schon beim Dunklen Lord war und sich genau überlegte, was er ihm vorschlagen würde.

Lucius verließ sein Haus und apparierte nach Little Hangleton, wo er hoffte, auf Lord Voldemort zu treffen und er hatte tatsächlich Glück.
Er apparierte direkt vor dem Grundstück des Hauses, und da es bereits dämmerte, konnte er sehen, dass in dem großen Haus vor ihm ein schwaches Licht in einem der Fenster brannte.
Er ging mit großen Schritten durch den verwilderten Vorgarten darauf zu und betrat leise das Gebäude.
Als er seine Schritte zu der Treppe lenkte, die nach oben führte, hörte er jemanden von dort kommen. Er sah die Stufen hinauf und erkannte Peter Pettigrew, der ihm entgegen kam und ihn aufhielt.
Der kleine Mann, mit seinem schütteren, grauen Haar und der spitzen Nase, sah Malfoy überrascht an.
„Lucius Malfoy!“, sagte er erstaunt und sehr gedehnt.
„Was willst du hier? Der Meister hat dich nicht gerufen!“, zischelte er mit leicht überheblicher Stimme, was Malfoy gar nicht schmeckte, doch er versuchte, seinen überheblichen Ton einfach zu ignorieren.
„Pettigrew! Ich muss dringend den Dunklen Lord sprechen, ich habe vielleicht sehr interessante Neuigkeiten für ihn“, erklärte er Wurmschwanz, der ihn mit seinen wässerigen Augen wichtigtuerisch anblickte.
Dieser hob Lucius darauf hin seine flache Hand entgegen und deutete ihm damit an, stehen zu bleiben.
„Warte hier, ich werde den Meister fragen, ob er Zeit für dich hat“, erklärte er Lucius herablassend.
Dieser blieb erst mal stehen, seinen Blick kurz auf Pettigrews silberne Hand geheftet, mit der dieser fähig war, einen Stein zu Staub zu zermalmen.
Wurmschwanz hatte diese silberne Hand von Lord Voldemort erhalten, als Dank dafür, dass er ihm seine Hand geopfert und ihm damit die Rückkehr ermöglicht hatte. Lucius wollte nicht unbedingt zwischen diese Finger geraten, auch wenn er vor dem Besitzer der Hand nicht wirklich Angst hatte.
Wurmschwanz, wie Peter meist von dem Dunklen Lord genannt wurde, ging wieder nach oben und verschwand durch eine der Türen. Lucius verzog das Gesicht, er konnte diesen Pettigrew nicht ausstehen, das hatte er noch nie gekonnt. Und hätte der Dunkle Lord es nur einmal gesagt oder auch nur angedeutet, hätte er Pettigrew mit Sicherheit schon auf die eine oder andere Art und Weise beseitigt.
Lucius vernahm leise Stimmen von oben aus dem Raum, doch konnte er nicht verstehen, was sie sagten.
Es dauerte auch vielleicht gerade mal eine Minute, da kam Wurmschwanz wieder zurück, blieb auf dem Treppenabsatz stehen und winkte Lucius nach oben.
„Der Meister erwartet dich, du darfst zu ihm“, erklärte er ihm kurz.
Lucius ging nach oben und an Pettigrew vorbei zu dem Zimmer, aus dem dieser gerade herausgekommen war. Er warf ihm noch einen kurzen, abschätzigen Blick zu und betrat dann den Raum.
In dem Zimmer war es nicht sonderlich hell, nur eine kleine Laterne stand auf einem Tischchen, doch sie erhellte den Raum kaum. Die andere Lichtquelle war das Feuer im Kamin, welche den Raum mit düsteren Schatten ausfüllte.
Lucius konnte vor dem Kamin einen alten verrotteten Vorleger sehen, auf dem sich etwas bewegte. Als er genauer hinsah, erkannte er Nagini, die Schlange des Dunklen Lords, die sich dort am Feuer eingekringelt hatte und da lag wie ein treuer Hund vor den Füßen seines Herrchens.
Der hohe Lehnsessel stand mit der Lehne zu Lucius gerichtet, so konnte dieser, als er in den Raum eintrat, nur die verknöcherten Finger sehen, die auf der Armlehne des Sessels lagen.
„Lucius, mein Freund. Was führt dich zu mir? Wurmschwanz sagte mir, du hättest interessante Neuigkeiten für mich?“, fragte eine hohe kalte Stimme vom Lehnstuhl her.
Lucius atmete noch einmal kurz durch und trat dann nach vorn und verneigte sich vor dem Dunklen Lord.
„Ja, mein Herr, das ist richtig“, bestätigte er dessen Frage, und als er den Kopf hob, sah er in das weiße Gesicht von Lord Voldemort. Seine scharlachroten Augen leuchteten in der Düsternis noch gefährlicher als sonst und die platte, schlangenförmige Nase verstärkten noch den Eindruck, als hätte Lucius ein Reptil vor sich. Der dunkle Lord musterte Lucius eingehend und hob dann die Hand, als Aufforderung weiter zu sprechen, der er sofort nachkam.
„Mein Herr, ich hatte heute eine großartige Idee, wie Ihr Eure Unsterblichkeit noch mehr vollenden könnet. Ich bin sicher, Ihr kennt die Wirkung der Haut eines Mantikors?“, fragte er und sah den Dunklen Lord an, der nun interessiert aufblickte.
„Ja, in der Tat, die kenne ich. Sprich weiter, mein Freund, was hast du herausbekommen?“, Lucius nickte und fuhr fort mit seiner Erklärung.
„Ich kenne einen Mann, der sich jeden Abend in einen Mantikor verwandeln muss ...“, er begann dem Dunklen Lord die Geschichte von McClaggan und dem Fluch zu erzählen. Er ließ es auch nicht aus, von dem Fehlverhalten seiner Schwester zu berichten. Voldemort hörte ihm aufmerksam zu, ohne ihn zu unterbrechen.
„Mein Lord, ich hab mich genauestens informiert. Mit Hilfe von ein paar Zaubern, die für Euch mit Sicherheit kein Problem sind, könnt Ihr die Eigenschaften der Haut auf Euch übertragen, dann währt Ihr so gut, wie gegen alle Flüche geschützt“, offerierte er seinem Herrn.
„Und wie willst du es anstellen, an diese Haut zu kommen? Du müsstest den Mantikor doch erst einmal töten?“, fragte er ihn sehr neugierig.
„Mein Herr, auch dafür habe ich schon einen Plan. Ich werde Severus Snape bitten, mir einen absolut tödliches Gift herzustellen, das ich diesem McClaggan verpassen werde und dann gehört er Euch“, er beendete seinen Satz mit einem Wink seiner Hand und einer weiteren Verbeugung.
„Das hört sich in der Tat sehr vielversprechend an, Lucius, mein Freund, und wenn das wirklich gelingen sollte, kannst du dir des Wohlwollens von Lord Voldemort sicher sein.“
Lucius konnte eine leichte Euphorie in der Stimme des Lords hören und er wusste, er hatte genau das erreicht, was er wollte. Er hatte somit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Er würde seinen ungeliebten Schwager loswerden und sein Ansehen beim Dunklen Lord würde noch mehr steigen.
„Das ist auch eine gute Möglichkeit deinen Freund Severus Snape zu testen, ob er noch immer auf unserer Seite steht“, fügte Voldemort noch nachdenklich hinzu.
„Ja, mein Herr, das ist es. Obwohl, ich weiterhin der Meinung bin, dass er immer noch voll zu Euch steht“, wagte er dem Dunklen Lord zu sagen, vor allem nach dem letzten Gespräch, das er mit Severus gehabt hatte.
„Gut. Dann führe deinen Plan aus und bringe mir die Haut des Mantikors, es wird ganz gewiss nicht zu deinem Schaden sein“, beendete Voldemort das Gespräch. Lucius wusste, dass er nun gehen musste, so verneigte er sich noch kurz vor seinem Herrn.
„Ich werde tun, was in meiner Macht steht, mein Herr“, antwortete er ihm noch kurz und ging ein paar Schritte verbeugt und rückwärts Richtung Türe, bevor er sich aufrichtete und ohne ein weiteres Wort das Zimmer verließ.
Er war zufrieden mit sich und beschloss, als Nächstes einen genauen Plan auszuarbeiten und Severus Snape zu bitten, für ihn das Gift herzustellen, mit der er diesen McClaggan töten würde.
Er apparierte zurück nach Malfoy Manor, wo er sich für die nächsten Stunden in seinem Büro einschloss und den Plan bis ins letzte Detail ausarbeitete.
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BeitragThema: Re: Die andere Seite der Wahrheit   Die andere Seite der Wahrheit Icon_minitimeDo Jan 24, 2008 1:48 am

Die Ankunft von McClaggan




Serena hatte in den letzten Tagen noch ein paar Mal versucht, ein Gespräch mit Snape zu beginnen, doch mehr als die üblichen Höflichkeiten, wenn sie nicht alleine waren, brachte sie nicht aus ihm heraus.
Nach ein paar Tagen gab sie es dann auf und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe, die Vorbereitungen für Leonardos Aufenthalt.
Professor Dumbledore hatte inzwischen ein großes Stück vom Verbotenen Wald so präpariert, dass McClaggan dort, ohne Gefahr für andere, seine Nächte verbringen konnte.
Er hatte ihm auch eine Art Haus erschaffen, in dem er sich aufhalten konnte. Nun ja, es war wohl eher von außen ein großer, unauffälliger Erdhügel mit einer Öffnung, aber innen drin doch sehr heimelig, warm und vor allem trocken. Ein Mantikor war zwar Menschen gegenüber sehr gefährlich, doch liebte er es auch, sich an geschützten Orten aufzuhalten.
Weiterhin hatte Dumbledore einen Bannkreis um das Stück Wald gelegt, sodass McClaggan ihn als Mantikor nicht verlassen konnte, jedoch als Mensch zu jeder Zeit.
Serena hoffte, dass diese Maßnahmen genügen würden. Dumbeldore hatte ihm versichert, dass keiner der Schüler in den Wald gehen würde und Hagrid wusste bescheid. Er würde diesen Abschnitt nach Einbruch der Dunkelheit meiden.
Serena war zwar immer noch nicht ganz wohl zumute, doch irgendwie fasste sie Vertrauen zu dem Schulleiter und irgendwann warf sie auch ihre letzten Bedenken über Bord.
Vor allem an dem Tag, an dem Leonardo ankommen wollte, hatte sie alle Ängste vergessen, und ihre Freude, ihren Mann endlich wiederzusehen, überwog alles andere.

Serena saß in ihrem Zimmer und machte sich gerade fertig. Sie hatte ihre Haare teilweise hochgesteckt und sich ein eine Blume ins Haar gemacht. Ein letzter Blick in den Spiegel und dann nahm sie ihren Umhang, warf ihn sich lässig über die Schulter und machte sich auf den Weg nach Hogsmeade.
Leonardo hatte beschlossen, mit dem Zug zu kommen, und so wollte sie ihn vom Bahnhof ab.
Da sie sehr früh dran war, wartete am Bahnsteig des kleinen Ortes. Ihr Blick wanderte in die Ferne und sie suchte den Horizont nach Anzeichen vom Zug ab.
Dann endlich sah sie den Rauch der Lokomotive in der Ferne und schon bald konnte sie das Heulen der Pfeife hören, welches das Eintreffen des Zuges ankündigte.
Sie merkte, dass sie aufgeregt war und trat nervös von einem Fuß auf den andern.
‚Serena, jetzt reis dich mal zusammen’, sagte sie zu sich, was sie aber noch unruhiger werden ließ. Sie freute sich so, ihren Mann wiederzusehen, als hätte sie das erste Rendezvous mit ihm.
Als der Zug dann endlich angehalten hatte und sich eine der Türen öffnete, sah sie mit klopfendem Herzen auf die Türe.
Und tatsächlich, heraus stieg Leonardo McClaggan. Er sah mit seinen Anfang 30 und seiner hellen, grau wirkenden Haarmähne schon älter aus, als er tatsächlich war. Seine scharfen, leicht gelblich wirkenden Augen blitzten hinter seiner Drahtbrille hervor, als er den Zug verließ und den Bahnsteig nach Serena absuchte.
Diese rannte auf den schlanken, graziösen Mann zu und fiel ihm um den Hals.
„Leon“, rief sie, schlang ihre Arme um ihn und gab ihm einen wilden Kuss auf die Lippen.
„Serena, wie hab ich dich vermisst!“, erwiderte er und nahm ihren Kopf zwischen seine Hände. Seine Augen leuchteten sie an und auch sie strahlte vor Freude.
„Oh, warte“, sagte er und löste sich noch einmal von ihr, um seinen Koffer aus dem Zug zu hieven.
Als er ihn auf dem Bahnsteig abgestellt hatte, trat er wieder zu ihr und nahm sie erneut in seine Arme. Sie liebte es, wenn er das tat, vor allem nach der langen Zeit, die sie ohne ihn hatte sein müssen.
„Ist alles in Ordnung? Hat alles geklappt?“, wollte er wissen und suchte ihren Blick.
„Ja, Professor Dumbledore hat alles erledigt. Ich bin mir sicher, es wird alles funktionieren“, antwortete sie ihm überzeugt, doch er merkte sofort, dass sie irgendetwas bedrückte.
„Aber irgendwas stimmt nicht. Habe ich recht?“, fragte er und sah sie eindringlich an.
„Nein, es geht alles klar, du kannst unbesorgt sein. Deinem Unterricht steht nichts im Wege“, gab sie zurück.
„Du brauchst mich nicht anzuschwindeln. Ich weiß, dass dir etwas auf der Seele brennt, also rück raus, was bedrückt dich?“, forderte er sie auf.
„Du hast recht, du kennst mich einfach zu gut“, sie rieb ihm kurz über den Oberarm und deutete ihm an, dass sie losgehen sollten.
„Ich erzähle es dir beim Hochgehen, ja?“, sagte sie und Leonardo zog seinen Zauberstab, richtete ihn auf den schweren Koffer und ließ ihn vor sich herschweben, da er keine Lust hatte, ihn zu tragen. So verließen sie den Bahnhof durch die kleine Bahnhofshalle und schritten die Straße nach Hogwarts hoch.
Leonardo drängte seine Frau nicht, und so hatte sie Zeit, zu überlegen, wie sie es ihm erklären sollte. Er betrachtete sie und legte dann beim Laufen seinen Arm um ihre Schulter und zog sie zu sich heran. Er zog leicht sein Bein hinterher beim Gehen, was noch ein Überbleibsel der Jagd auf ihn vor beinahe 20 Jahren war. Doch er hatte gelernt damit zu leben, und Serena fiel es inzwischen so gut wie gar nicht mehr auf.
Serena lehnte sich leicht gegen ihn. Sie hatte das Gefühl, geborgen zu sein in seinen Armen und endlich fand sie auch den Mut, mit ihm zu sprechen.
„Leon, die Angelegenheiten für dich sind alle sehr zufriedenstellend verlaufen, du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Es ist nur ...“ Sie sah ihn kurz an und senkte dann wieder den Blick. „... ich hätte nicht gedacht, dass ich so Probleme mit meiner Vergangenheit haben würde“, begann sie.
„Das tut mir leid, ich wusste nicht, dass dir das noch immer so zu schaffen macht“, entschuldigte er sich sofort bei ihr.
„Das ist es nicht alleine. Severus Snape, er ... er kann es mir nicht verzeihen, dass ich mich für dich entschieden habe, und das zeigt er mir auch. Deshalb hab ich wohl auch Schuldgefühle“, erklärte sie ihm.
„Du solltest dich nicht von ihm unterbuttern lassen. Wenn er es dir nach so vielen Jahren immer noch nachträgt, dann ist er selber schuld. Sieh doch, Kleines, ihr habt euch euer halbes Leben nicht mehr gesehen. Er hat nicht das Recht, dir das immer noch vorzuhalten. Und wenn er es dennoch tut ...“, er zuckte mit den Schultern, „... dann beachte ihn einfach nicht“, sagte er und hauchte ihr einen Kuss auf ihre Lippen.
„Das sagst du so einfach. Ich hatte gehofft, er hätte mir vergeben und wir könnten vielleicht Freunde sein, aber ... ich habe richtig Angst vor ihm bekommen. Er hat sich sehr verändert, Leon. Er ist so kalt und abweisend geworden. Nicht mehr derselbe, der er früher einmal war“, sagte sie, und sie fühlte, wie es ihr eiskalt über den Rücken hinunter lief bei dem Gedanken an seine Augen, als sie mit ihm geredet hatte.
„Ach, dann vergiss ihn, wenn er nicht will, dann ist er selber schuld. Du hast doch mich“, grinste er sie an und entlockt ihr damit ebenfalls ein Lächeln.
„Du hast Recht, mein Liebling, und wir werden deine Ankunft hier ausgiebig feiern“, beschloss sie und schenkte ihm ihr schönstes Lächeln.
So schritten sie beide, Arm in Arm nach Hogwarts und nachdem Leonardo McClaggan dem Schulleiter seinen Antrittsbesuch gemacht hatte, zogen sich Serena und er auf ihr Zimmer zurück und feierten bei einem kleinen Festmahl, das Serena bei den Elfen in der Küche bestellt hatte, ihr Wiedersehen. Später dann brachte sie ihn zum Verbotenen Wald und zeigte ihm dort alles. Als es anfing zu dämmern, verließ sie ihn und ging alleine zurück zum Schloss.
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BeitragThema: Re: Die andere Seite der Wahrheit   Die andere Seite der Wahrheit Icon_minitimeDo Jan 24, 2008 1:49 am

Mord nach Plan




Lucius hatte die letzten Tage damit zugebracht, seinen Plan bis in das letzte Detail auszuarbeiten. Anschließend schickte er Severus Snape eine verschlüsselte Botschaft, dass er sich mit ihm in seinem Haus zu einer Besprechung treffen wollte.

Lucius saß hinter seinem Schreibtisch, als ihm eine seiner Hauselfen das Eintreffen von Professor Snape ankündigte.
„Schicke ihn zu mir!“, befahl er knapp dem kleinen Kerl, der mit seinen großen, ängstlich drein blickenden Augen vor ihm stand.
Doch noch bevor dieser sich umdrehen und den Befehl seines Herrn ausführen konnte, stieß Snape die Türe bereits auf und betrat unaufgefordert das Büro.
„Was gibt es denn so Wichtiges? Ich habe nicht viel Zeit. Professor Dumbledore erwartet mich spätestens in einer Stunde zurück“, brummte der Zaubertranklehrer ungeduldig, als er auf Lucius’ Schreibtisch zuglitt.
„Jetzt setzt dich erst mal, mein Freund“ Lucius deutete auf den edlen Polsterstuhl vor seinem Schreibtisch, „so lange werde ich nicht brauchen. Und ich bin mir sicher, dass es dich sehr interessieren wird, was ich dir zu sagen habe“, bemerkte Lucius sehr gelassen.
„Danke, ich bleibe lieber stehen“, entgegnete Snape knapp. Lucius hatte das Gefühl, als er seinen Freund ansah, dass ihn etwas bedrückte.
„Wie du möchtest“, dann sah er ihn fragend an. „Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“
„Laus ist gut. Ich sage nur Potter“, sein Gesicht verzog sich kurz missmutig.
„Oh, ich will gar nicht mehr darüber wissen“, antwortete Lucius ihm, stand auf und lehnte sich Severus gegenüber seitlich an seinen Schreibtisch.
„Nun, warum wolltest du mich sprechen, was gibt es so Dringendes?“, fragte Snape und blickte ihn abwartend an. Lucius scheuchte den kleinen Elfen, der immer noch verschüchtert in der Tür stand, aus dem Zimmer. Dieser verbeugte sich leicht, flitzte sofort aus dem Raum und schloss die Türe hinter sich.
„McClaggan“, sagte Lucius knapp und ein sarkastisches Grinsen huschte über sein Gesicht. Snape sah ihn immer noch fragend an und Lucius fuhr dann mit seiner Erklärung fort.
„Ich habe einen Plan, wie wir ihn uns vom Hals schaffen können und auch noch dem Dunklen Lord einen Dienst erweisen. Das wird uns beide in seiner Gunst weiter steigen lassen“, erklärte er Severus, der ihn nun mit hochgezogener Augenbraue anstarrte und sich dann doch auf den Stuhl niederließ. Lucius nickte kurz, als er merkte, dass sein Freund doch Interesse an seiner Idee zeigte und setzte sich ebenfalls hin. Er ließ sich in seinen mit feinstem Wildleder bezogenen Schreibtischstuhl sinken und lehnte sich dabei genussvoll grinsend zurück, während er seine Fingerspitzen gegeneinander lehnte.
„Dann mal raus mit der Sprache!“, forderte Snape ihn auf und Lucius erklärte ihm ganz genau seinen Plan ...

„Das hört sich wirklich sehr gut an. Nur mit welchem Gift willst du ihn töten? Du weißt, dass man kaum an ihn herankommt, wenn er sich verwandelt hat“, warf er ein.
„Das hab ich schon ganz genau überlegt, mach dir da keine Sorgen, du musst lediglich das Gift für mich herstellen, den Rest übernehme ich.“ Lucius Augen leuchteten bei dem Gedanken, McClaggan das Licht auszublasen. Er erhob sich und holte eines seiner Bücher aus dem Regal und reichte es Snape.

„Schau mal auf Seite sechsundsiebzig“, forderte er ihn auf. Snape öffnete das alte, schwere Buch an der angegebenen Stelle und begann zu lesen. Dann zogen sich seine Mundwinkel leicht nach oben und ein Funkeln war ihn seinen Augen zu erkennen.
„Du bist ein grausamer Kerl, Lucius. Genial, aber grausam“, er sah ihn an und ein teuflisches Grinsen huschte über sein Gesicht.
„Ich weiß, Severus. Nun wie sieht es aus, kannst du das brauen?“, fragte er ihn nun direkt heraus.
„Sicher, das Herstellen dürfte kein Problem sein. Nur ...“, er deutete auf eine der Zutaten in der Liste, „das hier hab ich nicht, und ich habe im Moment auch keine Gelegenheit da ranzukommen“, erklärte er und sah Lucius nachdenklich an.
„Du meinst das Gift des Lobalugs? Ich werde es dir besorgen, keine Sorgen. In drei Tagen hast du es“, erklärte Lucius, so als wäre es etwas, was er täglich machen würde.
„In Ordnung, ich verlasse mich auf dich. Ohne dieses Gift ist das Zeugs nicht brauchbar. Und ich muss es so herstellen, dass er innerhalb von drei Stunden angewendet werden kann. Wenn es länger steht, verliert es sehr schnell an Wirkung“, erklärte Snape ihm.
„Ich weiß, ich hab es mir mehrere Male durchgelesen. Und das ist ja auch das Geniale daran, es wird keiner feststellen können, an was McClaggan gestorben ist, wenn man seine Übereste finden sollte, da dieses Gift nicht mehr nachgewiesen werden kann. Severus, vertrau mir, wenn ich sage, du hast die Zutat in drei Tagen, dann hast du es auch. Soweit müsstest du mich inzwischen kennen“, sagte er schon fast beleidigt.
„Gut, wann willst du den Plan durchziehen?“, fragte Snape und erhob sich.
„So schnell wie möglich, am besten in drei Tagen, gleich bei Einbruch der Dunkelheit. Der Dunkle Lord, wartet schon begierig auf seine neue Haut“, verkündete er seinem Freund und sah ihn abwartend an.
„In Ordnung, dann werde ich heute Nacht noch mit dem Trank beginnen, da er zwei Tage stehen muss“, erklärte sich Snape bereit.
„Gut, und den Rest übernehme ich“, Lucius überkam ein Gefühl des Triumphes und seine Augen begannen, siegessicher zu leuchten. Er reichte Severus die Hand und legte die andere auf seinen Arm.
„Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann, mein Freund. Jetzt werden wir ihn dafür bestrafen, was er uns angetan hat. Das wird unsere Rache sein, Severus“, zischte er, zufrieden mit sich und der Welt.
Severus nickte zustimmend und verließ dann Lucius’ Büro. Dieser sah ihm hinterher, bis er die Türe hinter sich geschlossen hatte. Dann ging er zu seinem Bücherregal, zog an einem der Bücher und das Regal schwang herum, drehte sich um 180 Grad und eine kleine, versteckte Bar kam zum Vorschein, die sich Lucius vor einigen Jahren in sein Büro, ohne das Wissen seiner Frau, einbauen lassen hatte.
Zur Feier des Tages gönnte er sich einen ganz besonderen Whiskey, den er einem Minister abgeschwatzt hatte, der ihm noch etwas schuldig gewesen war. Als er sein Glas gefüllt hatte, hob er es hoch, sah in den Spiegel, der in der Bar eingearbeitet war und prostete seinem Spiegelbild zu.
„Auf dich, Lucius, und deinen genialen Plan“, sagte er und grinste sich selber an, bevor er das Glas mit einem Schluck leerte.




*





Serena und Leonardo hatten die letzten beiden Schultage vor den Sommerferien genutzt, um Pläne für die Ferienzeit zu schmieden, wenn die Schüler nicht mehr in Hogwarts waren. Sie wollten auf jeden Fall, wenn die Schule im September wieder anfangen würde, auf alles vorbereitet sein. So beobachteten sie den Schulalltag etwas genauer und stimmten dann ihre Zeiten, wenn Leonardo in den Wald gehen und morgens wiederkommen wollte, mit den Zeiten der Schüler ab. So, dass sie es so unauffällig wie möglich machen konnten.
Serena beobachtete ihren Mann und merkte sehr schnell, wie viel Freude es ihm bereitete, wieder in England zurück zu sein. Deshalb sagte sie auch keinen Ton mehr über ihre Ängste und Alpträume, die sie leider immer noch verfolgten, denn sie war glücklich darüber, dass er sich so wohl fühlte, und das reichte ihr, das wollte sie ihm nicht verderben.

Inzwischen waren die Schüler abgereist, und die Ferien hatten begonnen. Es war sehr ruhig geworden in Hogwarts.
Als Leonardo an einem verregneten Mittag alleine in Hogsmeade unterwegs war, um sich noch ein paar Dinge zu besorgen, saß Serena in ihrem Zimmer und las ein Buch.
Sie erschrak, als plötzlich etwas gegen ihre Scheibe krachte und sah auf.
Vor ihrem Fenster erkannte sie eine Eule auf- und abflattern, die immer wieder mit den Flügeln gegen die Scheibe schlug. Sofort stand sie auf und öffnete es.
Die wunderhübsche, marmorierte Eule flog sofort in ihr Zimmer und landete auf dem Bett. Serena ging zu ihr und löste die Pergamentrolle vom Bein. Verwundert sah sie auf das schöne und auch bestimmt sehr wertvolle Tier, bevor sie den Brief aufmachte und ihn las.

Er war von Narzissa Malfoy. Serena wunderte sich, doch sie setzte sich neben die Eule aufs Bett und begann ihn zu lesen.

Liebste Serena,

Du wunderst dich sicher, dass ich Dir schreibe. Nun die Sache ist die: Ich habe mit Lucius geredet und ich bin nicht ganz seiner Meinung, was Dein Verhalten angeht. Deshalb würde ich gerne mit Dir sprechen, vielleicht schaffe ich es ja doch noch, die Sache zwischen Dir und Deinem Bruder einzurenken.
Ich hoffe doch, Du wirst Dir etwas Zeit nehmen? Lucius ist heute nicht zu Hause. Komm doch zu mir, und wir könnten zusammen Tee trinken. Ich würde mich wirklich sehr freuen, Dich wieder zu sehen. Bitte gib mir keinen Korb. Mir ist die Sache wirklich sehr wichtig.

Herzliche Grüße

Narcissa


Serena lies den Brief sinken und sah zu der Eule, die anscheinend auf eine Antwort wartete.
Doch wusste sie nicht so recht, was sie tun sollte, aber sie hatte das Gefühl, dass Narzissa es wirklich ernst meinte. Und wenn es jemand schaffen konnte Lucius umzustimmen, dann war sie es wohl. Serena hoffte immer noch ganz tief im Innern, dass sie sich mit ihrem Bruder aussöhnen könnte, so beschloss sie, Narzissas Einladung anzunehmen. Sie ging zu ihrem Schreibtisch und schrieb eine Antwort, welche sie der Eule an den Fuß band und diese sich damit sofort auf den Rückweg machte.
Als die Eule weg war, schrieb Serena noch ihrem Mann eine kurze Nachricht, wo sie war. Dann machte sie sich ebenfalls fertig und begab sich nach Malfoy Manor, in der Hoffnung, dass sich das Gespräch mit ihrer Schwägerin positiv auf ihre familiäre Situation auswirken würde.

Serena erreicht Malfoy Manor und sah sich um. Es hatte sich nicht viel verändert, seit sie das letzte Mal hier gewesen war. Das prachtvolle, weiße Haus erstrahlte immer noch in seinem ursprünglichen Glanz. Lucius und Narzissa schienen sich hervorragend um das Anwesen zu kümmern.
Sie seufzte leise auf, als die Erinnerungen an ihre doch sehr schöne und sorgenfreie Kinder- und Jugendzeiten in ihr aufkamen.
Sie ging langsam auf den Eingang zu, als die Türe plötzlich aufging und Narzissa darin erschien. Sie hatte sie wohl schon erwartet, kam ihr ein Stück entgegen und begrüßte sie zu ihrer Überraschung sehr herzlich. Sie nahm sie kurz in ihre Arme und musterte sie dann von oben bis unten.
„Serena, schön, dass du gekommen bist. Lass dich ansehen. Gut siehst du aus, wirklich. Die Ehe schient dir zu bekommen“, sagte sie, hakte sich bei ihr ein und zog sie mit sich ins Haus.
Eine der Hauselfen nahm Serena ihren Umhang ab und Narzissa führte sie in den Salon, wo sie schon den Tee hatte servieren lassen.
„Setzt dich doch. Ich bin froh, dass du meine Einladung angenommen hast“, begann sie, ging zu dem kleinen Tischchen, auf dem ein Tablett mit Tee bereit stand. Sie schenkte den Tee aus einer wunderschönen teuren Porzellankanne in die dazu passenden edlen Tassen und reichte dann Serena eine davon, bevor sie sich, mit ihrer Tasse in der Hand, in den Sessel ihr gegenüber setzte.
Serena beobachtete sie dabei und ihr fiel auf, wie nobel und vornehm Narzissa doch wirkte. Auch ihr Kleid, welches ihr perfekt passte, schien eine Sonderanfertigung zu sein. Sie wirkte darin wie eine Porzellanpuppe, dachte Serena so bei sich. Die blasse zarte Haut von Narcissa verstärkte diesen Eindruck noch mehr.
Lucius’ Frau stellte es sehr geschickt an und fragte Serena über ihr Leben in den letzten Jahren aus. Diese wusste nicht, wie sie es geschafft hatte, aber am Ende hatte sie ihrer Schwägerin mehr erzählt, als sie eigentlich vorgehabt hatte zu sagen. Aber trotz der übertriebenen Freundlichkeit von Narzissa und deren Bemühungen hatte Serena trotzdem irgendwie das Gefühl einer kalten und berechnenden Frau gegenüberzusitzen. Es waren wohl die kalten Augen von Narzissa, die in ihr diesen Eindruck erweckten. So war es auch nicht sonderlich verwunderlich, dass sie nach einiger Zeit den Wunsch verspürte, wieder zu gehen, also ließ sie sich eine Ausrede einfallen. Sie behauptete einfach, dass sie noch ein Gespräch mit dem Schulleiter haben würde, um sich dann schnellstens wieder verabschieden zu können.
„Serena, ich hab mich sehr gefreut, dass du gekommen bist. Und ich werde mit Lucius reden, vielleicht können wir uns alle drei noch mal zusammensetzen und das in aller Ruhe miteinander ausdiskutieren“, schlug sie vor, als Serena sich zum Gehen erhoben hatte.
„Ja, das wäre wundervoll, Narzissa, doch ich mach mir nicht allzu große Hoffnungen. Ich weiß, was für ein Sturkopf Lucius in der Beziehung ist. Ich danke dir jedenfalls für deine Bemühungen, ich weiß das sehr zu schätzen“, antwortete Serena höflich, nahm ihren Umhang, den ihr die Hauselfe reichte, und schritt mit Narzissa zur Türe.
„Ich bin mir sicher, wir werden uns bald wieder sehen, meine Liebe und ich hoffe, wir beide können Freundinnen werden“, sagte diese mit einem breiten Lächeln und reichte Serena die Hand.
„Das wäre wirklich sehr schön“, gab sie zurück und erwiderte den Händedruck. Narzissa hauchte ihr noch einen Kuss auf jede Wange und Serena ging dann den Weg in Richtung Tor hinunter. Sie drehte sich noch einmal, als sie das Tor erreicht hatte, um, winkte kurz und apparierte nach Hogsmeade zurück, um ins Schloss zurückzukehren.
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BeitragThema: Re: Die andere Seite der Wahrheit   Die andere Seite der Wahrheit Icon_minitimeDo Jan 24, 2008 1:51 am

Erstens kommt es anders
und zweitens als man denkt





Lucius wartete versteckt hinter einem dichten Gebüsch im Vorgarten seines Anwesens, als er sah, wie Serena Malfoy Manor erreichte und dann mit seiner Frau im Haus verschwand. Daraufhin schickte er die Eule los, die auf seinem Arm gesessen und ungeduldig darauf gewartet hatte, ihre Aufgabe erfüllen zu dürfen. Er hatte McClaggan, eine Nachricht geschickt, auf der stand, dass er seine Frau hätte und McClaggan sofort und alleine zum Verbotenen Wald kommen sollte. Wenn er irgendjemand etwas erzählen würde, würde seine Frau sofort sterben.
Lucius hatte anonym geschrieben. Er hoffte McClaggan würde darauf hereinfallen und sich auch an die Anweißungen halten.
Er sah der Eule noch hinterher, bis sie nicht mehr zu erkennen war, stülpte dann die Kapuze seines Umhangs über den Kopf und apparierte nach Hogsmeade.
Von dort aus machte er sich sofort auf den Weg zum Verbotenen Wald, wo er auch vollkommen unbemerkt ankam. Am Rande des Geländes von Hogwarts, ziemlich weit vom Schloss entfernt, fand er, an der mit Severus Snape vereinbarten Stelle, dann die Spritze mit dem Giftserum. Er hatte Severus in seiner letzten Nachricht gebeten, sie für ihn dort zu verstecken, so dass sie vermeiden konnten, zusammen gesehen zu werden. Er nahm das kleine in Leder gepackte Päckchen, in dem sich die Spritze befand, und steckte sie, nachdem er den Inhalt genau überprüft hatte, erst einmal in die Innentasche seines Umhangs. Dann lenkte er seine Schritte hinüber zum Wald, blieb dort unter den vordersten Bäumen stehen und verbarg sich hinter dem dichten Grün. Er hatte eine Stelle gewählt, von der aus er fast das ganze Gelände, bis hinauf zum Schloss einsehen konnte. So würde er McClaggan auf keinen Fall verpassen.
Er musste auch nicht sehr lange warten. Ein dämonisches Grinsen huschte über sein Gesicht, als er McClaggan auf den Wald zulaufen sah. Lucius fiel auf, als er ihn so beobachtete, dass McClaggan ein Bein beim Rennen etwas nachzog und verzog angewidert sein Gesicht. Also war dieser Kerl auch noch ein Krüppel. Na dann wurde es höchste Zeit, dass er Serena von ihm befreite, dachte er.
Lucius wartete bis McClaggan den Wald betreten hatte und folgte ihm dann in einem gewissen Abstand. Er schaute immer wieder auf seine Uhr und beobachtete den Himmel, der sich langsam immer mehr verdunkelte. Allmählich setzte die Abenddämmerung ein und die Sonne würde bald hinter dem Horizont verschwunden sein.
Lucius folgte dem sichtlich aufgeregten McClaggan bis zu einer kleinen Lichtung, zu der er ihn bestellt hatte. Er beobachtete ihn noch einen Augenblick, wie er da stand und sich mit verzweifeltem Blick umsah und nach seiner angeblich entführten Frau suchte. Lucius genoss es, ihn so ängstlich und hilflos vor sich zu sehen.
Aber dann wusste er, dass es langsam Zeit wurde und er trat nun ebenfalls auf die Lichtung zu ihm und gab sich zu erkennen. Er streifte noch im Gehen seine Kapuze vom Kopf und blieb dann drei Meter vor ihm stehen.
„McClaggan, es freut mich, dass Sie gekommen sind“, begrüßte er ihn mit einem satanistischen Grinsen.
„Malfoy, ich hätte es wissen müssen. Wo ist meine Frau? Wo ist Serena, was haben Sie mit ihr gemacht?“, fauchte McClaggan ihn wütend an und wollte sich auf Lucius stürzen. Doch dieser hatte mit so etwas gerechnet und blitzschnell seinen Zauberstab aus seinem Stock gezogen und auf ihn gerichtet. McClaggan blieb wie vom Donner gerührt stehen und blickte auf den Zauberstab in Lucius Hand.
„Komm auf keine falschen Ideen, McClaggan“, warnte Lucius ihn.
„Was willst du Malfoy?“, fragte McClaggan nun unsicher und sah ihm wieder in die Augen.
„Was ich will? Kannst du dir das nicht denken?“, fragte er ihn abfällig.
„Serena wird mich nicht verlassen, vergiss es, Malfoy. Wir lieben uns und wir gehören zusammen, akzeptier das endlich“, zischte er ihm entgegen.
„Das werde ich niemals. Und deshalb werde ich dafür sorgen, dass du sie ein für alle Mal in Ruhe lassen wirst!“, schrie er ihm wütend entgegen. McClaggan zuckte zurück, als er das hörte, ein kleiner Ruck ging durch seinen Körper und er blickte sich um. Lucius sah den kurzen Schrecken auf dessen Gesicht, er ahnte, dass diesem erst jetzt bewusst wurde, dass die Sonne gleich untergehen würde, doch dieser sagte zu Lucius nichts deswegen.
„Was hast du vor?“ McClaggan sah ihn erschrocken an, dabei ließ er den Zauberstab in seiner Hand nicht aus den Augen. Lucius bemerkte seinen ängstlichen Blick und seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben.
„Ja, McClaggan, ich werde dich töten, aber nicht einfach so ...“, begann er dessen Vermutung zu bestätigen. „Du wirst mir, nein das heißt, du wirst dem Dunklen Lord noch von Nutzen sein.“ Er grinste ihn süffisant an.
„Ich wusste schon immer, dass du mit Voldemort unter einer Decke steckst“, fauchte Leonardo ihn böse an und seine Hände ballten sich wütend zu Fäusten.
„Du sollst seinen Namen nicht aussprechen“, zischte Lucius zurück und hob den Arm mit seinem Zauberstab etwas an, doch dann grinste er wieder verholen.
McClaggan, begann sich zu kurz verkrampfen und dann huschte ein sarkastisches Lächeln über sein Gesicht.
„Nur zu dumm, dass du zu lange gewartet hast, Schwager. Gleich werde ich mich verwandeln und selbst, wenn du jetzt die Beine in die Hände nimmst, werde ich dich einholen und dich dann töten. Du hast die Rechnung ohne den Wirt gemacht“, knurrte er, während sich seine Arme und Beine immer wieder krampfartig zu schütteln begannen.
„Irrtum, mein bald toter Schwager ... genau das war meine Absicht, ich brauche die Haut des Mantikors, sie soll dem Dunklen Lord als Fluchabwehr dienen, deshalb werde ich dich erst töten, wenn du dich verwandelt hast“, warf er ihm entgegen und begann dann bei seinen letzten Worten laut zu lachen.
McClaggan konnte darauf nicht mehr antworten, weil in dem Moment die Sonne hinter dem Horizont verschwand und die Verwandlung entgültig einsetzte. Lucius starrte auf den Mann vor ihm. Dieser bäumte sich, wie unter großen Schmerzen auf, warf den Kopf in den Nacken und begann fürchterlich und laut zu schreien. Malfoy machte unwillkürlich ein paar Schritte zurück, ohne ihn aber aus den Augen zu lassen. Er wechselte den Zauberstab in seine linke Hand und griff in die Innentasche seines Umhangs, wo er die Spritze herauszog. So stand er da, in der linken Hand seinen Zauberstab und in der rechten die Spritze, welche er so gepackt hielt, dass er sie ihm mit einer Hand in den Leib rammen und gleichzeitig ihren Inhalt in seinen Körper drücken konnte. Er wusste, dass ihm dazu nur Sekunden bleiben würden und seine Aktion verdammt schnell gehen musste.

Leonardo McClaggan bäumte sich auf, drückte dabei den Rücken durch und schüttelte sich heftig. Dann fiel er mit einem Mal nach vorn und landete auf allen vieren, sein Körper schien anzuschwellen und das Hemd, das er trug, wurde langsam aber sicher zu eng und dann riss es plötzlich auf und hing nur noch in Fetzen an seinem Leib herunter. Lucius konnte sehen, wie aus seiner Haut Fell zu wachsen und dieses seinen ganzen Körper zu bedecken begann. Gewaltige Muskeln konnte er unter dem Fell sehen und immer mehr verwandelte sich der Mann vor ihm in einen Löwen. Nur der Kopf behielt seine menschliche Form. Aber auch dieser veränderte sich etwas. Vor allem der riesige Kiefer viel auf, der bestückt war mit drei Reihen rasiermesserscharfen Zähnen, die von einem Ohr zum anderen reichten und sehr Furcht einflößend wirkten. Diese Kiefer waren wirklich dafür geschaffen, sein Leibgericht – Menschenfleisch – in mundgerechte Stücke zu reißen.
Mit den Krallen riss sich das Wesen vor Lucius die restliche Kleidung vom Körper und das Schreien vom Anfang verwandelte sich langsam in ein Brüllen, das dem eines Löwen oder Tigers ähnelte. Da entdeckte Lucius den gefährlichen und außergewöhnlichen Schwanz, der mit giftigen Pfeilen gespickt war, wie der eines Skorpions. Lucius wusste, dass er sich vor diesem besonders in Acht nehmen musste, denn ein Mantikor war fähig, diese Pfeile bis zu dreißig Meter weit zu schleudern und auch sein Opfer zu treffen.
Malfoy beobachtete ihn genau, er musste genau den richtigen Zeitpunkt abwarten.
In der Zeit, in der er sich verwandelte, war er noch nicht gefährlich, doch er musste warten, bis die Verwandlung abgeschlossen war, denn sonst würde die Haut des Mantikors nicht seine volle Eigenschaft entwickelt haben. Doch er musste schnell genug sein, bevor dieser dazu fähig war, einen seiner giftigen Pfeile abzuschießen.
Er wusste, dass er ihn mit einem Fluch nicht töten konnte, aber er hoffte, dass er ihn für ein paar Sekunden schwächen oder außer Gefecht setzen konnte, um ihm die Spritze in den Hals zu jagen.
Lucius umklammerte die Spritze fest in seiner Faust, hob seinen Zauberstab und richtete ihn auf McClaggan ...



*




Serena erreichte Hogwarts. Nachdem sie in der Nähe von Hogsmeade wieder appariert war, rannte sie sofort nach oben zum Schloss. Sie wollte Leonardo noch sehen, bevor er für die Nacht in den Wald gehen musste. Sie war ziemlich außer Atem, als sie die Eingangshalle betrat und gleich nach oben gehen wollte. Doch noch, bevor sie die Treppe erreicht hatte, hörte sie, wie jemand ihren Namen rief.
„Serena! Warte bitte, ich muss mit dir reden“, hörte sie Severus Snape hinter sich rufen.
Verwundert blieb sie stehen und drehte sie sich zu ihm um.
Sie sah in sein Gesicht und wunderte sich aufs Neue. Sie hatte erwartet, wieder in diese hasserfüllten Augen zu sehen, wie sie es die letzten Tage ertragen musste. Doch zu ihrer größten Verwunderung war von Hass und Wut in seinen Augen so gut wie nichts mehr zu lesen. Sie sah ihn erstaunt und abwartend an. Doch noch, bevor sie fragen konnte, was los war, zog er sie mit sich in ein leeres Klassenzimmer in ihrer Nähe und schloss die Tür hinter ihnen.
Serena war so überrascht davon, dass sie sich nicht einmal wehrte, ja nicht einmal daran dachte, sich zu wehren oder zu widersprechen.
„Was ist denn los?“, fragte sie ihn nun erstaunt und blickte fragend ihn an. Er stellte sich vor sie, legte seine Hände auf ihre Oberarme und sah sie eindringlich an. Serena lief es eiskalt den Rücken hinunter bei seinem Blick und sie hatte das Gefühl, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.
„Serena, ich muss dir etwas sagen. Ich weiß, dass der Dunkle Lord vor hat ...“, es schien ihm nicht leicht zu fallen das zu sagen, „ ... er hat vor, deinen Mann zu töten. Er will seine Haut, die ihm als Schutz vor Flüchen dienen soll“, erklärte Snape leise und doch sehr eindringlich. Serena spürte, wie ihre Knie weich wurden und ihr Körper zu zittern begann. Sie sah Snape mit großen Augen an und schüttelte verwirrt den Kopf.
„Warum, wieso ... was hat das zu bedeuten ...?“, begann sie zu fragen, doch Severus unterbrach sie.
„Wir haben nicht viel Zeit, Serena. Wenn wir es verhindern wollen, müssen wir sofort in den Verbotenen Wald gehen. Ich werde Professor Dumbledore verständigen, wir brauchen seine Hilfe“, erklärte er weiter, doch in Serenas Kopf begann sich alles zu drehen. Leonardo war in Gefahr, man wollte ihn töten. Sie musste ihm helfen und zwar sofort.
„Warte einen Moment hier, ich gehe zum Schulleiter und dann gehen wir zusammen in den Wald“, sagte er eindringlich und sah sie an.
„Ja, ja ist gut, ich hole nur meinen anderen Umhang, Severus. Ich warte dann in der Eingangshalle auf euch. Bitte beeil dich“, flehte sie ihn an.
„Ja, das werde ich“, sagte er fast gehaucht, während er einen Moment lang in ihre Augen sah. Sie glaubte, darin so etwas wie Angst und ... erstaunlicher Weise, etwas wie Schuldgefühle zu lesen. Doch sie konnte sich wirklich erklären, warum und verwarf den Gedanken sehr schnell wieder, sie hatte verdammte Angst um ihren Mann.
Severus Snape nickte ihr noch einmal kurz zu und verließ dann den Raum, ohne die Türe wieder zu schließen. Serena ging ebenfalls hinaus, sah ihm hinterher, bis er verschwunden war, dann drehte sie sich um und rannte wieder aus dem Schloss hinaus und auf den Verbotenen Wald zu.
Sie wusste nicht, wo er genau war, doch sie hatte auf keinen Fall vor, zu warten, bis Severus und Dumbledore kommen würden. Er war in direkter Gefahr und um so näher sie dem Wald kam, um so deutlicher spürte sie es. Ihr Magen zog sich zusammen bei der Vorstellung und immer wieder gingen ihr folgende Gedanken durch den Kopf:
‚Ich hatte geahnt, dass etwas passieren würde, das konnte nicht gut gehen, ich hätte es nicht zulassen dürfen, dass wir nach Schottland zurückkehren. Ich hätte mich weigern sollen.’ Ihre Gedanken drehten sich im Kreis und sie rannte weiter so schnell sie nur konnte.
Ihr Herz schlug wild gegen ihre Brust und total außer Atem erreicht sie den Rand des Verbotenen Waldes. Sie blickte sich kurz um, und einem Instinkt folgend, betrat sie das dunkle Unterholz und ging zielstrebig hinein. Nachdem sie ein paar Minuten gegangen war, hörte sie leise Stimmen, die durch den Wald hallten. Sie folgte ihnen, bis sie einen fürchterlichen Schrei vernahm. Sie wusste sofort, es war Leonardo, der sich in dem Moment zu verwandeln begann, das konnte nur er sein, zumal die Sonne inzwischen untergegangen war. Ihr Herz setzte für einen Moment lang aus, sie blieb entsetzt stehen und lauschte in den immer dunkler werdenden Wald hinein. Das fürchterliche Schreien klang in ihren Ohren wieder und sie musste sich zwingen weiterzugehen, doch sie rannte nicht mehr sondern setzte einen Schritt vor den anderen. Jeder dieser Schritte fiel ihr verdammt schwer, sie hatte das Gefühl durch eine träge Masse zu laufen, wie in einem Alptraum. Sie hörte immer wieder die schrecklichen Schreie ihres Mannes und ihr ganzer Körper verkrampfte sich noch mehr. Was würde sie für ein Bild erwarten? Würde sie Voldemort selbst gegenüberstehen oder hatte er nur einen seiner Anhänger geschickt, der diese Arbeit für ihn erledigen sollte? Serena hatte das Gefühl, dass das, was hier geschah, nicht wirklich passierte, es musste ein Alptraum sein, und sie hoffte, sie würde in den nächsten Minuten aufwachen und feststellen, dass sie alles nur geträumt hatte.
Sie sah in der Ferne eine Lichtung und erblickte dort eine Gestalt, die auf allen vieren auf dem Boden kniete. Sie stöhnte leise auf und presste sich eine Hand auf den Mund, als sie näher kam und Leonardo erkannte. Er war gerade dabei, seine Verwandlung abzuschließen. Sein Körper hatte sich bereits in den eines Löwen verwandelt und seine Haut war schon überall mit Fell überzogen. Er war gewaltig und sah furchteinflößend aus.
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BeitragThema: Re: Die andere Seite der Wahrheit   Die andere Seite der Wahrheit Icon_minitimeDo Jan 24, 2008 1:53 am

Sie hatte ihn noch nie als Mantikor gesehen und es versetzte ihr doch einen gewaltigen Stich ins Herz, als sie ihn so sah. Sie wusste, dass er es war, denn sie konnte ihn immer noch an seinem Kopf erkennen, der aber durch das inzwischen große Maul mit den fürchterlich gefährlichen Zähnen schrecklich entstellt wirkte. Und wenn sie ihn nicht erkannt hätte, hätte sie es gefühlt, da war sie sich sicher.
Sie war so fasziniert und gleichzeitig geschockt von dem Anblick, dass sie erst viel später die Person, die ein paar Meter von Leonardo entfernt stand, wahrnahm. Als sie den Kopf leicht drehte, sah sie - sie glaubte ihr Blut würde in ihren Adern gefrieren - Lucius, ihren eigenen Bruder. Sie schüttelte unmerklich den Kopf. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein ... Sie starrte zu ihnen und presste ihre zu Fäusten geballten Hände auf ihre Brust.
Sie war inzwischen am Rande der Lichtung neben einem sehr großen Baum stehen geblieben und sah nun entsetzt von einem zum andern. Was ging hier nur vor sich, ihr Augen huschten verzweifelt hin und her, als sie plötzlich bemerkte, dass Lucius irgendetwas in seiner Hand hielt. Doch es war inzwischen zu dunkel, als dass sie es wirklich hätte erkennen können. Sie hatte keine Ahnung, was das sein könnte und was er damit vorhatte.
Leonardo hatte sich mittlerweile verwandelt, als sie sah, wie Lucius seinen Zauberstab auf ihn richtete.



*




Severus Snape stieg mit eiligen Schritten die Stufen nach oben, um den Schulleiter zu informieren. Als er den Flur zu dem wasserspeienden Brunnen entlang ging, warf er einen kurzen Blick aus dem Fenster und blieb wie vom Donner gerührt stehen, als er eine Gestalt auf den Verbotenen Wald zurennen sah. Er trat näher ans Fenster, erkannte Serena und fluchte dann leise. Sofort machte er auf dem Absatz kehrt und lief, mit wehendem Umhang, die Treppen wieder hinunter und aus dem Schloss. Er folgte Serena in den Wald, ohne den Schulleiter vorher informiert zu haben und murmelte leise Flüche vor sich hin. Sie hatte schon einen zu großen Vorsprung, sodass er sie nicht mehr daran hindern konnte, den Wald zu betreten. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr zu folgen und zu hoffen, dass sie die beiden nicht vor ihm finden würde.
Er folgte den Geräuschen, die sie verursachte, was für ihn kein Problem war, da er ein ausgezeichnetes Gehör hatte und Serena nicht im Geringsten versuchte, leise zu sein. Er selbst gab sich Mühe, so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen, was er schon automatisch tat, das steckte einfach zu tief in ihm.
Auch er hörte dann entfernte Schreie und ging in die Richtung weiter, von wo diese aufgeklungen waren.



*




„AVADA KEDAVRA!“ schrie Lucius und ein grüner Lichtstrahl schoss aus dessen Zauberstab direkt auf McClaggan zu. Er traf ihn direkt in die Brust. Lucius wusste, dass er ihn damit nicht töten konnte, aber er hoffte ihn damit so lange außer Gefecht setzten zu können, bis er ihm die Spritze verpasst hatte.
McClaggan bäumte sich auf, als ihn der Fluch traf, und fauchte und brüllte wild. Doch Lucius fiel sofort auf, dass er sich nicht mehr so gut bewegen konnte, daraufhin schickte er noch einmal einen Fluch gegen ihn, der ihn dann tatsächlich paralysierte. Lucius zögerte nun keine Sekunde mehr, er rannte los, um sich auf ihn zu stürzen, er hatte seine Hand mit der Spritze erhoben und holte aus, um zuzustoßen. Sein Arm schoss nach unten, er wollte ihn endlich tot sehen, sein Gesicht war hassverzerrt, aber auch so etwas wie Triumph leuchtete nun in seinen Augen auf. Gleich hatte er es geschafft ...
Er war nur noch einen Meter von ihm entfernt, als plötzlich vor ihm eine andere Person auftauchte und sich zwischen ihn und McClaggan warf. Er hörte noch einen verzweifelten Schrei.
„Neiiiiiiiiin!“
Doch Lucius hatte so viel Kraft in den Stoß verwendet, dass er seinen Schwung nicht mehr bremsen konnte. Auch die Hand, welche die Spritze führte, konnte er nicht mehr stoppen. Es ging einfach alles zu schnell und ehe er es überhaupt richtig erfassen konnte, was geschehen war, hatte er den Inhalt der Spritze nicht McClaggan in den Hals gejagt, sondern - er starrte auf die Person vor ihm - die Spritze, die er wieder automatisch herausgezogen hatte, ließ er plötzlich fallen, als wäre sie glühend heiß geworden –, vor ihm war niemand anderes, als seine Schwester Serena.

Sie hatte, als sie erkannte, was Lucius vorhatte, sich ohne groß zu überlegen zwischen die Beiden geworfen. Sie wollte um jeden Preis verhindern, dass er Leonardo tötete.
Serena starrte ihn nun aus weit geöffneten Augen an, begann zu wanken und stürzte nach hinten auf den Mantikor, der sich jetzt langsam wieder zu bewegen begann, und stieß erneut einen erstickten leisen Schrei aus, als sie auf Leonardo landete.
Lucius klappte der Mund auf und sein Herz setzte für einen Moment lang aus, als er erkannte, was er soeben getan hatte. Entsetzt sah er auf seine Schwester, die vor ihm auf dem Boden lag und nach Luft zu ringen begann.
„Serena“, hauchte Lucius, doch dann fiel sein Blick auf McClaggan, der sich - er hatte das Gefühl, er sah nicht richtig und schaute dann ein zweites Mal genauer hin - ja, der sich zurück verwandelte. Und das ging rasend schnell. Innerhalb von einer Minute lag Leonardo McClaggan in seiner menschlichen Gestalt vor ihm. Lucius verstand die Welt nicht mehr. Was machte Serena hier, sie sollte doch bei Narzissa sein und warum hatte sich McClaggan zurück verwandelt?
Lucius starrte seine Schwester an und er fühlte, wie seinen Knie weich wurden. McClaggan, der sich inzwischen wieder voll bewegen konnte, nahm seine Frau in seine Arme und sah sie verzweifelt an.
„Serena! Wie konntest du nur, du hättest das nicht tun sollen!“ entsetzt sah er sie an, seine Hände hatten sich in ihre Schultern gebohrt, so als könnte er sie auf diese Art und Weise festhalten und verhindern, dass sie sterben würde.
Serena hob ihren Kopf und sah Leonardo in die Augen.
„Mein Liebling. Dafür bist du jetzt frei, der Fluch ist gebannt“, presste sie hervor und man konnte hören, dass ihr das Reden sehr schwer fiel, „du kannst jetzt ein normales Leben führen“, flüsterte sie nur noch schwach. Ihre Augen begannen zu flackern und ihr Körper zuckte in seinen Armen.
„Ich liebe dich“, hauchte sie, doch ihre Stimme war schon so schwach, dass nur noch Leonardo McClaggan sie vernehmen konnte. Dann ging erneut ein leichter Ruck durch ihren Körper und sie sank tot in den Armen ihres Mannes zusammen, der sie verzweifelt an sich heranzog und laut zu schreien begann.
„NEIIIIIIIIIIIIIINNNN!“, rief er und sein Schrei hallte im Wald wieder. Er schlang seine Arme um Serenas toten Körper und presste sie gegen sich.
„Serena, ich will nicht ohne dich leben, ich verzichte darauf, diesen Fluch los zu sein, ich will dich, das ist das Einzige, was ich will!“, rief er voll Verzweiflung und er begann zu weinen.
Lucius stand daneben und sah zu den beiden hinunter. Das war nicht das, was er wollte, er hatte es nicht gewollt, er wollte nicht, dass seine Schwester sterben sollte. Dann fiel sein Blick auf McClaggan und erneut flammte Hass gegen diesen Mann in ihm auf. Er war schuld, dass er seine Schwester verloren hatte. Zuerst hatte er sie mit sich genommen, und nun hatte sie sich für ihn geopfert. Dafür sollte er büßen. Er richtete seinen Zauberstab auf ihn und sah ihn mit hasserfüllten Augen an.
„Verdammter Hund!“, schrie Lucius ihn an. „Das war deine Schuld, das alles ist deine Schuld. Wegen dir ist sie jetzt tot! Deshalb wirst du auch sterben!“, er schleuderte ihm die Worte entgegen, seine Hand zitterte vor Wut und seine verengten Augen funkelten so Böse wie noch nie.
McClaggan sah auf und blickte Lucius entgegen. Dieser sah, dass dessen Augen irgendwie leer wirkten, auch zeigten sie keine Spur von Angst.
McClaggan legte Serena auf die Erde und stand dann langsam auf, er nahm dabei nicht den Blick von Lucius.
„Sie wusste immer, wie der Fluch gebrochen werden konnte. Dass ich frei wäre, wenn ein Mensch, den ich liebe, für mich sterben würde. Doch das wollte ich nie, ich ertrage es nicht, ohne sie zu leben. Töte mich ... auf was wartest du? Setz dem Ganzen ein Ende!“, die letzten Worte schrie er Lucius förmlich ins Gesicht.
Lucius kniff seine Augen noch mehr zusammen, richtete seinen Zauberstab auf McClaggans Herz, doch dann zögerte er.
„Nein ... oh nein, so einfach werde ich es dir nicht machen. Ich werde dafür sorgen, dass du am Leben bleibst und du wirst genauso leiden wie ich und Severus, als wir dachten, dass sie tot sei. Das ist eine viel schlimmere Strafe für dich als der Tod“, zischte Lucius ihm entgegen und senkte seinen Zauberstab.
In dem Moment sah er eine Gestalt aus dem Wald auf die Lichtung treten. Er wendete den Kopf und richtete automatisch den Zauberstab auf ihn, doch als er Severus erkannte, senkte er diesen wieder und sah ihn an.
Severus achtete nicht wirklich auf seinen Freund, sondern ging auf den toten Körper von Serena zu und sah sie einen Moment lang an, dann blickte er zu Leonardo.
„Du hast sie wirklich geliebt?“, fragte er leise, ihn nicht aus den Augen lassend.
McClaggan nickte und erwiderte den Blick von Snape.
„Mehr als mein Leben, sie war mein Ein und Alles“, erklärte er ebenso leise und Snape sah, wie erneut Tränen über dessen Wangen liefen. Er warf Lucius, der nur da stand und ihn beobachte, einen flüchtigen Blick zu und kniete sich dann zu Serena hinunter. Er entdeckte einen Stachel des Mantikors aus ihrer Seite ragen, in den sie gefallen sein musste, als sie sich zwischen die Beiden geworfen hatte. Wenn sie das Gift der Spritze nicht getötet hätte, dann aber auf jeden Fall das Gift des Stachels.
Er strich ihr mit seinen Fingern kurz über ihr Gesicht und zog dann ihren Zauberstab aus dem Umhang, stand wieder auf, ging einen Schritt zurück und sah McClaggan erneut an.
„Ist das wirklich dein Ernst, was du gerade gesagt hast?“, fragte Snape ruhig und musterte ihn ausgiebig.
„Es ist mein ganzer Ernst, Severus. Ich will ohne sie nicht leben, sie war mein Leben“, sagte er ruhig und in seiner Stimme war zu hören, dass es ihm ernst war, sehr ernst. Snape nickte stumm, erhob den Zauberstab von Serena und richtete ihn auf Leonardo McClaggan. Dieser stellte sich aufrecht hin nahm die Schultern zurück und sah Snape ins Gesicht, er wusste, was nun kommen würde.
„Danke“, flüsterte er kaum vernehmbar.
„AVADA KEDAVRA!“, rief Snape, und ein grüner Lichtstrahl schoss aus dem Zauberstab auf McClaggan zu. Dieser brach mit einem leisen Stöhnen tot vor ihm zusammen, dabei sackte er neben Serena zu Boden, wobei ein Arm auf ihren Körper fiel und es nun beinahe so aussah, als ob sie nur Arm in Arm schlafen würden.
Snape ließ den Zauberstab sinken, warf den beiden noch einmal einen kurzen Blick zu, dann glitt ihm der Zauberstab von Serena aus den Fingern und fiel klappernd zu Boden.
Darauf drehte er sich zu dem erstaunten Lucius Malfoy um.
„Bist du wahnsinnig geworden? Warum hast du das getan?“, fragte Lucius ihn überrascht. „Ich wollte nicht, dass er stirbt. Er hätte genauso leiden sollen, wie du und ich damals, als wir glauben mussten, dass sie tot sei. Severus, sag mir, warum hast du ihn getötet?“, forderte er ihn fassungslos auf.
„Das ist ganz einfach, Lucius“, er sah ihn nun direkt an, eine unheimliche Ruhe ging von seiner Stimme aus.
„Weil ich im Gegensatz zu dir, deiner Schwerster inzwischen verziehen habe“, sagte er ruhig, stellte sich neben Lucius und drehte seinen Kopf noch einmal zu den Beiden.
„Jetzt sind die beiden wenigstens wieder zusammen und ich hoffe, sie sind da, wo sie jetzt sind, glücklich zusammen“, erklärte er leise und wahrscheinlich auch mehr zu sich, als zu Lucius, der ihn nun entgeistert ansah.
„Wirst du langsam weich in der Birne? Kann es sein, dass dir das Leben da oben in Hogwarts nicht bekommt?“, fragte Lucius ihn nun total verwirrt, denn er konnte es nicht verstehen, wieso Severus so gehandelt hatte. Ihm war doch die Liebe weggenommen worden. Er hatte mitbekommen, wie dreckig es ihm gegangen war, die ersten Jahre danach und er hatte gesehen, wie Severus sich verändert hatte, durch das alles. Er konnte seinen Freund nicht verstehen und schüttelte immer wieder nur den Kopf.
„Vielleicht, Lucius. Ich weiß es nicht“, antwortete er ihm nur knapp und zuckte mit den Schultern. Er legte Lucius eine Hand auf dessen Schulter und sah ihn an.
„Ich weiß nur, dass ich Serena geliebt habe. Doch wenn sie mit ihm glücklich war, dann muss ich das wohl akzeptieren, so weh es mir selber auch tut, Lucius. Vielleicht wirst du es irgendwann einmal verstehen. Ich habe auch sehr lange dazu gebraucht“, erklärte er ihm. Malfoy sah ihn verwundert an, denn das war eine Seite, die er an seinem Freund nicht kannte und die ihn sehr verwunderte. Doch noch bevor er irgendetwas dazu sagen konnte sprach Snape weiter.
„Ich werde es Dumbledore erklären müssen. Ich erzähle ihm, sie sind von der Dunkelheit überrascht worden, er hat sich verwandelt und in dem Augenblick, als sie sich ihn mit einem Fluch vom Leib halten wollte, hat er sie mit einem seiner Giftstacheln getroffen, woraufhin er sich in dem Moment zurück verwandelt hat und ihn der Todesfluch als Mensch getroffen und getötet hat. Ich hoffe der Schulleiter wird es mir abkaufen“, stellte Snape ihm seine Variante für Albus Dumbledore vor.
„Du wirst es dem Dunklen Lord erklären müssen. Ich beneide dich nicht darum, er wird sehr enttäuscht sein“, sagte Snape zu seinem Freund, dessen Blick sich nun verfinsterte.
„Ich weiß, doch der Schmerz, den er mir zufügen wird, ist nichts im Vergleich zu dem, den ich empfinde, weil Serena tot ist“, erklärte er Snape, der nur kurz als Antwort nickte. Lucius war von sich selber überrascht, dass er so was sagte, denn es war normalerweise nicht seine Art, irgendwelche seiner Gefühle einem anderen Menschen zu offenbaren. Vielleicht waren es Severus’ Worte, die ihn dazu veranlasst hatten.
„Ich denke, im Nachhinein gesehen, ist es auch für uns besser, dass er tot ist. So haben wir keine Zeugen“, sagte Lucius, jetzt wieder in seiner alten, abgebrühten Art und Weise.
„Mit Sicherheit, Lucius.“ Auch Snape hatte zu seiner alten Verhaltensweise zurückgefunden und sah Malfoy jetzt an.
„Am Besten du gehst sofort zu ihm. Oder möchtest du, dass ich mitkomme?“, fragte er Malfoy und sah ihn abwartend an. „Ich kann dem Schulleiter auch erst etwas später Bescheid geben“, fügte er noch hinzu, als er Malfoys überlegendes Gesicht sah.
„Nein, mein Freund, das ist nicht nötig. Ich werde alleine gehen. Aber ich danke dir für dein Angebot. Ich werde dir das nicht vergessen“, erwiderte er, reichte Snape seine Hand, der sie nahm und seinem Freund mit der anderen Hand auf die Schulter klopfte.
„Viel Glück“, fügte Snape noch an.
„Danke, dir auch.“
Lucius dreht sich ohne einen weiteren Blick auf die Toten zu werfen um und verließ den Verbotenen Wald, um sich auf den Weg zum Dunklen Lord zu machen, dem er nun erklären musste, dass sein genialer Plan gescheitert war ...

ENDE
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